Mon dieu, was hat sich Hendrik Otto, weiterentwickelt!
War er vor 5 Jahren im La Vision, Köln, zwar schon ein bemerkenswerter *-Koch, so fragt man sich heute im „Esszimmer“ des Adlon, was er in seiner Küche noch optimieren kann, um in den nächsten Jahren in die absolute Spitze vorzustoßen. Insofern decken sich die äußerst positiven Eindrücke von Frau wi und Herrn Steinmann mit unserem Erleben im noblen Ambiente des Adlon.
Ebenfalls bestätigen kann ich die formidable Leistung des Serviceteams, das es sich offenbar zur besonderen Aufgabe gemacht hat, erst gar keine steife Atmosphäre aufkommen zu lassen. Schon vor dem Betreten des Restaurants in der 1. Etage wird man von Restaurantleiter Häbel und Küchenchef Otto freundlichst begrüßt und mit einladenden Worten zum Tisch geführt. Von da an beginnt eine höchst vergnügliche, kurzweilige und kulinarisch hoch spannende Reise abseits des hektischen Treibens rund um den Pariser Platz.
Nun aber zur Küche von Hendrik Otto:
Er kocht außerordentlich leicht und filigran, kombiniert durchaus überraschend, aber immer harmonisch und treibt einen enormen handwerklichen Aufwand, um seine Kreationen sicher auf den Punkt zu bringen. Otto komponiert eigenständige Werke, die – wenn man denn unbedingt will – Vergleiche zu Kevin Fehling vom Belle Epoque, Travemünde, erlauben, insbesondere wenn es um das Herausarbeiten von Texturen geht. Optisch ist Otto ein ähnlicher „Pointillist“ wie Sauli Kemppainen von der Quadriga in Berlin, doch liegen zwischen beiden bezüglich der Sinnhaftigkeit der aufgesetzten Punkte Welten, oder genau genommen, eine ganze Liga.
Das Menü, das wir gegessen haben, entspricht in Teilen dem, das Frau wi schon beschrieben hat, doch gebe ich der Vollständigkeit halber mal meinen Senf dazu:
Tatar von der Dorade/Tomatenauszug, Zitrusfrüchte, Kräuter, Zimt und Pumpernickel
Sehr fein und filigran auf den Teller gebracht stehen bei diesem Gang die Kontraste (Zitrus und Kräuter) sowie die Texturen (Tatar und knusprige Pumpernickelbrösel) im Mittelpunkt. Dazu gereicht wird eine Sardellenpraline, die – oh, Wunder – einen markanten Reiz durch den Zimt bekam. Eine kleine Vorspeise, bei der man unendlich verweilen möchte!
Silberlachs/Pahlbohnenfumé, Paprika, Escabechegemüse, geliertes Salzwasser und Mango
Wie sagte Herr Steinmann so schön: „Otto kann Fisch!“ Ja, uneingeschränkt ja! Und dann spielt er mit Aromen, die zwar reizen, aber immer zu einer Lösung führen (um eine schöne Formulierung von Dollase aufzugreifen). Perfekt gegarter Lachs, leicht geräuchert schmeckender Paprika mit herzhaft gewürzter Escabeche und – Achtung! – Gewürzgurkeneis. Sensationell!
Zander/Kalbsfuß-Lorbeerextrakt, Sauerkraut, Blutwurst, Apfel und Stockkartoffeln
Auf einen solchen gang muss ein gebürtiger Rheinländer (linksrheinisch!) springen: Himmel un Ääd! Wenn Otto allerdings Apfel und Blutwurst nach Kölscher Art kombiniert hätte, wäre nie ein solch feiner Gang möglich gewesen. Im Fokus bleibt der Fisch, die genannten Begleiter sind als zart angedeutete Aromen vorhanden und bilden so eine wunderbare Einheit mit schlotzigen Stockkartoffeln und einem krossen Bällchen von rohem Sauerkraut.
Kaninchen von der Vulkan-Eifel/Estragonsauce, Chorizo, Ananas, Speck und Kapern
Was für ein gelungener Fleischgang! Kaninchenrücken gerollt, Läufchen zur Praline geformt und mit kräftigen Aromen (Chorizo!) angereichert, doch mittels Frucht gekonnt abgepuffert. Ein ganz, ganz leichter Fleischgang, der Platz für das lässt, was noch kommen soll.
Rhabarber/Joghurteis, Sauerklee, Blaumohn und Lakritz
Selten habe ich mich so in ein Dessert „reingesetzt“, dessen Bestandteile für sich stehen und sich in ihrer Kombination einer angemessenen Erläuterung entziehen. Muss man selber probieren. Hervorragend, wie all die Kleinigkeiten, die am Anfang und am Ende des Menüs gereicht wurden.
Wie anfangs beschrieben, ist Hendrik Otto auf einem scheinbar unaufhaltsamen Weg nach oben. Für mich ist er neben dem hochgeschätzten Kevin Fehling der Hoffnungsträger für die nächsten Jahre!
Was fehlt vielleicht noch zu allerhöchsten Weihen? Eventuell das noch deutlichere Herausarbeiten aller annoncierten Komponenten. Hinterher ist uns z. B. aufgefallen, dass wir die Ananas im Fleischgang gar nicht als solche bemerkt haben; das mag aber auch eine Unaufmerksamkeit von uns gewesen sein.
Ansonsten ein Riesenkompliment an die gesamte Mannschaft. Den sympathisch-kompetenten Service habe ich ja schon erwähnt. Auch die Weinbegleitung wird von dem eloquenten Herrn Jalali perfekt in Szene gesetzt (wir haben am Nachbartisch gelauscht!), nur bei unserem Wunsch nach einem „Weißen zum Durchtrinken“ bewegte er sich nach unserem Geschmack zu sehr in ausgetretenen und obendrein zu hochpreisigen Pfaden, so dass wir bei der Auswahl selbst Hand anlegen mussten.
Fazit: „Wer in Berlin war, ohne im Adlon zu dinieren, hat etwas verpasst – und zwar nicht nur die ausgezeichnete Küche von Hendrik Otto, sondern auch ein Stück Tradition.“ (Guide Michelin, Deutschland 2012, S. 168).
Wenn dieser Satz nicht schon geschrieben worden wäre, ich hätte ihn gerne ähnlich formuliert.
Beste Grüße, Merlan
War er vor 5 Jahren im La Vision, Köln, zwar schon ein bemerkenswerter *-Koch, so fragt man sich heute im „Esszimmer“ des Adlon, was er in seiner Küche noch optimieren kann, um in den nächsten Jahren in die absolute Spitze vorzustoßen. Insofern decken sich die äußerst positiven Eindrücke von Frau wi und Herrn Steinmann mit unserem Erleben im noblen Ambiente des Adlon.
Ebenfalls bestätigen kann ich die formidable Leistung des Serviceteams, das es sich offenbar zur besonderen Aufgabe gemacht hat, erst gar keine steife Atmosphäre aufkommen zu lassen. Schon vor dem Betreten des Restaurants in der 1. Etage wird man von Restaurantleiter Häbel und Küchenchef Otto freundlichst begrüßt und mit einladenden Worten zum Tisch geführt. Von da an beginnt eine höchst vergnügliche, kurzweilige und kulinarisch hoch spannende Reise abseits des hektischen Treibens rund um den Pariser Platz.
Nun aber zur Küche von Hendrik Otto:
Er kocht außerordentlich leicht und filigran, kombiniert durchaus überraschend, aber immer harmonisch und treibt einen enormen handwerklichen Aufwand, um seine Kreationen sicher auf den Punkt zu bringen. Otto komponiert eigenständige Werke, die – wenn man denn unbedingt will – Vergleiche zu Kevin Fehling vom Belle Epoque, Travemünde, erlauben, insbesondere wenn es um das Herausarbeiten von Texturen geht. Optisch ist Otto ein ähnlicher „Pointillist“ wie Sauli Kemppainen von der Quadriga in Berlin, doch liegen zwischen beiden bezüglich der Sinnhaftigkeit der aufgesetzten Punkte Welten, oder genau genommen, eine ganze Liga.
Das Menü, das wir gegessen haben, entspricht in Teilen dem, das Frau wi schon beschrieben hat, doch gebe ich der Vollständigkeit halber mal meinen Senf dazu:
Tatar von der Dorade/Tomatenauszug, Zitrusfrüchte, Kräuter, Zimt und Pumpernickel
Sehr fein und filigran auf den Teller gebracht stehen bei diesem Gang die Kontraste (Zitrus und Kräuter) sowie die Texturen (Tatar und knusprige Pumpernickelbrösel) im Mittelpunkt. Dazu gereicht wird eine Sardellenpraline, die – oh, Wunder – einen markanten Reiz durch den Zimt bekam. Eine kleine Vorspeise, bei der man unendlich verweilen möchte!
Silberlachs/Pahlbohnenfumé, Paprika, Escabechegemüse, geliertes Salzwasser und Mango
Wie sagte Herr Steinmann so schön: „Otto kann Fisch!“ Ja, uneingeschränkt ja! Und dann spielt er mit Aromen, die zwar reizen, aber immer zu einer Lösung führen (um eine schöne Formulierung von Dollase aufzugreifen). Perfekt gegarter Lachs, leicht geräuchert schmeckender Paprika mit herzhaft gewürzter Escabeche und – Achtung! – Gewürzgurkeneis. Sensationell!
Zander/Kalbsfuß-Lorbeerextrakt, Sauerkraut, Blutwurst, Apfel und Stockkartoffeln
Auf einen solchen gang muss ein gebürtiger Rheinländer (linksrheinisch!) springen: Himmel un Ääd! Wenn Otto allerdings Apfel und Blutwurst nach Kölscher Art kombiniert hätte, wäre nie ein solch feiner Gang möglich gewesen. Im Fokus bleibt der Fisch, die genannten Begleiter sind als zart angedeutete Aromen vorhanden und bilden so eine wunderbare Einheit mit schlotzigen Stockkartoffeln und einem krossen Bällchen von rohem Sauerkraut.
Kaninchen von der Vulkan-Eifel/Estragonsauce, Chorizo, Ananas, Speck und Kapern
Was für ein gelungener Fleischgang! Kaninchenrücken gerollt, Läufchen zur Praline geformt und mit kräftigen Aromen (Chorizo!) angereichert, doch mittels Frucht gekonnt abgepuffert. Ein ganz, ganz leichter Fleischgang, der Platz für das lässt, was noch kommen soll.
Rhabarber/Joghurteis, Sauerklee, Blaumohn und Lakritz
Selten habe ich mich so in ein Dessert „reingesetzt“, dessen Bestandteile für sich stehen und sich in ihrer Kombination einer angemessenen Erläuterung entziehen. Muss man selber probieren. Hervorragend, wie all die Kleinigkeiten, die am Anfang und am Ende des Menüs gereicht wurden.
Wie anfangs beschrieben, ist Hendrik Otto auf einem scheinbar unaufhaltsamen Weg nach oben. Für mich ist er neben dem hochgeschätzten Kevin Fehling der Hoffnungsträger für die nächsten Jahre!
Was fehlt vielleicht noch zu allerhöchsten Weihen? Eventuell das noch deutlichere Herausarbeiten aller annoncierten Komponenten. Hinterher ist uns z. B. aufgefallen, dass wir die Ananas im Fleischgang gar nicht als solche bemerkt haben; das mag aber auch eine Unaufmerksamkeit von uns gewesen sein.
Ansonsten ein Riesenkompliment an die gesamte Mannschaft. Den sympathisch-kompetenten Service habe ich ja schon erwähnt. Auch die Weinbegleitung wird von dem eloquenten Herrn Jalali perfekt in Szene gesetzt (wir haben am Nachbartisch gelauscht!), nur bei unserem Wunsch nach einem „Weißen zum Durchtrinken“ bewegte er sich nach unserem Geschmack zu sehr in ausgetretenen und obendrein zu hochpreisigen Pfaden, so dass wir bei der Auswahl selbst Hand anlegen mussten.
Fazit: „Wer in Berlin war, ohne im Adlon zu dinieren, hat etwas verpasst – und zwar nicht nur die ausgezeichnete Küche von Hendrik Otto, sondern auch ein Stück Tradition.“ (Guide Michelin, Deutschland 2012, S. 168).
Wenn dieser Satz nicht schon geschrieben worden wäre, ich hätte ihn gerne ähnlich formuliert.
Beste Grüße, Merlan
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