"Genießen Sie unsere exzellente Küche, inspiriert von den international anerkannten Chefs von Relais & Châteaux"
So wirbt die MS Silversea mit ihrem Restaurants was zumindest bei mir hohe Erwartungen erzeugte im Vorfeld meiner gebuchten Karibik-Kreuzfahrt. In der Realität war mir klar dass auf Grund der Gegebenheiten an Bord niemals die Leistung eines Relais & Châteaux Hauses (in der unter anderem die Spitzenreiter der deutschen Gastronomie vertreten sind) erreicht werden kann.
Die Whisper hat vier Restaurants, im Hauptrestaurant wird keine Reservierung benötigt und es gibt eine freie Sitzplatzauswahl (Gelegenheiten gab es immer genügend). In den anderen drei muss vorher reserviert werden, im "Le Champagne" gibt es einen Aufpreis von 60 Dollar, ansonsten aufschlagsfrei.
Das Frühstück hatte ich immer im "La Terrazza" als Büffet eingenommen, das war solide aber langweilig. Nach der Speisenauswahl wurde einem der Teller abgenommen und man wurde zum Tisch geleitet wenn man möchte, ich verzichtete darauf.
Ein Mittagessen hatte ich außer einmal paar langweiligen Nudeln nie und kann darüber nichts schreiben.
"The Restaurant"
Die Tischzuweisung
Beim ersten Besuch hatte ich ein Problem, ich war der erste Gast und wurde an den Katzentisch gesetzt. Er war direkt an der Küche, es zog und es war unruhig und laut. An den weiteren Abenden ignorierte ich die Zuweisung der Bedienungen was problemlos war (man wollte mich wieder dort platzieren...) und setzte mich hin wo ich wollte ohne dass jemand murrte.
Man (oder Frau) wurde wenn gewünscht eingehakt von den Servicekräften zum Tisch geführt was manche Damen sichtlich genossen, ich bevorzugte einen freien Gang. Im Gegensatz zu den Restaurants wo man bestellen musste hatte ich einen Tischnachbar bei Andrang was kein Nachteil war, dadurch entstanden interessante Gespräche mit Gästen aus vielen Ländern unserer Welt.
Der Service
Sehr aufmerksam und professionell. Ich wurde gut betreut und wenn nur Kleinigkeiten auf dem Teller übrig blieben wurde nachgefragt ob es denn nicht geschmeckt hätte und ob ich was anderes haben möchte.
Meine Abneigung gegen Knoblauch hatte sich schnell herumgesprochen und ich musste es teilweise gar nicht mehr erwähnen. Auch an den Bars wussten die meisten Bedienungen schnell meine Vorlieben und waren ganz stolz zu erraten was ich denn trinken möchte.
Der Dienst am Kunden war beispielhaft und ich befürchte dass ich diesen Standard bei anderen Schiffen in der Zukunft vermissen werde.
Das Dinner
Ich werde exemplarisch ein Abendessen beschreiben. Die Auswahl an den anderen Tagen wechselte natürlich, war vom Ablauf aber her ähnlich. Es gab zwei Abschnitte in der Karte, das "Steakhouse Menü" und die "Chef Selektion", ich fasse beides zusammen.
Vorspeisen:
Black Angus Beef Tartar
Swordfish Carpaccio
Shrimp Ritz Martin
Burgundy Snails
Grilled Foie Gras
Assiette of Artichokes
Das Tartar und alle Carpaccios die es auf der Reise gab waren einwandfrei und meist die Höhepunkte der Menüs. Das kann die Küche und würde auch in gehobenen Häusern auf dem Festland die Geschmäcker überzeugen. Am liebsten hätte ich im Nachhinein alle kalten Vorspeisen bestellt und wäre danach glücklich und satt gewesen.
Suppen, Salate und Nudeln:
Lobster Bisque
Tomato Velouté
Porcine Velauté
Baby Leaf Salad
Penna alla San Remese
Die Suppen hatten oft einen intensiven Geschmack und erschienen mir nie als Fertigprodukte. Dafür waren die Salate erstaunlich geschmacklos und fade, zumindest meine beiden ersten (und damit auch letzten).
Sorbet
Pink Champagne
Die Sorbets waren frisch, hatten Eigengeschmack und waren geschmeidig. Ich konnte es mir nicht nehmen und bestellte zu jedem eine passende Sauce, hier natürlich ein Gläschen Champagner.
Hauptgänge
Filet of Atlantic Salmon
Fish of the Day
Filet of Atlantic Salmon
Whole-roasted Free-range Baby Chicken
Grilled Filet Mignon (6 oz.)
New York Strip Steak (8 oz.)
Charred Pork Chop
Grilled Main Lobster
Dover Sole
Black Angus Wellington
Baby Vegetable Ragout
Eine gigantische Auswahl (nur vielleicht für Vegetarier nicht), dazu noch neun verschiede Soßen ("Crainy Mustard", "Five-Pepper", "Mint and Coriander Relish"...) und Gemüse und Kartoffeln nach Wunsch ("Parsley Potatoes", "Green Asparagus", "Mushroom Fricasee"...). Wer hier nichts findet ist selber schuld.
Die Qualität ging bei mir von fantastisch (der Hummer) über die Rindersteaks (sehr gut und zart) zum Mittelmaß (die sparsam gewürzten Gemüsesorten) bis zum Abgrund (ein Rehsteak war für mich nicht genießbar, ein Klumpen Fleisch, unaromatisch, fast roh und kalt). Mein Rinderfilet mit Pfeffersauce an diesem Abend war auf den gewünschten Punkt gegrillt bzw. gegart, kein raffinierter Gang aber solide und sehr zart.
Wie diese Unterschiede zustande gekommen waren konnte ich nicht herausfinden. Andere Reisende meinten dass das Essen früher auf dem Schiff besser war. Vielleicht war der Chefkoch im Urlaub, an den Produkten kann es meiner Meinung nach nicht gelegen haben.
Desserts
Die gab es auf einer Extrakarte die ich nicht mitgenommen hatte. Da ich meist keines gewählt hatte kann ich dazu auch nicht viel beitragen, einen ungewöhnlich spannenden Abschluss des Menüs habe ich nicht in Erinnerung. Gut waren die Pralinen die zum Kaffee gereicht wurden.
Getränke
Fast alle Getränke waren beim Preis der Reise inkludiert, auch viele Champagnersorten und edle Spirituosen. Ich hielt mich meist an der täglich wechselten Weinempfehlung (aus der USA, Frankreich, Südafrika etc., ein deutscher war nie dabei) ohne mir einen Namen gemerkt zu haben.
Ein zufällig kennen gelernter Tischnachbar hatte noch 1.000 Dollar auf seinem Bordkonto das wir nach und nach mit Getränken leer machten, so kam ich in den Genuss eines 595$ teuren Jahrgangschampagner von 2004 den ich mir sonst nie geleistet hätte. Vielleicht fehlt mir der Geschmack und die Zunge dafür, aber schätzen konnte ich das nicht. Eventuell ist der Flasche das jahrelange Schunkeln auf dem Schiff nicht gut bekommen, einen spürbaren Unterschied zu einem "normalen" Champagner konnte ich nicht feststellen. Vielleicht bin ich auch einfach nur ein Banause.
"La Terrazza"
Das italienische Restaurant des Schiffs mit "authentischer" Küche. Am Tag dient es als Büffetrestaurant, abends wird es in ein schickes Lokal mit mediterranischen Flair verwandelt. Ich trank die Weinempfehlung des Abends "Banfi, Fumaio Sauvignon Blanc & Chardonnay, Toskana 2013" und hatte dabei folgendes zur Auswahl:
Antipasti
Insalatina di Campo, Parmigiano, Noci e Capperi con Salsa alle Erbe
Insalata di Gamberi con Salsa di Lattuga
Uovo, Asparagi e Fonduta di Parmigiano
Insalata Caprese
Carpaccio di Pesce Spada ai Pinoli e Aceto Balsamico
Carpaccio Classico con Rucola e Parmigiano
Quaglia Arrosto, Polenta "Biancoperla" alla Griglia
Selezioni di Antipasti "La Terrazza"
Zum Glück waren die Gerichte zusätzlich in Englisch, nicht alles hätte ich übersetzen können. Gewählt hatte ich das Schwertfisch Carpaccio, fein geschnitten, gut gewürzt und eine passende Komposition mit den Kapern, den Piniennüssen und dem Essig, Chapeau!
Pasta
Risotto "Grumolo delle Abbadesse" ai Funghi Porcini
Ravioli de Pecorino
Pansotti in Salsa di Noci
Zuppa di Pasta e "Fagiolina del Trasimeno"
Pappardelle Pasta with Duck Ragout
Le Trenette al Pesto
Bigoli alla Siciliana
Trasimeno-Bohnen hatte ich wissentlich noch nie gegessen obwohl sie geschmacklich die ungekrönte Königin aller Bohnen sein sollen. Meine Suppe davon war herrlich, trotz des eher rustikalen Geschmacks vermutlich wegen den Kartoffeln hatte sie eine feine Note und war perfekt abgeschmeckt, die Bestellung hatte sich gelohnt.
Secundi
Bocconcini di Cervo al Vino Bianco
Saltimbocca alla Romana
Filetto di Pesce fresco del Giorni con Peperoncino e Peperoni
Filetto di Tonno, Salsa di Pomodori Secchi
Innerlich hatte ich mich auf den Fisch des Tages eingestellt und war hocherfreut dass zusätzlich mündlich die Tagesempfehlung "Lobster Thermidor" anvisiert wurde. Mir wurde ein ordentlicher Hummer traditionell in seiner Schale serviert. Das Ragout war sehr zart, gut abgeschmeckt und der Höhepunkt meiner Hauptgänge auf diesem Schiff.
Dolci
Tiramisù
Gelatti
Cannoli
Tortino al Cioccolato
Zabaglione
Einen Nachtisch gab es bei mir nur in flüssiger Form, die Grappa-Auswahl war gut und ausreichend.
Ich hatte den Abend genossen und im Nachhinein bereut nur einmal dieses Restaurant besucht zu haben. Die Auswahl war groß und wechselte während der Reise ständig. Der Service war aufmerksam und gut und am Essen hatte ich nichts auszusetzen, Buon Appetito!
"Le Champagne"
Das einzige "Weinrestaurant" des Schiffes, die Bezeichnung hatte ich nicht verstanden den in den anderen Gastronomiebetrieben gibt es natürlich auch nicht nur Bier zur Getränkeauswahl. Trotz eines Aufpreises von sechzig Dollar war es ausgebucht, ich hatte zum Glück im Vorfeld bereits einen Platz gebucht.
Die Begrüßung war für dieses Schiff ungewöhnlich reserviert, ohne Lächeln wurden wir zu unserem Tisch geleitet (vielleicht etwas zu viel auf "vornehm" gemacht). Die circa sechs Tische waren apart gedeckt und gaben einen eleganten Eindruck auch durch die in Regalen gelagerten edlen Rotweinflaschen.
Es gab ein Glas Champagner zum Auftakt und die Speisekarte mit folgenden Angeboten:
Assiette de hors d'oeuvre "Le Champagne"
Foie Gras Cone, Butternut, King Scallop, Lime, Lobster, Mango, Porcini Cappuccino
Ein schöner Einstieg der Lust auf mehr machte. Lauter Kleinigkeiten die schick angerichtet waren und pikant geschmeckt hatten, ich freute mich danach auf die weiteren Gänge.
Entrées Froides
Carpaccio de Thon Rouge · Parfum Trois Moutardes
Marbré de Foie d'Oie et Canard · Épices Douces
Homard du Maine · Caviar d'Élevage
Caviar & Condiments
Es ging gut weiter mit dem Kaviargang (der eigentlich keiner war, die Eier waren nicht vom Stör sondern von einem amerikanischen Atlantikfisch). Viel Kunst war allerdings nicht dabei, er wurde traditionell mit den üblichen Beilagen serviert. Einen "Echten" hätte es gegen einen hohen Aufpreis gegeben.
Entrées Chaudes
Risotto à la Feuille d'Or
Foie de Canard Poélè · Compote de Fruits des Bois
St-Jacques Grillées · Vinaigrette à la Noisette
Da ich weder Risotto noch Jakobsmuscheln mag geschweige denn Gänseleber setzte ich diesen Gang aus.
Entre-Deux
Bouillon de Sole au Camembert
Bisque de Homard
Farandole de Cépes · Essence de Truffes
Der kulinarische Tiefpunkt der Reise und garantiert in meinem persönlichen "Unmenü des Jahres". Was die Küche sich dabei gedacht hatte kann ich nicht nachvollziehen. Auf drei Stücke Käse wurde eine weiße Brühe geschüttet die wirklich nur nach warmen Wasser schmeckte.
Ich habe keine Ahnung ob eine Seezunge zu wenig Eigengeschmack hat das man keine anständige Consommé daraus machen kann oder ein Koch das Rezept falsch verstanden hatte. In dieser Art gab es keinen Sinn und wurde von mir fast vollständig zurückgeben. Das mache ich eigentlich bei Tier-Gerichten sehr ungern, hier hatte ich kein schlechtes Gewissen denn der Fischanteil muss sehr gering gewesen sein (vielleicht nur die Bäckchen eines Fisches auf paar Liter?).
Unabhängig davon kann ich die Mischung Käse / Bouillon nur sehr eingeschränkt empfehlen und werde so was nicht mehr bestellen.
Terre et Mer
Homard de Rochester Thermidor
Sole de la Petite Péche
Cerf en Croûte
Carré d'Agneau · Fondue de Fenouil · Fleurs de Thym
Poélèe de Filets de Pigeon
Ich hatte in drei Restaurants den traditionellen Hummer und hier war es die schwächste Küchenleistung. Der Pilzanteil war viel zu hoch, von Fleisch war wenig zu sehen und die Soße war matt ohne einen großen Eigengeschmack. Mein Essensnachbar sprach von "Pilzragout" und war so enttäuscht wie ich.
Douceurs
Soufflé au Grand Marnier Centenaire
Suzette à ma Façon
Trilogie de Mi-cuits
Eine anständige und mir etwas zu süße Variation von "Valrhona Chocolate Lava Cakes" die ok waren aber ohne eine große bleibende Erinnerung. Ich vermisste was Kaltes und frisches a la "Variation von Sorbets" bei den warmen Temperaturen die wir hatten.
Fazit
Mein Tischnachbar nannte den Abend ein "Desaster" und beschwerte sich später bei der Serviceleitung die uns als Entschädigung dafür zu einer extra zubereiteten Portion Hummer im Hauptrestaurant eingeladen hatte. Ganz so schlimm fand ich es nicht, aber der Aufpreis war das Essen nicht wert und ich würde dort nicht mehr einkehren wollen wenn ich nochmal auf das Schiff komme.
Das Personal hatte nicht seinen besten Tag. Ich hatte ein Sorbet zwischen den Gängen bestellt was problemlos akzeptiert wurde aber nie serviert wurde. Dann wollte ich eine Kopie des Menüs haben was ich erst beim dritten Nachfragen zwei Tage später von der Chefin bekommen hatte. Da auch das Lachen bei den Bedienungen unter Strafe stand und alles zu ernst genommen wurde fühlte ich mich nicht wohl und war froh wie der Abend vorbei war, schade.
"Pool Bar & Grill"
Das einzige Lokal das ich nicht besuchte. Man kann im Freien sitzen was ich bei der Hitze nicht unbedingt wollte. Serviert wurden Gerichte (Steaks, Fisch...) auf dem heißen Stein. An einem Abend wollte ich spontan hin, um sieben Uhr waren alle Tische frei. Der arrogante Oberkellner meinte mich bestrafen zu wollen weil ich keine Reservierung hatte und sagte dass erst ab acht Uhr ein Tisch frei wäre. Veralbern kann ich mich selbst und war seit dem nicht mehr dort gesehen.
Zusammenfassung
Ich fühlte mich wie im Schlaraffenland, Essen und Trinken im Überfluss, gute Geister bedienen einem und die Speisen werden einem fast in den Mund gelegt. An Luxusprodukten wurde nicht gegeizt und man wurde animiert mehr zu nehmen als man eigentlich wollte.
Das lässt sich die Reederei natürlich teuer bezahlen, und jetzt kommt das Meckern auf sehr hohem Niveau, dafür war die Leistung leider nicht immer zufrieden stellend. Im Großen und Ganzen war es ok, vielleicht war meine Erwartungshaltung auch zu hoch.
Ich würde immer wieder dieses Schiff buchen (regelmäßige Lotterie Gewinne vorausgesetzt), das "Le Champagne" meiden, mehr ins "La Terrazza" gehen und auch mal ein Steak auf dem heißen Stein in der "Pool Bar & Grill" essen. Und danach wie bei dieser Kreuzfahrt täglich in die Grappabar gehen um einen schönen Digestiv zu nehmen, Salut!
Nachtrag
Reisen bildet, so auch hier. Wer kann folgende Fragen beantworten? Zu gewinnen gibt es nur ein virtuelles "Bon Appétit" und die Auflösung gibt es bei Google:
Was bedeutet "Insalatina di Campo, Parmigiano, Noci e Capperi con Salsa alle Erbe"?
a) Mit Kaviar ("die reichen Erben")
b) Mit Kräutern
c) Mit Kartoffeln
d) Mit Erbsen
Risotto "Grumolo delle Abbadesse" ai Funghi Porcini ist...
a) Eine Gemeinde in Nordostitalien
b) Fast roher Reis
c) In Grappa eingelegt
d) Mit Parmaschinken
"Soufflé au Grand Marnier Centenaire" ist
a) Überflüssig
b) Übermaß
c) Im Zentrum
d) Hundertjährig
Die "Bouillon de Sole au Camembert" schmeckte mir nach (mehrere Antworten möglich)
a) Nix
b) Nichts
c) Gar nichts
d) Überhaupt nichts
Mahlzeit!
So wirbt die MS Silversea mit ihrem Restaurants was zumindest bei mir hohe Erwartungen erzeugte im Vorfeld meiner gebuchten Karibik-Kreuzfahrt. In der Realität war mir klar dass auf Grund der Gegebenheiten an Bord niemals die Leistung eines Relais & Châteaux Hauses (in der unter anderem die Spitzenreiter der deutschen Gastronomie vertreten sind) erreicht werden kann.
Die Whisper hat vier Restaurants, im Hauptrestaurant wird keine Reservierung benötigt und es gibt eine freie Sitzplatzauswahl (Gelegenheiten gab es immer genügend). In den anderen drei muss vorher reserviert werden, im "Le Champagne" gibt es einen Aufpreis von 60 Dollar, ansonsten aufschlagsfrei.
Das Frühstück hatte ich immer im "La Terrazza" als Büffet eingenommen, das war solide aber langweilig. Nach der Speisenauswahl wurde einem der Teller abgenommen und man wurde zum Tisch geleitet wenn man möchte, ich verzichtete darauf.
Ein Mittagessen hatte ich außer einmal paar langweiligen Nudeln nie und kann darüber nichts schreiben.
"The Restaurant"
Die Tischzuweisung
Beim ersten Besuch hatte ich ein Problem, ich war der erste Gast und wurde an den Katzentisch gesetzt. Er war direkt an der Küche, es zog und es war unruhig und laut. An den weiteren Abenden ignorierte ich die Zuweisung der Bedienungen was problemlos war (man wollte mich wieder dort platzieren...) und setzte mich hin wo ich wollte ohne dass jemand murrte.
Man (oder Frau) wurde wenn gewünscht eingehakt von den Servicekräften zum Tisch geführt was manche Damen sichtlich genossen, ich bevorzugte einen freien Gang. Im Gegensatz zu den Restaurants wo man bestellen musste hatte ich einen Tischnachbar bei Andrang was kein Nachteil war, dadurch entstanden interessante Gespräche mit Gästen aus vielen Ländern unserer Welt.
Der Service
Sehr aufmerksam und professionell. Ich wurde gut betreut und wenn nur Kleinigkeiten auf dem Teller übrig blieben wurde nachgefragt ob es denn nicht geschmeckt hätte und ob ich was anderes haben möchte.
Meine Abneigung gegen Knoblauch hatte sich schnell herumgesprochen und ich musste es teilweise gar nicht mehr erwähnen. Auch an den Bars wussten die meisten Bedienungen schnell meine Vorlieben und waren ganz stolz zu erraten was ich denn trinken möchte.
Der Dienst am Kunden war beispielhaft und ich befürchte dass ich diesen Standard bei anderen Schiffen in der Zukunft vermissen werde.
Das Dinner
Ich werde exemplarisch ein Abendessen beschreiben. Die Auswahl an den anderen Tagen wechselte natürlich, war vom Ablauf aber her ähnlich. Es gab zwei Abschnitte in der Karte, das "Steakhouse Menü" und die "Chef Selektion", ich fasse beides zusammen.
Vorspeisen:
Black Angus Beef Tartar
Swordfish Carpaccio
Shrimp Ritz Martin
Burgundy Snails
Grilled Foie Gras
Assiette of Artichokes
Das Tartar und alle Carpaccios die es auf der Reise gab waren einwandfrei und meist die Höhepunkte der Menüs. Das kann die Küche und würde auch in gehobenen Häusern auf dem Festland die Geschmäcker überzeugen. Am liebsten hätte ich im Nachhinein alle kalten Vorspeisen bestellt und wäre danach glücklich und satt gewesen.
Suppen, Salate und Nudeln:
Lobster Bisque
Tomato Velouté
Porcine Velauté
Baby Leaf Salad
Penna alla San Remese
Die Suppen hatten oft einen intensiven Geschmack und erschienen mir nie als Fertigprodukte. Dafür waren die Salate erstaunlich geschmacklos und fade, zumindest meine beiden ersten (und damit auch letzten).
Sorbet
Pink Champagne
Die Sorbets waren frisch, hatten Eigengeschmack und waren geschmeidig. Ich konnte es mir nicht nehmen und bestellte zu jedem eine passende Sauce, hier natürlich ein Gläschen Champagner.
Hauptgänge
Filet of Atlantic Salmon
Fish of the Day
Filet of Atlantic Salmon
Whole-roasted Free-range Baby Chicken
Grilled Filet Mignon (6 oz.)
New York Strip Steak (8 oz.)
Charred Pork Chop
Grilled Main Lobster
Dover Sole
Black Angus Wellington
Baby Vegetable Ragout
Eine gigantische Auswahl (nur vielleicht für Vegetarier nicht), dazu noch neun verschiede Soßen ("Crainy Mustard", "Five-Pepper", "Mint and Coriander Relish"...) und Gemüse und Kartoffeln nach Wunsch ("Parsley Potatoes", "Green Asparagus", "Mushroom Fricasee"...). Wer hier nichts findet ist selber schuld.
Die Qualität ging bei mir von fantastisch (der Hummer) über die Rindersteaks (sehr gut und zart) zum Mittelmaß (die sparsam gewürzten Gemüsesorten) bis zum Abgrund (ein Rehsteak war für mich nicht genießbar, ein Klumpen Fleisch, unaromatisch, fast roh und kalt). Mein Rinderfilet mit Pfeffersauce an diesem Abend war auf den gewünschten Punkt gegrillt bzw. gegart, kein raffinierter Gang aber solide und sehr zart.
Wie diese Unterschiede zustande gekommen waren konnte ich nicht herausfinden. Andere Reisende meinten dass das Essen früher auf dem Schiff besser war. Vielleicht war der Chefkoch im Urlaub, an den Produkten kann es meiner Meinung nach nicht gelegen haben.
Desserts
Die gab es auf einer Extrakarte die ich nicht mitgenommen hatte. Da ich meist keines gewählt hatte kann ich dazu auch nicht viel beitragen, einen ungewöhnlich spannenden Abschluss des Menüs habe ich nicht in Erinnerung. Gut waren die Pralinen die zum Kaffee gereicht wurden.
Getränke
Fast alle Getränke waren beim Preis der Reise inkludiert, auch viele Champagnersorten und edle Spirituosen. Ich hielt mich meist an der täglich wechselten Weinempfehlung (aus der USA, Frankreich, Südafrika etc., ein deutscher war nie dabei) ohne mir einen Namen gemerkt zu haben.
Ein zufällig kennen gelernter Tischnachbar hatte noch 1.000 Dollar auf seinem Bordkonto das wir nach und nach mit Getränken leer machten, so kam ich in den Genuss eines 595$ teuren Jahrgangschampagner von 2004 den ich mir sonst nie geleistet hätte. Vielleicht fehlt mir der Geschmack und die Zunge dafür, aber schätzen konnte ich das nicht. Eventuell ist der Flasche das jahrelange Schunkeln auf dem Schiff nicht gut bekommen, einen spürbaren Unterschied zu einem "normalen" Champagner konnte ich nicht feststellen. Vielleicht bin ich auch einfach nur ein Banause.
"La Terrazza"
Das italienische Restaurant des Schiffs mit "authentischer" Küche. Am Tag dient es als Büffetrestaurant, abends wird es in ein schickes Lokal mit mediterranischen Flair verwandelt. Ich trank die Weinempfehlung des Abends "Banfi, Fumaio Sauvignon Blanc & Chardonnay, Toskana 2013" und hatte dabei folgendes zur Auswahl:
Antipasti
Insalatina di Campo, Parmigiano, Noci e Capperi con Salsa alle Erbe
Insalata di Gamberi con Salsa di Lattuga
Uovo, Asparagi e Fonduta di Parmigiano
Insalata Caprese
Carpaccio di Pesce Spada ai Pinoli e Aceto Balsamico
Carpaccio Classico con Rucola e Parmigiano
Quaglia Arrosto, Polenta "Biancoperla" alla Griglia
Selezioni di Antipasti "La Terrazza"
Zum Glück waren die Gerichte zusätzlich in Englisch, nicht alles hätte ich übersetzen können. Gewählt hatte ich das Schwertfisch Carpaccio, fein geschnitten, gut gewürzt und eine passende Komposition mit den Kapern, den Piniennüssen und dem Essig, Chapeau!
Pasta
Risotto "Grumolo delle Abbadesse" ai Funghi Porcini
Ravioli de Pecorino
Pansotti in Salsa di Noci
Zuppa di Pasta e "Fagiolina del Trasimeno"
Pappardelle Pasta with Duck Ragout
Le Trenette al Pesto
Bigoli alla Siciliana
Trasimeno-Bohnen hatte ich wissentlich noch nie gegessen obwohl sie geschmacklich die ungekrönte Königin aller Bohnen sein sollen. Meine Suppe davon war herrlich, trotz des eher rustikalen Geschmacks vermutlich wegen den Kartoffeln hatte sie eine feine Note und war perfekt abgeschmeckt, die Bestellung hatte sich gelohnt.
Secundi
Bocconcini di Cervo al Vino Bianco
Saltimbocca alla Romana
Filetto di Pesce fresco del Giorni con Peperoncino e Peperoni
Filetto di Tonno, Salsa di Pomodori Secchi
Innerlich hatte ich mich auf den Fisch des Tages eingestellt und war hocherfreut dass zusätzlich mündlich die Tagesempfehlung "Lobster Thermidor" anvisiert wurde. Mir wurde ein ordentlicher Hummer traditionell in seiner Schale serviert. Das Ragout war sehr zart, gut abgeschmeckt und der Höhepunkt meiner Hauptgänge auf diesem Schiff.
Dolci
Tiramisù
Gelatti
Cannoli
Tortino al Cioccolato
Zabaglione
Einen Nachtisch gab es bei mir nur in flüssiger Form, die Grappa-Auswahl war gut und ausreichend.
Ich hatte den Abend genossen und im Nachhinein bereut nur einmal dieses Restaurant besucht zu haben. Die Auswahl war groß und wechselte während der Reise ständig. Der Service war aufmerksam und gut und am Essen hatte ich nichts auszusetzen, Buon Appetito!
"Le Champagne"
Das einzige "Weinrestaurant" des Schiffes, die Bezeichnung hatte ich nicht verstanden den in den anderen Gastronomiebetrieben gibt es natürlich auch nicht nur Bier zur Getränkeauswahl. Trotz eines Aufpreises von sechzig Dollar war es ausgebucht, ich hatte zum Glück im Vorfeld bereits einen Platz gebucht.
Die Begrüßung war für dieses Schiff ungewöhnlich reserviert, ohne Lächeln wurden wir zu unserem Tisch geleitet (vielleicht etwas zu viel auf "vornehm" gemacht). Die circa sechs Tische waren apart gedeckt und gaben einen eleganten Eindruck auch durch die in Regalen gelagerten edlen Rotweinflaschen.
Es gab ein Glas Champagner zum Auftakt und die Speisekarte mit folgenden Angeboten:
Assiette de hors d'oeuvre "Le Champagne"
Foie Gras Cone, Butternut, King Scallop, Lime, Lobster, Mango, Porcini Cappuccino
Ein schöner Einstieg der Lust auf mehr machte. Lauter Kleinigkeiten die schick angerichtet waren und pikant geschmeckt hatten, ich freute mich danach auf die weiteren Gänge.
Entrées Froides
Carpaccio de Thon Rouge · Parfum Trois Moutardes
Marbré de Foie d'Oie et Canard · Épices Douces
Homard du Maine · Caviar d'Élevage
Caviar & Condiments
Es ging gut weiter mit dem Kaviargang (der eigentlich keiner war, die Eier waren nicht vom Stör sondern von einem amerikanischen Atlantikfisch). Viel Kunst war allerdings nicht dabei, er wurde traditionell mit den üblichen Beilagen serviert. Einen "Echten" hätte es gegen einen hohen Aufpreis gegeben.
Entrées Chaudes
Risotto à la Feuille d'Or
Foie de Canard Poélè · Compote de Fruits des Bois
St-Jacques Grillées · Vinaigrette à la Noisette
Da ich weder Risotto noch Jakobsmuscheln mag geschweige denn Gänseleber setzte ich diesen Gang aus.
Entre-Deux
Bouillon de Sole au Camembert
Bisque de Homard
Farandole de Cépes · Essence de Truffes
Der kulinarische Tiefpunkt der Reise und garantiert in meinem persönlichen "Unmenü des Jahres". Was die Küche sich dabei gedacht hatte kann ich nicht nachvollziehen. Auf drei Stücke Käse wurde eine weiße Brühe geschüttet die wirklich nur nach warmen Wasser schmeckte.
Ich habe keine Ahnung ob eine Seezunge zu wenig Eigengeschmack hat das man keine anständige Consommé daraus machen kann oder ein Koch das Rezept falsch verstanden hatte. In dieser Art gab es keinen Sinn und wurde von mir fast vollständig zurückgeben. Das mache ich eigentlich bei Tier-Gerichten sehr ungern, hier hatte ich kein schlechtes Gewissen denn der Fischanteil muss sehr gering gewesen sein (vielleicht nur die Bäckchen eines Fisches auf paar Liter?).
Unabhängig davon kann ich die Mischung Käse / Bouillon nur sehr eingeschränkt empfehlen und werde so was nicht mehr bestellen.
Terre et Mer
Homard de Rochester Thermidor
Sole de la Petite Péche
Cerf en Croûte
Carré d'Agneau · Fondue de Fenouil · Fleurs de Thym
Poélèe de Filets de Pigeon
Ich hatte in drei Restaurants den traditionellen Hummer und hier war es die schwächste Küchenleistung. Der Pilzanteil war viel zu hoch, von Fleisch war wenig zu sehen und die Soße war matt ohne einen großen Eigengeschmack. Mein Essensnachbar sprach von "Pilzragout" und war so enttäuscht wie ich.
Douceurs
Soufflé au Grand Marnier Centenaire
Suzette à ma Façon
Trilogie de Mi-cuits
Eine anständige und mir etwas zu süße Variation von "Valrhona Chocolate Lava Cakes" die ok waren aber ohne eine große bleibende Erinnerung. Ich vermisste was Kaltes und frisches a la "Variation von Sorbets" bei den warmen Temperaturen die wir hatten.
Fazit
Mein Tischnachbar nannte den Abend ein "Desaster" und beschwerte sich später bei der Serviceleitung die uns als Entschädigung dafür zu einer extra zubereiteten Portion Hummer im Hauptrestaurant eingeladen hatte. Ganz so schlimm fand ich es nicht, aber der Aufpreis war das Essen nicht wert und ich würde dort nicht mehr einkehren wollen wenn ich nochmal auf das Schiff komme.
Das Personal hatte nicht seinen besten Tag. Ich hatte ein Sorbet zwischen den Gängen bestellt was problemlos akzeptiert wurde aber nie serviert wurde. Dann wollte ich eine Kopie des Menüs haben was ich erst beim dritten Nachfragen zwei Tage später von der Chefin bekommen hatte. Da auch das Lachen bei den Bedienungen unter Strafe stand und alles zu ernst genommen wurde fühlte ich mich nicht wohl und war froh wie der Abend vorbei war, schade.
"Pool Bar & Grill"
Das einzige Lokal das ich nicht besuchte. Man kann im Freien sitzen was ich bei der Hitze nicht unbedingt wollte. Serviert wurden Gerichte (Steaks, Fisch...) auf dem heißen Stein. An einem Abend wollte ich spontan hin, um sieben Uhr waren alle Tische frei. Der arrogante Oberkellner meinte mich bestrafen zu wollen weil ich keine Reservierung hatte und sagte dass erst ab acht Uhr ein Tisch frei wäre. Veralbern kann ich mich selbst und war seit dem nicht mehr dort gesehen.
Zusammenfassung
Ich fühlte mich wie im Schlaraffenland, Essen und Trinken im Überfluss, gute Geister bedienen einem und die Speisen werden einem fast in den Mund gelegt. An Luxusprodukten wurde nicht gegeizt und man wurde animiert mehr zu nehmen als man eigentlich wollte.
Das lässt sich die Reederei natürlich teuer bezahlen, und jetzt kommt das Meckern auf sehr hohem Niveau, dafür war die Leistung leider nicht immer zufrieden stellend. Im Großen und Ganzen war es ok, vielleicht war meine Erwartungshaltung auch zu hoch.
Ich würde immer wieder dieses Schiff buchen (regelmäßige Lotterie Gewinne vorausgesetzt), das "Le Champagne" meiden, mehr ins "La Terrazza" gehen und auch mal ein Steak auf dem heißen Stein in der "Pool Bar & Grill" essen. Und danach wie bei dieser Kreuzfahrt täglich in die Grappabar gehen um einen schönen Digestiv zu nehmen, Salut!
Nachtrag
Reisen bildet, so auch hier. Wer kann folgende Fragen beantworten? Zu gewinnen gibt es nur ein virtuelles "Bon Appétit" und die Auflösung gibt es bei Google:
Was bedeutet "Insalatina di Campo, Parmigiano, Noci e Capperi con Salsa alle Erbe"?
a) Mit Kaviar ("die reichen Erben")
b) Mit Kräutern
c) Mit Kartoffeln
d) Mit Erbsen
Risotto "Grumolo delle Abbadesse" ai Funghi Porcini ist...
a) Eine Gemeinde in Nordostitalien
b) Fast roher Reis
c) In Grappa eingelegt
d) Mit Parmaschinken
"Soufflé au Grand Marnier Centenaire" ist
a) Überflüssig
b) Übermaß
c) Im Zentrum
d) Hundertjährig
Die "Bouillon de Sole au Camembert" schmeckte mir nach (mehrere Antworten möglich)
a) Nix
b) Nichts
c) Gar nichts
d) Überhaupt nichts
Mahlzeit!
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