Christians Restaurant, Kirchdorf (Bayern) - *, 16 GMP
Wir wurden herzlich empfangen in dem stattlichen Haus im Bayerischen Oberland. Ländlicher Charme und ein wenig barocke Opulenz prägen die Atmosphäre innen wie außen - direkt neben der Dorfkirche.
Wir stellten uns (mangels sichtbarer guter Geister leicht orientierungslos) zunächst bei der Küche vor, die fröhlich lächelnd ein Glöcklein erklingen und unverzüglich einen jungen Herrn erscheinen lies, der uns in den Gastraum führte. Dieser selbst recht klein, holzgetäfelt und etwas überladen, hielt uns fortan gemütlich im besten Sinne des Wortes umschlungen.
4 Sorten gutes Brot, dazu rustikales Griebenschmalz und ein frischer Kräuteraufstrich aus Basilikum und Verbene (?) machten einen soliden Eindruck. Wir nippten fröhlich an unserem Glaserl Spumante als sich die Dame des Hauses nähert und freundlich unsere Wünsche und Abneigungen erfragt. Eine Speisekarte gibt es nicht, nur ein Überraschungsmenü zu 3, 4, 5 oder 6 Gängen. Carte blanche!
Die Wartezeit auf das Essen überbrückten wir mit der Lektüre des formidablen Weinbuchs. Ein herrlich gefüllter und sortierter Keller. Wir klärten unsere Weinwünsche und freuten uns auf je eine kleine Flasche Domaine Latour-Giraud, Genevrières Mersault 1999 (herrlich gereift; jederzeit wieder) und Domaine Louis Jadot, Corton Pougets 1999 (nun ja, gerne irgendwann einmal wieder).
Zur Küche: Christian F. Grainer kocht sehr sorgfältig, sicherlich nicht unbedingt modern. Dass auf einem alten Holzofen gearbeitet wird, konnten wir nicht erschmecken. Handwerk und Produktqualität gefielen uns gleichwohl sehr. In der Mehrzahl wirkten die Gerichte optisch und geschmacklich zwar etwas bieder, bisweilen ist aber ein spitzbübischer Wille zur Moderne zu erkennen.
So lässt Grainer bei der Vorspeise zu bestem Sashimi vom Thunfisch und schmelziger Kalbfleischcreme einen Gemüseacker servieren. Der hat dann aber nur wenig mit dem zu tun, was wir bislang als solchen kannten. Statt ausgefallener Gemüse und Kräuter wird vermeintlich Einfaches (Gelbe Rübe, Gurke, Champignon, Kresse) in einer geschmacklichen Klarheit und variierenden Texturen serviert, dass wir bis über beide Backen grinsten. Der Mersault mit seinen tiefen Reifenoten dazu eine vinophile Wonne.
Wachtel (Brust gelackt und gebraten) und geeister Riegel von der Gänselebercreme als schöner Zwischengang. Grainer stellt erneut die bemerkenswerte Qualität des Produktes heraus und verzichtet wohltuend auf weitere geschmackliche Zugaben. Gleichwohl kein Hauch von Eindimensionalität. Sehr gut. Der auf Nachfrage dazu glasweise gereichte kanadische (!) Süßwein auf Cidrebasis (!) mit Rauchnoten (!) speziell, aber ein (kurzes) Kennenlernen wert.
Das im Mantel von „heimischen“ Wiesenkräutern pochierte Kalbsfilet auf Kalbsglace mit (überflüssigem) Thaispargel, leicht salziger Crème und gebackenem Würfel von der Petersilienwurzel als beinahe schon schüchterner Höhepunkt in der Menuefolge. Nicht oft haben wir ein solch zartes Gericht gegessen, das uns derart bis ins tiefste Innere befriedigte. Feinste Viktualien filigran zubereitet und bodenständig eingerüstet - oberbayerische Idylle auf dem Teller. Wir bekamen (auch ohne Nachfrage) Nachschlag. Der Burgunder hiezu nicht die ideale Wahl.
Das Dessert dann ein durchaus biederer Glücksspender: Fondant au Chocolat mit herrlichem, bittersüßen Aprikosenröster (die Früchte wirken nahezu unverkocht und daher wunderbar schlotzig kernig im Biss - laut Gault Millau fährt Grainer selbst in die Wachau, um die reifen Früchte dort gleich vor Ort einzukochen) und Marzipansorbet. Sehr gut, aber auch sehr brav.
Zu Kaffee und Pralinen dann das Fazit, einen schönen Abend verbracht zu haben, der für zwei Personen mit EUR 340 preislich jedoch am oberen Ende liegt.
KG
Besseresser
P.S.: Für uns durchaus einen Umweg wert
Wir wurden herzlich empfangen in dem stattlichen Haus im Bayerischen Oberland. Ländlicher Charme und ein wenig barocke Opulenz prägen die Atmosphäre innen wie außen - direkt neben der Dorfkirche.
Wir stellten uns (mangels sichtbarer guter Geister leicht orientierungslos) zunächst bei der Küche vor, die fröhlich lächelnd ein Glöcklein erklingen und unverzüglich einen jungen Herrn erscheinen lies, der uns in den Gastraum führte. Dieser selbst recht klein, holzgetäfelt und etwas überladen, hielt uns fortan gemütlich im besten Sinne des Wortes umschlungen.
4 Sorten gutes Brot, dazu rustikales Griebenschmalz und ein frischer Kräuteraufstrich aus Basilikum und Verbene (?) machten einen soliden Eindruck. Wir nippten fröhlich an unserem Glaserl Spumante als sich die Dame des Hauses nähert und freundlich unsere Wünsche und Abneigungen erfragt. Eine Speisekarte gibt es nicht, nur ein Überraschungsmenü zu 3, 4, 5 oder 6 Gängen. Carte blanche!
Die Wartezeit auf das Essen überbrückten wir mit der Lektüre des formidablen Weinbuchs. Ein herrlich gefüllter und sortierter Keller. Wir klärten unsere Weinwünsche und freuten uns auf je eine kleine Flasche Domaine Latour-Giraud, Genevrières Mersault 1999 (herrlich gereift; jederzeit wieder) und Domaine Louis Jadot, Corton Pougets 1999 (nun ja, gerne irgendwann einmal wieder).
Zur Küche: Christian F. Grainer kocht sehr sorgfältig, sicherlich nicht unbedingt modern. Dass auf einem alten Holzofen gearbeitet wird, konnten wir nicht erschmecken. Handwerk und Produktqualität gefielen uns gleichwohl sehr. In der Mehrzahl wirkten die Gerichte optisch und geschmacklich zwar etwas bieder, bisweilen ist aber ein spitzbübischer Wille zur Moderne zu erkennen.
So lässt Grainer bei der Vorspeise zu bestem Sashimi vom Thunfisch und schmelziger Kalbfleischcreme einen Gemüseacker servieren. Der hat dann aber nur wenig mit dem zu tun, was wir bislang als solchen kannten. Statt ausgefallener Gemüse und Kräuter wird vermeintlich Einfaches (Gelbe Rübe, Gurke, Champignon, Kresse) in einer geschmacklichen Klarheit und variierenden Texturen serviert, dass wir bis über beide Backen grinsten. Der Mersault mit seinen tiefen Reifenoten dazu eine vinophile Wonne.
Wachtel (Brust gelackt und gebraten) und geeister Riegel von der Gänselebercreme als schöner Zwischengang. Grainer stellt erneut die bemerkenswerte Qualität des Produktes heraus und verzichtet wohltuend auf weitere geschmackliche Zugaben. Gleichwohl kein Hauch von Eindimensionalität. Sehr gut. Der auf Nachfrage dazu glasweise gereichte kanadische (!) Süßwein auf Cidrebasis (!) mit Rauchnoten (!) speziell, aber ein (kurzes) Kennenlernen wert.
Das im Mantel von „heimischen“ Wiesenkräutern pochierte Kalbsfilet auf Kalbsglace mit (überflüssigem) Thaispargel, leicht salziger Crème und gebackenem Würfel von der Petersilienwurzel als beinahe schon schüchterner Höhepunkt in der Menuefolge. Nicht oft haben wir ein solch zartes Gericht gegessen, das uns derart bis ins tiefste Innere befriedigte. Feinste Viktualien filigran zubereitet und bodenständig eingerüstet - oberbayerische Idylle auf dem Teller. Wir bekamen (auch ohne Nachfrage) Nachschlag. Der Burgunder hiezu nicht die ideale Wahl.
Das Dessert dann ein durchaus biederer Glücksspender: Fondant au Chocolat mit herrlichem, bittersüßen Aprikosenröster (die Früchte wirken nahezu unverkocht und daher wunderbar schlotzig kernig im Biss - laut Gault Millau fährt Grainer selbst in die Wachau, um die reifen Früchte dort gleich vor Ort einzukochen) und Marzipansorbet. Sehr gut, aber auch sehr brav.
Zu Kaffee und Pralinen dann das Fazit, einen schönen Abend verbracht zu haben, der für zwei Personen mit EUR 340 preislich jedoch am oberen Ende liegt.
KG
Besseresser
P.S.: Für uns durchaus einen Umweg wert
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