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Industry Standard - Neukölln

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  • Industry Standard - Neukölln

    Hallo liebe Gourmet-Freunde,

    als Berliner Design-Studentin und leidenschaftliche Restaurantbesucherin schreibe ich momentan an meiner Masterarbeit über Restaurantauswahl-Entscheidungen. In den letzten Monaten habe ich mich deshalb intensiv mit dem Thema „Essen gehen“ beschäftigt und möchte nun einen meiner Favoriten mit Ihnen teilen. Es handelt sich hierbei um ein Restaurant in der Preisklasse: 10-15 Euro pro Gericht und man sich wie bei „Tapas“ zwischen 2-3 Gerichte pro Person auswählt. Wir waren mit 5 Personen im Restaurant und haben mit zwei Flaschen Wein, Wasser und jeweils 2-3 Gerichten pro Person insgesamt 240 Euro (pro Person ca. 48 Euro) bezahlt.


    Das Industry Standard (http://www.industry-standard.de) befindet sich im hippen Neukölln (Sonnenallee 83) und hat seine Wurzeln in der rustikalen französischen und mediterranen Hausmannsküche. Ihre Philosophie ist die „Seelennahrung“ mit kulinarischer Präzision zu verbinden. Die Gerichte sind reduziert und produktbasiert. Ergänzend werden Bio-Weine, Cocktails und hausgemachte Bitterspirituosen angeboten.


    Die Speisekarte ist auf einer länglichen Karte übersichtlich und reduziert aufgeführt. Die Unterscheidung zwischen Vorspeisen und Hauptspeisen bzw. kleinen und größeren Portionen viel uns zunächst schwer und konnte durch den freundlichen Service aufgeklärt werden. Hier ist es so, dass die Speisen "klein" gehalten (bis auf Schulter vom Müritzer Lamm - Gurke - Pico - Fladenbrot (für zwei Personen) und Bagna Cauda -Aioli) und somit für einen Gast ausgerichtet sind oder man sich alle Gerichte teilt.

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    Nachdem wir uns alle jeweils für zwei Gerichte entschieden hatten und vorbereitet auf unser Geschmackserlebnis waren, kamen zunächst drei unserer bestellten Gerichte:

    Terrine de Foie Gras - Brioche - Apfelgelee - Salz (13€)
    Oliven und Anchovies (2€)
    Bagna Cauda - Aioli (12€)

    Wir starteten mit der kleine Schale mit jeweils 5 Oliven und 5 Anchovies.

    Unsere erstes Erlebnis dann die Terrine de Foie Gras mit der warmen Brioche, dem Apfelgelee und einer Prise Salz zum Selbstverfeinern.

    Bei der Bagna Cauda, einem italienisches Gericht, handelt es sich um eine Art Fondue, dass mit Gemüse in eine warme Sauce aus Olivenöl, Sardellen und Knoblauch gedippt wird. Das Gemüse war teils roh (Tomaten) und teils angebraten (Zitronen (Aha!-Effekt), Lauchzwiebeln, Spargel, Gurken). Zusätzlich gab es an der Seite des Tellers eine kalte Aioli Sauce.

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    Weiter ging es mit:

    Tatare vom Rind - Eigelb - Rotkohl - Meerrettich - Jogurt (15€)
    Rote Paprika - Sardellen - Payoyo - Pistazien (9 €)
    Aguachile Verde (16€)

    Mein absolutes Highlight dann das Tatare vom Rind mit einem Eigelb in der Mitte, Rotkohl, Meerrettich, Jogurt und kleinen salzigen Brotcrispies. Das Tatare wurde kurz vorher durch den Fleischwolf gedreht. Da es sich im Industry Standard um eine offene Küche handelt konnte ich als ich kurz draußen war sehen wie es angerichtet wurde.

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    „Rote Paprika- Sardellen - Payoyo - Pistazien“ war das optisch ansprechendste Gericht. Der gegrillte Payoyo ( ein Käse, der in der Sierra de Grazalema in der Provinz Cádiz aus der Milch aus zwei verschiedenen Tierarten (Payoyo-Ziege und das Merino-Schaf von Grazalema) hergestellt wird) zauberte ein weiteres Geschmackserlebnis.

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    Das Aguachile Verde ist eine Art Ceviche. Der rohe Fisch (leider habe ich nicht gefragt um welche Sorte Fisch es sich handelt) befindet sich in einer Zitronen/Limetten-Marinade. Der Fisch denaturiert durch die Säure ähnlich wie beim Kochen. Die leicht pikante Flüssigkeit gibt dem Fisch und der Gurke einen einzigartigen Geschmack und ist somit ein Genuss für jeden „Rohfisch“-Liebhaber.

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    Die abschließende Hauptgerichtrunde sah so aus:

    Neue Kartoffeln - Sauerrahm - Bärlauch - Pilze (9€)
    Rinderbacken Ravioli - Consommé vom Kalb - Kräuter (14€)


    Die Kartoffeln haben wir gleich 3 Mal an unserem Tisch bestellt. Die kleinen Kartoffeln mit Schale finden sich auf dem Sauerrahm und der Bärlauch-Flüssigkeit. Bei den Pilzen mussten wir an gebratenen Bacon denken. Ganz fein geschnitten und sehr aromatische Austernpilze.

    Rinderbacken Ravioli in eine Consomme vom Kalb kamen in einer Suppenschale mit asiatischem Löffel.


    Zum Abschluss entschieden wir uns für alle drei Desserts auf der Karte:

    Zitronentarte (5€)
    Financier - Pflaumen - Waldmeister (6€)
    Erdbeeren - Lakritze - Mascarpone (6€)

    Die Zitronentarte kam als ein unerwartetes großes Stück, dass wie eine Creme Brulee auf der Oberfläche flambiert war. Nicht zu süß, karamellisiert mit einem natürlichen und nicht aufdringlichen Zitronengeschmack.

    Der französische Schwammkuchen mit Pflaumen und einem Waldmeister-Schaum sorgten für Begeisterung an unserem Tisch. Den natürlichen Geschmack von Waldmeister bekommt man selten serviert.

    Erdbeeren mit Balsamico-Essig und Mascarpone kennt jeder. Lakritze ist eine spannende Komponente und war damit unser Lieblings-Dessert-



    Unser Resümee:

    Speisen: Die Speisekarte ist sehr gut zusammengestellt und es gibt sowohl für den Vegetarier als auch den Fleischfreund eine tolle Auswahl. Die Gerichte waren alle optisch sehr ansprechend serviert. Die Produktqualität ist sehr gut und handwerklich sehr gut umgesetzt. Durch die offene Küche kann man die Zubereitung der Gerichte genau verfolgen. Die Speisekarte gibt es in deutsch und englisch.

    Service: Der Bedienung ist freundlich, wir haben uns gut beraten gefühlt und es gibt sowohl deutsche, englische und französisch sprechende Mitarbeiter. In einer geselligen Runde genießt man den doch etwas langsameren Service. Es ist nicht wie in einem Sterne-Restaurant, wo alles organisiert und bis aufs letzte Detail geplant ist.

    Einen kleines Minus gebe ich dem Zeitmanagement des Services. Es gab vorab eine angekündigten Zeitspanne, in der wir das Restaurant besuchten durften. Nach zwei Stunden wurde der Tisch an eine weitere Gruppe abgegeben (was völlig in Ordnung ist). Nachdem wir mit den Hauptgerichten fertig waren, bediente uns zunächst keiner und mussten uns dann ein wenig mit dem Dessert beeilen, da wir nicht auf die Uhr geschaut hatten, dass wir in dem 2 Stunden-Rahmen bleiben. Ich persönlich hätte mir gewünscht, das der Service darauf acht gibt.


    Atmosphäre: Die Atmosphäre ist gemütlich, einfach-rustikal eingerichtet.


    Alles in allem erkennt man die Leidenschaft und Mühe des Industry Standard und wenn man in ein Gespräch mit dem Service kommt, erfährt man eine tolle Hintergrund-Geschichte von der Entwicklung der Stadt Berlins, der Kulturenwanderung und die Planung des Industry Standard.


    Bei einer neuen Speisekarte werde ich das Industry Standard gerne wieder besuchen.


    Zusammenfassung:


    Industry Standard
    Sonnenallee 83, Neukölln, Berlin
    Mi–So 18–24 Uhr

    Preis pro Gericht: ca. 10-15 Euro
    2-3 Gerichte pro Person
    Zuletzt geändert von QWERTZ; 25.05.2015, 11:12.

  • #2
    Das klingt gut; haben Sie, werte Kathy, zu den Weinen noch eine Erinnerung?
    Gruß
    s.

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    • #3
      Danke für den Bericht, werte Kathy. Die Beschreibungen sind sehr schön, auch die Homepage habe ich mir mal angeschaut. Sieht sehr nach "Berlin" aus und das meine ich ganz positiv. Viel Erfolg auch mit der Masterarbeit, vielleicht können Sie ja in der Berliner Restaurantszene Feldstudien durchführen. Über (weitere) Erkenntnisse können Sie uns bitte gerne berichten. Ich freue mich immer etwas aus Berlin zu lesen, die Gegend ist ja bekanntermaße kulinarisch sehr spannend und innovativ.

      M

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      • #4
        Die amerikanische Sitte, den Platz nur für eine feste Zeit zu mieten, gefällt mit gar nicht.
        So lange es Restaurants geben wird, die mir die Verweildauer überlassen, werde ich (auch bei großer Neugier auf die Speisen der "Stunden- oder Minuten-Takter") solche Einrichtungen bevorzugen bzw. das Gegenteil meiden.
        Aber der "Markt" wird es richten - vielleicht muss ich in Zukunft immer selber kochen.

        PS

        Ich danke für den Bericht und hoffe auf weitere Beiträge. Der Text ist aussagekräftig und hoch informativ.

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        • #5
          Zitat von kgsbus
          Der Text ist aussagekräftig und hoch informativ.
          Richtig! Die Positionierung von "Industry Standard" in diesem Forum ist gelungen. Kathy (?) sei Dank!

          Ich weiß jetzt, dass es in Berlin ein Lokal mit einem eher befremdlichen Namen gibt, in dem der Gast nur ein begrenzte Zeit geduldet ist und in dem die Vokabel "reduziert" offenbar Programm ist.

          Gut, dass ich das jetzt alles weiß und so sicherlich nicht der Versuchung unterliege, dafür nach Neukölln zu fahren.

          Schönen Gruß, Merlan

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          • #6
            Liebes Schlaraffenland,

            ich habe nochmal in unsere Runde gefragt, welche Weine wir getrunken haben. Leider wissen wir nur noch das es ein Italiener und ein Spanier war. Zu den Weinen kann ich sonst nur sagen, dass sie im Preisfeld zwischen 25-58 Euro pro Flasche liegen.




            Lieber Matthias,

            danke für richtige Interpretation meines Textes. Ich habe auch gerade gelesen, dass die Stadt Berlin das "Industry Standard" als bestes Szenerestaurant 2015 nominiert hat. (siehe: http://www.berlin-partner.de/hauptst...meisterkoeche/)




            Lieber kgsbus,

            wenn Sie so geschmacksvolle Hausmannskost, wie das "Industry Standard" zaubern können, sollen sie in Zukunft zu Hause kochen. oder einen Supperclub eröffnen.




            Lieber Merlan,

            da haben Sie mich missverstanden: "Ich weiß jetzt, dass es in Berlin ein Lokal mit einem eher befremdlichen Namen gibt, in dem der Gast nur ein begrenzte Zeit geduldet ist und in dem die Vokabel "reduziert" offenbar Programm ist."

            Der Name ist geschmackssache. Wenn man aus der Sicht des Restaurants schaut, ist eine begrenzte Zeitspanne von 2 Stunden (was DEFINITIV ausreicht, um gemütlich zu essen ohne sich zu hetzen), eine Organisations-Methode, um jeden Gast direkt einen vorreservierten Sitzplatz zu garantieren.

            Die Vokabel "reduziert" sehe ich als positiv an. Warum einen "kleinen" Kritikpunkt in den Vordergrund stellen, wenn 95% (Service-Freundlichkeit, Speisen, Ambiente, Atmosphäre) klasse waren. In einem Sterne-Restaurant wäre der Punkt der "perfekten" Organisation ein berechtigter Einwand, aber in einem relativ neueröffneten Restaurant eine Frage der Zeit, bis Sie sich besser koordinieren und aus ihren Fehlern lernen.

            Liebe Grüße
            Kathy
            Zuletzt geändert von Kathy; 24.05.2015, 10:42. Grund: Rechtschreibfehler

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            • #7
              Zitat von Kathy
              ..., aber in einem relativ neueröffneten Restaurant eine Frage der Zeit, bis Sie sich besser koordinieren und aus ihren Fehlern lernen.
              Werte Kathy, da Sie Ihr Posting nach eigenem Bekunden auf Rechtschreibfehler überprüft haben, muss ich annehmen, dass Sie die o.g. Großschreibung bewusst gewählt haben und mich mit dem "Sie" direkt ansprechen.

              Nein, liebe Kathy, ich muss und möchte mich nicht anders koordinieren, als ich es durch jahrelanges Training an meine Bedürfnisse angepasst habe - schon gar nicht für ein neu eröffnetes Restaurant, dessen Name, Konzeption und autoritäre Zeittaktung so gar nicht nach meinem Geschmack sind.

              Die "Fehler" beziehe ich selbstverständlich angesichts der Kleinschreibung "ihren" nicht auf mich!

              Schönen Gruß, verbunden mit der Hoffnung, dass Sie auch für andere Restaurantkonzepte vergleichbares Engagement aufbringen können; Sie sind ja schließlich - wie beschreiben Sie es so schön - "begeisterte Restaurantbesucherin"!

              Herzlich, Merlan

              PS: Hinweise darauf, dass wir uns in keinem Rechtschreibforum befinden, können diesmal ruhig unterbleiben! Ich hab´s im Hinblick auf Kathys Masterarbeit nur gut gemeint (biete mich auch gerne zum Korrekturlesen an)!

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              • #8
                Zitat von Kathy
                mussten uns dann ein wenig mit dem Dessert beeilen, da wir nicht auf die Uhr geschaut hatten, dass wir in dem 2 Stunden-Rahmen bleiben.
                Zitat von Kathy
                eine begrenzte Zeitspanne von 2 Stunden (was DEFINITIV ausreicht, um gemütlich zu essen ohne sich zu hetzen)
                Sorry, da sehe ich schon einen gewissen Widerspruch...
                Persönlich finde ich es ganz schlimm, wenn ich unter einer solchen Zeitvorgabe im Restaurant sitzen muss. Hierzulande für mich inzwischen ein klares No-Go. Danke für den ausführlichen Bericht, Kathy!

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                • #9
                  Zitat von Mohnkalb
                  Sorry, da sehe ich schon einen gewissen Widerspruch...
                  Nein, das ist kein Widerspruch. Eine vorangekündigte Zeitspanne von 2 Stunden empfinde ich als lange genug, um sein Essen genießen zu können. Der Service ist allerdings dafür zuständig, dass alles in diesen Zeitrahmen passt, sprich die Bestellung pünktlich anzunehmen, die Speisen im angemessenen Rahmen zu bringen und dann nachdem man die Hauptspeise gebracht hat, die Gäste fragt, ob sie ein Dessert möchten.

                  Es geht nicht um die Zeitspanne der zwei Stunden, sondern um die Zeitorganisation des Services.



                  Schade, dass man in einem Forum nicht den wundervollen Abend wiedergeben kann, den wir eigentlich hatten, sondern sich auf eine kleine Anmerkung gestürzt wird.

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                  • #10
                    Zitat von Kathy
                    Schade, dass man in einem Forum nicht den wundervollen Abend wiedergeben kann, den wir eigentlich hatten, sondern sich auf eine kleine Anmerkung gestürzt wird.
                    Tja, so sind sie, diese Foren...!

                    Kommentar


                    • #11
                      Geschätzte Kathy!

                      Dieses Forum unterscheidet sich von anderen Portalen unter anderem dadurch, dass hier (fast) jede Möglichkeit genutzt wird, um dem Schreiber eine umfassende Rückmeldung zu geben. Dabei erfahre ich selbst bei eigenen Berichten gelegentlich hart erscheinende Kommentare. Aber ich glaube, sie sind alle gut gemeint im Sinne von "Leidenschaft", um das Suchen nach großartigen Erlebnissen. - „Essen ist ein Bedürfnis, genießen ist eine Kunst.“ von François VI. de La Rochefoucauld mag ein Motto sein.

                      Ich koche gern und daher muss es für mich besser sein, wenn ich dafür einen Batzen Geld ausgebe. In einem einfachen Lokal schalte ich natürlich den "Genießer-Modus" ab - ich kann Freude an einer tollen Bratwurst haben, die ich im Stehen vor der Bude esse (z. B. in Wien eine "Eitrige").

                      Sehen Sie die Reaktionen hier als "Geschenk" an.

                      Nochmals: Den Text von Ihnen habe ich super gerne gelesen und möchte unbedingt weitere Berichte von Ihnen vorfinden. Den tollen Abend habe ich selbstverständlich erkannt und ich bin froh, dass Sie nicht nur gelobt haben, sondern viele Facetten angesprochen haben.

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                      • #12
                        Werte Kathy, gleichfalls danke für den informativen und interessanten Bericht! Ich hoffe auf mehr... Ja, Berichte in diesem Forum provozieren Reaktionen - doch eigentlich sind diese meiner Erfahrung nach meist interessiert oder konstruktiv gemeint... Und besser als endlose Leere und keine Reaktion.
                        Verraten Sie uns mehr über ihre Masterarbeit?

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                        • #13
                          Liebe Kathy,

                          ich sehe es so wie Kuechenreise, lieber kontroverse Reaktionen als inhaltsleere Diskussionen. Natürlich hat auch jeder Leser hier seinen bias. Für einige ist es einfach unvorstellbar in 2 Stunden essen zu "müssen", selbst wenn es sich um perfekte Küche handelt. Und den Widerspruch in ihrem Bericht lese ich auch. Wenn ich dieses Zeitfenster anbiete, und dem Gast zugestehen möchte eine Vielzahl an Gängen zu bestellen, dann muss ich das auch zeitlich hinbekommen, ohne den Gast zu hetzen. Wenn das klappt ist es doch vollkommen ok. Ich persönlich habe überhaupt nichts gegen solch eine Idee. Ich habe aber auch den "Ich hasse es auf Gänge zu warten" bias. Es gibt, für mich, nichts schlimmeres als 30 Minuten auf ein Amuse zu warten (was mir dann schnell mal den Abend/Mittag versaut). Für mich können die Gänge im 5 Minuten Takt kommen, aber so hat jeder seine Vorstellungen. Am Besten ist natürlich, wenn ein Restaurant dem Gast alle Freiheiten lässt, was Zeit und Anzahl der Gänge betrifft, aber das muss sich ein Restaurant im wahrsten Sinne des Wortes leisten können.

                          M
                          Zuletzt geändert von Muck; 24.05.2015, 15:53.

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                          • #14
                            Nachdem ich mich heute nochmals mit meinem Freund, M. de St.Esprit, beraten habe, hier noch einige Anmerkungen.
                            Wie mich deucht, haben hier einige Forumianer Probleme mit gewissen Vorgaben, die von Restaurants gegeben werden und die es schließlich zu erfüllen gilt. Natürlich gibt es Lokale, wo man telefonisch einen Tisch reserviert, man bekommt dann eine Speisekarte, wählt aus, trinkt auch etwas, endlich bezahlt man und geht nach Hause. Aber von diesem Grundmodell gibt es doch mannigfache Abweichungen zu beobachten. Da ist zum Beispiel

                            - ein Lokal, das mir die Auswahl der Speisen enorm einengt, indem es zum Beispiel nur Pizze bäckt; meiner Bitte um ein Wiener Schnitzel kommt man hier nicht nach
                            - ein Lokal, das sich auf Wein spezialisiert hat; hier bekomme ich kein Bier ... und wie ich mir die Weine aufzählen lasse und es fällt das Wort Affentaler, frage ich erstaunt, wie, ihr habt den Käse in der Flache drin?
                            - ein Lokal, das -frech- das Nichtvorhandensein einer Speisekarte als weiße Karte bezeichnet; ich soll also, quasi blind, irgendetwas essen, von dem der Koch meint, daß ich es essen soll
                            - ein Lokal, wo ich überhaupt nicht reservieren kann, ich komme also, finde Platz, Hurra, oder muß womöglich warten, bis was frei wird, schlimmstenfalls sogar noch in der zweiten Generation
                            - ein Lokal, das mein Plastik nicht akzeptiert, ich muß also mit dicken Geldpaketen erscheinen
                            - ein Lokal, das um 17 Uhr 30 öffnet, wo es aber heißt: last order 18 Uhr

                            Zu jedem Lokal aus dieser Liste könnte ich mehrere Beispiele nennen; und es handelt sich dabei um wunderbare Wirtshäuser.
                            Und nun gibt es schließlich noch Restaurants, die genau in der Art, wie sie sein wollen, nur existieren können, wenn es ihnen gelingt, nicht nur einen Service am Abend durchzuführen. In Paris sind dies oft Lokale, die als Vorreiter des guten Geschmackes, um das Wort Avantgarde (das ohnehin zur Zeit recht moos- und farnbesetzt gehandelt wird) zu umgehen, erkannt wurden. Das Septime,zum Beispiel, kann doch auf diese Art und Weise nur bestehen, indem jeder Tisch zweimal besetzt wird. (Toutain kann, in gewissere Weise entsprechend, zu den gegebenen Preisen nur bestehen, wenn er eine carte blanche vorgibt etcetc). Bei Piège wiederum kann man den ganzen Abend, so lange man möchte, am Tisch verharren; da dies jedoch so viele wollen, gelingt es einem kaum, einen Tisch zu reservieren. (In einem Bewertungsportal, das irgendwie mit trip beginnt, entblöden sich übrigens einige Teilnehmer nicht, dies Lokal mit der schlechtesten Note zu bewerten, obwohl sie dort gar nicht gegessen hatten, allein aus einer Wut heraus, keinen Tisch bekommen zu haben ... und daß diese Bewertungen dann tatsächlich Bestand haben, das sagt doch alles über diese Advisor)

                            Es ist schon so, wie meine Großmutter immer sagte: Junge, du (oder Du ?, dieser Merlan macht einen ganz verrückt) kannst nicht alles (Alles ?) haben; oder aber auch auf schwäbisch: heul no, na musch scho net so viel bronza.

                            Gruß
                            s.
                            Zuletzt geändert von Gast; 25.05.2015, 10:01.

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                            • #15
                              PS: waren Sie, werte K., mal in Raues Suppenküche? Da würd' mich Ihre Beschreibung schon interessieren.
                              s.

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