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Villa Mittermeier

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  • Villa Mittermeier

    Ein neuer Stern am Restauranthimmel Frankens. Nach einer kurzen Schwächeperiode meldet sich das Restaurant Mittermeier fulminant im 1*-Bereich Frankens zurück.

    Im einzelnen:
    Sehr freundlicher Empfang im sehr schön gestylten Restaurant. Modernes Design, aber trotzdem gemütlich.
    Sehr schöne Aperitiv-Auswahl, auch ohne oder mit ganz wenig Alkohol. Nur die Karte fehlt noch (allerdings im www darrgestellt).

    Zum Apero Meloneneis leicht salzig und ein Würfel aus Melone und rote Beete (Osnarbrück lässt grüßen). Gut und erfrischend, könnte aber im Winter etwas herzhafter sein.

    Amuse Geule: Schweinbuch gebraten, gut, aber nicht aufregend.

    Aber dann: Rotbarbe knusprig (die Haut seperat gebraten) im Vanille-Safran-Sud und Sauce Rouille, unterlegt mit kleinen, knackigen Gemüsewürfeln. Der Sud klar, eine Aromenexplosion. Der Sud ganz kräftig, deutlicher Safranton, Vanille, nicht wie so oft dominierend, sondern unterstützend. Gewaltig. Sicher 2*+!

    Pluma vom Iberico Schwein mit Mais, Perlzwiebeln
    Herrlich zartes Fleisch, genial mit etwas grobem Salz zur Vollendung gebracht. Der Mais fein gemalen, als eine Art Polentakuchen. Die Zwiebelchen knackig und nicht dominierend. Sehr gelungen, solide 1*.

    Rehrücken im Gewürzbrot mit Waldpilzen und Zimt.
    Beste Produktqualität, perfekte Garzeiten. Das Gewürzbrot ganz dünn und richtig gut passend. Der Zimt nur abrundend, nicht dominierend.
    Ein Gang, der zu begeistern wusste. Sicher 2*-.

    Wunderbare Käseauswahl. Viele heimische Käse (Franken und Hohenlohe), sowie eine Auswahl Südtiroler Käse (Baumgartner). Vorbildlich!

    Der süße Abschluss:
    Vanille - Milch - Reis mit Trauben und Pistazien
    Klingt lapidar, war aber, in 2 Gängen serviert, klasse. Nicht süß, aber intensiv.
    Knusprig und cremig, perfektes Eis. 2*
    Weiße Schokolade / Feigen und kandierte Oliven
    Auch wieder sehr gelungen. Keine Dominanz der süßlichen Schokolade.
    Außergewöhnlich gut. 2*

    Zum Espresso 3 nette Kleinigkeiten. Keine klassischen Pralinen (gut so).

    Der Service perfekt und sehr freundlich locker.
    Schöne Weinkarte. Auch viel Regionales.

    Vorbildliches Preis-/Leistungsverhältnis.

    Fazit:
    Sehr empfehlenswert. Einer der besten Adressen Frankens. Lohnt auch einen Umweg. Sehr schönes Hotel. Es gibt mit der "blauen Sau" auch ein sehr empfehlenswertes Zweitrestaurant (italienische Hausfrauenkücke, alles sehr lecker).
    Restaurant und Hotel haben die Mittermeiers zu einem echten Kleinod entwickelt.
    Die Küche liegt sicher im oberen 1*-Bereich.


    Gruß!
    Zuletzt geändert von fragolini; 14.12.2009, 12:16.

  • #2
    Danke für den tollen Bericht aus dem Haus unseres ehemaligen Moderators.

    Zitat von fragolini
    Fazit:
    Sehr empfehlenswert. Einer der besten Adressen Frankens. Lohnt auch einen Umweg. Sehr schönes Hotel. Es gibt mit der "blauen Sau" auch ein sehr empfehlenswertes Zweitrestaurant (italienische Hausfrauenkücke, alles sehr lecker).
    Gruß!
    schade, dass der von Ihnen empfohlene Umweg für mich doch ziemlich weit wäre ...

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    • #3
      Werte Forumianer,

      die Villa Mittermeier hatten wir schon lange im Plan, aber irgendwie wollte es lange Zeit nicht klappen. Ersatzweise surfte ich immer mal wieder auf der wunderschönen und professionellen Homepage der Villa, was mein Begehr, endlich dorthin zu kommen, noch einmal steigerte. Irgendwie sprach/spricht mich das alles an: die Karte, die Räumlichkeiten und das ganze Konzept schlechthin.

      Endlich klappte es dann, und wir trafen erwartungsfroh in Rothenburg ein. Da das Menü der Villa recht fleischlastig war, verzichtete ich auf größere Tauschaktionen, und wir beide aßen à la carte.

      0 – Als Gruß kam ein wunderbar zarter Saibling mit einem Linsensalat. Das war erst einmal fein, aber der wirkliche Gong offenbarte sich am Rand des Tellers. Dort lag ein kleines Stück Sojagelee, das - zusammen mit dem Saibling genossen – den Fisch in höchste Höhen hob. Ein wunderbarer Auftakt!

      1- Gebratene Rotbarbe im Vanille-Safran-Sud und Sauce Rouille. Kleine Gemüsestücken trugen mit ihrer Knackigkeit zu einer texturell runden Komposition bei. Geschmacklich fanden wir dieses Gericht ebenfalls sehr überzeugend. Fragolini hat diesen Gang ja auch hervorgehoben.

      2 a – Zweierlei vom Muskatkürbis für mich. Neben einem separaten Süppchen (hmmmmmmmmm!!!!!) befanden sich ein Raviolo mit Kürbisfüllung, ein Püree, Kürbiskerne und diverse geröstete Kürbisstücke mit eingelegtem Trüffel ( Trüffel war überflüssig) auf dem Teller. Ein Gemüsegericht, so wie ich es liebe. Pure Wollust! Darüber, wie sich allerdings das „ZWEIERLEI“ errechnet, habe ich mir auf der Heimfahrt vergeblich den Kopf zerbrochen ;-)

      2 b – Ètoufée-Taubenbrust mit Aprikosen und Purple Curry (letzterer vermutlich von Ingo Holland? Auf jeden Fall hmmmmmmm!) für Mo-Ma. Zitat: „Mein Lieblingsgang. Der leicht süßliche Curry und die Taubenbrust haben perfekt zusammengepasst.“

      3 a – Kabeljau mit geräuchertem Risotto und Rosenkohl für mich. Hammer! Das Risotto mit deutlicher Räuchernote hat den Kabeljau nicht wie befürchtet erschlagen, sondern das passte alles sehr gut zusammen. In dieser Kombination war das Gericht für mich völlig neu und eine wirkliche Entdeckung. Allerdings war das Risotto ein wenig mächtig – sehr zur Freude von Mo-Ma, der meine Reste gern vom Teller tunkte ;-)

      3 b – Lammnacken mit Dörrpflaumen und Pastinaken für Mo-Ma: „Ein für die Sterneküche relativ deftiger Gang, bei dem speziell die Kombination aller Zutaten auf der Gabel wunderbar zusammenpasste.“

      4 a – Käse für Mo-Ma: Begeisternd vor allem ein Südtiroler Blauschimmel, der stark an Fourme d’Ambert erinnerte.

      4 b – Weiße Schokolade, Feigen und kandierte Oliven für mich. Höchster Mmmmh-Faktor!!!!!! In immer neuen Kombinationen sowohl im Prédessert wie im Hauptdessert versetzte mich dieser Gang in absolutes Entzücken. Vermutlich gerade, weil das Ganze nicht so immens süß war. Ich bin ja eigentlich gar nicht so der Dessert-Freak.

      Nach dem wunderbar gelungenen Menü verdankten wir meiner penetranten Neugier noch eine kleine Hausführung, die sich als sehr lohnenswert erwies. Eigentlich wollte ich sofort eines der wunderschönen Hotelzimmer beziehen und mich einfach nur wohl fühlen. Ich glaube, wer bei Mittermeier nur isst, verpasst eigentlich etwas.

      Die angeschlossene Enoteca Blaue Sau strahlte ebenfalls auf uns einen extremen Wohlfühl-Faktor aus. Das ganze Haus ist in sich stimmig und einladend gestaltet. Wir waren begeistert und zwar das erste Mal da, aber sicher nicht das letzte Mal.

      Schönes Wochenende
      Morchel (und ein wenig Mo-Ma ;-)

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      • #4
        Danke für den tollen Bericht. Da scheint es ja nach dem Verlust des Gastronomique eine adäquate Alternative zu geben. Ist notiert für den nächsten mittäglichen Zwischenstop in Franken :hungry:

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        • #5
          @morchel: herzlichen Dank für den schönen Bericht. Die Adresse wird vorgemerkt.
          @Dr. Kimble: ebenso lohnt sich auch ein Besuch in "Rebers Pflug" (Schwäbisch Hall).

          Beste Grüße
          Daurade

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          • #6
            Zitat von Hochemer
            Haben Sie danach auch auf der Rückseite der Rechnung handschriftlich eine Notiz: „Wir verzichten darauf, sie bei uns wieder als Gäste zu begrüßen" bekommen? :-)))

            Liebe Grüße vom Hochemer, der immer noch vergeblich grübelt was Ihr Profilbild darstellt.
            Lieber Hochemer,

            nein, natürlich nicht. Wir haben nur ehrliche Freude zurückgespielt bekommen, weil es uns so gut ging.

            Schönen Sonntag noch,
            Morchel

            PS: Neulich hatten wir Kartoffelknödel aus gekochten Knödeln. Hab dafür danke meines sensationellen Kartoffellieferanten gelbe, rote und violette nehmen können.

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            • #7
              Lieber Hochemer,

              zu allen Kochthemen mit einer Antwort auf Ihre Knödelfrage geht's hier weiter:




              Wir wollen doch den Mittermeier-Thread nicht so arg strapazieren.

              Morchel

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              • #8
                Feut mich liebe Morchel, dass Sie genauso angetan waren wir.

                Ist wirklich ein schönes Haus mit 2 ungewöhnlich guten Restaurants (natürlich jedes auf seine Art). Der überaus umtriebige H. Mittermeier hat wirklich ein Kleinod geschaffen und seinen Einsatz für die Region kann man nicht hoch genug beurteilen.

                Gruß!

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                • #9
                  Gute Morchel,
                  mich freut es auch, dass Sie so eine schöne Einkehr hatten. Dass einer besondere Penetranz Ihrerseits nötig war, um Chr.M. zu bewegen, Ihnen das Haus zu zeigen, glaube ich nur bedingt. Was schöneres konnte doch unserem alten butterblum nicht passieren!
                  Mit den besten Grüßen
                  schlaraffenland
                  PS: ein guter Bekannter war neulich in der Blauen Sau, fand es ausgezeichnet und konnte nicht fassen, warum diese Phantastillionen von italienischen Restaurants hier nicht eine annähernd so gute Pasta zusammenbekommen wie dort.

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                  • #10
                    Liebe Forumisten,

                    da wir vor einigen Wochen vom Sternerestaurant der Villa Mittermeier mehr als angetan waren, beschlossen wir, auch der angeschlossenen Enoteca „Die Blaue Sau“ einen Besuch abzustatten.

                    Ich kann nur sagen: Absolut empfehlenswert. Beste Produktqualität in einem wunderschönen Ambiente mit dem Geschmack Italiens auf der Zunge.

                    Und so saß ich unter dem Bild der Blauen Sau, die mir vergnügt zuzwinkerte und freute mich an einer wunderbar samtigen Suppe aus weißen Bohnen plus zartesten Pulpostücken. Die mit verschiedenen Aromaten gegarte Streifenbrasse hielt das von der Vorspeise vorgelegte Niveau absolut. Zitronen-Panna-Cotta mit Ingwereis und Erdbeeren waren ein würdiger Abschluss. Ein wunderschönes Essen zu einem reellen Preis.

                    Mein lieber Mann tauchte übrigens beim Hauptgang ab, murmelte nur was von perfektem Fleisch und war dann nicht mehr ansprechbar. Er saugte seine Hochrippe vom Weide-Ochsen förmlich auf.

                    Ein wunderschöner Besuch bei gastfreundlichen Menschen.

                    Morchel

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                    • #11
                      Das kann, ja muss ich, ausdrücklich bestätigen, liebe Morchel.

                      Die blaue Sau ist wirklich eine Trattoria im besten Sinn. So wie man sich das oft wünscht, aber selten findet.

                      Besonderen Spaß macht es auch im Sommer auf der Terasse zu sitzen, wenn sich auf den Grill allerlei Köstlichkeiten türmen. Fast wie ein kleiner Urlaub.


                      Gruß!

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                      • #12
                        Werte Forumianer,

                        da an anderer Stelle wieder die Diskussion um *-Restaurants aufpoppt, passt ja mein aktueller Bericht aus der Villa Mittermeier ganz gut. Mein Fazit vorneweg: Ein *-Restaurant, das mit seiner spannenden Küche einen Besuch absolut lohnt.

                        Mathias Apelts Küche hat sich in meinen Augen seit unserem letzten Besuch weiter entwickelt. Damals war ich schon sehr angetan, hatte aber ein wenig die Befürchtung, dass der schmale Grat von „gut gewürzt“ zu „überwürzt“ das ein oder andere Mal vielleicht überschritten werden könnte. Ich habe mich geirrt. Für mich hat sich seit dem letzten Mal mehr Souveränität, Balance und Ausgewogenheit eingestellt. Wir hatten ein wirklich schönes Menü.

                        Hier die Karte:



                        Mein persönliches Highlight war der Raviolo vom Kaisergranat mit Ajo Blanco und Spinatbisquit. Ein Bett aus Spinat, darauf der Raviolo, darauf der Kaisergranat (zartest), rechts und links der Bisquit. Angegossen wurde eine kalte Gurkensuppe (darin der Ajo Blanco = junger und nicht so intensiver Knoblauch). Ein herrlich stimmiger Reigen von Aromen, die sich wunderbar ergänzten. Nichts schmeckte vor. Wunderbare Harmonie.

                        Das zweite Highlight: Red King Lachs, darauf ein Lakritze-Mantel, darunter Pumpernickel, dazu Passionsfrucht (als Püree) und Brunnenkresse (Püree und Salat). Der Lachs war schlichtweg der Hammer, sowohl in Produktqualität als auch in der Zubereitung. Die Kombination aus Lakritze, Pumpernickel und Lachs mag seltsam klingen, war aber mit das aufregendste, was ich in den letzten Monaten gegessen habe. Ein großes Gericht, das mehr als * wert war.

                        Auch die anderen Gerichte (Seeteufel und die Pilzessenz mit Morcheln) haben mich überzeugt. Das Dessert hab ich irgendwie ein wenig verpasst, da mich kurz vorher ein (nicht vom Alkohol motivierter) Heiterkeitsausbruch packte. Über die Ursache dieses Ausbruchs werde ich fein still schweigen.

                        Mo-Ma schwärmt ebenfalls immer noch vom Lachs, aber auch vom Salat von jungen Gemüsen, gebrannten Birnen und rot/blau (rot „geimpfter“ Blauschimmelkäse). Das ist besonders erstaunlich, weil dieses Gericht eigentlich nicht in sein „Stopfleber-Vielfleisch-Beuteschema“ passt. Dahin gehörte wieder das Lammkotelett mit Linsen, Poweraden und Kartoffelgratin. Ein weiteres Highlight für ihn.

                        Und Herr Schlaraffenland, bevor Sie wieder nach dem Wein fragen: Ein 2006er Silvaner von Wirsching war’s. Für einen Frankenwein fanden wir den objektiv nachgerade hervorragend.

                        Fazit: Wenn man halbwegs in der Gegend ist, unbedingt hingehen. Ein Restaurant mit wirklich überraschender Küche.

                        Schönes Wochenende,
                        Morchel

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                        • #13
                          Die blaue Sau

                          Wieder einmal mit dem Rennrad unterwegs. Auf der Fahrt aus dem Nordhessischen nach St. Johann in Tirol war Rothenburg /Tauber die dritte Station. Unser Hotel lag an dem „Würzburger Tor" genau gegenüber liegt die Villa Mittermeier. Ich habe die Gelegenheit genutzt und in der Enoteca „Die blaue Sau“ das Abendessen eingenommen. Besser gesagt nicht in der Enoteca sondern bei herrlichen Wetter auf der Terrasse. Das Gourmetrestaurant hatte Ruhetag.
                          Bei der Reservierung habe ich auch Christian Mittermeier kennen gelernt. Ein kurzes Gespräch über alte Zeiten bei „Volkenborn“ folgte. Ein interessanter Satz folgte. „Im Internet nie wieder mit Nicknamen.“
                          Ich entschied mich für das Tagesmenü mit drei Gängen für 29.50 €. Für das Dargebotene ein fairer Preis.
                          Vorab saftiges Ciabatta Brot mit Olivenöl zu eintunken.

                          Der toskanische Brotsalat schmeckt vorzüglich. Schöner Tomatengeschmack, das Brot noch recht kross, dazu dünne Parmesanscheiben und Basilikum. Die Poularde kam vom Grill. Die Küche war im übrigen im Vorgarten aufgebaut und man konnte den Köchen bei der Arbeit zusehen.
                          Die Poulardenbrust noch recht saftig. Dazu Mangoldgemüse, sowohl Stiel als auch Blatt und Rustikale Röstkartoffeln.
                          Als Dessert Crème brûlée von der Schokolade mit Erdbeeren.
                          Als Aperitif etwas ohne Alkohol. Gut gekühlter Traubensaft von den Tauberhasen. Eigentlich wollte ich nur ein Glas trinken, es schmeckte aber so gut, dass ich die 0.5 l insgesamt getrunken habe. Zur Poulardenbrust dann 0.1Tauberschwarz, ein Rotwein der sehr gut zur Poularde passte,

                          Freundliche Bedienung, ein schöner Abend. Das Gourmetrestaurant wird bestimmt besucht.

                          http://29alwi.wordpress.com/
                          Zuletzt geändert von calvados*; 14.07.2010, 13:57.

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                          • #14
                            Ich muss offen gestehen, dass meine Erwartungen nach den Berichten von fragolini und Morchel etwas höher waren, haben doch beide Gerichte ausgemacht, die sich tendenziell Richtung ** bewegten. Wir haben das nicht so erlebt, sondern konnten ein sympathisches Restaurant kennen lernen, in dem solide auf *-Niveau gekocht wird. Dennoch war es bei Mittermeier anders als in vielen *-Lokalen, wo ohne Fehl und Tadel, aber auch ein wenig „brav“ gearbeitet wird.

                            Ganz anders im Mittermeier, wo sich die Karte spannend liest, die Gerichte optisch hervorragend präsentiert werden, Geschmacksreize gesetzt werden, aber das Quäntchen über * nicht erreicht wird, weil nicht jeder Gang konsequent zu Ende gedacht oder umgesetzt ist. Ich möchte diese sachte Kritik zunächst an zwei Gerichten beschreiben, die von Morchel hoch gelobt worden sind:

                            Red King Lachs mit Lakritze, Passionsfrucht und Brunnenkresse
                            Der dominierende Geschmack dieses spannend anmutenden Gerichtes ist nicht annonciert, nämlich der Pumpernickel, auf dem der Lachs thront. Eine schöne Idee, die jedoch so in den Vordergrund getragen wird, dass selbst die Lakritze auf dem Lachs keine Chance hat. Im Übrigen ist die Brunnenkresse nur schmückendes, farbliches Beiwerk, das in diesem Gericht keine Funktion hat. Dieses Gericht müsste meines Erachtens ganz auf den Pumpernickel verzichten, damit Lakritz und Passionsfrucht in einen angemessenen Dialog mit dem qualitativ hervorragenden Lachs treten können.

                            Ravioli vom Kaisergranat mit Ajo Blanco, Spinatbisquit und Trauben
                            Auch hier ist der dominierende Geschmacksträger wieder nicht genannt; dieses Mal war es ein angegossenes kaltes Gurkensüppchen, das mit Ajo Blanco, also einem milden Knoblauch gewürzt gewesen sein sollte, aber nicht deutlich genug herausgearbeitet wurde. Die Füllung des Raviolo sollte vom Kaisergranat sein, konnte aber nicht erschmeckt werden; gut, dass auf der Teigtasche noch eine Meeresfrucht platziert wurde. Ein Gang, aus dem man mehr machen könnte, nämlich sich mit filigranerer Arbeit aus dem *-Bereich hervorheben.

                            Eine schöne Interpretation eines Klassikers: Entenleber mit Salat von der Cantaloupe-Melone und Pata Negra Schinken
                            Die Leber perfekt kurz gebraten, die Melone stückig und als Geleeschnecke, dazu kräftige Schinkenaromen. Schön, kann man nichts sagen!

                            Mal ein Einfall statt Käse vom Wagen: Lauwarmer Kartoffelschaum mit gebratenen Birnen, Anis und Golden Gel
                            Letzteres ist ein Blauschimmelkäse, der sehr dominierte und dem Anis keine Chance ließ; ansonsten eine nette Idee.

                            Das Dessert: Delice von Erdbeere und Schokolade mit Kreuzkümmel und Ziegenfrischkäse
                            Sehr gut, aber wo war der Kreuzkümmel?

                            Ich hoffe, dass dieser Bericht nicht zu negativ klingt, war es doch ein wunderbarer Abend in der Villa Mittermeier mit sympathischen Gastgebern, freundlichem Service und angenehmem Ambiente. Die Kritikpunkte sollen deutlich machen, warum im Mittermeier eben zur Zeit „nur“ * gekocht wird, es aber eigentlich die Anlagen besitzt, aus den guten Ideen mehr zu machen. Ich würde dies dem besuchenswerten Haus wirklich gönnen.

                            Beste Grüße, Merlan
                            Zuletzt geändert von merlan; 30.07.2010, 12:46.

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                            • #15
                              Sehr schöner Bericht, werter Milan.

                              Zwar sehe ich, zumindest im Vergleich mit den 2*, die ich kenne durchaus Annäherung an die 2*, aber das Wichtigste an einem Restaurantbesuch eint uns:
                              Die Freude am Genießen und der Spaß an so einem Restaurant in dem alles stimmt. Gutes Essen, symathischer Service, gelungene Einrichtung, und man geht einfach glücklich und zufrieden. Das ist m.E. viel wichtiger als ein Pünktchen mehr oder weniger.


                              Gruß!

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