Möchte auch noch erwähnen, dass ich aus der Villa ein sehr nettes mail bekommen habe. Das ist eine vorbildliche Reaktion.
Hatten Sie sich denn nach dem Besuch noch einmal an das Restaurant gewandt und Ihre Kritikpunkte angemerkt oder war Ihr Bericht hier im Forum der Anlass für die Reaktion?
An diesem Samstagmittag hatte ich, entgegen meiner sonstigen Gepflogenheiten, keine Lust mit diesen wunderbaren sonnigen Nachmittag durch Kritik zu trüben. Lag aber sicher auch ein wenig daran, dass kein Ansprechpartner vorhanden war und keine richtige Verabschiedung erfolgte.
Es gibt so Tage da hat man keine Lust auf Negatives. Und das war einer davon, was sicher auch am sehr guten Essen lag.
Hallo mal wieder,
nachdem es hier im Forum durchaus kritische Stimmen im Bezug auf den zweiten Stern für Herrn Rainer gab, haben wir kurzerhand den Faktencheck vor Ort gemacht. Und um es kurz zu machen - unserer Meinung nach hat er die zwei Sterne mehr als verdient. Was wir an diesem Abend erlebt haben, war schlichtweg perfekt. Ich kann mich tatsächlich nicht erinnern, jemals ein stimmigeres Menu gegessen zu haben. Wie er schon in den Amuses souverän mit den Kontrasten scharf/süß - warm/kalt - hart/weich spielt, wie er dieses Spiel dann später im Menu mit dem krossen Sandwich vom zarten Heilbutt mit einem Hauch von Pata Negra zur Vollendung bringt, wie kunstvoll und detailverliebt er die einzelnen Komponenten auf dem Teller anrichtet, wie er im Hauptgang den Rehrücken butterweich auf den Punkt gart und mit einer kräftigen Jus und den herrlich intensiven Aromen vom Wurzelgemüse abrundet. Das habe ich in solcher Perfektion noch nicht erlebt. Und auch die Patisserie ließ sich an diesem Abend nicht lumpen und machte gleich auf hohem Niveau weiter. Das schmelzige Mandarinensorbet wurde schön kontrastiert mit Frischkäse und Shortbreadkrümeln und auch das Hauptdessert, der "Fruchtige Winter", war nicht nur optisch ein Hingucker, sondern ließ in seiner Geschmacksvielfalt keine Wünsche mehr offen.
Alles in allem unser kulinarischer Höhepunkt des Jahres - wenn wir Sternefresser wären, hätten wir hier gleich mehrere Götterspeisen gehabt!
Hmmm, das Ganze liest sich jetzt fast wie ein Werbetext für Herrn Rainer....vielleicht bin ich auch noch ein bißchen zu euphorisiert von dem Erlebten, aber ich habe es nun mal so empfunden, und meiner Frau ging es genau so, und warum sollte man nicht einfach mal ungehemmt loben, wo Lob auch wirklich angebracht ist?
Liebe Grüße, spumante.
hier schon mal das Fazit des gestrigen Clubabends. Alle 12 Teilnehmer waren sich einig, dass es ein kulinarisches Erlebnis auf durchgängig sehr hohem Niveau war. Respekt an die Küche und danke an den Service für den Abend. Detais werden sicher folgen.
Ok, dann mach ich mal den Anfang und bitte darum, dass meine Mitesser aus gegebenem Anlass meinen Bericht ergänzen. Ich hatte nämlich nicht wirklich das „richtige“ Menü des Monats. Obwohl ich mir eigentlich im Vorfeld gedacht habe, „Menü des Monats“ ist „Menü des Monats“ und punktum. Dann lass halt alles Fleisch liegen.
Herr Rainer begrüßte uns sehr freundlich und verwies gleich darauf, dass wir alle Änderungswünsche selbstverständlich äußern können, die Küche sei flexibel. Darauf keimte in mir eine Hoffnung auf: „Keine blutige Taube auf meinem Teller?“ Die verdrängte ich sofort. Als ich dann am Tisch erneut vom überaus freundlichen Service darauf angesprochen wurde, ob ich denn alles so essen würde, platzte aus mir raus: „Eigentlich esse ich kein Fleisch.“ Und versank darauf innerlich unter dem Tisch. Ich weiß, ein „No go“, wenn man es nicht vorab ankündigt. Mach ich sonst immer.
Die unerwartete Antwort: „Toll! Dann machen wir für Sie etwas anderes.“ Und ich glaube auch heute noch nicht, dass die Küche dieses kurzfristige Umdisponieren wirklich so toll fand. Asche auf mein Haupt und vielen Dank an alle, die mir so ein noch wunderbareres Erlebnis möglich gemacht haben. Der Umgang mit meinen spontan geäußerten Sonderwünschen ist nur ein Zeichen dafür, wie perfekt, engagiert und freundlich Küche und Service an diesem Abend agiert haben.
Hier mein Essen, verbunden mit der Bitte an die Fleischesser, Ihre jeweiligen Gänge noch einzufügen. Und mir selbstverständlich bei anderen Sichtweisen zu widersprechen.
Die „Kulinarischen Einstimmungen“ kamen als Dreierlei von der Makrele daher und wurden von mir als sehr fein, aber noch nicht sonderlich spektakulär befunden. Es lag aber vermutlich daran, dass ich eher selten zu Abend esse und deshalb mit einem gewaltigen Hunger die Villa betrat.
Das Amuse, die „Raf Tomate in Texturen“, weckte dann zu 100 Prozent den Feinschmecker in mir. Mann, war das alles tomatig! Intensiv, frisch (diese Bezeichnung zog sich für mich durch das ganze Menü – kein Moment von Schwere), zum Löffeln, zum Knuspern. Einfach wunderschön.
Mein absoluter „Gong“ kam dann mit dem ersten Gang. Während die anderen ihre Gänseleber verspeisten, hatte ich einen Gang aus einer gebratenen Jakobsmuschel auf Zitrusgelee, dazu eine Jakobsmuschel-Terrine und Spargeleis. Ein Hammergang – bei dem mir beim ersten Löffel Spargeleis spontan ein wollüstiger Laut entfuhr. (Darauf wussten alle am Tisch: Morchel ist da. ) Eine perfekte Kombination aus heiß-kalt-süß-sauer. Intensivste Aromen, die alle irgendwie in einander griffen und sich zu einem Gesamtkunstwerk vereinten. Das Spargeleis im Speziellen geht in meine Gourmet-Historie ein.
Danach für alle: Rotbarbe als „krosses Sandwich“ durch aufgelegtes Foccacia mit gegrilltem Oktopus, Calamaretti, dazu eine himmlische nach Paprika duftende Sauce Bourride. Ein Gang, den ich jetzt vielleicht nicht als neu in der Küchenlandschaft empfand, aber das war mir egal. Er war nämlich einfach nur richtig gut. Intensiv, sommerlich – wir fühlten uns wie am Meer.
Danach ebenfalls für alle: Steinbutt (gebraten) mit einer geschäumten Sardinenbisque (in die ich mich persönlich hätte rein legen können) und einer weißen Bohnencreme, in der sich noch durchaus bissfeste Bohnenteile befanden. Die anderen hatten dazu noch ein Spanferkelbäckchen, ich hab’s nicht vermisst. Spätestens hier war mir klar, dass ich absoluter Fan von Rainers Saucen bin.
Während die anderen ihre Taube verspeisten, wurde mir ein Austernsüppchen serviert. Auch das – superfein. Hier gab der Curry den Ton an, aber nicht so dominant, dass nicht auch ein wenig Zitrus eine Rolle spielte. Und der – ich glaube – es war Pak Choi trug zu einem spannenden „Mundgefühl“ bei, genauso wie natürlich die Austern, die sich im Süppchen versteckten. Ich mochte es einfach, genauso wie jeden Gang zu vor.
Alternativ zum Lamm kam für mich ein Wolfsbarsch mit Artischockennage und Topinambur. Entschuldigen Sie, wenn ich Sie langweile, aber ich mochte es auch. Ich mag dieses wunderbare Spiel mit den Texturen, wenn es mal cremig und gaumenschmeichelnd ist, dann wieder knusprig oder ein wenig bissig (in dem Fall die Fischhaut, ich denke, separat kross gebraten).
Ein absolutes Highlight war für mich der erste Dessertgang, der aus geeistem Kefir, Karamell-Biskuit und Hibiskus-Granité (Hammer!) bestand. Ein dermaßen erfrischender Gang, dass ich versucht war, in die Küche zu laufen und zu fragen: „Und, fangen wir wieder von vorn an?“
Den Abschluss bildete dann noch ein schokoladiges Dessert aus Orizaba, Nusseis, Passionsfrucht und Papaya, der für mich am Ende noch einmal zeigte, wie Rainers Küche auf mich wirkte. Ich bin kein Fan von Schokodesserts, weil die mir meist zu schwer sind. Dieses Schokodessert wirkte auf mich nicht schwer. Irgendwie „Schoko-light“. Und so habe ich die gesamte Küchenleistung empfunden. Nach doch so vielen Gängen fühlte ich mich zwar satt, aber in keiner Weise übersättigt. Es war einfach von den Mengen her perfekt portioniert.
Als ebenso wunderbar erlebte ich die Weinbegleitung, zu der vielleicht kundigere Forumianer etwas beitragen mögen. Weine, die ich, separat probiert, als „eher nicht mein Geschmack“ befunden hätte, erschlossen sich mir plötzlich gemeinsam mit dem jeweiligen Gang. Ich bin in solchen Dingen wirklich kein Experte, aber teilweise fand ich die Weinbegleitung spektakulär. Erneut Asche auf mein Haupt – sie hat allerdings dazu geführt, dass ich den Namen der absolut kompetenten und angenehmen Sommelière vergessen habe.
Ich hoffe, mein Bericht ist nicht zu lang geworden. Ich weiß auf jeden Fall, dass die Villa – auch wenn sie nicht gerade bei mir ums Eck liegt – für mich in Zukunft ein Ziel sein wird, das ich nicht aus den Augen verlieren werde.
Ein letztes Fazit: Wenn das keine zwei Sterne waren, dann weiß ich auch nicht. (Liebe Moderatoren: Kann jemand von Ihnen den Betreff diesbezüglich ändern? Danke.)
Ein schönes Wochenende,
M.
PS: Hoffentlich sagt jetzt keiner meiner Mitstreiter, ich habe Quatsch geschrieben. Ist für mich eine neue Situation.
Verehrte Morchel, vielen Dank für Ihren Bericht und das Sie den Anfang gemacht haben.
Seien Sie beruhigt, ihr Zeilen haben mich in keinster Weise gelangweilt!
Ich freue mich sehr, dass Ihnen der Mitglieder-Abend so gut gefallen hat und vielleicht lernt man sich ja auf einem der kommenden mal persönlich kennen
Liebe Morchel,
besten Dank für den Bericht! Ich bin ja ein echter Fan der Rainer-Küche und genau so, wie Sie es beschreiben, empfinde ich seine Kreationen: leicht, raffiniert, in toller Balance zwischen Klassik und moderneren Akzenten - und natürlich äußerst schmackhaft.
Die St. Jacques mit Spargelterrine & Eis hatten wir zuletzt auch - in der Tat grandios! Ein weiteres großes Highlight war für uns das Pre-Dessert aus Ananas und Kerbel - eine absolute Götterspeise...
Leider stand bei unserem Besuch die Taube noch nicht auf der Karte - die hätte ich zu gerne probiert.
Erwähnenswert in meinen Augen auch das Brot: ich esse normalerweise nie Brot, aber hier waren alle Sorten so unwiderstehlich gut (außen herrlich knusprig, innen weich und zart), dass wir im Lauf des Abends den ganzen Korb leergeputzt haben.
Vielen Dank für Ihren Bericht. werte Morchel. Ich bin gespannt auf weitere Eindrücke des Clubabends und freue mich schon, wenn ich in der zweiten Jahreshälfte wieder selbst dabei sein werde.
Gerne gebe ich auch meine Sicht auf dieses überragende Menü weiter.
Es war ein wundervoller Abend mit einem erstklassigen Menü, einer hervorragend aufgelegten Servicecrew und einer netten und entspannten Tischrunde.
Der Anfang war etwas verwirrend nachdem wir erst ins Restaurant geleitet wurden und danach quer durch die Villa wieder zurück auf die Terasse. So bekommt man wenigstens Hunger.
Die 3 Kleinigkeiten von der Sardine wussten mich bereits voll zu überzeugen. Schöne Begleiter zum ausgezeichneten Ruinart Blanc de Blanc. Einen Champagner, den ich noch nicht kannte (mir war Ruinart vor allem als rose geläufig). Sehr elegant von vornehmer Zurückhaltung, nicht zu spritzig.
Raff Tomate mit Königskrabbe (oder war es doch Hummer?) erwies sich als herrlich frisch und tomatig. Kann Tomate besser sein?
Der Sylvaner Hohnart von Castell erwies sich als frischer, nicht zu dominanter Begleiter. Castell dürfte derzeit Deutschlands bester Sylvaner Produzent sein.
Entenstopfleber mit grünem Apfel, geliert und als Eis, dazu dünnes Koriandergelee. Herrlich cremig die Entenleber, das ganze aufgefrischt durch die intensiv säuerlich-grünen Aromen des Apfels, aufgeppeppt mit etwas Koriander. Durch die optimale Ausbalancierung ein überraschend leichter Gang.
Der Sauternes dazu, Zweitwein von Chateau Rieussec, war nicht zu schwer, da er doch noch etwas Säure mitbrachte. Ein guter Begleiter.
Die bretonische Felsenrotbarbe, herrlich fleischig, mit dem krossen Focaccia und etwas Oktopus und Calamaretti bekam ihr unvergessliches Aroma durch einen kräftigen Krustentierfond mit einer schönen Prise Paprika. Eine geniale Kombination. Für alles Soßen-Fans ein Highlight erster Güte.
Optimal passend der Sauvignon Blanc aus dem Rheingau vom Weingut Prinz. Für mich der bisher beste Sauvignon Blanc aus deutschen Landen.
Tranche vom großen Steinbutt (welch ein herrliches Stück Fisch!), Sadinenbisque und weißer Bohnencreme. Auch hier wieder eine fantastische "Soßencreme" als geniale Begleitung zum optimal gegarten Fisch. Die zart-saftigen Schweinebäckchen waren herrrlich, aber für mich verzichtbar (ich glaube aber, da stehe ich allein mit meiner Meinung).
Der 2004 Mersault (100% Chardonnay) von Francois Mikulski hat sich mir nicht so richtig erschlossen. Duft nach viel Holz, fast schon etwas muffig, zuerst auch viel Holz im Aroma, aber ganz schnell abgelöst durch ein zuviel an Säure. Kein einfacher Wein.
Mieral Taube, in Nussbutter confiert mit Erbsen auf 2 Arten, Frühlingsmorchel und verlorenem Ei, das ganze gebettet auf eine wunderbar kräftige Sauce Rouinaisse. War das gut! Die Taube unglaublich perfekt gebraten, kräftig rotes Fleisch, der Saft des Fleisches perfekt eingebunden. Taube der allerbesten Art. Mein Sohn schwärmte noch am nächsten Tag davon. Er würde Ihnen, lieber Herr Rainer, gerne 20 Punkte und 3*+ dafür geben.
Der Languedoc dazu war ein gefällig zurückhaltender Begleiter.
Da wir schon bei 20 Punkten waren, würde ich gerne 20 Punkte für das Lamm vergeben. Sicher ein neuer Maßstab, dieser in Gewürzmilch gegarte Lammrücken mit seiner würzig-knusprigen Kruste aus schwarzem Knoblauch, dem Bett aus Auberginen (wie ein Moussaka) und als genialer Zugabe ein cremiges Zaziki. Eine geniale Kombination aus kräftig (das Fleisch), cremig und kalt (das Zaziki), herbem Gemüse und knusprigem Knoblauch.
Zum Erfolg dieses genialen Gangs tug auch der 2004 Schioponetto von Bressan Nereo bei. Der in seinen unglaublich pfeffrig Noten perfekt das Aroma des Gerichtes aufnahm. Ein überaus ungewohnlicher Wein, bereits in der Nase dominiert frisch gemahlener Pfeffer, auf der Zunge wurde dieser Eindruck noch einmal verstärkt (Spherico: 7 Pfeffer von Ingo Holland). Ein absolut genailes Aromenspiel zwischen dem Lamm und dem Wein!
Absolut überzeugend, frisch und leicht das Pre Dessert: Ananassüppchen mit Süßholzpudding und fantastischem Kerbeleis.
Sehr ungewöhnlich das 1. Dessert: Fromage blanc mit geeistem Kefir, Karamell-Bisquit und Hibiscus Granite. Meine Frau und mein Sohn vermissten etwas die klare Linie, ich fand das Zusammenspiel der Aromen einfach nur herrlich.
Für mich etwas schwierig war der Wein dazu. Ein 2009 Sauvignon Blanc aus Neuseeland. Zuerst fast etwas papig süß, dann eine wuchtige Säure. Mir fehlte etwas das Zusammenspiel der Aromen.
Flan und Cremeux von der Orizaba Schokolade waren für meine Frau und mich der schwächste Gang des Abends. Optisch wunderschön konnten wir nicht so recht das Zusammenspiel von Schokolade, Haselnuss Eis und den kandierten Früchten erkennen.
Klssisch dazu ein typischer Banyuls.
Für Schleckermäuler herrlich die Pralinenauswahl. Besonders gut die Praline vom gesalznen Karamell.
Ich kann jedem nur einen Besuch bei Christoph Rainer und seinem Team empfehlen. Hier wird eine Küche geboten, die im sicheren bis gehobenen 2* Bereich Maßstäbe setzt. Das Ambiente ist zeitlos elegant und freundlich, die Tischabstände groß, die Stühle bequem, der Service aufmerksam, locker und einfach gut.
Gruß!
PS: dank an einen User für die wunderbare Einstimmung auf das Lamm mit einem 41-jährigen Bordeaux!
Liebe Morchel, lieber fragolini, liebe Leser und Genießer,
herzlichen Dank für Ihre treffgenauen Ausführungen, denen ich nur zustimmen kann.
Herr Rainer hat sich sehr viel vorgenommen für den Abend, hat uns mitgenommen auf eine aufregende und erstaunliche Reise durch seine immer wieder neu variierten Klassiker, aber auch durch neuere Gerichte.
Und ich sage es jetzt einfach mal, wie es aus meiner Sicht war. Es war ein Feuerwerk. Ich bin in der unmißlichen Lage, daß die Villa Rothschild unweit meines Wohnorts liegt und ich Armer zwangsläufig schon öfter Mal vor Ort war. Aber die Komplexität einer solchen Reise (und es war kein Kurztrip, sondern die große Jahresurlaubsreise), unterstützt durch eine im Wortsinn kongeniale Weinbegleitung hatte ich vorher noch nicht so extrem wahrgenommen.
Gut gefallen hatte wohl allen Teilnehmern, daß wir (ausnahmsweise) Champagner und Amuse bouche auf der wunderschönen Terasse (die schönste im Raum Frankfurt, die des Kempinski Falkenstein empfinde ich als etwas zu groß) beim gegenseitigen Kennenlernen einnehmen konnten.
Zum Menue haben meine Vorredner schon bestens beigetragen, wie Sie oben lesen konnten, waren manche Gänge schlicht Referenzklasse. Es ist erstaunlich, mit welcher Präzision und Konzentration hier gekocht wird, was sich in den Kombinationen von Texturen und Temperaturen wiederspiegelt, ohne daß die Produktqualität leidet, sondern gewinnt. Oder anders gesagt, ein Gemüse in Temperatur und Textur durchdeklinieren können viele, aber der Weg ist ja hier nicht Ziel, sondern das, was auf den Teller kommt. Und das ist bei eigentlich allem, was bei Chris Rainer aus der Küche kommt, so, daß man nicht wüßte, wie es hätte besser werden können.
Und dann kommt nicht selten noch ein Augenzwinkern hinzu wie beim "krossen Sandwich von..." oder vom griechisch angehauchten Lamm, das abgesehen von perfekter Garung und druckvoller Kruste mit feinster Zaziki und Auberginen vom Pass kam.
Die Riege der Zweisterner in Deutschland ist ja eine inhomogene, da gibt es classic straight wie den geschätzten Haas, da gibt es den ruhelos innovativen Bühner. Sicher aber schien am Freitag abend, daß Rainer ganz an der oberen Grenze arbeitet. Oder nach Morchelsystem **+++, und ohne Zweifel hatten wir einige ***Gänge.
Und, liebe Morchel, unsere Sommelière, wie konnten Sie´s vergessen, war die immer charmante, strahlende Ricarda Krebs. Wahrt sie sonst professionell die Fassung, wenn ich nur ein oder zwei Gläser zum Menue bestelle ;-)) (muß ja noch fahren), so hatte sie an unserem Abend nicht nur ein gutes Händchen, sondern wartete mit einer furiosen Weinbegleitung auf.
Im Vorbericht klingen die Begleitungen zu Steinbutt und Schokodessert wie nicht so herausragend. Sie waren eben klassisch (Chardonnay resp. Banyul) auf gutem Niveau, wurden aber durch ein paar legendäre Pairings völlig in den Schatten gestellt. Ich bin echt kein großer Weinreisefreund, zu viel verschiedene Aromen und v.a. zuviel Alkohol. Aber allein für diese fantastischen Paarungen hat es sich gelohnt, von denen ich zwei hervorheben darf. Zum einen ist es der Sauvignon Blanc von Prinz, dem Frau Krebs das in der Nase deutliche Paprikaaroma des Krustentierfonds zuvor wohl geflüstert hatte. Zum anderen ist es der Schioponetto, ein kantiger eigenwilliger Italiener, aber geradeaus in seiner sehr speziellen Aromatik von verschiedenen Pfeffern, schwarz, grün, lang, Szechuan, und irgendwo dazwischen einer dezenten Frische, der -natürlich und passend zum Lamm- den Mouton vom Gaumen fegte. Erste Assoziation, wie oben genannt, "Sieben" von Holland. Simply stunning. Es wird mir immer ein Rätsel bleiben, wie man solche Weine findet, wo man sie ausgräbt. Congratulations, Frau Krebs und Danke !
Vielleicht werden Sie nun doch der Superlativen müde, dann wechseln Sie besser den Thread. Denn es geht so weiter.
Die Villa Rothschild mit ihren französischen Wurzeln, Tisch- Eß- und Servickultur an diesem besonderen Ort. Manchmal hat man das Gefühl Monsieur Juillot war erst da, und dann ist das Restaurant um ihn entstanden, es scheint eine Symbiose zu sein. Ich finde seinen Service perfekt, weniger offensiv als den der Kieffer-Brüder, die einmal meine Referenz waren. Er ist ein Gastgeber mit Herzblut für Chris Rainers Küche und das ganze Haus. Derart angenehm umsorgt und mit Spaß beim Genuß fühle ich mich sonst nur noch bei Herrn Blümke unten in der großen Stadt.
Immer dabei Empathie für Gäste und Essen, ansteckend, charmant und freundlich. Manche Dame kommt hier vielleicht auch seinetwegen her...;-)
Nun liebe Leser, verzeihen Sie mir, wenn meine Sicht etwas emotional geriet. Aber ist es nicht das beste Zeichen, wenn so ein Abend Emotionen hervorruft und auch nachhallen läßt ?
Vielen Dank also für diesen außergewöhnlichen Abend an Chris Rainer und seine Mannschaft, an die liebenswerte Ricarda Krebs und den wunderbaren Arnaud Juillot. Danke an die nette angenehme Forumsrunde, es hat viel Freude gemacht, und last but not least Herrn Buchner für sein unermüdliches Tun mit der Organisation !
Ich kann den anderen Teilnehmern dieses Abends nur zustimmen. Zum Menü, zur Weinreise, zum Service gibt es nichts mehr hinzu zu fügen.
Da ich eine der wenigen war, die in der Villa übernachteten, möchte ich auch hier ein grosses Lob aussprechen. Die Zimmer wurden mit viel Liebe restauriert und mit dem Charme aus der Zeit der Gründung eingerichtet, wobei die moderne Komponente nicht vernachlässigt wurde. Als Begrüssung die obligatorische Flasche Wasser auf dem Zimmer, daneben ein Tellerchen mit Erdbeeren, Pralinen und einem Stückchen Baumkuchen mit einem wunderbaren Marzipan-Aroma (nach einem stundenlangen Spaziergang durch das Städtchen, zur Burg und um diese herum hätte es auch zwar etwas grösser sein können ... aber auf mich wartete auch noch ein sensationelles Menü).
Am nächsten Tag wurde ich für die Fahrt noch mit Getränke versorgt ... nochmals vielen Dank.
Vielen Dank noch an die Runde für diesen wunderschönen unterhaltsamen Abend.
Kommentar