Casala (*, 8 Gusto, 17 GM)
In der ersten Etage der Residenz am See sitzt man gediegen, vom Platz aus kann man sogar ein wenig über den Bodensee schauen. Hier kocht Markus Philippi, der sein Handwerk bei Wohlfahrt und V. Klink gelernt hat. Der Service im sehr schönen, modern eingerichteten Gastraum ist äußerst aufmerksam, verbindet jedes Wasser-Nachschenken gleich mit einem Gläserwechsel und pflegt auch, sobald ein Gast zum Tisch zurückkehrt, das (für mich entbehrliche) Ritual des Stuhlzurechtrückens.
Sommelier Jens Leutelt weiß Interessantes zu berichten, besonders angetan haben es ihm dabei die Württemberger Weine. Die Weinkarte bietet denn auch Lokales aus Meersburg und Hagnau und bietet insgesamt eine gute Auswahl zu günstigen Preisen. (Wir entschieden uns jedoch für die Weinbegleitung - was wir hinterher ein wenig bereuten, da uns einige Begleitweine nicht präzise genug auf die Gerichte abgestimmt zu sein schienen. So fanden wir den Portwein zu schwach, um dem kräftig süß-salzigen Dessert Paroli zu bieten. Und Ähnliches galt für den hauseigenen Weißburgunder, während die an sich schönen, „knalligen“ Grau- und Spätburgunder jeweils eine plakative Note hatten, die als solche mit den Gerichten nicht ganz perfekt harmonierte.)
Ein kleines Feuerwerk von Snacks und Amuse gueules eröffnete das Menü. Knackige Salzmandeln, ein Waffelhörnchen mit Kaviar, ein kräftiger Currysuppen-Shot und ein Felafel auf Minzjoghurt (den man in dieser Kichererbseneindeutigkeit vielleicht eher als nostalgischen 36Boys-Snack bei Tim Raue erwarten würde). Die eigentlichen Grüße waren köstlich. Ein Wachtelei auf Kalbskopf-Crostini in einem Mockturtlegelee, sowie eine frittierte Sardine auf Auberginenmus und Safran-Aioli.
Erster Gang: Variationen von der Gänseleber, serviert im klassischen vierteiligen Glasteller. Angebraten mit Jus, als Törtchen mit Portweingelee, mit Schokolade und Kirsche und in sehr gelungener Kombination mit Erdnusscreme. Die Aromen fand ich sehr schön austariert, mein persönliches Lieblingsgericht des Abends. Zweiter Gang: Felsensteinbutt in einer Schnittlauchcreme mit Kaviar. Eine gefällige Kombination, die nicht „aneckt“, handwerklich top. Dritter Gang: Hummer auf einer bunten Flach-Nudel, dazu frittierter Fenchel, Chorizoscheibchen und Chorizomousse. Dieses Gericht war vor allem farblich (rot-gelb-grün) hübsch anzuschauen. Die Chorizomousse setzte ein deutliches Gegengewicht zum Hummer, ansonsten aber war das Ganze geschmacklich etwas fade…
…und bringt mich nebenher zu einer grundsätzlicheren Klage: Die Spitzenküche traut sich oft leider immer noch zu wenig, auf Gemüse als ordentliches Grundprodukt zu setzen! Vielfach wird es bloß als dekoratives Schäumchen oder sogar wie in diesem Hummergericht frittiert aufgetischt. Der Fenchel schmeckte nach dem Frittieren jedenfalls kein bischen mehr nach Fenchel und taugte bloß noch als Deko.
Als Hauptgang gab es ein sehr gutes Rinderfilet „Stroganoff“, das „dekonstruiert“ auf den Tisch kam. Auf einer Tellerhälfte gab es das Filet mit einer körnigen Sauce von Roter Bete, auf der anderen Hälfte waren Mini-Gürkchen, Silberzwiebeln, Speckstreifen, Champignons und ein Kartoffelpüreetürmchen aufgereiht. Eine sehr schöne Idee und sehr lecker. Überhaupt zeigte sich am Hauptgang besonders deutlich, dass die Küche mit ihrer geschmacklichen Feinabstimmung und Kreativität durchaus das Potential für einen zweiten Stern hat, wenn es ihr nur gelänge, etwas eigenständiger zu werden und sich aus dem konzeptionellen Klammergriff von Hummer, Kaviar & Co zu lösen.
Wunderbares Dessert: Schokolade, Himbeere und Tomate als zierliches Türmchen mit Schokoladenmousse, dazu ein wirklich köstlicher Degustationslöffel mit Himbeere und Cherrytomate. Ein ansprechender Abschluss des Menüs mit kräftigen süß-salzig Noten. Es folgten noch eine Reihe einfallsreicher Petit Fours, sowie eine Auswahl sehr guter hausgemachter Schokoladen, die am Tisch vom Patissier Alexandra Lang selbst serviert wurden.
Fazit: Die Küche ist vielleicht noch einen Tick zu gefällig, zeigte sich aber in wirklicher Hochform. Wir hatten jedenfalls einen wunderbaren Abend voller köstlicher und optischer Reize! (PLV: 5 Gänge / 102,-)
Grüße, Mohnkalb
In der ersten Etage der Residenz am See sitzt man gediegen, vom Platz aus kann man sogar ein wenig über den Bodensee schauen. Hier kocht Markus Philippi, der sein Handwerk bei Wohlfahrt und V. Klink gelernt hat. Der Service im sehr schönen, modern eingerichteten Gastraum ist äußerst aufmerksam, verbindet jedes Wasser-Nachschenken gleich mit einem Gläserwechsel und pflegt auch, sobald ein Gast zum Tisch zurückkehrt, das (für mich entbehrliche) Ritual des Stuhlzurechtrückens.
Sommelier Jens Leutelt weiß Interessantes zu berichten, besonders angetan haben es ihm dabei die Württemberger Weine. Die Weinkarte bietet denn auch Lokales aus Meersburg und Hagnau und bietet insgesamt eine gute Auswahl zu günstigen Preisen. (Wir entschieden uns jedoch für die Weinbegleitung - was wir hinterher ein wenig bereuten, da uns einige Begleitweine nicht präzise genug auf die Gerichte abgestimmt zu sein schienen. So fanden wir den Portwein zu schwach, um dem kräftig süß-salzigen Dessert Paroli zu bieten. Und Ähnliches galt für den hauseigenen Weißburgunder, während die an sich schönen, „knalligen“ Grau- und Spätburgunder jeweils eine plakative Note hatten, die als solche mit den Gerichten nicht ganz perfekt harmonierte.)
Ein kleines Feuerwerk von Snacks und Amuse gueules eröffnete das Menü. Knackige Salzmandeln, ein Waffelhörnchen mit Kaviar, ein kräftiger Currysuppen-Shot und ein Felafel auf Minzjoghurt (den man in dieser Kichererbseneindeutigkeit vielleicht eher als nostalgischen 36Boys-Snack bei Tim Raue erwarten würde). Die eigentlichen Grüße waren köstlich. Ein Wachtelei auf Kalbskopf-Crostini in einem Mockturtlegelee, sowie eine frittierte Sardine auf Auberginenmus und Safran-Aioli.
Erster Gang: Variationen von der Gänseleber, serviert im klassischen vierteiligen Glasteller. Angebraten mit Jus, als Törtchen mit Portweingelee, mit Schokolade und Kirsche und in sehr gelungener Kombination mit Erdnusscreme. Die Aromen fand ich sehr schön austariert, mein persönliches Lieblingsgericht des Abends. Zweiter Gang: Felsensteinbutt in einer Schnittlauchcreme mit Kaviar. Eine gefällige Kombination, die nicht „aneckt“, handwerklich top. Dritter Gang: Hummer auf einer bunten Flach-Nudel, dazu frittierter Fenchel, Chorizoscheibchen und Chorizomousse. Dieses Gericht war vor allem farblich (rot-gelb-grün) hübsch anzuschauen. Die Chorizomousse setzte ein deutliches Gegengewicht zum Hummer, ansonsten aber war das Ganze geschmacklich etwas fade…
…und bringt mich nebenher zu einer grundsätzlicheren Klage: Die Spitzenküche traut sich oft leider immer noch zu wenig, auf Gemüse als ordentliches Grundprodukt zu setzen! Vielfach wird es bloß als dekoratives Schäumchen oder sogar wie in diesem Hummergericht frittiert aufgetischt. Der Fenchel schmeckte nach dem Frittieren jedenfalls kein bischen mehr nach Fenchel und taugte bloß noch als Deko.
Als Hauptgang gab es ein sehr gutes Rinderfilet „Stroganoff“, das „dekonstruiert“ auf den Tisch kam. Auf einer Tellerhälfte gab es das Filet mit einer körnigen Sauce von Roter Bete, auf der anderen Hälfte waren Mini-Gürkchen, Silberzwiebeln, Speckstreifen, Champignons und ein Kartoffelpüreetürmchen aufgereiht. Eine sehr schöne Idee und sehr lecker. Überhaupt zeigte sich am Hauptgang besonders deutlich, dass die Küche mit ihrer geschmacklichen Feinabstimmung und Kreativität durchaus das Potential für einen zweiten Stern hat, wenn es ihr nur gelänge, etwas eigenständiger zu werden und sich aus dem konzeptionellen Klammergriff von Hummer, Kaviar & Co zu lösen.
Wunderbares Dessert: Schokolade, Himbeere und Tomate als zierliches Türmchen mit Schokoladenmousse, dazu ein wirklich köstlicher Degustationslöffel mit Himbeere und Cherrytomate. Ein ansprechender Abschluss des Menüs mit kräftigen süß-salzig Noten. Es folgten noch eine Reihe einfallsreicher Petit Fours, sowie eine Auswahl sehr guter hausgemachter Schokoladen, die am Tisch vom Patissier Alexandra Lang selbst serviert wurden.
Fazit: Die Küche ist vielleicht noch einen Tick zu gefällig, zeigte sich aber in wirklicher Hochform. Wir hatten jedenfalls einen wunderbaren Abend voller köstlicher und optischer Reize! (PLV: 5 Gänge / 102,-)
Grüße, Mohnkalb
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