Danke für den Bericht, liebe Schink, schade, dass ich nicht so lange in Berlin bleiben konnte...
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Lorenz Adlon Esszimmer**
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Aus für mich unerklärlichen Grunden ist mein Bericht zum Esszimmer aus April 2012 nicht wieder zu finden. Ich erlaube mir, hier nochmals einzufügen, vielleicht können die Moderatoren die chronologische Ordnung widerherstellen. Vielen Dank
Otto kann Fisch.
Otto kann Fleisch.
Für den guten Käse kann er zwar nichts, aber
Otto ist ein netter Mensch und er will mehr…
Reinstoff war ausgebucht. Der netter Herr Häbel von Adlon hatte für uns noch einen Tisch frei. So fanden wir uns in Adlon wieder. Es hat sich nicht viel verändert in Sachen Ambiente. Irgendwie so erwartet man das auch vom Adlon. Wir hatten diese gewisse Steifheit und leichte Anflug von (Geschichts-)staub auch von Restaurant befürchtet. Zum Glück war es ganz anderes. Es war einer der lustigsten, vergnüglichsten und kulinarisch besten Abende, welche wir in Deutschland in den letzten 12 Monaten erleben dürften.
Herr Häbel führt sein Team souverän, unverkrampft, so dass alle sichtlich Freude bei der Arbeit empfinden.
Der Sommelier, Herr Jalali ist ein wahrer Poet! Noch nie habe ich solch künstlerische Weinankündigungen gehört:
„Der Weinschaum im Glass erinnert uns an den Wellenschaum des Mittelmeeres. Der Wein schmeckt salzig in Abgang, wie das Meer, und vereint auf wundersame Weise Heilbutt und Langostino…“
Die Weinkarte ist relativ hoch bepreist, es finden sich jedoch durchaus moderate Preise. Es ist uns gelungen, nicht ohne Hilfe von Herrn Jalali zwei wunderbare Begleiter für unseren Abend zu finden, die uns nicht komplett ruiniert haben:
2009 Weißburgunder „Zazo“ Alte Grafschaft, Franken
2008 Malabar Spice Route, Coastal Region, Südafrika
Zum Essen gab es einmal Gourmet-Menü für mich, wobei ich den Fleischgang austauschen ließ und bekam statt Ente Taube in einer erweiterte Version.
Tartar von der Dorade / Tomatenauszug
Zitrusfrüchte, Kräuter, Zimt und Pumpernickel
Silberlachs / Pahlbohnenfumé
Paprika, Escabechegemüse, geliertes Salzwasser und Mango
Zander / Kalbsfuß-Lorbeerextrakt
Sauerkraut, Blutwurst, Apfel und Stockkartoffeln
Taube / Rosmarin-Knoblauchsauce
Mais, Zitrone, Petersilie und Himbeere
Käseauswahl vom Wagen
Abathe Birne / Rucolaeis
Haferflocken, Kondensmilch und Blaumohn
Und Degustations-Menü für den Herrn:
Gänseleber / Pfeffercreme
Halbgefrorenes, gelierte Landmilch, Kaffee
Heilbutt & Langostino / Sauce Dugleré
Staudensellerie, Apfel und Koriander
Kabeljau / Basilikum-Senfsauce
Zwiebel, geräucherte Paprika und Lardo
Fläminger Schweinebauch / Fenchel-Gewürzsud
Tomaten-Sardelle, Aubergine und Olive
Taube / Rosmarin-Knoblauchsauce
Mais, Zitrone, Petersilie und Himbeere
Geschmortes Rippenstück vom Nebraska-Rind / Gulaschsaft
Schalotte, rote Beete und Mandel
"Obatzda" Camembert
Zwiebel, Brezel und Weißbier
Canache von Guanaja Schokolade und Kardamom / Exotiksorbet
Curry, Luftschokolade und Mango
In Gesprächen mit Herr Häbel, Herrn Jalali und anschließend Herrn Otto wurde uns klar, dass das Team sehr froh über die zwei Sterne ist, aber sich gerne mit großen in Deutschland messen möchte und nach Höherem strebt. Wir gönnen es Herrn Otto vom Herzen. Und wir kommen gerne wieder.Kommentar
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Die Reihenfolge von Beiträgen kann ich leider nicht verändern. Das hier Beiträge verschwunden sind hat damit zu tun, dass bestimmte Personen mit ihrem Ausscheiden aus dem Forum alle Beiträge gelöscht haben. Waren dies die ersten in einem Thread, ist dieser komplett unwiederherstellbar gelöscht worden. Inzwischen sind die Einstellung so verändert, dass dies nicht mehr möglich ist. Ich vermute, dass dein Beitrag diesem Problem zum Opfer gefallen ist, leider. Daher VIELEN DANK fürs neuerliche einstellen!Kommentar
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Aktuelles Menü im September
haben am Mittwoch 4 Gänge aus Menü 1 und Menü 2 gegessen,fuer mich keine aufregende Kueche,
moderne Klassik,Handwerklichkeit alles o.k.aber keine Eigenstaendigkeit,kein Gang der im Gedächtnis blieb,fuer mich keine Reise wert,Service spult in der üblichen Routine sein Programm herrunter ---Weinpreise mit die hoechsten in Deutschland---0,1 für 22,00 Standardqualität --- keine Weinentdeckungen ,,nur die großen Namen,,--- da gibt es doch einige bessere Alternativen in Berlin oder gleich nach Leipzig -Falco- oder Bean Beluga -Dresden- fahren, kann da leider den aktuellen Bewertungen aus dem Gusto und den Michelin nicht zustimmen ...Kommentar
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Kann es sein, dass Sie ganz woanders am Pariser Platz eingekehrt sind oder selbst einfach nur einen schlechten Tag hatten?
Schönen Gruß, MerlanKommentar
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Na, was ist denn da passiert? Andere halten Hendrik Otto für den nächsten Anwärter auf *** und Sie sprechen ihm samt Service, der hier im Forum immer wieder so positiv und zu Recht herausgestellt wurde, eigentlich alles ab, was das Esszimmer im Adlon zu etwas Besonderem macht.
Kann es sein, dass Sie ganz woanders am Pariser Platz eingekehrt sind oder selbst einfach nur einen schlechten Tag hatten?
Schönen Gruß, Merlan
Vielleicht braucht Berlin auch endlich einen 3 Sterner -- aber das Esszimmer bei mir nicht!Kommentar
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Wir waren nun aktuell im Esszimmer und es steht für uns außer Frage, dass der Gusto hier sehr treffsicher urteilt. Sicherlich eines der Top10-Erlebnisse in D, denn Hendrik Otto und der souveräne Maître Boris Häbel bieten ein Gesamterlebnis, wie man es wirklich selten erlebt. Kulinarische Unterhaltung auf allerhöchstem Niveau und eine moderne Klassik, die man im Adlon vielleicht gar nicht erwarten würde. Die drei Punkte auf dem Teller sind nicht nur die Signatur, sondern eine Prophezeiung, In Berlin kann man aktuell wohl nicht besser essen , allenfalls günstiger.Kommentar
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Der Bericht mit allen Bildern wie immer auf kuechenreise.com:
Vorzüglich unser Dinner im besten Restaurant Berlins. Konservativ das Ambiente, doch kreativ die Küche und der Service rockt!
Der Kurzbericht zu unserem Dinner:
Konservativ das Ambiente, doch schon der Service rockt. Und erst das Essen! Unser Menü war eine Ansammlung von Highlights auf konstant hohem Niveau.
Doch zurück zum Start: Zwei Menüs mit bis zu 8 Gängen bietet das Lorenz Adlon Esszimmer dem Gast an, dazu à la Carte einige "grosse Klassiker" wie Caneton à la Presse oder Birne Helene - das ist dem Adlon Hotel und den Gästen geschuldet; und eigentlich eine sympathsiche Sache.
Wir entscheiden uns für das 8-gängige Menü. Schon die Grüsse - Klassiker wie Carpese, Tafelspitz und Toast Hawaii mal ganz anders interpretiert - nehmen unsere Aufmerksamkeit gefangen!
Zum Einstieg dann einerseits ein traumhafter Thunfisch mit gefrorenen Komponenten wie Grapefruit, Pilze und Sesam; andererseits eine wunderbare Variation von der Gänseleber mit Kaffee und grünem Pfeffer. Irgendwie leicht und beschwingt; nicht mächtig und schwer, die letztere...
Die darauf folgende Bouillabaisse mit Hummer, Muscheln und Pulpo ist en weiteres geschmacksintensives Highlight (beim Hummer meckern wir ja immer. Aber dieser war einfach butterzart und Klasse). Auf Augenhöhe (d.h. in diesem Fall ganz oben) dann auch der Stör mit Kaviar und Bohnenfonds.
Nach Fenchel mit Bauernspeck in Gewürzsud folgt eine vorzügliche Linda-Kartoffel mit gefrorenem Ziegenquark und Kräutern, begleitet von konfiertem Schweinebauch in Graubrot (dass wir zuerst die vermeintliche Beilage "Kartoffel" erwähnen, hat durchaus seinen Grund)..
Brust und Keule der französischen Taube zum Hauptgang sind gleichfalls sehr überzeugend, und auf separatem Teller werden die Innereien der Taube in einer Art Kartoffelknödel gereicht.
Nach Lüneburger Schafkäse mit Feige und Bergamotte und einem kleinen Pre-Dessert kommen wir dann zum süssen Abschluss: Weisse Schokolade in verschiedenen Varianten mit Dilleis, Sanddorn, Joghurt und einem Jus von Apfel und Karotte. Vorzüglich!
Unser Resümee:
Die Küche von Hendrik Otto basiert auf einem starken klassischen Fundament. In den Details ist sie konsequent modernisiert und keinesfalls verstaubt - ganz im Gegenteil.
Wir haben an diesem Abend präzis gezirkelte Gerichte genossen, welche in höchster technischer Perfektion bis ins kleinste Detail zubereitet waren. Wir haben spannungsgeladene, intensive Kompositionen verspeist, welche geschmacklich dennoch nie plakativ, sondern immer fein ausgewogen auftraten.
Die ausgezeichnete Produktqualität hat uns überzeugt. Die Kreativität der Gerichte, das Spielen mit dem Mix aus Luxusprodukten und aus vermeintlich „einfacheren“ Zutaten hat uns beeindruckt. Und das Ganze nicht nur bei dem einen oder anderen Gang, sondern fast durchgängig ein ganzes Menü lang!
Der Service rockt! Mit hohem Unterhaltungswert und ebenso hoher Kompetenz bringen Maître Boris Häbel, Sommelier Shahab Jalai und das ganze Team Leben in die alt-ehrwürdigen Räumlichkeiten.
Für uns ist das Lorenz Adlon Esszimmer momentan kulinarisch ganz vorne in Berlin (hoffentlich folgen viele andere nach!) angekommen.
Unser Menü:
- Grüsse aus der Küche
- Thunfisch: Getrocknete Pilze, Chorizo, Sesam, Grapefruit, Kräuter
- Gänseleber: Kaffee, Trüffel, Briochecreme, grüner Pfeffer, Polenta, Thymian
- Bouillabaisse: Staudensellerie, Tomate, Zucchini, Estragon
- Stör / Kaviar / Bohnenfond: Braune Butter, Borschtsch, Meerrettich, Blutampfer
- Fenchel / Bauernspeck / Gewürzsud: Artischocke, konfierte Tomate, Aubergine, Zitrone, Vogelmiere
- Konfierter Schweinebauch / Graubrot: Linda-Kartoffel, gefrorener Ziegenquark, Gewürzöl, 5-Kräuter-Mischung
- Taube / Jus / Wacholder: Champignon, Karotte, Kichererbse, Rosmarin, Koriander
- Lüneburger Schafskäse / Feige / Bergamotte: Reisessig, Agave, wilde Erdnüsse, gefrorene Milch mit Schinken und Senf
- Pre-dessert
- Luft-, Krokant- und Creme von Schokolade: Dilleis, Sanddorn, Joghurt, Jus von Karotte und Apfel
- Petit FoursKommentar
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Ich weiss nicht…..koennte vielleicht auch eher der Leidenschaft des Chefs als der Vorliebe unbedarfter Oligarchen geschuldet sein. Ich behaupte mal wir werden gerade solche Gerichte bald wieder mehr sehen, vor allem bei der Avantgarde.Kommentar
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Der Service rockt! Mit hohem Unterhaltungswert und ebenso hoher Kompetenz bringen Maître Boris Häbel, Sommelier Shahab Jalai und das ganze Team Leben in die alt-ehrwürdigen Räumlichkeiten.
Für uns ist das Lorenz Adlon Esszimmer momentan kulinarisch ganz vorne in Berlin (hoffentlich folgen viele andere nach!) und in der Spitzengruppe der vielleicht 10 bis 15 besten Restaurants in Deutschland angekommen.
Wir waren vor wenigen Wochen dort und Hendrik Otto (und natürlich auch Boris Häbel) haben uns begeistert. Beim Thema moderne Klassik ist das Esszimmer in Deutschland ganz weit vorne und der erneute Beweis, dass die Wertung des Gusto näher am Puls ist, als die manch anderes Führers. Berlin ist aktuell nicht nur gefühlt die kulinarische Hauptstadt.Kommentar
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Ja, das kann ich mir auch vorstellen, dass solche Gerichte wieder vermehrt kommen... Und eigentlich eine spannende Sache, wenn 'altes' auf gute Weise neu interpretiert wird. Solange es nicht immer Schwarzwälder Kirsch dekonstruiert ist...Kommentar
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Gourmet-Club-Treffen am 06. Juni 2014
Der Gourmet-Club-Abend im Lorenz Adlon Esszimmer begann im gleißenden Sonnenschein, der über dem Pariser Platz strahlte. Dabei stand die Sonne so tief, dass wir zunächst bei zumindest teilweise verschlossenen Vorhängen mit dem Essen beginnen mussten – dafür war dann der spätere Sonnenuntergang umso überwältigender.
Die Triologie zum Auftakt bestand aus einer Interpretation von Tomate-Mozzarella, einem Toast-Hawaii-Röllchen und einem kräutrig frischen Element, das ich nicht mehr genau benennen kann. Alles war fein gearbeitet, der Geschmack der Caprese-Interpretation intensiv und typisch, die Rolle vom Hawaii-Toast hätte ich geschmacklich nicht mit dem Original in Verbindung gebracht, aber war trotzdem lecker.
Die zweite Einstimmung war ebenso fein. Es gab kleine Stücke vom Kalbfleisch – ich habe nicht genau mitbekommen, was es war - mit viel Kräutrigkeit und etwas Schärfe.
Etwas intensiver dann die dritte Einstimmung: frisch, fruchtig und etwas Schärfe – also leicht asiatisch.
Den Auftakt machte die Gänseleber - Kaffee, Trüffel, Briochecreme, grüner Pfeffer, Polenta, Thymian. Die Leber war ziemlich luftig und vergleichsweise leicht im Aroma. Fruchtige und kräutrige Aromen kamen machten sich zuerst auf meiner Zunge bemerkbar. Die drei grünen Punkte zeigten die kräftige geradlinige Schärfe (grüner Pfeffer), die sich in dieser Dosierung gut in das gesamte Geschmacksbild einfügte. Sehr schön dazu war der Wein, ein 1990er Riesling Auslese Filzener Herrenberg, Weingut Reverchon, Mosel, der zunächst eine reife Exotik und Frische zeigte, nicht zu süß war, aber in Kombination mit dem Essen auch eine kräutrige Anmutung annahm.
Der folgende Gang, Bouillabaisse / Staudensellerie, Tomate, Zucchini, Estragon, enthielt große Stücke von einem Krustentier (Garnele oder Hummer), Pulpo habe ich ebenfalls noch wahrgenommen. Der Sud schmeckte sehr intensiv und maritim, einfach lecker und nicht zu kräftig. Ein sehr schön gang, ohne große geschmackliche Komplexität, aber überzeugend. Zu diesem und den folgenden Gerichten begleitete uns der ein 2012er Albarhino D.O.C.G, Terras Gauda O’Rosal, Rias Baixas. Ein ziemlich universeller Wein, der in diesem Reifezustand von alles etwas hatte, um mit drei unterschiedlichen Gängen zu Recht zu kommen.
Nun folgte ein fast vegetarisches Gericht: Fenchel / Bauernspeck / Gewürzsud - Artischocke, konfierte Tomate, Aubergine, Zitrone, Vogelmiere. Ja, es war auch Bauernspeck in Flockenform dabei, aber der Geschmack war eher unterschwellig wahrnehmbar. Die vegetarische Hauptkombination bildete aber die Verbindung aus Fenchel und Artischocke, die an sich gut funktionierte. Weniger gelungen fand ich ein großes festes Fenchel bzw. Artischockenstück in dem Ensemble. Hier wären für mich kleinere, aber feste Stücke sinnvoller gewesen, da das große Stück das Aroma für mein Empfinden zu sehr bestimmte. Der Sud entwickelte nach und nach eine feine, aber wahrnehmbare Schärfe. Schöne Säurepunkte setzten einige Granatapfelkerne. Ein zwei mehr hätten es für mich sein können, da sie die der Kombination viel Pfiff verliehen.
Der Gang Konfierte Schweinebauch / Graubrot -Linda-Kartoffel, gefrorener Ziegenquark, Gewürz-Öl, 5 Kräutermischung bestand auf zwei Tellern, die man geschmacklich zusammen bringen musste/sollte. Die Kartoffel, mit Kräutern und Quark war an sich schon sehr gut abgestimmt. Mit dem Schweinebauch-Riegel entfaltete sich das alles aber zu einem runden wohligen Geschmack, zumal mit der in den Tupfen verborgenen Schärfe.
Der Hauptgang - Taube / Jus/ Wacholder - Champignon, Karotte, Kichererbse, Rosmarin, Koriander, Basilikum - zeigte, dass das Geflügel in der Spitzenküche nicht nur als Sous-vide-gegartes weiches Stück Fleisch verarbeitet werden kann, sondern auch gut gebrachten mit Brust und Keule schmackhaft ist. Das Fleisch war so etwas wildartiger im Geschmack, der von der cremig-würzigen Kichererbse umspielt wurde. Markant und intensiv traten die Kräuter-Aromen in Erscheinung - und zwar deutlich einzeln wahrnehmbar. Zusätzlich gab es noch die Innereien der Taube in einem in Kartoffelstroh ausgebackenen Bällchen. Für mich ein bemerkenswert guter Hauptgang. Dazu gab es einen runden und angenehmen 2010er Crôzes Hermitage “Le Rouvre” Yann Chave, Côtes du Rhône, der mit der Würze und Schärfe des Gerichts gut mithalten konnte.
Der Käsegang - Lüneburger Schafskäse / Feige / Bergamotte - Reisessig, Agave, wilde Erdnüsse, gefrorene Milch mit Senf - wirkte für mich zunächst wie ein ungesüßtes Müsli, was vor allem an den Erdnüssen lag. Aber dann kam die markante Schärfe des Senfs dazu, so dass sich alles zu einer cremig-scharfen Kombination entwickelte. Der 1999 Colheita Dirk von Niepoort, Douro, Portugal passte dazu gut.
Das Vordessert war fein und leicht fruchtig-beerig.
Luft-, Krokant- und Creme von Schokolade - Dill-Eis, Sanddorn, Joghurt, Jus von Karotte und Apfel war dann ein schönes Dessert: Die Frucht, die Säure des Sanddorns und die kräutrige Wirkung des Eises prägten den Gang. Schwere kam – trotz Schokolade – nicht auf, zumal der 2012 Muskat Ottonel Auslese Weingut Tschidda, Burgenland der fruchtigen Seite der Kreation mehr Auftrieb verlieh.
Überzeugend auch die Häppchen am Ende, die noch durch eine Pralinenauswahl ergänzt wurde.
Das Menü war insgesamt auf einem hohen und vor allem sehr gleichmäßigen Niveau. Es gab aus meiner Sicht keine wirklichen Schwächen. Die Schärfe, die sich praktisch durch alle Gänge zog, gab dem Menü eine gewisse Markanz.
Viele Blogger- und Forums-Berichte haben das Lorenz Adlon auf dem Weg zum dritten Stern gehen, der Gusto gibt bereits die Höchstnote von zehn Pfannen. Die Fähigkeit dazu will ich nicht in Abrede stellen. Aber im Moment erschiene mir eine weitere Heraufstufung einen Tick zu hoch gegriffen. Denn einen wirklichen Höhepunkt, gar einen denkwürdigen Moment habe ich nicht erlebt. Sicher lässt der Einsatz der Schärfe dieses Menü Hendrik Otto aus der Masse der „Modernisierte Klassik“-Köche hervor stechen, aber mir scheint, dass das Ganze noch etwas reifen muss, bis es zu Großem wird.
Trotzdem: im Lorenz Adlon passt so ziemlich alles. Ambiente und der Blick aufs Brandenburger Tor, der gewandte und - im Rahmen des Ambientes – lockere Service, sowie die mehrheitsfähige, nicht zu spezielle Küchenlinie fügen sich zu einem schönen Bild zusammen. Vielleicht (im Moment) etwas zu schön, um bei mir aus einem Genussmoment einen Begeisterungssturm werden zu lassen.
Kommentar
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Vielen Dank lieber Qwertz für den treffenden Bericht, der den Genuß des Abends nochmals aufleben läßt. Die von Qwertz erwähnte Schärfe empfand ich ebenfalls als sehr prägend, vor allem im Vergleich zu meinem Besuch im letzten Jahr, da diese damals nicht prägnant war. Spannend, ob dies eine wegweisende Richtung ist oder sich nur auf dieses Menü bezieht.
Einfallsreich waren die zum Champagner gereichten extradünne Parmesan-Grissini mit getrockneten Schnittlauchblüten. Die Brot-Auswahl bestand aus 4 verschiedene Semmeln (u.a. Lauge, Malz) mit Butter, einer Trüffel-Creme sowie einer weiteren Creme, vermutlich auf Sauerrahm-Basis.Kommentar
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Aus meinem Tagebuch vom Juni 2013:
"Zu den glänzend frischen Seeigeln gab es knuspriges Schwarzbrot mit Jalapeno und Yuzu.
Und dieses Jalapeno-Zeugs - Teufel, zünd' die Hölle an - war wirklich scharf; fast zu scharf, nix da, genau richtig."
"Zwei rote Fäden zogen sich durch alle Speisen; Erbsen, variantenreich, und die Schärfe, imponierend."
Vielleicht war der Speisezimmer-Koch ja auch am Columbus-Circle eingekehrt.
s.
PS: appetitanregender Bericht, lieber qwertz
(ich war heut' in 'ner Besenwirtschaft im Remstal; da war's zwar nicht scharf, aber hot)Kommentar
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Lieber Querz,
vielen lieben Dank für den Bericht, ich habe den Abend sehr ähnlich empfunden wie Sie. Aufgefallen ist mir noch, dass es vielleicht ein paar neue 'Trends' gibt (ich werde es mal beobachten): die Bouillabaisse ist mir in letzter Zeit öfters über den Weg gelaufen, aktuell ist sie auch auf der Karte des Kastell in Wernberg, dann neulich im bnm-Restaurant in München, die zwei sind mir im Moment erinnerlich.
Dann war es interessant, dass sowohl im Adlon (hier als Eis) und gleich am nächsten Tag im Fischers Fritz (da als Mousse) Dill im Dessert verarbeitet wurde. Für mich eine sehr schöne, frische Variante des Kräuter-und-Gemüse-im-Dessert-Trends.Zuletzt geändert von HeikeMünchen; 09.06.2014, 20:37.Kommentar
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