vom 21.11.2009
… halb zogen sie mich, halb sank ich hin …
Getrieben von dem „sanften“ Druck einiger Forumianer machten wir uns also auf, eine Erfahrungslücke im nahen Umkreis zu schließen. Das Gastronomique in Heroldsberg (bei Nürnberg) musste es sein. Bislang hatten mich eher diffuse Gefühle abgehalten, die hier auszuführen unnötig ist, die sich in der Vergangenheit bei anderen Restaurants manchmal durchaus als falsch erwiesen hatten.
Die Reservierung war bereits ein sehr positives Erlebnis. Ja, es sei problemlos möglich, mittags statt des üblichen – stark verkürzten - Mittagsmenüs das komplette Abendmenü zu erhalten. Kein Fleisch? Ebenfalls kein Problem, solange ich Fisch essen würde.
Ich war also extrem gespannt, hatte aber im Vorfeld erfahren, dass das Gastronomique zum 1. Januar die Pforten schließt. Die Feldmanns werden Deutschland den Rücken kehren und in Südfrankreich, der Heimat von Frau Feldmann, eine neue Existenz gründen.
Und da sind wir auch schon bei unserer persönlichen Quintessenz: Wie gewonnen, so zerronnen. :heulen: :heulen:
Was aber durchaus etwas Positives birgt: Würden die Feldmanns jetzt nicht wegziehen, gäbe es in meinem Herzen und in Mo-Ma’s Magen eine echtes Hierarchiegerangel zwischen der Burg Wernberg und dem Gastronomique.
Das Menü nach etlichen gelungenen Grüßen:
1 - Jakobsmuschel mit Apfel und Artischocke. Die Jakobsmuschel einmal als Tartar, einmal gegrillt, dazu Apfel in unterschiedlichen Konsistenzen (getrocknet, als Julienne, Mousseline) und eine wunderbar aromatische kleine Artischocke, genannt Powerade. Eine tolle Kombination, die in erster Linie auf den Geschmack der einzelnen Produkte setzte. Passte für mich alles wunderbar zusammen. Mit einer Ausnahme, die aber auch in persönlichem Erleben liegen mag. Die Apfelmousseline – einzeln probiert wunderbar – wollte sich auf meiner Zunge irgendwie nicht ins Gesamtkonzept fügen. Eigentlich Peanuts.
2 - Peruanischer Kartoffelacker. Irgendwie hatte ich es wohl gewusst. Dieses Gericht auf der Internetkarte des Gastronomique zog mich sofort nach Heroldsberg. Und es war toll, toll, toll. Unterschiedlichste – alte – Kartoffelsorten präsentierten sich pur (als „Pellkartoffeln“), als Püree, als Gnocchi und als knackige Chips. Der Kartoffelreigen wurde ergänzt um ein Avocadomus, ein wachsweich pochiertes Landei und eine Paprikabutter. Unser absolutes Highlight im Menü! Reine Aromen, wunderbare Harmonien und vor allem erstklassige Produkte. Diese Kartoffeln möchte jeder in seinem Keller haben.
3 - Wolfsbarsch und Petersilie. Der Wolfsbarsch lag roh als Carpaccio auf dem Teller, dazu ein paar Miesmuscheln, die die miesmuscheligsten Miesmuscheln meines Lebens waren. Dazu kam eine Petersilienwurzelcreme und Petersilien-Öl. Der am Tisch angegossene heiße Miesmuscheljus ließ den Barsch leicht angaren. Da bleibt nicht viel zu sagen außer: Wunderbar!
4 - Auster und Zitrusfrüchte. Ein kleiner Zwischengang mit gewaltigen Aromen. Auf einmal in den Mund gelöffelt erschlossen sich zuerst die Auster und diverse Zitrusaromen. Der „Knalleffekt“ offenbarte sich erst zum Schluss im Mund. Schwarzer Sesam rundete das Zitrus-Feuerwerk mit einem Nussaroma ab, machte das Ganze zu einer gefälligen Gesamtkomposition.
5 - Ente „Challans“ und Feigen – dies für meine Begleitung (= Mo-Ma
). Zitat: „Erstklassige Produktqualität der Ente, das Feigencouscous dazu ungewöhnlich und doch stimmig - ganz anders als beispielsweise die legendäre Thieltges-Interpretation dieser Ente. Die dazu gereichte Stopfleber einfach nur der Brüller.“
- Kabeljau mit unterschiedlichen Bohnen und Bohnenbrandade plus angegossenem Tomatenwasser für mich. Texturell perfekt durch cremige Brandade und knackige pure Bohnen. Geschmacklich reinste Produktqualität. Das Tomatenwasser suchte seinesgleichen und brachte mir kurzzeitig den Sommer zurück.
6 - Käsebrot mit Birne (Pyreneischer Schafskäse, Birnencreme, Birnensalat, Süßholzsauce. Ebenfalls toll.
7 - Zwetschgenkuchen und Mohn. Zwetschgenkompott, Hefeeis, Mohncreme und Mohnbiskuit bildeten zusammen auf dem Teller den annoncierten Kuchen, auch wenn sie nebeneinander lagen. Den Mohnbiskuit fand ich nachgerade spektakulär – und das ausgerechnet ich, der ich eigentlich kein großer Kuchenesser bin.
8 - Der Herbstwald. Preiselbeersorbet, Steinpilzeis, Vogelbeerenkompott, Kornelkirschencoulis, Haselnussturron, karamellisierte Walnüsse, Hagebuttensauce und Maronencrème. Mein Kopfkino beim Essen ließ mich durch einen Wald mit bunt gefärbten Blättern laufen. Ich roch die Waldpilze und die feuchte Erde und hatte eine leise Ahnung des herannahenden Winters mit seinen weihnachtlichen Genüssen. Fazit: Jeder sollte in seinem Leben mindestens einmal dieses Dessert essen.
Zusammenfassung: Wer es bis zum 1. Januar noch schafft, sollte dringend hin. Oder nächstes Jahr in Südfrankreich Urlaub machen. Wir freuen uns inzwischen sehr, dass wir noch da waren. Wir hätten ein großes Erlebnis verpasst.
Noch eine persönliche Einschätzung: In Anbetracht der großen Bandbreite der Einsterner in diesem Land, hatte ich ja mal vorgeschlagen, diese in *- , * , *+ zu Unterteilen. Für uns beide war es klar ein *+-Restaurant.
Schönes Wochenende,
Morchel und Mo-Ma
… halb zogen sie mich, halb sank ich hin …
Getrieben von dem „sanften“ Druck einiger Forumianer machten wir uns also auf, eine Erfahrungslücke im nahen Umkreis zu schließen. Das Gastronomique in Heroldsberg (bei Nürnberg) musste es sein. Bislang hatten mich eher diffuse Gefühle abgehalten, die hier auszuführen unnötig ist, die sich in der Vergangenheit bei anderen Restaurants manchmal durchaus als falsch erwiesen hatten.
Die Reservierung war bereits ein sehr positives Erlebnis. Ja, es sei problemlos möglich, mittags statt des üblichen – stark verkürzten - Mittagsmenüs das komplette Abendmenü zu erhalten. Kein Fleisch? Ebenfalls kein Problem, solange ich Fisch essen würde.
Ich war also extrem gespannt, hatte aber im Vorfeld erfahren, dass das Gastronomique zum 1. Januar die Pforten schließt. Die Feldmanns werden Deutschland den Rücken kehren und in Südfrankreich, der Heimat von Frau Feldmann, eine neue Existenz gründen.
Und da sind wir auch schon bei unserer persönlichen Quintessenz: Wie gewonnen, so zerronnen. :heulen: :heulen:
Was aber durchaus etwas Positives birgt: Würden die Feldmanns jetzt nicht wegziehen, gäbe es in meinem Herzen und in Mo-Ma’s Magen eine echtes Hierarchiegerangel zwischen der Burg Wernberg und dem Gastronomique.
Das Menü nach etlichen gelungenen Grüßen:
1 - Jakobsmuschel mit Apfel und Artischocke. Die Jakobsmuschel einmal als Tartar, einmal gegrillt, dazu Apfel in unterschiedlichen Konsistenzen (getrocknet, als Julienne, Mousseline) und eine wunderbar aromatische kleine Artischocke, genannt Powerade. Eine tolle Kombination, die in erster Linie auf den Geschmack der einzelnen Produkte setzte. Passte für mich alles wunderbar zusammen. Mit einer Ausnahme, die aber auch in persönlichem Erleben liegen mag. Die Apfelmousseline – einzeln probiert wunderbar – wollte sich auf meiner Zunge irgendwie nicht ins Gesamtkonzept fügen. Eigentlich Peanuts.
2 - Peruanischer Kartoffelacker. Irgendwie hatte ich es wohl gewusst. Dieses Gericht auf der Internetkarte des Gastronomique zog mich sofort nach Heroldsberg. Und es war toll, toll, toll. Unterschiedlichste – alte – Kartoffelsorten präsentierten sich pur (als „Pellkartoffeln“), als Püree, als Gnocchi und als knackige Chips. Der Kartoffelreigen wurde ergänzt um ein Avocadomus, ein wachsweich pochiertes Landei und eine Paprikabutter. Unser absolutes Highlight im Menü! Reine Aromen, wunderbare Harmonien und vor allem erstklassige Produkte. Diese Kartoffeln möchte jeder in seinem Keller haben.

3 - Wolfsbarsch und Petersilie. Der Wolfsbarsch lag roh als Carpaccio auf dem Teller, dazu ein paar Miesmuscheln, die die miesmuscheligsten Miesmuscheln meines Lebens waren. Dazu kam eine Petersilienwurzelcreme und Petersilien-Öl. Der am Tisch angegossene heiße Miesmuscheljus ließ den Barsch leicht angaren. Da bleibt nicht viel zu sagen außer: Wunderbar!
4 - Auster und Zitrusfrüchte. Ein kleiner Zwischengang mit gewaltigen Aromen. Auf einmal in den Mund gelöffelt erschlossen sich zuerst die Auster und diverse Zitrusaromen. Der „Knalleffekt“ offenbarte sich erst zum Schluss im Mund. Schwarzer Sesam rundete das Zitrus-Feuerwerk mit einem Nussaroma ab, machte das Ganze zu einer gefälligen Gesamtkomposition.
5 - Ente „Challans“ und Feigen – dies für meine Begleitung (= Mo-Ma

- Kabeljau mit unterschiedlichen Bohnen und Bohnenbrandade plus angegossenem Tomatenwasser für mich. Texturell perfekt durch cremige Brandade und knackige pure Bohnen. Geschmacklich reinste Produktqualität. Das Tomatenwasser suchte seinesgleichen und brachte mir kurzzeitig den Sommer zurück.
6 - Käsebrot mit Birne (Pyreneischer Schafskäse, Birnencreme, Birnensalat, Süßholzsauce. Ebenfalls toll.
7 - Zwetschgenkuchen und Mohn. Zwetschgenkompott, Hefeeis, Mohncreme und Mohnbiskuit bildeten zusammen auf dem Teller den annoncierten Kuchen, auch wenn sie nebeneinander lagen. Den Mohnbiskuit fand ich nachgerade spektakulär – und das ausgerechnet ich, der ich eigentlich kein großer Kuchenesser bin.
8 - Der Herbstwald. Preiselbeersorbet, Steinpilzeis, Vogelbeerenkompott, Kornelkirschencoulis, Haselnussturron, karamellisierte Walnüsse, Hagebuttensauce und Maronencrème. Mein Kopfkino beim Essen ließ mich durch einen Wald mit bunt gefärbten Blättern laufen. Ich roch die Waldpilze und die feuchte Erde und hatte eine leise Ahnung des herannahenden Winters mit seinen weihnachtlichen Genüssen. Fazit: Jeder sollte in seinem Leben mindestens einmal dieses Dessert essen.
Zusammenfassung: Wer es bis zum 1. Januar noch schafft, sollte dringend hin. Oder nächstes Jahr in Südfrankreich Urlaub machen. Wir freuen uns inzwischen sehr, dass wir noch da waren. Wir hätten ein großes Erlebnis verpasst.
Noch eine persönliche Einschätzung: In Anbetracht der großen Bandbreite der Einsterner in diesem Land, hatte ich ja mal vorgeschlagen, diese in *- , * , *+ zu Unterteilen. Für uns beide war es klar ein *+-Restaurant.
Schönes Wochenende,
Morchel und Mo-Ma
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