Das Restaurant ist ausgestorben (es ist der zweite Weihnachtsfeiertag), vor der Tür sitzt eine Gruppe bei Getränken und während wir reinkommen zahlt und geht gerade die andere Gruppe am Tisch neben uns. Im Laufe des Essens kommen aber wieder mehrere kleinere Gruppen rein um einen Wein oder Cocktails zu trinken. Aber die Küche bleibt offen und das ist was für uns zählt.
Den Auftakt machen „Miso tiradito 味噌辣汁生魚片“. Das ist laut Karte „geschnittener weißer Fisch“ mit Misosauce, Cashewnüssen, Chili, Koriander und Avocado. Die typische Säure ist enthalten und machen das Gericht ansprechend, die Cashewnüsse vermitteln aber einen recht rustikalen Eindruck.

Parallel dazu kommt „Ceviche Nikkei 日式秘魯風味酸橘汁醃魚生“, auch hier ist laut Karte wieder der weiße Fisch dabei, dazu Oktopus, Reisessig, Mirin, Sojasauce, Dashi, Zitronensaft, Koriander, rote Zwiebel und Avocado. Gut! Der Mix aus frischem rohen Fisch mit Zwiebeln, Chili und Säure durch die Zitrone ist ja fast immer ein Garant für ein gutes Gericht.

Interessiert hatte uns noch das „Tuna tartare 吞拿魚他他“, bei dem Thunfischtartar jeweils auf Shisoblättern mit kleinen frittierten Bällchen (die Karte sagt „Wasabi Tempura“) serviert wird. Das Problem mit Shiso oder Perilla ist sein dominanter Geschmack, herber Minze etwas ähnelnd. Die Blätter rollt man auf und isst sie einzeln mit den Fingern aber außer Shiso mit etwas Crunch und Schmelz schmecken wir hier nichts.

Aus der „Size Matters“-Sektion der Karte nehmen wir noch „Fraldinha 烤牛腹扒“, 300g gegrilltes Flank Steak mit Farofa und Feijao (Bohnen) Salad (leider kein Foto). Das ist gut gemacht, wie ich finde sehr authentisch und passt gut. Farofa ist in Brasilien beliebtes geröstetes Maniokmehl welches einem einen Panadeeindruck zum Fleisch vermittelt. Auch wenn das in Brasilien beliebt ist, schiebe ich die mindestens 100-150 Gramm auf unserem Teller nach 2-3 Gabeln dann doch lieber beiseite.
Der echte Kracher kommt dann aber beim Dessert mit „Yuzu mousse 柚子慕絲“, eine unscheinbare weiße dichte und geschmackstiefe Mousse aus Yuzu garniert mit getoasteten Kokosraspeln auf einer karamellisierten Ananas. Es sieht nicht nach viel aus aber alles hieran gefällt mir absolut fabelhaft, die dichte Creme ist ein Hochgenuss und die Ananas steuert eine saure Süße bei, die das Ganze für den Unkostenbeitrag von 75 Hong Kong Dollar oder €8,70 in die Karibik versetzt (* bis **). Davon bestelle ich mittendrin noch eine zweite Portion und leere danach alles aus.

Der Guide Michelin gibt hier keine Empfehlung und ich kann es auf Basis unseres Essens knapp nachvollziehen – außer natürlich bei der Yuzu Mousse. Dazu ist es nicht ganz günstig, die Vorspeisen kosten alle ca. €20 und unser Steak ca. €43. Alles natürlich kein Wucher aber es gibt in Hong Kong einfach viele andere Optionen, die ähnlich Spaß für weniger machen. Trotzdem eine gute Option um sich abends einen Drink zu genehmigen und daneben etwas kleines zu essen. Oder natürlich für Besucher mit Brasilien-Heimweh.
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