Bei einem Kurzurlaub in Rottach-Egern habe ich es mir vor kurzem nicht nehmen lassen die lokale Küche ausgiebiger zu testen.
Vorab: Mit einem Besuch in der Überfahrt bei Christian Jürgens hatte ich geliebäugelt, wenn es ein spezifisches Mittagsmenü gegeben hätte. Der junge Herr sowie die junge Dame an der Rezeption hatten mir dann recht deutlich signalisiert, dass beide mich wohl (angesichts des bescheidenen Regenwetters in einem Hoodie gehüllt) nicht als den üblichen Hotel- und gar Restaurantgast wahrnehmen. Auch mit dem Namen "Restaurant Überfahrt" kann in diesem Hotel lustigerweise kaum jemand etwas anfangen - "ach ja, bei Herrn Jürgeeens ...". Das trifft aber nicht auf alle zu. Eine andere Servicedame in der Lobby lässt sofort alles stehen und liegen um mir das Restaurant zu zeigen und rattert auf dem Weg auch schnell alle anderen Restaurants im Haus sowie die jeweilige Bewertung im Gault Millau (falls vorhanden) runter. Fand ich sympathisch. Bei Jürgens werden mittags wohl nur die 5- und 7-gängigen Abendmenüs angeboten, inklusive der Toppings und der Weinpreise jenseits gut und böse.
Nungut, dann werden es eben keine drei Sterne am Tegernsee und ich bemühe die Michelin-App.
Das Freihaus Brenner, gelegen auf einem Hang in Bad Wiessee zieht durch seinen Bib mein Interesse auf sich. Leider hat die Küche bei unserer Ankunft um 14:05h schon zu. Zu unserem Glück trifft aber wenige Momente später ein ehemaliger Fußball-Nationalspieler und heutiger TV-Experte ein und die Küche hat dann plötzlich doch wieder geöffnet. Hier gibt es eine üppige und sehr gelungene "Portion knusprig gebratene Bauernente" mit Blaukraut und Kartoffelknödel. Meine Freundin wählt den Schweinebraten in Weißbiersauce mit Kartoffelknödel und Krautsalat. Letzteres probiere ich noch mehrere Male, dieser hier wird in der Region der beste bleiben. Auch die Ente gefällt wirklich sehr gut. Dazu ein toller Ausblick auf den Tegernsee. Trotz des hervorragenden Zwetschgen-Datschis (meine Freundin bestellt ihn) reizt es mich jetzt die Küche zu fordern und ich wähle noch drei Desserts als Schmankerl. Das "geeiste Melonensüppchen" mit Holundersorbet und Kefir-Tapioka (gefällt sogar mir, der Melonen eigentlich sonst nicht so lobt), "Mocca Bayrisch Crème" mit Kaffeegelee und Nektarinenkompott und einer fantastischen Praline hierzu sowie die "Bananenschnitte" mit Karamelleis und Fleur de Sel. Alle drei sind eine Wonne und hervorragend. Das gefällt mir besser als so manche Dessert-Erfahrung in einfach besternten Häusern. Mit zwei Bieren, Kaffee und einer Schorle, lande ich hier bei €80.
Wen die bayrische Küche reizt und wer etwas "lokaler" verkehren will ist mit der Bräustüberl Maxlrain in Bad Aibling, nahe Rosenheim, gut bedient. Die Küche taucht nicht im Michelin auf, tischt aber alle bayrischen Klassiker genauso hervorragend auf. Der Schweinebraten kostet hier €9, weiß aber zu überzeugen. Maxlrain würde ich gleichzeitig als Bier-Epizentrum bezeichnen, 2014 und 2016 kam jeweils die Auszeichnung zu Deutschlands Brauerei des Jahres. Zuletzt haben es 11 Biere auf das DLG-Gütesiegel in Gold geschafft. Hier herrscht natürlich kein Fine Dining mehr vor, aber wem auf der Durchreise nach Österreich gutes bayrisches Essen mit sehr guten Bieren reizt, der ist richtig beraten hier auszufahren.
Am Tegernsee in der Stadt Tegernsee ist tagsüber das Aran eine ansprechende Wahl, ebenfalls nicht im Michelin. Hier sitzt man in einem Café an Fenstern direkt in der ersten Reihe des Tegernsees. Für Fans der Brotzeit gibt es hier Brotscheiben mit einem beliebig wählbaren Aufstrich (ich zähle mindestens 15 verschiedene Aufstriche) und den vermutlich besten Kaffee in unserem Urlaub. Wäre das Brot frischer wäre ich wohl noch häufiger hergekommen, besserer Ausblick und Kaffee ist uns auf der Reise nicht begegnet.
Vor der Abreise halten wir noch beim Gut Kaltenbrunn, welches vom Feinkost Käfer übernommen wurde und im Michelin empfohlen wird. Entsprechenderweise ist hier jetzt auch Laurent Perrier glasweise als Aperitif möglich. Ich will es beim Schweinebraten nochmal wissen. Dieser wird anders serviert, der Krautsalat nicht separat, und auch vom Schweinefleisch werden durchaus durchwachsenere Stücke verwendet. Gleichwohl schmeckt dieser sehr gut, wobei dieses Gut hier gleichzeitig das teuerste unter den Erwähnten gewesen ist. Das muss dann wohl am herrlichen Blick auf den Tegernsee und Berge liegen. Wenn man diese Küche sucht, würde ich dennoch eher zum Freihaus Brenner tendieren - mit dem Feinkost Käfer im Rücken ist das Preis-Leistungs-Verhältnis schlicht nicht genauso gut. Wen es Richtung Rosenheim verschlägt, für den ist Maxlrain eine gute Wahl.
Als Unterkunft hat uns das Hotel Bachmair Weißach sehr gut gefallen. Hier gibt es Dienstags kostenfrei übrigens einen Rundgang mit dem Koch (ehemals Sternekoch in der Münchener Ente und ausgebildet im ehemaligen Düsseldorfer Dreisterner Im Schiffchen) mit der Möglichkeit eine Stunde alles zu fragen was einem zur Spitzenküche einfällt.
Vorab: Mit einem Besuch in der Überfahrt bei Christian Jürgens hatte ich geliebäugelt, wenn es ein spezifisches Mittagsmenü gegeben hätte. Der junge Herr sowie die junge Dame an der Rezeption hatten mir dann recht deutlich signalisiert, dass beide mich wohl (angesichts des bescheidenen Regenwetters in einem Hoodie gehüllt) nicht als den üblichen Hotel- und gar Restaurantgast wahrnehmen. Auch mit dem Namen "Restaurant Überfahrt" kann in diesem Hotel lustigerweise kaum jemand etwas anfangen - "ach ja, bei Herrn Jürgeeens ...". Das trifft aber nicht auf alle zu. Eine andere Servicedame in der Lobby lässt sofort alles stehen und liegen um mir das Restaurant zu zeigen und rattert auf dem Weg auch schnell alle anderen Restaurants im Haus sowie die jeweilige Bewertung im Gault Millau (falls vorhanden) runter. Fand ich sympathisch. Bei Jürgens werden mittags wohl nur die 5- und 7-gängigen Abendmenüs angeboten, inklusive der Toppings und der Weinpreise jenseits gut und böse.
Nungut, dann werden es eben keine drei Sterne am Tegernsee und ich bemühe die Michelin-App.
Das Freihaus Brenner, gelegen auf einem Hang in Bad Wiessee zieht durch seinen Bib mein Interesse auf sich. Leider hat die Küche bei unserer Ankunft um 14:05h schon zu. Zu unserem Glück trifft aber wenige Momente später ein ehemaliger Fußball-Nationalspieler und heutiger TV-Experte ein und die Küche hat dann plötzlich doch wieder geöffnet. Hier gibt es eine üppige und sehr gelungene "Portion knusprig gebratene Bauernente" mit Blaukraut und Kartoffelknödel. Meine Freundin wählt den Schweinebraten in Weißbiersauce mit Kartoffelknödel und Krautsalat. Letzteres probiere ich noch mehrere Male, dieser hier wird in der Region der beste bleiben. Auch die Ente gefällt wirklich sehr gut. Dazu ein toller Ausblick auf den Tegernsee. Trotz des hervorragenden Zwetschgen-Datschis (meine Freundin bestellt ihn) reizt es mich jetzt die Küche zu fordern und ich wähle noch drei Desserts als Schmankerl. Das "geeiste Melonensüppchen" mit Holundersorbet und Kefir-Tapioka (gefällt sogar mir, der Melonen eigentlich sonst nicht so lobt), "Mocca Bayrisch Crème" mit Kaffeegelee und Nektarinenkompott und einer fantastischen Praline hierzu sowie die "Bananenschnitte" mit Karamelleis und Fleur de Sel. Alle drei sind eine Wonne und hervorragend. Das gefällt mir besser als so manche Dessert-Erfahrung in einfach besternten Häusern. Mit zwei Bieren, Kaffee und einer Schorle, lande ich hier bei €80.
Wen die bayrische Küche reizt und wer etwas "lokaler" verkehren will ist mit der Bräustüberl Maxlrain in Bad Aibling, nahe Rosenheim, gut bedient. Die Küche taucht nicht im Michelin auf, tischt aber alle bayrischen Klassiker genauso hervorragend auf. Der Schweinebraten kostet hier €9, weiß aber zu überzeugen. Maxlrain würde ich gleichzeitig als Bier-Epizentrum bezeichnen, 2014 und 2016 kam jeweils die Auszeichnung zu Deutschlands Brauerei des Jahres. Zuletzt haben es 11 Biere auf das DLG-Gütesiegel in Gold geschafft. Hier herrscht natürlich kein Fine Dining mehr vor, aber wem auf der Durchreise nach Österreich gutes bayrisches Essen mit sehr guten Bieren reizt, der ist richtig beraten hier auszufahren.
Am Tegernsee in der Stadt Tegernsee ist tagsüber das Aran eine ansprechende Wahl, ebenfalls nicht im Michelin. Hier sitzt man in einem Café an Fenstern direkt in der ersten Reihe des Tegernsees. Für Fans der Brotzeit gibt es hier Brotscheiben mit einem beliebig wählbaren Aufstrich (ich zähle mindestens 15 verschiedene Aufstriche) und den vermutlich besten Kaffee in unserem Urlaub. Wäre das Brot frischer wäre ich wohl noch häufiger hergekommen, besserer Ausblick und Kaffee ist uns auf der Reise nicht begegnet.
Vor der Abreise halten wir noch beim Gut Kaltenbrunn, welches vom Feinkost Käfer übernommen wurde und im Michelin empfohlen wird. Entsprechenderweise ist hier jetzt auch Laurent Perrier glasweise als Aperitif möglich. Ich will es beim Schweinebraten nochmal wissen. Dieser wird anders serviert, der Krautsalat nicht separat, und auch vom Schweinefleisch werden durchaus durchwachsenere Stücke verwendet. Gleichwohl schmeckt dieser sehr gut, wobei dieses Gut hier gleichzeitig das teuerste unter den Erwähnten gewesen ist. Das muss dann wohl am herrlichen Blick auf den Tegernsee und Berge liegen. Wenn man diese Küche sucht, würde ich dennoch eher zum Freihaus Brenner tendieren - mit dem Feinkost Käfer im Rücken ist das Preis-Leistungs-Verhältnis schlicht nicht genauso gut. Wen es Richtung Rosenheim verschlägt, für den ist Maxlrain eine gute Wahl.
Als Unterkunft hat uns das Hotel Bachmair Weißach sehr gut gefallen. Hier gibt es Dienstags kostenfrei übrigens einen Rundgang mit dem Koch (ehemals Sternekoch in der Münchener Ente und ausgebildet im ehemaligen Düsseldorfer Dreisterner Im Schiffchen) mit der Möglichkeit eine Stunde alles zu fragen was einem zur Spitzenküche einfällt.
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