Schön, wie viele Top-Restaurants in Berlin inzwischen vom gewohnten Di-Sa-Öffnungszeitenschema abweichen – so bestehen nun gleich mehrere Möglichkeiten, sonntags auf Sterneniveau zu speisen. Ich war an einem warmen Sommerabend im Tulus Lotrek. Es wird in dem kleinen „Vorgarten“ serviert, daher nimmt leider auch die Bild-Qualität im Laufe des Menüs rapide ab... Der Freisitz ist von Pflanzen umrankt, außerdem ist die Fichtestraße zumindest sonntagsabends recht ruhig, so sitzt man recht lauschig und nicht auf dem Präsentierteller.
Einstimmung: der Abend beginnt mit einer pfiffigen Erfrischung. Eine Bisque vom Kaisergranat mit geringer Temperatur und einigen kleinen Stückchen Ingwer-Eis – eine geschmacksintensive, frisch-scharfe Mischung, die ich sehr reizvoll finde.
Hinzu kommt ein Rote Bete Macaron, sowie ein Pilzchip u.a. mit Hibiskus



ölsardine besteht aus einem Sardinenfilet aus dem Ärmekanal, das mit verschiedenen Ölen mariniert wurde. Es liegt auf einer dünnen, krossen Scheibe Sauerteigbrot, dazwischen eine dünn aufgetragene, würzige, üppige Creme. Auf der Sardine sind noch Späne eines Eis gehobelt. Das Gericht hat einen schönen süffigen Biss. Eine feine Säure hält die Kombination frisch und macht sie leichter. Ein sehr, sehr guter Gang-
Bis hierhin trinke ich den Aperitif-Champagner, ein 2012er Instanteée von Huré Frères, der angenehm und ausgewogen ist, um dann im Folgegang in die Weinbegleitung einzusteigen..


kaisergranat, buttermilch & grüne öle besteht aus einem in der Schale frittierten Schwanz des Krustentiers. Dieser hat dadurch einen saftigen Biss und die typischen „dunklen“, kräftigen Aromen. Dagegen bildet die Sauce aus Buttermilch und verschiedenen Kräuterölen. Einige kleine Kräuter- und Salat-Blättchen n ziehen das Gericht in eine fische Richtung .Das Aromenspiel erinnert an ein leichtes Tom Ka Gai, dem die Fetthaltigkeit der Kokousmilch und die Schärfe genommen wurde.
Der 2012er Silvaner Augustbaum von Richard Östreicher hat in der Nase und der Struktur dann etwas burgunderartiges, ist dann aber auf der Zunge nicht ganz so ausladend. Das passt gut zu den Kräutölen.


st. Jakobsmuschel & seeigel X.O. lebt weniger von der Jakobsmuschel, sondern von der merklichen Schärfe und leichten Karamell-Note des Sudes. Der hat Kraft und Ausdruck -aber mit der Muschel ergibt sich mehr Finesse.
Der Barbadillo Sherry ist recht süßlich und alkoholisch – ich finde ihn aber nicht besonders tiefgründig. Doch zu der Schärfe und den süßlichen Noten in der Sauce passt er sehr gut, auch weil dadurch die Aromenintensität in Kombination mit dem Gericht nicht noch weiter erhöht wird.


zander, sauerkraut-beurre-blanc & muscheln ist insofern interessant, da die Beurre Blanc hier noch mit Sauerkrautsaft eine andere Säurestruktur erhält. Interessant auch, wie die Muscheln sich bemerkbar machen.
Der Vire-Clesse – Cuvee de EJ Thevenet von der Domaine de la Bongran ist ein ordentlicher Burgunder, mit einer gewissen Frische und Fruchtigkeit, der mit der Säure gut zurechtkommt, aber ein eher ruhiger Begleiter ist.


>> consommé royal <<, entenleber eierstich & ahornsirup ist eine Chawanmushi-Variante, hier mit Entenleber. Die Consommé selber hat eine angenehme Kraft und eine eher hintergründige Süße durch den Ahornsirup.
Dazu begleitet ein Rósza Petsovits, ein Rosé der aus St. Laurent und Pinto Noir besteht. Die Aromen sind typisch und gut wahrnehmbar. Die Ausdruckskraft ist aber nicht allzu groß, was hier in der Begleitung zum Gang aber gut passt.


bbq-wachtel à la bergamotte ist der zweite Teil des Hauptgangs. Die Wachtel ist gut gegrillt, teilweise sind „Röststoffe“ gut wahrnehmbar. Die bergamottelastige Sauce hat eine fruchtige Anmutung, die vielleicht auch etwas an Orange oder Passionsfrucht erinnert. Insofern assoziiere ich Ente à l’Orange als Vergleichsgericht. Das ist nicht mega-komplex, aber lecker und ausdrucksstark.

cacio e pepe, tarufo bringt eine gut al dente gekochte Nudel mit reichlich Trüffelgeschmack und relativ wenig Fett zusammen. Das ist ein einnehmendes, aber natürlich gut bekanntes Geschmacksbild.
An den Babera d’Alba namens trediberri habe ich keine so genaue Erinnerung mehr – außer, dass ich ihn gern getrunken habe.
gegrillte ananas in cuaté rum, organgenblüten-safran-eis ist das, was es ist. Das Eis ist leider nicht besonders ausdrucksstark. Der Geschmack ist zwar gut, aber mir fehlt der Pfiff der vorherigen Gänge.
Der Süßwein gefällt mir dafür sehr gut: ein Cérons vom Château de Cérons. Ich empfinde ihn als leichter und weniger mächtig als einen Sauternes – mit einem gewissen an Zitrusschale erinnernde Bitternote auf dem Gaumen. Das passt sehr gut zu der Ananas.


Zum Abschluss wird dann eine klassische Waffel mit ein paar Beeren serviert – ich mag Waffeln sehr gerne und nach dem vorherigen eher schwachen Dessert ist das ein origineller Abschied.

Das Tulus Lotrek gehört zu der Reihe der unkomplizierten Sternerestaurants in Berlin. Dies gilt sowohl für den ungekünstelten, natürlichen und sympathischen Service als auch für die Küche. Die Gerichte sind meist relativ einfach konstruiert, überraschen aber mit aromatischem Pfiff und teilweise beherzter Würze, Schärfe oder Säure. Überzeugend fällt auch die Weinbegleitung aus, die die Gerichte gut erfasst und unterstützt. Für mich war das ein sehr erfreulicher Sommerabend.
Einstimmung: der Abend beginnt mit einer pfiffigen Erfrischung. Eine Bisque vom Kaisergranat mit geringer Temperatur und einigen kleinen Stückchen Ingwer-Eis – eine geschmacksintensive, frisch-scharfe Mischung, die ich sehr reizvoll finde.
Hinzu kommt ein Rote Bete Macaron, sowie ein Pilzchip u.a. mit Hibiskus
ölsardine besteht aus einem Sardinenfilet aus dem Ärmekanal, das mit verschiedenen Ölen mariniert wurde. Es liegt auf einer dünnen, krossen Scheibe Sauerteigbrot, dazwischen eine dünn aufgetragene, würzige, üppige Creme. Auf der Sardine sind noch Späne eines Eis gehobelt. Das Gericht hat einen schönen süffigen Biss. Eine feine Säure hält die Kombination frisch und macht sie leichter. Ein sehr, sehr guter Gang-
Bis hierhin trinke ich den Aperitif-Champagner, ein 2012er Instanteée von Huré Frères, der angenehm und ausgewogen ist, um dann im Folgegang in die Weinbegleitung einzusteigen..
kaisergranat, buttermilch & grüne öle besteht aus einem in der Schale frittierten Schwanz des Krustentiers. Dieser hat dadurch einen saftigen Biss und die typischen „dunklen“, kräftigen Aromen. Dagegen bildet die Sauce aus Buttermilch und verschiedenen Kräuterölen. Einige kleine Kräuter- und Salat-Blättchen n ziehen das Gericht in eine fische Richtung .Das Aromenspiel erinnert an ein leichtes Tom Ka Gai, dem die Fetthaltigkeit der Kokousmilch und die Schärfe genommen wurde.
Der 2012er Silvaner Augustbaum von Richard Östreicher hat in der Nase und der Struktur dann etwas burgunderartiges, ist dann aber auf der Zunge nicht ganz so ausladend. Das passt gut zu den Kräutölen.
st. Jakobsmuschel & seeigel X.O. lebt weniger von der Jakobsmuschel, sondern von der merklichen Schärfe und leichten Karamell-Note des Sudes. Der hat Kraft und Ausdruck -aber mit der Muschel ergibt sich mehr Finesse.
Der Barbadillo Sherry ist recht süßlich und alkoholisch – ich finde ihn aber nicht besonders tiefgründig. Doch zu der Schärfe und den süßlichen Noten in der Sauce passt er sehr gut, auch weil dadurch die Aromenintensität in Kombination mit dem Gericht nicht noch weiter erhöht wird.
zander, sauerkraut-beurre-blanc & muscheln ist insofern interessant, da die Beurre Blanc hier noch mit Sauerkrautsaft eine andere Säurestruktur erhält. Interessant auch, wie die Muscheln sich bemerkbar machen.
Der Vire-Clesse – Cuvee de EJ Thevenet von der Domaine de la Bongran ist ein ordentlicher Burgunder, mit einer gewissen Frische und Fruchtigkeit, der mit der Säure gut zurechtkommt, aber ein eher ruhiger Begleiter ist.
>> consommé royal <<, entenleber eierstich & ahornsirup ist eine Chawanmushi-Variante, hier mit Entenleber. Die Consommé selber hat eine angenehme Kraft und eine eher hintergründige Süße durch den Ahornsirup.
Dazu begleitet ein Rósza Petsovits, ein Rosé der aus St. Laurent und Pinto Noir besteht. Die Aromen sind typisch und gut wahrnehmbar. Die Ausdruckskraft ist aber nicht allzu groß, was hier in der Begleitung zum Gang aber gut passt.
bbq-wachtel à la bergamotte ist der zweite Teil des Hauptgangs. Die Wachtel ist gut gegrillt, teilweise sind „Röststoffe“ gut wahrnehmbar. Die bergamottelastige Sauce hat eine fruchtige Anmutung, die vielleicht auch etwas an Orange oder Passionsfrucht erinnert. Insofern assoziiere ich Ente à l’Orange als Vergleichsgericht. Das ist nicht mega-komplex, aber lecker und ausdrucksstark.
cacio e pepe, tarufo bringt eine gut al dente gekochte Nudel mit reichlich Trüffelgeschmack und relativ wenig Fett zusammen. Das ist ein einnehmendes, aber natürlich gut bekanntes Geschmacksbild.
An den Babera d’Alba namens trediberri habe ich keine so genaue Erinnerung mehr – außer, dass ich ihn gern getrunken habe.
gegrillte ananas in cuaté rum, organgenblüten-safran-eis ist das, was es ist. Das Eis ist leider nicht besonders ausdrucksstark. Der Geschmack ist zwar gut, aber mir fehlt der Pfiff der vorherigen Gänge.
Der Süßwein gefällt mir dafür sehr gut: ein Cérons vom Château de Cérons. Ich empfinde ihn als leichter und weniger mächtig als einen Sauternes – mit einem gewissen an Zitrusschale erinnernde Bitternote auf dem Gaumen. Das passt sehr gut zu der Ananas.
Zum Abschluss wird dann eine klassische Waffel mit ein paar Beeren serviert – ich mag Waffeln sehr gerne und nach dem vorherigen eher schwachen Dessert ist das ein origineller Abschied.
Das Tulus Lotrek gehört zu der Reihe der unkomplizierten Sternerestaurants in Berlin. Dies gilt sowohl für den ungekünstelten, natürlichen und sympathischen Service als auch für die Küche. Die Gerichte sind meist relativ einfach konstruiert, überraschen aber mit aromatischem Pfiff und teilweise beherzter Würze, Schärfe oder Säure. Überzeugend fällt auch die Weinbegleitung aus, die die Gerichte gut erfasst und unterstützt. Für mich war das ein sehr erfreulicher Sommerabend.
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