Wonka (16 GM, 6 Gusto)
In Nürnberg-St. Johannis, in Sichtweite der bedeutendsten Sehenswürdigkeit dieses Stadtteils, dem Johannisfriedhof, begrüßt Christian Wonka seine Gäste in einer angenehm dezenten Kulisse mit schönem Innenhof. Der Patron, der übrigens bis zu seiner Selbständigkeit im Essigbrätlein gekocht hat, führt hier inzwischen selber durch den Abend statt am Herd zu schwitzen. Er macht das sehr kompetent, äußerst freundlich und auch mit der gebotenen Zurückhaltung. Wohlfühlatmosphäre. Zum Aperitif, einem Winzersekt mit Thymianessenz, wird ein gutes Zwiebel- und Fenchelbrot gereicht, dazu eine feine Salamibutter. Als Amuse gueule schickt die Küche passend zur Jahreszeit ein kleines Stück Zwiebelkuchen mit einem Glas Federweißem, den man sich genüsslich durch einen Strohalm einflößt. Und nun, da der Wein aus der schönen und recht umfangreichen Weinkarte gewählt ist, kann das Menü beginnen.
Erster Gang ist eine rosa Entenbrust auf Zweierlei vom Kürbis. Das Zweierlei besteht aus einem Kürbissalat und einem Kürbischutney. Das Gericht ist schlicht, aber gut abgeschmeckt und macht Freude. Als zweiter Gang kommt ein Kalmar mit weißen Bohnen. Der Kalmar wurde scharf angegrillt und pfiffig mit einem Hauch Anis aromatisiert. So kann es gerne weitergehen. Das Mohnkalb sitzt am schönen Tisch und harrt dem allerersten Fisch. Das Mohnkalb. Der Fisch, dritter Gang des Menüs, ist ein Rochen auf Kartoffelpüree, der kräftig mit Zitrusaromen gewürzt ist. Die nötige Portion Salz steuert indes das zweite Tellerelement bei, ein sehr salziges und bissfestes Gemüse vom Lauch. Durch diese zweiteilige Tellerarchitektur wird einer doch eher langweiligen Kombination (Fisch, Zitrone, Kartoffel, Lauch) noch eine gewisse Spannung abgewonnen. Als Hauptgang gibt es ein Stück zartes Lamm mit Polenta nebst Grilltomate und Kräutern. Unter diesen befindet sich auch Zitronengras, welches beim Kombinieren immerhin für einen kleinen Aha-Effekt sorgt. Als Käsegang kommt nun, was das Mohnkalb bloß für modischen Schnickschnack hält, ein in Honig gebackener Taleggio mit Feigen. Es versöhnt ein schmackofatziges Dessert: ein Küchlein aus Schokoladenbiskuit, Preiselbeeren, Wonkabohnenparfait und knusprig-karamellisiertem Dach. Zum Espresso folgt ein kleines Stück Zwetschgenkuchen, ein würziger Abschluss spiegelbildlich zum Zwiebelkuchen des Beginns.
Fazit: Im Wonka wird eine angenehme, durchaus pfiffige Küche geboten, die nicht provozieren, sondern in erster Linie schmecken will. (Was Nürnberg betrifft, ist meine subjektive Vergleichseinschätzung wie folgt: geschmacklich sicherer, aber doch weniger innovativ als Aumer, intelligenter und handwerklich besser als Koch und Kellner, aber auch mit deutlichem Abstand nach oben zum Essigbrätlein, dessen Raffinesse im Wonka natürlich auch gar nicht angestrebt wird.)
Grüße, Mohnkalb
P.S. Wie so oft nach einem großen Menü, war ich, altmodisch gesprochen, pappsatt und wünschte, es möge doch wenigstens einen Gemüsegang im Menü gegeben haben. Die Gastronomie traut sich in dieser Hinsicht leider oft immer noch zu wenig. Das Mohnkalb ruft in die Kombüse: Herr Wonka, etwas mehr Gemüse! Das Mohnkalb.
In Nürnberg-St. Johannis, in Sichtweite der bedeutendsten Sehenswürdigkeit dieses Stadtteils, dem Johannisfriedhof, begrüßt Christian Wonka seine Gäste in einer angenehm dezenten Kulisse mit schönem Innenhof. Der Patron, der übrigens bis zu seiner Selbständigkeit im Essigbrätlein gekocht hat, führt hier inzwischen selber durch den Abend statt am Herd zu schwitzen. Er macht das sehr kompetent, äußerst freundlich und auch mit der gebotenen Zurückhaltung. Wohlfühlatmosphäre. Zum Aperitif, einem Winzersekt mit Thymianessenz, wird ein gutes Zwiebel- und Fenchelbrot gereicht, dazu eine feine Salamibutter. Als Amuse gueule schickt die Küche passend zur Jahreszeit ein kleines Stück Zwiebelkuchen mit einem Glas Federweißem, den man sich genüsslich durch einen Strohalm einflößt. Und nun, da der Wein aus der schönen und recht umfangreichen Weinkarte gewählt ist, kann das Menü beginnen.
Erster Gang ist eine rosa Entenbrust auf Zweierlei vom Kürbis. Das Zweierlei besteht aus einem Kürbissalat und einem Kürbischutney. Das Gericht ist schlicht, aber gut abgeschmeckt und macht Freude. Als zweiter Gang kommt ein Kalmar mit weißen Bohnen. Der Kalmar wurde scharf angegrillt und pfiffig mit einem Hauch Anis aromatisiert. So kann es gerne weitergehen. Das Mohnkalb sitzt am schönen Tisch und harrt dem allerersten Fisch. Das Mohnkalb. Der Fisch, dritter Gang des Menüs, ist ein Rochen auf Kartoffelpüree, der kräftig mit Zitrusaromen gewürzt ist. Die nötige Portion Salz steuert indes das zweite Tellerelement bei, ein sehr salziges und bissfestes Gemüse vom Lauch. Durch diese zweiteilige Tellerarchitektur wird einer doch eher langweiligen Kombination (Fisch, Zitrone, Kartoffel, Lauch) noch eine gewisse Spannung abgewonnen. Als Hauptgang gibt es ein Stück zartes Lamm mit Polenta nebst Grilltomate und Kräutern. Unter diesen befindet sich auch Zitronengras, welches beim Kombinieren immerhin für einen kleinen Aha-Effekt sorgt. Als Käsegang kommt nun, was das Mohnkalb bloß für modischen Schnickschnack hält, ein in Honig gebackener Taleggio mit Feigen. Es versöhnt ein schmackofatziges Dessert: ein Küchlein aus Schokoladenbiskuit, Preiselbeeren, Wonkabohnenparfait und knusprig-karamellisiertem Dach. Zum Espresso folgt ein kleines Stück Zwetschgenkuchen, ein würziger Abschluss spiegelbildlich zum Zwiebelkuchen des Beginns.
Fazit: Im Wonka wird eine angenehme, durchaus pfiffige Küche geboten, die nicht provozieren, sondern in erster Linie schmecken will. (Was Nürnberg betrifft, ist meine subjektive Vergleichseinschätzung wie folgt: geschmacklich sicherer, aber doch weniger innovativ als Aumer, intelligenter und handwerklich besser als Koch und Kellner, aber auch mit deutlichem Abstand nach oben zum Essigbrätlein, dessen Raffinesse im Wonka natürlich auch gar nicht angestrebt wird.)
Grüße, Mohnkalb
P.S. Wie so oft nach einem großen Menü, war ich, altmodisch gesprochen, pappsatt und wünschte, es möge doch wenigstens einen Gemüsegang im Menü gegeben haben. Die Gastronomie traut sich in dieser Hinsicht leider oft immer noch zu wenig. Das Mohnkalb ruft in die Kombüse: Herr Wonka, etwas mehr Gemüse! Das Mohnkalb.
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