- kopiert aus dem alten Forum - August 2009 -
Hallo, liebe Forumianer,
wer aus aktuellem Anlass - siehe anderer Thread – denkt, „tunken“ sei prollig, der möge einfach mal nach Friedrichsruhe zum Essen gehen. Wespen tunkten sich wiederholt in meinen Wein und – mit tödlichem Ende – in unser Olivenöl, in das wir eigentlich unser Brot hätten tunken sollen. Nach dem schnellen Ende einer lebensmüden Wespe darin verzichteten wir allerdings auf Tunkerei unsererseits, und die Wespenleiche verblieb als anklagendes und die Artgenossen mahnendes Memento Mori bis zum Ende unseres Menüs in dem Ölschälchen auf dem Tisch. Diesen verließ ich beim Dessert fluchtartig ... ich habe Angst vor Wespen.
Unser Besuch wäre wirklich schön gewesen – wenn wir vom Service vor die Wahl gestellt worden wären: Drinnen oder draußen? Nein, es war beschlossene Sache des Service, dass man bei 30 Grad einfach draußen essen MUSS. Letztlich auch unsere Schuld – wir hätten uns halt wehren müssen. Meine Erfahrung: Durch so ein nebensächliches Ding wie dauernde Wespenattacken kann ein ganzes Essenserlebnis schnell kippen. Nun, ums Essen ging’s uns eigentlich. Und wir haben natürlich gegessen.
Wir wählten das Lifestyle-Menü Benecke (siehe Internet, 92 Euro) und stockten es noch um einen Gang aus dem Degustationsmenü auf. Mengenmäßig war das eine gute Entscheidung, wir gingen satt, aber nicht überfressen.
Als Hauptgruß kam eine Variation von Meeresfrüchten, die uns durchaus gefiel. Aber bereits hier begann, was sich durch alle Fischgerichte durchzog. Wir vermissten Salz sehr oft und eine pointiertere Würzung manchmal. Dies war letztlich unser einziger und in der Häufung nicht ganz kleiner Kritikpunkt an Beneckes Küche. Auffallend jedoch war, dass Mo-Mas Fleischgerichte (zwei an der Zahl) für unseren Gaumen durchaus perfekt gesalzen waren. (Ich probierte zumindest die beiden ziemlich identischen Saucen. )
Deswegen war Mo-Ma sowohl von der Taube im Artischockenboden als auch vom Hohenloher Kalb sehr angetan – sowohl handwerklich als auch geschmacklich. Letztlich führten seine beiden Fleischgerichte dazu, dass er im Gesamtrésumé positiver war als ich.
Mich persönlich hinterließ die Variation vom Bretonischen Hummer (1. Gang) ein wenig zwiespältig. Das Carpaccio und der Hummer im Tempurateig waren toll, die ausgelösten Hummerteile hatten aber leider kein Salz gesehen. Die angekündigten Kräutersalate waren zwar in Form von Kräutern anwesend, allein das Dressing hatte scheinbar Urlaub genommen. Es war schlichtweg nicht vorhanden. Vielleicht liegt es auch an unserem banalen Verständnis von Salat, dass wir ein Dressing erwarten.
Sehr schön dann der Cappuccino von Curry und Zitronengras mit Ravioli vom geschmorten Pulpo (2. Gang). Hier war ausgewogen, im Verhältnis zu den anderen Gängen fast kräftig gewürzt. Auf jeden Fall mein bester Gang.
Mein nächster: Savarin von Flusskrebsen mit grünem Spargel und Passepierre-Safranschaum. Mit ein bisschen mehr Salz wäre das Ganze schlichtweg traumhaft gewesen. So war es einfach sehr gut.
Auch der marmorierte Raviolo vom Steinbutt mit Pfifferlingen im Trüffelsud fügte sich in den salzarmen Fischreigen, und ich hätte mir eigentlich als Hauptgang ein mutiger gewürzten Fisch gewünscht. Ich fühlte mich inzwischen auch ein wenig eingeschäumt. Wie gesagt, Mo-Ma genoss da sein Kalb (nach der Taube statt meiner Flusskrebse) und war sehr glücklich. Er schäumte auch nicht so wie ich.
Die Kleinigkeiten vom heimischen Apfel (Eis, Parfait, Kuchen, Strudel und Saft) hätten mich überzeugt, hätten sie nicht gleichzeitig auch alle Wespen in Zweiflingen und Umgebung magisch angezogen. Ich gab mich geschlagen und opferte meinen Nachtisch der hiesigen beflügelten Fauna. Schade eigentlich. Ab diesem Zeitpunkt verließ mich übrigens jegliche Höflichkeit, und ich packte mein Weinglas samt fleischlichem Inhalt und verzog mich ohne nachzufragen ins Restaurant.
Unser Résumé:
1. Die Küche: Den Stern sehen wir als gerechtfertigt, zwei sind allerdings unserer Meinung nach in weiter Ferne. Wir konnten leider keine persönliche Handschrift erkennen, die Gerichte waren klassisch gut, aber wir vermissten Charakteristisches. Irgendwie sprang bei uns beiden der Funke nicht über.
2. Der Service: Schwierig. Irgendwie beschlich uns das Gefühl, dass Herr Metzger und sein Team noch keine Einheit bilden. Routineabläufe werden beispielsweise noch häufig diskutiert. Wir hatten den Eindruck, dass es eher ein Nebeneinander zweier Generationen gibt, und noch kein (zumindest perfektes) Miteinander. Vielleicht spielt sich Ähnliches auch in der Küche ab, aber das entzieht sich natürlich unserer Kenntnis.
Wir verließen das Haus zufrieden, aber nicht begeistert. In einem halben Jahr könnte das vielleicht schon anders aussehen.
Schönen Sonntag noch wünschen
Morchel und Mo-Ma
Hallo, liebe Forumianer,
wer aus aktuellem Anlass - siehe anderer Thread – denkt, „tunken“ sei prollig, der möge einfach mal nach Friedrichsruhe zum Essen gehen. Wespen tunkten sich wiederholt in meinen Wein und – mit tödlichem Ende – in unser Olivenöl, in das wir eigentlich unser Brot hätten tunken sollen. Nach dem schnellen Ende einer lebensmüden Wespe darin verzichteten wir allerdings auf Tunkerei unsererseits, und die Wespenleiche verblieb als anklagendes und die Artgenossen mahnendes Memento Mori bis zum Ende unseres Menüs in dem Ölschälchen auf dem Tisch. Diesen verließ ich beim Dessert fluchtartig ... ich habe Angst vor Wespen.
Unser Besuch wäre wirklich schön gewesen – wenn wir vom Service vor die Wahl gestellt worden wären: Drinnen oder draußen? Nein, es war beschlossene Sache des Service, dass man bei 30 Grad einfach draußen essen MUSS. Letztlich auch unsere Schuld – wir hätten uns halt wehren müssen. Meine Erfahrung: Durch so ein nebensächliches Ding wie dauernde Wespenattacken kann ein ganzes Essenserlebnis schnell kippen. Nun, ums Essen ging’s uns eigentlich. Und wir haben natürlich gegessen.
Wir wählten das Lifestyle-Menü Benecke (siehe Internet, 92 Euro) und stockten es noch um einen Gang aus dem Degustationsmenü auf. Mengenmäßig war das eine gute Entscheidung, wir gingen satt, aber nicht überfressen.
Als Hauptgruß kam eine Variation von Meeresfrüchten, die uns durchaus gefiel. Aber bereits hier begann, was sich durch alle Fischgerichte durchzog. Wir vermissten Salz sehr oft und eine pointiertere Würzung manchmal. Dies war letztlich unser einziger und in der Häufung nicht ganz kleiner Kritikpunkt an Beneckes Küche. Auffallend jedoch war, dass Mo-Mas Fleischgerichte (zwei an der Zahl) für unseren Gaumen durchaus perfekt gesalzen waren. (Ich probierte zumindest die beiden ziemlich identischen Saucen. )
Deswegen war Mo-Ma sowohl von der Taube im Artischockenboden als auch vom Hohenloher Kalb sehr angetan – sowohl handwerklich als auch geschmacklich. Letztlich führten seine beiden Fleischgerichte dazu, dass er im Gesamtrésumé positiver war als ich.
Mich persönlich hinterließ die Variation vom Bretonischen Hummer (1. Gang) ein wenig zwiespältig. Das Carpaccio und der Hummer im Tempurateig waren toll, die ausgelösten Hummerteile hatten aber leider kein Salz gesehen. Die angekündigten Kräutersalate waren zwar in Form von Kräutern anwesend, allein das Dressing hatte scheinbar Urlaub genommen. Es war schlichtweg nicht vorhanden. Vielleicht liegt es auch an unserem banalen Verständnis von Salat, dass wir ein Dressing erwarten.
Sehr schön dann der Cappuccino von Curry und Zitronengras mit Ravioli vom geschmorten Pulpo (2. Gang). Hier war ausgewogen, im Verhältnis zu den anderen Gängen fast kräftig gewürzt. Auf jeden Fall mein bester Gang.
Mein nächster: Savarin von Flusskrebsen mit grünem Spargel und Passepierre-Safranschaum. Mit ein bisschen mehr Salz wäre das Ganze schlichtweg traumhaft gewesen. So war es einfach sehr gut.
Auch der marmorierte Raviolo vom Steinbutt mit Pfifferlingen im Trüffelsud fügte sich in den salzarmen Fischreigen, und ich hätte mir eigentlich als Hauptgang ein mutiger gewürzten Fisch gewünscht. Ich fühlte mich inzwischen auch ein wenig eingeschäumt. Wie gesagt, Mo-Ma genoss da sein Kalb (nach der Taube statt meiner Flusskrebse) und war sehr glücklich. Er schäumte auch nicht so wie ich.
Die Kleinigkeiten vom heimischen Apfel (Eis, Parfait, Kuchen, Strudel und Saft) hätten mich überzeugt, hätten sie nicht gleichzeitig auch alle Wespen in Zweiflingen und Umgebung magisch angezogen. Ich gab mich geschlagen und opferte meinen Nachtisch der hiesigen beflügelten Fauna. Schade eigentlich. Ab diesem Zeitpunkt verließ mich übrigens jegliche Höflichkeit, und ich packte mein Weinglas samt fleischlichem Inhalt und verzog mich ohne nachzufragen ins Restaurant.
Unser Résumé:
1. Die Küche: Den Stern sehen wir als gerechtfertigt, zwei sind allerdings unserer Meinung nach in weiter Ferne. Wir konnten leider keine persönliche Handschrift erkennen, die Gerichte waren klassisch gut, aber wir vermissten Charakteristisches. Irgendwie sprang bei uns beiden der Funke nicht über.
2. Der Service: Schwierig. Irgendwie beschlich uns das Gefühl, dass Herr Metzger und sein Team noch keine Einheit bilden. Routineabläufe werden beispielsweise noch häufig diskutiert. Wir hatten den Eindruck, dass es eher ein Nebeneinander zweier Generationen gibt, und noch kein (zumindest perfektes) Miteinander. Vielleicht spielt sich Ähnliches auch in der Küche ab, aber das entzieht sich natürlich unserer Kenntnis.
Wir verließen das Haus zufrieden, aber nicht begeistert. In einem halben Jahr könnte das vielleicht schon anders aussehen.
Schönen Sonntag noch wünschen
Morchel und Mo-Ma
Kommentar