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Kastell in der Burg **, Wernberg, Wernberg-Köblitz (geschlossen)

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  • Kastell in der Burg **, Wernberg, Wernberg-Köblitz (geschlossen)

    Werte Forumianer,

    Weibliche Gäste, die auf Burg Wernberg speisen wollen, haben es nicht leicht. Ist doch das letzte steile Stück hinauf in die Burg nur zu Fuß zu bewältigen - und das auf einem Kopfsteinpflaster, das jedem High Heel den Garaus macht (oder dem Fuß, der darin steckt).

    Drinnen wird der harte Aufstieg dann belohnt. Ein lichtes, freundliches Ambiente empfängt den Gast im Restaurant Kastell. Dem einen oder anderen mag der Raum zu schlicht sein, uns beiden gefällt er immens, und das Kastell ist für uns eines, wenn nicht das schönste Restaurant, das wir kennen. An einem Ende des Speiseraums geht es zwei Stufen hinab in den Turm, ein kleines Séparée. Hier speisen die Morchels gewöhnlich allein und ungestört, was dem ganzen Essen einen sehr intimen Moment verleiht. Selbst in einem gut gefüllten Restaurant entsteht im Turm der Eindruck, die Küche würde eigentlich nur für einen selbst kochen.

    Im Kastell gibt es zwei Menüs, zwischen denen die Gänge beliebig ausgetauscht werden dürfen. Das eine nennt sich nach Küchenchef Thomas Kellermann „Menü Kellermann“, das andere „Degustationsmenü“. Früher hatte ich den Eindruck, dass das Menü Kellermann gemüselastiger sei als das Degustationsmenü, welches ich wiederum als eine Spur klassischer empfand. Heute hat sich dies eher ein wenig verwischt. Inzwischen sind Klassiker wie die „Mixed Pickles“ vom Kellermann-Menü ins Degustationsmenü übergeleitet worden.

    Wir selbst essen meistens eine Mischform aus beiden Menüs – immer die Gänge, die wir noch nicht kennen. So auch dieses Mal. Wir kamen mit echten Entzugserscheinungen, waren wir doch aufgrund diverser Terminkollisionen ungewöhnlich lange nicht mehr auf der Burg. Entsprechend erwartungsfroh waren wir.

    Und schon kam er, der Auftaktgong. Eine „Praline“ aus Tomate und Olive, dazu marinierter grüner Spargel mit einer Trüffelmayonnaise. Die leicht geleeartige Praline platzte im Mund und dann hallten die Geschmäcker von Tomate und Olive echoartig durch die Mundhöhle. Doch mehr Tomate? Doch mehr Olive? Nein: Noch mehr Tomate! Noch mehr Olive! (To be continued ) Wahnsinnig gut und in unseren Augen durchaus ***würdig.

    Der zweite Gruß bewegte sich auf gleichem Niveau. Ein Röllchen aus Avocadoscheiben, gefüllt mit sauer mariniertem Spitzkraut (vulgo: Sauerkraut). Dazu noch ein separat mariniertes Avocadostückchen. Perfekt ausbalanciert zwischen süß, deftig, knackig und cremig. Das geht nicht besser.

    Der eigentliche erste Gang: Velouté von der Kokosnuss mit Brokkoli und Rotbarbenwürze. Letztere versteckte sich in einem Dinkelcannellono. Auch hier: perfekte Harmonie von Textur und Geschmack. Die Kokosnuss wunderschön aromatisiert von Zitronengras, die Brokkolischeiben mit noch viel Bissigkeit und die Nudel war einfach nur ein wohliges Mhm.

    Zweiter Gang: Langoustine mit Kaninchenbeuscherl, Fèves (vulgo: Saubohnen) und Perlzwiebeln. (Für mich leicht abgewandelt mit Pilzen statt des Kaninchens.) Die butterzarte Langoustine explodierte förmlich im Mund, weil sie mit einer Art Sellerieknusper bestreut war. Insgesamt muss ich sagen, dass ich Kellermanns Küche noch nie so extrem „mouthy“ wie heute empfunden habe. Nochmals eine bravouröse Weiterentwicklung.

    Dritter Gang: Topinambur mit Passionsfrucht, Pfahlmuscheln und Makrelensalat. Für uns auf sehr hohem Niveau das schwächste Gericht. Nicht, dass das nicht alles geschmacklich zusammengepasst hätte. Aber die – roh marinierte – Makrele war zu viel, bzw. nicht dünn genug geschnitten und dominierte die Topinambur zu stark. Die Passionsfrucht hätte das in unseren Augen ausgleichen können, war aber einfach zu wenig auf dem Teller. Dass wir das überhaupt erwähnen, hat damit zu tun, dass wir bei Kellermann heute auf ** bis teilweise ***-Niveau gegessen haben. Den Topinambur-Gang haben wir „nur“ als * erlebt. Sie sehen: Kritik auf hohem Niveau für ein offizielles *-Restaurant.

    Vierter Gang: Gegriller Zackenbarsch mit Dill, Buttermilch und Granatapfel. Ebenfalls wunderbar, schmeckte genau so, wie es die Produkte versprechen.

    Fünfter Gang für mich: Bretonische Scholle mit Tomaten-Quittenterrine und Champignonblankett. Sensationell! Die Scholle, an der Gräte gebraten, ließ sich von mir mühelos von derselben befreien (das hatte ich auch schon anderswo anders) und ergab zusammen mit den süßlichen Tomaten und deftigen Pilzen ein wunderbares Ganzes.

    Fünfter Gang für Mo-Ma: Perlhuhnbrust mit Perigordtrüffel gefüllt, Mais und eingelegter Pfirsich. Zitat: „Ein sehr guter Gang, überzeugend vor allem die Komposition aus Pfirsich und Mais.“

    Sechster Gang für mich: Skrei mit frischen Morcheln in Folie gegart, dazu Kohlrabi-Olivensalat und Rillette. Irrest!!! Erst wollte ich gar nichts essen, denn ich hängte meine Nase über die am Tisch frisch geöffnete Folie und wollte das Gericht eigentlich nur inhalieren. Ich ließ mich dann doch zum Essen überreden und hatte das pure Glück in der Nase, auf dem Teller und in Mund und Magen. Besser geht es nicht und kann es gar nicht gehen. Das waren ***.

    Sechster Gang für Mo-Ma: Frischlingsrücken im Gewürzsud mit leicht geräuchertem Apfelpüree und Navette. Zitat: „Mhm.“ (plus verzücktes Gesicht)

    Siebter Gang: Schoko und Quitte mit Soufflé (Schoko), Sorbet (weiße Schokolade) und Rosmarin. Wunderbar leicht (zumindest gefühlt ) und durch die Quitte angenehm fruchtig.

    Achter Gang: Apfel-Koriander mit Eukalyptus. Das kam als Eis mit Gelee und Schaum daher und war ein wunderbar erfrischender Abschluss. Irgendwie wie „sehr angenehmes Zähneputzen“.

    Wir waren wieder einmal mehr total begeistert. In dem halben Jahr unserer „Abstinenz“ scheint Thomas Kellermann einen weiteren Sprung nach oben gemacht zu haben. Wir haben in der Vergangenheit mehrfach im alten Forum geschrieben, dass wir ihn auf **-Niveau sehen. Allerdings hatten wir heute auch einzelne Gänge, die noch mehr erwarten lassen. Teilweise war es wirklich die pure Perfektion.

    Fazit: Ein Essen, das nur glücklich machen kann und uns auch glücklich gemacht hat.

    Schönen Sonntag noch
    Morchel (wie immer mit männlicher Unterstützung)

  • #2
    So wie das klingt - und so, wie sich Ihre Vorahnungen bewahrheiten - hat Kellermann den zweiten Stern fast sicher.
    Was gab's zu trinken?
    Gruß s.

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    • #3
      Zitat von Schlaraffenland
      Was gab's zu trinken?
      Dass Sie das auch fragen müssen, werter Herr Schlaraffenland. Einen Chardonnay aus Rheinhessen. Name vergessen. Aber superfein.

      Kommentar


      • #4
        Nach Lesen Ihres tollen Berichtes bin ich mir fast sicher, dass die legendäre und vielzitierte Burg wohl in die Planung meiner Süddeutschlandreise dazu muss (selbstverständlich das Séparée ).

        Kommentar


        • #5
          vielen dank für den aktuellen bericht,
          wir werden das mal im august persönlich überprüfen und freuen uns schon darauf.
          kg knurrhahn

          fände es mal schön wenn sie mal einen vergleich zwischen bau und kellermann wagen würden,da sie beide küchen bekanntlich gut kennen.

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          • #6
            Lieber Knurrhahn,

            boah, was für ein Vergleich. Mein Mann und ich mussten uns erst einmal bei einer Zigarette auf dem Balkon sortieren.

            Unterm Strich:
            - Natürlich liegt der Unterschied in der absoluten Perfektion. Bau ist bei (nahezu) jedem Gang ***, Kellermann manchmal
            - Kellermann kocht puristischer, Bau ausgefeilter und verspielter.
            - Kellermann inszeniert für sein Leben gern Gemüse. Bei Bau ist Gemüse in unserer Erinnerung eher ein Nebendarsteller.
            - Kellermann ist Oberbayer und als solcher sehr regional verwurzelt, so auch kochtechnisch. Bau ist ein Kosmopolit.
            - Ein Besuch bei Kellermann ist wie eine unbeschwerte Puccini-Oper. Einen Besuch bei Bau haben wir eher als Wagner-Oper erlebt. Kellermanns Küche versteht man sofort, ohne dass sie deswegen eindimensional ist. Vielleicht, und das ist jetzt ein ganz spontaner Gedanke, ist der Kellermann-Bau-Vergleich ein wenig wie ein Erfort-Bau-Vergleich. Dies bitte immer unter der Prämisse, dass Herr Kellermann bis heute offiziell nur einen Stern hat.
            - Das Restaurant Kastell finden wir optisch eindeutig schöner als Schloss Berg. Aber: Baus Stühle sind eindeutig bequemer.

            Ach, wir wollen auf beide nicht verzichten. Viel Spaß im August! Wir werden im Mai bei Bau sein. :hungry:

            Lieben Gruß
            Morchel

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            • #7
              liebe morchel ,

              siehe es geht doch sehr gut.solche vergleiche fallen mir auch sehr schwer,aber bei genauem betrachten sind oft ,wie auch bei ihnen,gründe zu finden die eine rechtfertigung oder begründung für die verschiedenen beurteilungen zulassen.
              man muß dabei eigentlich nur die direkten vergleichmöglichkeiten haben oder einen koch in einigen jahren mehrmals besucht haben.
              ich als alter fan der klassischen küche wohlfahrt und co. gehe mit gleichem vergnügen zu neuen modernen köchen wie bau,wissler,amador u.a.und wenn es mir dort gefallen hat und mich das essen überzeugen konnte kann ich die meisten michelin sterne bei diesen köchen nachvollziehen.wobei einige köche der modernen richtung mich schon herausforden und kulinarisch auf die probe stellen.
              kg knurrhahn

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              • #8
                Wir waren vor einigen Wochen auf Burg Wernberg, hatten aber ein etwas durchwachseneres Erlebnis. Um Beschwerden über "Anteaserei" zu vermeiden stelle ich unseren Bericht hier (ohne die Einleitung) komplett ein. Die passenden Fotos gibts bei Interesse hier zu sehen

                Den Auftakt bei den Amuses Bouche bildet ein Doradencarpaccio mit Erbseneis und Salatgranitee. Das schmeckt nicht schlecht und durch das Erbeseneis auch nicht unoriginell, ist aber insgesamt leider ein bisschen fad.
                Schon besser das zweite Amuse, die Falsche Olive gefüllt mit Tomatenschaum und Trüffelsauce: gelingt es, die "Olive" im Ganzen in den Mund zu kaprizieren, entsteht ein hübscher "Zerplatz-Effekt", dennoch bleibt auch diese Kreation trotz einer recht intensiven Trüffelsauce ebenfalls ein wenig blass.
                Die Dritte Einstimmung kann uns dann voll überzeugen. Das Topinambur mit Kalbstatar und Limettenschaum ist exzellent gewürzt, schmeckt herzhaft und zugleich wunderbar filigran und frisch. Hervorragend auch das krosse Element, das uns die Hoffnung zurückgibt, dass frittierte und ausgebackene Elemente in der Spitzengastronomie nicht gänzlich verloren sind.
                Ein sehr guter Abschluss der Amuses-Reihe und ein hoffnungsvoll stimmender Einstieg ins Menü.

                Als erster Gang wird uns ein in Bier glasierter Stör gereicht, der in Kombination mit der Himbeere und Kümmel einen wundervollen Start in das Menü bildet. Erneut gelingt hier traumwandlerisch die Balance zwischen herzhaften Noten durch Kümmel und Bier sowie einer fruchtigen Frische, die dem Ganzen Eleganz verleiht. Optisch ein puristisch anmutender Gang, von hoher aromatischer Intensität und Spannung. Zudem Produktküche wie wir sie uns wünschen und somit ein Auftakt nach Maß.

                Wie es bei einem guten Menü sein sollte, stellt der nächste Gang eine behutsame Steigerung des Spannungsbogens dar: Der Kaisergranat zeigt sich mit einer hervorragender Garung von knackiger, zugleich schmelziger Konsistenz und ist mit leicht karamellisierten Perzwiebeln, Kaninchenbeuscherl und Feves abwechslungsreich und originell kombiniert. Und auch hier findet sich durch das Beuscherl (bzw.: die Niere) ein Hauch veredelte Rustikalität. Lediglich das praktisch geschmacksneutrale Gelee hätte es aus unserer Sicht nicht gebraucht.

                So sind wir nicht nur guter Laune, sondern auch guten Mutes, dass sich hier an einem außergewöhnlichen Ort auch eine außergewöhnliche Küchenleistung abspielen wird, als unsere Freude jäh getrübt wird. Den nachfolgen Gang müssen wir auch mit einigem Abstand definitiv als Ausreißer bezeichnen: die Kombination von Seezunge, Curry und Rote Bete mag konzeptionell vielleicht interessant sein, doch stellt sich hier der Effekt ein, dass das gewählte gelbe Curry sämtliche anderen Komponenten überschreibt.

                Umso passender ist der Name des folgenden Gangs…


                Mit "Phönix aus der Asche" meldet die Küche sich mit einem Gericht zurück, das simpel anmutet, aber von umso größerer Wirkung ist: Der Fenchel wird ca. 90 Minuten in einem Asche-Salzteig gegart und am Tisch tranchiert. Serviert wird er mit einer Nocke Quitten-Ziegenkäsetopfen und einer Aalglace. Eine ungewöhnliche aber pointierte Umspielung des leicht süßlichen Fenchels, dessen Anisanklänge gerade durch die zarten Raucharomen des Aals und die Säure der Quitte akzentuiert werden. Ein geschmacklich und ästhetisch herausragender Gang und für uns die "Götterspeise" dieses Abends.


                Dem nachfolgenden Fleischgang können wir nach dieser außergewöhnlich guten Gemüsekreation leider nicht ganz soviel abgewinnen. Beim confierten Eichelschwein mit Champignons de Paris und Aprikose rochen wir bereits vor dem ersten Bissen die Mächtigkeit der buttrigen Brösel von Krume und getrockneter Schalotte. Dagegen hatte die Fruchtsäure der Aprikose keine Chance. Anders gesagt wurde die sehr schöne Harmonie von bemerkenswert gutem Fleisch, Pilzen und Aprikose von der buttrigen Sauce regelrecht erschlagen. Schade.

                Vor dem finalen Fleischgang schoben wir noch einen a-la-Carte-Gang von der aktuellen Karte ein: die Blaukrautessenz mit Mandel. Dieser Gemüsegang gefiel uns wieder ganz ausgezeichnet. Die Essenz ist wunderbar intensiv und changiert zwischen der Süße des Krauts und einer angenehmen Pfeffrigkeit, die, wie wir vermuten, ebenfalls von dem Kohlgewächs ausgeht. Das Mandelchiboust steuert ein leichte Nussigkeit sowie ein wenige hauchzarte Textur bei. Einzig die separat gereichten und unserer Meinung nach unnötigen Foie-Gras-Häppchen wollen sich nicht in das harmonische Geschmacksbild fügen.

                Möglicherweise liegt es auch an unserem Sättigungsgrad, dass uns der letzte Gang, Imperial Taubenbrust mit roter Paprika und Mangold, nicht überzeugen kann. Paprika und Taube ergeben hier für uns kein überzeugendes Geschmacksbild und das Taubenfleisch selbst ist zwar sehr zart, dies aber in einer seltsam weichgummiartigen Konsistenz. Wir könnten uns vorstellen, dass eine Garung mit stärkeren Röstnoten hier in Verbindung mit der Paprika Wunder bewirken würde. Gut gefällt jedoch das mit einem Hauch Zitrone abgeschmeckte Innereienragout, das sich unter dem Mangold versteckt.

                Der Dessertreigen wird von Millefeuille mit Erdnusscreme und Petersilien-Bananeneis eröffnet. Das originelle und wohlschmeckende Eis sowie der krosse, plattierte Blätterteig werden hier leider von einer etwas klebrigen und eindimensional schmeckenden Erdnusscreme konterkariert.

                Beim "Whiskey Sour", bestehend aus einem Zitronesorbet und einer gefüllten Schokokugel, aufgegossen und flambiert mit Bourbon-Whiskey, scheiden sich danach die Geister: Einem von uns ist dieses Dessert klar zu "sprittig" und dadurch praktisch ungenießbar, während dem Whisky-Fan im Team gerade die deutliche Alkoholnote gut gefällt – zumal ein Teil der Schokolade durch das Flambieren schmilzt und sich mit dem Whisky zu einer Sauce verbindet.

                Die genaue Zusammensetzung des dritten und letzten Desserts bekommen wir leider nicht mehr zusammen, zumal es auch in der Karte nur unter "Inspiration" subsumiert wird. In Erinnerung ist aber, das es durch die Limettennote einen aromatischen Bogen zum dritten Amuse Bouche vom Beginn schlägt. Ansonsten stören leider kleine, nicht identifizierbare Stückchen, die in ihrer unangenehmen Konsistenz an geflockte Gelatine erinnern.

                Die Petit Fours waren dann fast durchweg wieder von jener Filigranität, die wir uns auch bei den Desserts gewünscht hätten. Klein, fein und in variantenreicher Geschmacksvielfalt kamen sie an den Tisch.

                Satt aber ein wenig ratlos ließ uns dieser Abend im schönen, hellen Gewölberestaurant des Kastells zurück. Ohne Zweifel, Thomas Kellermann kocht leidenschaftlich, engagiert und fällt nicht wie manche seiner Kollegen in plumpes Kopistentum. Kurz: er hat einen eigenen Stil gefunden. Das ändert freilich nichts daran, dass manche Komposition für uns einen etwas schrägen Akkord ergab.

                Vom Service, und hier insbesondere von dessen Leitung, hätten wir uns ein deutlicheres Zugehen auf den Gast gewünscht. Wir fühlten uns speziell mit der Weinbegleitung bisweilen vollkommen allein gelassen und vermissten die Gabe, genau dann am Tisch zu sein, wenn der Gast es benötigt, noch aber nicht geäußert hat.

                Fazit: Trotz einiger Dinge, die unseren Gesamteindruck trübten, verlebten wir auf der Burg Wernberg einen netten Abend von durchaus hoher gastronomischer Qualität, insbesondere bei den beiden Gemüsegängen. Es bleibt eben nur dieses unbestimmte Gefühl, dass speziell bei den Fleischgängen und den Desserts noch wesentlich mehr hätte drin sein können.
                Zuletzt geändert von brigante; 17.04.2011, 13:12.

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                • #9
                  Danke für diesen interessanten Bericht!

                  Zitat von brigante
                  Vom Service, und hier insbesondere von dessen Leitung, hätten wir uns ein deutlicheres Zugehen auf den Gast gewünscht. Wir fühlten uns speziell mit der Weinbegleitung bisweilen vollkommen allein gelassen und vermissten die Gabe, genau dann am Tisch zu sein, wenn der Gast es benötigt, noch aber nicht geäußert hat.
                  Die Fähigkeit, Gedanken lesen zu können, würde das Leben zumindest in mancher Hinsicht sicherlich vereinfachen. Insbesondere dann, wenn in Ihrem Fall die Gäste entscheiden dürfen, welchen Teil der noch nicht geäusserten Dinge der Service erraten können soll.

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                  • #10
                    Zeitblom, ich glaube Sie wissen exakt, was gemeint ist.

                    PS: manchmal genügt anstelle des Gedankenlesens übrigens schon ein aufmerksames Hinschauen – und Reagieren.

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                    • #11
                      werter brigante ,
                      die phönix aus der asche war auch unser highlight im letzten jahr.
                      ich glaube wenn hr.kellermann seine küche mehr für gemüsegänge öffnen würde,käme sein großes potentail mehr zum ausdruck.ich hatte den eindruck
                      seine küchenlinie macht ganz bewußt kompromisse an sein dortiges publikum.
                      denn auch bei einigen gerichten war m.meinung nach der fisch oder das fleisch eigentlich die beigabe.
                      vielleicht sollten wir ihn mal zu einem gemüsemenü überreden.
                      hatte heute schon die idee ,daß manmal einen guten koch ein reines innereienmenü kreieren lassen sollte (kommt aber vielleicht keiner ).
                      schönen tag noch
                      kg knurrhahn

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                      • #12
                        Abgesehen davon, daß Sie, werter brigante, bei der Weinbegleitung allein gelassen wurden, was war es denn nun, was bei Ihrem Mahl getrunken wurde?
                        Unklar bleibt mir auch in Ihrem, übrigens gekonnt formulierten, Bericht, um was es sich bei dieser "falschen Olive", die es sich wohl in den Muind zu "kaprizieren" galt, letztendlich handelte; auch diese Stelle mit den buttrigen Brösel von Krume beim Eichelschwein verstehe ich nicht ganz.
                        Blaukrautessenz, ja, die wird mir wohl auch in ewiger Erinnerung bleiben.
                        Noch eine Frage zum Stör: wissen Sie zufällig, woher das Vieh stammte? Im fränkischen Bereich, genauer gesagt Dinkelsbühler bzw Feuchtwanger Region, versucht man ja schon seit Jahren, diese Biester zu züchten.
                        MkG
                        schlaraffenland
                        PS: gueule, es heißt gueule, amuse gueule; bei amuse bouche handelt es sich um einen tuntigen Neologismus, der nur mit gespitzten Lippen und weit abgespreiztem Kleinstfinger ausgesprochen werden darf

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                        • #13
                          Die Weine, lieber Schlaraffenland, muss ich mir von den Kollegen, die dabei waren, mal durchgeben lassen – dies ist, zugegebenermaßen, ein Aspekt, der mich stets eher weniger interessiert, mangels ausreichender Fachkenntnis und wegen vergleichsweise niedriger Alkoholtoleranz...

                          Zu ihren Fragen erstmal: ja, ich habe gemerkt, dass manche Formulierung doch etwas auf die parallele visuelle Information durch die Fotos abgestimmt ist.

                          Also: die Olive war, wenn ichs recht erinnere, eine Art "Olivenhaut", gefüllt mit einer Art Tomatenespuma. Man sollte die auch ob ihrer Größe gar nicht auf einmal essen, ich habs aber getan und fand den Effekt sehr nett.

                          Bei den Bröseln handelte es sich um eine Mischung aus Semmelbrösel (o.ä.) und getrockneten Schalottenbröseln. Diese waren in sehr reichlich Butter geschwenkt und dazu gabs es auch auch noch ein recht buttrige Sauce. Sieht auf dem Foto gar nicht unedbingt so aus, war aber echt heftig. Zu heftig (und ich bin ein Buttermonster...), gerade auch weil das Fleisch recht (positiv gemeint) fetthaltig war.

                          Zitat von Schlaraffenland
                          bei amuse bouche handelt es sich um einen tuntigen Neologismus, der nur mit gespitzten Lippen und weit abgespreiztem Kleinstfinger ausgesprochen werden darf
                          Sagen Sie, sind wir uns schonmal begegnet?

                          Grüße
                          b.

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                          • #14
                            Wie, ob wir uns schon mal begegnet sind? Im Zentralarchiv für Neologismen? oder eher in tuntigen Gefilden?
                            Gruß
                            s.

                            Kommentar


                            • #15
                              @Schlaraffenland:

                              Zitat von Schlaraffenland
                              PS: gueule, es heißt gueule, amuse gueule; bei amuse bouche handelt es sich um einen tuntigen Neologismus, der nur mit gespitzten Lippen und weit abgespreiztem Kleinstfinger ausgesprochen werden darf
                              ganz kann ich Ihrer Ausführung nicht folgen - sicher, in Frankreich ist das amuse-gueule verbreiteter (etwa doppelt soviele Treffer bei google auf französischen Internetseiten). Aber das Unbehagen mancher Leute am doch etwas deftigen "gueule" kann ich durchaus nachvollziehen.

                              @brigante:

                              schon länger habe ich den Eindruck, dass die Erwartungen an den Service hier im Forum recht unterschiedlich sind. Nur um ein nicht mit Ihrem Bericht verbundenes Beispiel zu nennen: einen unauffälligen klassischen Service würden m.E. manche eher als "kalt" und andere eher als "souverän" beschreiben. Aber solange wir nicht beabsichtigen, zusammen Essen zu gehen, muss ich nicht wissen was genau Sie erwarten und folglich auch nicht alle Passagen der Sternefresser-Berichte verstehen.
                              Zuletzt geändert von Zeitblom; 20.04.2011, 09:44.

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