Was muss das von der Villa Rotschild aus für ein schöner Ausblick in den Taunus sein? Die Lichter der Ortschaften im Tal lassen es, jaherzeitlich bedingt, leider nur erahnen. Das Restaurant ist ziemlich unauffällig eingerichtet und wie die Qualität meiner Bilder zeigt, dezent beleuchtet (ich hatte doch ziemlich lange Belichtungszeiten, so dass manches Bild leider nicht ganz ohne Verwackler entstehen konnte). Es ist weder besonders klassisch, noch modern. Die Einrichtung versucht sich an das historische Ambiente anzupassen – ziemlich unauffällig würde ich das Interieur mit einem Wort bezeichnen.
Trifft das auch auf die Küche zu? Christian Eckhardt arbeitete bereits als Sous Chef in der Villa Rothschild, als Christoph Rainer dort Küchenchef war und zwei Sterne erreichte. Nach dessen Weggang übernahm er und bestätigte diese Bewertungen. Wenn man bedenkt, dass es die erste Küchenchefposition des jungen Mannes ist, muss man ihn unbedingt in die Reihe der großen Talente sehen, die derzeit in den Guides von sich Reden machen.
Unser Menü begann mit einer Reihe von Amuses, die allesamt unter der Überschrift Frankreich standen. Welche tragische Ironie das am vergangenen Freitagabend hatte noch bekommen sollte, fällt mir erst jetzt beim Schreiben dieser Zeiten auf. Jedenfalls waren es alles Miniaturen französischer Klassiker und machten Lust auf mehr.
Hervorheben möchte ich die Bouillabaisse, die mit schönen großen Stücken von Meeresgetier und einem Sud mit intensivem Fenchelaroma nicht nur geschmackliche Tiefe, sondern gleich ein schönes Aromenspiel hatte.
Mit dem ersten Gang gab es eine Fischsorte, die ich bislang nicht kannte: Cobia – „roh & gebeizt“ – Eingelegtes Gemüse • Miso • Cocos. Cobia, so erläuterte uns Restaurantleiter Benjamin Birk, ist ein Pazifik-Fisch und mit der Makrele vergleichbar. Und so schmeckt er auch. Das Fleisch ist relativ fest. Das fleischige Aroma prägte das Gericht. Es war sehr lecker und bekam durch die leichte Säure des eingelegten Gemüses eine angenehme Frische, was natürlich durch das Kräutereis noch verstärkt wurde. In der Mitte war eine weiße Creme mit Cocos, die den Geschmack gut abrundete. Zusätzliche Finesse brachte der Wein, ein 2013er Château Doisy-Daene Grand Vin des Blanc sec aus dem Bordeaux. Der Wein hatte eine gewisse Restsüße und verlieh so dem eingelegten Gemüse und vor allem der Cocos—Creme mehr Wirkung.
Der nächste Gang war die Norwegische Jacobsmuschel – „gebraten“ Röstkartoffel Sud • Frankfurter Kräuter • Prunier Kaviar. Dessen Geschmack war klar von der eher cremigen Kartoffel dominiert, ergänzt durch die frische Wirkung der Kräuter. Muschel und Kaviar nahm ich als ebenbürtige Begleiter wahr. Dazu passte der an sich eher unauffällige 2012er Chablis 1er Cru Vau Vey Romain Bouchard aus dem Burgund, der verhältnismäßig schlank und dezent mineralisch wirkte. Hier eine feine Ergänzung des Gangs, der meines Erachtens eine angenehme Mischung aus Cremigkeit und Filigranität zeigte und somit gut ausbalanciert war.
Saint Pierre – „gratiniert“ Pinienkerne • Venere Reis • Bergamotte war ein echtes Ausrufezeichen: die Sauce war von immenser Frische durch die Bergamotte. Der Reis war mittels Rotwein in ein knackiges Rissotto verwandelt worden. Dazu ein schönes Stückchen des edelen Fisches – es entstand ein sehr säure-frisches Geschmacksbild, das deutlich markanter, weil etwas reduzierter war, als die beiden ersten Gänge. Hinzu kam das schöne texturelle Spiel mit dem Reis der noch recht viel Biss hatte. Dazu gab es den 2012er Mullineux White Blend & Leeu Family Wines Swartland aus Südafrika, der vor allem durch seine Struktur das Gericht unterstützte, bei der expressiven Sauce aber richtigerweise keine großen aromatischen Akzente setzte. Für mich der individuellste Gang des Abends, der mir am längsten im Gedächtnis bleiben wird.
Das Iberico Schwein – „Sous vide“ Pimento • Ricotta • Bohne gefiel mir ähnlich gut, wie der Gang zuvor. Der Schweinebauch war sehr geschmacksintensiv. Relativ kräftig und klar entfaltete das das Paprika-Aroma seine Wirkung, ergänzt durch die Frische und Geradlinigkeit der Bohnen. Der Ricotta gab dem Gericht eigentlich vor allem etwas Cremigkeit. Die Kombination erinnerte mich an das vegetarische Gericht, das mich kürzlich im L.A. Jordan so sehr überzeugte. Eine perfekte Ergänzung zu dem Gericht war der 2005er Château Peyrat–Fourthon aus dem Haut Medoc. Die Tannine des Weins waren perfekt auf die Intensität des Paprika und der Bohne abgestimmt und ergänzte die Intensität des Suds optimal. Somit verlängerte der Wein die geschmackliche Wirkung des Gerichts enorm.
Der Hauptgang, Rehbock aus dem Taunus - „glasiert“ Quitte • Haselnuss • Pastinake • Estragon war für mich vor allem durch die sensationelle Qualität und Behandlung des Rehfleischs gekennzeichnet. Auch die Sauce war sehr tiefgründig und lecker. Die weiteren Zutaten waren dann Nebendarsteller, die lecker, harmonisch, aber unauffällig blieben. Dazu gab es einen 2009er Blaufrankisch Szapary Weinbau Schiefer aus dem Südburgenland. Der Wein passte sehr gut zu der Sauce und dem Fleisch, was den Beilagen vielleicht auch noch mal ein Stückchen schwerer machte, war noch eine Spur frischer und kühler als der Bordeaux zuvor.
Dann durften wir uns am Käsewagen eine Auswahl zusammenstellen. Als Käse-nicht-Experte halte ich mich hier mir einer Bewertung zurück. Außerdem gab es ein Predessert.
Das erste süße Gericht war Asiatische Aromen – exotisch & frisch Yuzu • Granny Smith • Koriander. Der Koriander war in dem Eis verarbeitet und verbreitete so seine kräutrige Frische und Kühle, die sich mit den säuerlichen Aromen zu einem schönen erfrischenden Dessert verband. Dazu gab es den 2012er Sauvignon blanc Auslese vom Weingut Drautz Able aus Württemberg, einen Wein, der mit in den vergangenen Monaten häufiger zu solchen Desserts begegnet ist, weil er einfach wunderbar zu kräutrigem Eis und frischen Komponenten passte.
Piura Prcelana Schokolade – „Tea Time“ Hagebutte • Earl Gray • Rooibusch • Short Bread war ein sehr angenehmes Schokoladendessert Es hatte die Cremigkeit und Üppigkeit, wie man sie an Schokoladendesserts schätzt. Aber durch die verschiedenen Teearomen wurden die bitteren und herben Teile des Schokoladengeschmacksbildes betont. Dadurch war die Schwere eine Schokoladendesserts eigentlich vollständig verschwunden. Dazu tranken wir 10 Ages Maury Amiel aus dem Roussilion, der auch eine optimale Ergänzung zu den Teearomen darstellte.
Mit einigen, ebenfalls sehr schmackhaften Kleinigkeiten endete beim Kaffee der Abend zur in den frühen Morgenstunden. Die Petit Fours waren allesamt dem bekannten Schokoriegeln und ähnlicher Naschereien nachempfunden. Alle schmeckten sehr fein.
Dieser Abend war ein großer Genuss. Die zwei Sterne sind allein von der handwerklichen Qualität her gerechtfertigt. Die Kreationen wirken modern, sind aber sehr unkompliziert zu essen. Dass Christian Eckhardt auch mit feinen Ecken und Kanten kombiniert, zeigten für mich der Saint Pierre und das Iberico Schwein. Die anderen Gänge waren etwas braver und vielleicht ein wenig austauschbar. Das liegt daran, dass ich etwa Hamachi-Kombinationen mit frischen Aromen oder Yuzu, Kräutereis und ähnliche Desserts in den vergangenen Monaten recht häufig in Menüs anderer Restaurants vorgefunden haben. Man könnte hier teilweise diese Gerichte auch anderen Köchen zuordnen. Insofern kann man diese Gänge zum aktuellen Genuss-Mainstream zählen. Aber ich will hier keinesfalls fehlende Individualität beklagen, denn dazu waren auch diese Gänge zu gelungen, dass ich sie für verzichtbar gehalten hätte. Geschmeckt hat es super. Dazu hat auch die schöne Weinbegleitung von Benjamin Birk beigetragen, die Kombinationen waren alle sehr sicher, sie zeigten bei den Gängen Präsenz, wo es angebracht scheint und hielten sich im Hintergrund, wo es eigentlich nichts mehr zu ergänzen gab, außer etwas Struktur.
Somit war dieser Club-Abend für mich zum Ende 2015er Saison kulinarisch nochmal sehr gelungen – wir konnten ein wenig der Welt entrücken, an einem Abend, an dem anderswo die Welt aus den Fugen geraten ist.
Trifft das auch auf die Küche zu? Christian Eckhardt arbeitete bereits als Sous Chef in der Villa Rothschild, als Christoph Rainer dort Küchenchef war und zwei Sterne erreichte. Nach dessen Weggang übernahm er und bestätigte diese Bewertungen. Wenn man bedenkt, dass es die erste Küchenchefposition des jungen Mannes ist, muss man ihn unbedingt in die Reihe der großen Talente sehen, die derzeit in den Guides von sich Reden machen.
Unser Menü begann mit einer Reihe von Amuses, die allesamt unter der Überschrift Frankreich standen. Welche tragische Ironie das am vergangenen Freitagabend hatte noch bekommen sollte, fällt mir erst jetzt beim Schreiben dieser Zeiten auf. Jedenfalls waren es alles Miniaturen französischer Klassiker und machten Lust auf mehr.
Hervorheben möchte ich die Bouillabaisse, die mit schönen großen Stücken von Meeresgetier und einem Sud mit intensivem Fenchelaroma nicht nur geschmackliche Tiefe, sondern gleich ein schönes Aromenspiel hatte.
Mit dem ersten Gang gab es eine Fischsorte, die ich bislang nicht kannte: Cobia – „roh & gebeizt“ – Eingelegtes Gemüse • Miso • Cocos. Cobia, so erläuterte uns Restaurantleiter Benjamin Birk, ist ein Pazifik-Fisch und mit der Makrele vergleichbar. Und so schmeckt er auch. Das Fleisch ist relativ fest. Das fleischige Aroma prägte das Gericht. Es war sehr lecker und bekam durch die leichte Säure des eingelegten Gemüses eine angenehme Frische, was natürlich durch das Kräutereis noch verstärkt wurde. In der Mitte war eine weiße Creme mit Cocos, die den Geschmack gut abrundete. Zusätzliche Finesse brachte der Wein, ein 2013er Château Doisy-Daene Grand Vin des Blanc sec aus dem Bordeaux. Der Wein hatte eine gewisse Restsüße und verlieh so dem eingelegten Gemüse und vor allem der Cocos—Creme mehr Wirkung.
Der nächste Gang war die Norwegische Jacobsmuschel – „gebraten“ Röstkartoffel Sud • Frankfurter Kräuter • Prunier Kaviar. Dessen Geschmack war klar von der eher cremigen Kartoffel dominiert, ergänzt durch die frische Wirkung der Kräuter. Muschel und Kaviar nahm ich als ebenbürtige Begleiter wahr. Dazu passte der an sich eher unauffällige 2012er Chablis 1er Cru Vau Vey Romain Bouchard aus dem Burgund, der verhältnismäßig schlank und dezent mineralisch wirkte. Hier eine feine Ergänzung des Gangs, der meines Erachtens eine angenehme Mischung aus Cremigkeit und Filigranität zeigte und somit gut ausbalanciert war.
Saint Pierre – „gratiniert“ Pinienkerne • Venere Reis • Bergamotte war ein echtes Ausrufezeichen: die Sauce war von immenser Frische durch die Bergamotte. Der Reis war mittels Rotwein in ein knackiges Rissotto verwandelt worden. Dazu ein schönes Stückchen des edelen Fisches – es entstand ein sehr säure-frisches Geschmacksbild, das deutlich markanter, weil etwas reduzierter war, als die beiden ersten Gänge. Hinzu kam das schöne texturelle Spiel mit dem Reis der noch recht viel Biss hatte. Dazu gab es den 2012er Mullineux White Blend & Leeu Family Wines Swartland aus Südafrika, der vor allem durch seine Struktur das Gericht unterstützte, bei der expressiven Sauce aber richtigerweise keine großen aromatischen Akzente setzte. Für mich der individuellste Gang des Abends, der mir am längsten im Gedächtnis bleiben wird.
Das Iberico Schwein – „Sous vide“ Pimento • Ricotta • Bohne gefiel mir ähnlich gut, wie der Gang zuvor. Der Schweinebauch war sehr geschmacksintensiv. Relativ kräftig und klar entfaltete das das Paprika-Aroma seine Wirkung, ergänzt durch die Frische und Geradlinigkeit der Bohnen. Der Ricotta gab dem Gericht eigentlich vor allem etwas Cremigkeit. Die Kombination erinnerte mich an das vegetarische Gericht, das mich kürzlich im L.A. Jordan so sehr überzeugte. Eine perfekte Ergänzung zu dem Gericht war der 2005er Château Peyrat–Fourthon aus dem Haut Medoc. Die Tannine des Weins waren perfekt auf die Intensität des Paprika und der Bohne abgestimmt und ergänzte die Intensität des Suds optimal. Somit verlängerte der Wein die geschmackliche Wirkung des Gerichts enorm.
Der Hauptgang, Rehbock aus dem Taunus - „glasiert“ Quitte • Haselnuss • Pastinake • Estragon war für mich vor allem durch die sensationelle Qualität und Behandlung des Rehfleischs gekennzeichnet. Auch die Sauce war sehr tiefgründig und lecker. Die weiteren Zutaten waren dann Nebendarsteller, die lecker, harmonisch, aber unauffällig blieben. Dazu gab es einen 2009er Blaufrankisch Szapary Weinbau Schiefer aus dem Südburgenland. Der Wein passte sehr gut zu der Sauce und dem Fleisch, was den Beilagen vielleicht auch noch mal ein Stückchen schwerer machte, war noch eine Spur frischer und kühler als der Bordeaux zuvor.
Dann durften wir uns am Käsewagen eine Auswahl zusammenstellen. Als Käse-nicht-Experte halte ich mich hier mir einer Bewertung zurück. Außerdem gab es ein Predessert.
Das erste süße Gericht war Asiatische Aromen – exotisch & frisch Yuzu • Granny Smith • Koriander. Der Koriander war in dem Eis verarbeitet und verbreitete so seine kräutrige Frische und Kühle, die sich mit den säuerlichen Aromen zu einem schönen erfrischenden Dessert verband. Dazu gab es den 2012er Sauvignon blanc Auslese vom Weingut Drautz Able aus Württemberg, einen Wein, der mit in den vergangenen Monaten häufiger zu solchen Desserts begegnet ist, weil er einfach wunderbar zu kräutrigem Eis und frischen Komponenten passte.
Piura Prcelana Schokolade – „Tea Time“ Hagebutte • Earl Gray • Rooibusch • Short Bread war ein sehr angenehmes Schokoladendessert Es hatte die Cremigkeit und Üppigkeit, wie man sie an Schokoladendesserts schätzt. Aber durch die verschiedenen Teearomen wurden die bitteren und herben Teile des Schokoladengeschmacksbildes betont. Dadurch war die Schwere eine Schokoladendesserts eigentlich vollständig verschwunden. Dazu tranken wir 10 Ages Maury Amiel aus dem Roussilion, der auch eine optimale Ergänzung zu den Teearomen darstellte.
Mit einigen, ebenfalls sehr schmackhaften Kleinigkeiten endete beim Kaffee der Abend zur in den frühen Morgenstunden. Die Petit Fours waren allesamt dem bekannten Schokoriegeln und ähnlicher Naschereien nachempfunden. Alle schmeckten sehr fein.
Dieser Abend war ein großer Genuss. Die zwei Sterne sind allein von der handwerklichen Qualität her gerechtfertigt. Die Kreationen wirken modern, sind aber sehr unkompliziert zu essen. Dass Christian Eckhardt auch mit feinen Ecken und Kanten kombiniert, zeigten für mich der Saint Pierre und das Iberico Schwein. Die anderen Gänge waren etwas braver und vielleicht ein wenig austauschbar. Das liegt daran, dass ich etwa Hamachi-Kombinationen mit frischen Aromen oder Yuzu, Kräutereis und ähnliche Desserts in den vergangenen Monaten recht häufig in Menüs anderer Restaurants vorgefunden haben. Man könnte hier teilweise diese Gerichte auch anderen Köchen zuordnen. Insofern kann man diese Gänge zum aktuellen Genuss-Mainstream zählen. Aber ich will hier keinesfalls fehlende Individualität beklagen, denn dazu waren auch diese Gänge zu gelungen, dass ich sie für verzichtbar gehalten hätte. Geschmeckt hat es super. Dazu hat auch die schöne Weinbegleitung von Benjamin Birk beigetragen, die Kombinationen waren alle sehr sicher, sie zeigten bei den Gängen Präsenz, wo es angebracht scheint und hielten sich im Hintergrund, wo es eigentlich nichts mehr zu ergänzen gab, außer etwas Struktur.
Somit war dieser Club-Abend für mich zum Ende 2015er Saison kulinarisch nochmal sehr gelungen – wir konnten ein wenig der Welt entrücken, an einem Abend, an dem anderswo die Welt aus den Fugen geraten ist.
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