Im Seven Swans erfährt der Begriff „Erlebnisgastronomie“ eine völlig neue Bedeutung – und das im durchaus positiven Sinne. Wer wirklich einmal eine aus dem Rahmen fallende Location und ein eigenständiges Konzept erleben will, der sollte sich in Frankfurt das gerade neu besternte Restaurant nicht entgehen lassen.
Bis man an seinem reservierten Tisch Platz genommen hat, gilt es zunächst einige Hürden zu überwinden:
Die Adresse „Mainkai 4“ lässt Flussnähe vermuten. Stimmt! Aber wo ist hier ein Restaurant? Im schwach beleuchteten Fenster eines ganz schmalen hohen Hauses stehen ein paar Flaschen, sonst nichts. Die Tür des angeblich schmalsten Hauses Frankfurts ist verschlossen. Wir suchen eine Klingel, finden sie. Ein junger Mann öffnet und lädt in der schummrigen, kleinen, nicht sonderlich attraktiven Bar zu einem Aperitif. Wir verzichten auf den Begrüßungstrunk und fragen nach dem Weg. Die Bar gehört – wie wir später erfahren – nicht zum Restaurant, arbeitet aber mit dem Seven Swans quasi als „Empfangskomitee“ zusammen; anders kommt man halt nicht in das Haus rein. Wenn man das alles nicht weiß und so auch nicht erwartet, fragt man sich schon, ob man im richtigen Etablissement gelandet ist.
Wir werden zu einem Mini-Aufzug gebracht und in den 5. Stock geschickt. Nach langsamer Fahrt öffnet sich endlich die Aufzugtür wieder. Hitze schlägt uns entgegen. Wir stehen mitten in einer winzigen Küche und werden von zwei Köchen angestrahlt. Wir sind irritiert, ringen nach Worten, sagen etwas Nettes und schauen fragend. Uns wird der Weg nach unten gezeigt.
Wir steigen eine steile Treppe in den 4. Stock hinunter und erfahren, dass der Aufzug im 4. Stock nicht hält. Eine freundliche Service-Dame nimmt uns in Empfang und zeigt uns das winzige Lokal mit gerade mal 12 Plätzen. Wir schauen auf den Main, die Atmosphäre ist locker, man fühlt sich sofort wohl. Wir erfahren, dass sich im 3. Stock noch ein Raum mit 12 Plätzen befindet (dort hält der Aufzug!).
Es gibt ein monatlich wechselndes 5-Gang-Menü, das bis auf 3 Gänge reduziert werden kann. Gleiches gilt für die angebotene Weinbegleitung. Das Restaurant verfolgt ein klares Konzept, das nachhaltig und biologisch ausgerichtet ist. In der Presse wurde das Seven Swans verschiedentlich als vegetarisches Restaurant bezeichnet, doch das ist nicht richtig. Fisch und Fleisch sind immer Bestandteil des Menüs, doch ist man in der Lage, auf besondere Wünsche von Vegetariern und Veganern einzugehen. Immer wieder wird betont, wie sehr man sich um nachhaltige Produkte bemüht, Gemüse und Salat in der Region selbst anbaut und auch bei den Weinen auf entsprechende Anforderungen Wert legt.
Wie beginnt der Abend? Zünftig! Mit einem Vesperbrett! Bauchfleisch vom Milchferkel, Blutwurst, rohes Sauerkraut mit schwarzen Nüssen, Käse und gutes, hausgebackenes Brot. Das macht doch schon mal Spaß!
Das Amuse bouche fällt dagegen recht puristisch aus: Topinambur auf Quittencreme mit einem Stückchen Eismeerforelle.
Das Menü:
Steckrübe mit Erdnuss, Knollenziest & Wildschwein
Kohlrabi mit Perigord, Bittersalat & Mimolette
Skrei mit Petersilie, Nordseekrabben & Kartoffel
Dry Aged Entrecôte mit Feige, Schwarzwurzel & Gerste
Nougat mit Kaffee, Süßmilch & Cranberry
Liest sich gut, schmeckt auch – fast immer – gut! Was auffällt ist, dass die Teller von Chefkoch Hoffmann zwar optisch unterschiedlich ausfallen, im Aufbau aber sehr ähnlich sind: Hauptprodukt, Gemüse und/oder Salat, knackiger Chip. Der Spannungsbogen im Menü führt vom stärkeren zum schwächeren Gang, das heißt, die Aha-Momente, aber auch die handwerkliche Qualität nehmen im Laufe des Menüs eher leicht ab. Die beiden ersten Gänge sind sehr stark, insbesondere die Kohlrabivariation mit wunderbar schmelzigen Ravioli und Trüffel ist richtig gut. Der Fischgang ließ uns zweifeln, ob er so, wie er serviert wurde, gewollt war. Der Skrei hatte noch seine labbrige Haut, war aber dennoch von einer Schwarzbrot-Krabben-Panade umgeben, die etwas „desorientiert“ auf und unter dem Fisch platziert war. Beim Fleischgang hätte man sich den Gerstenrisotto gerne etwas geschmacksintensiver gewünscht; so war er nur uninteressante Beilage. Das Dessert war schwach. Drei pralinenartige Gebilde mit Nougat- und Kaffeegeschmack trafen auf ein paar Beeren. Das war´s. Hier könnte man sich in der Komposition und in der Ausführung ein bisschen mehr Mühe geben.
Fazit:
Ein großes Kompliment für die logistische Meisterleistung, in diesem „Treppenhaus“ Gastronomie auf höherem Niveau zu realisieren. Kompliment für die glaubhaft rübergebrachte Konsequenz in der Umsetzung eines zeitgeistigen Konzepts. Kompliment an den Service, der locker, freundlich, engagiert und begeisterungsfähig zu Werke geht. Kompliment an die Küche, die aus den eingeschränkten räumlichen Möglichkeiten etwas sehr Ansprechendes macht, aber auch das Potenzial aufzeigt, dass hier Größeres entstehen könnte, wenn die Kompositionen zwingender und die Umsetzung präziser werden.
Wegen seines hohen „Erlebniswertes“ ist dieses Restaurant allemal einen Besuch wert. Das Seven Swans ist am Frankfurter Sternehimmel sicherlich der kleinste Stern. Aber auch kleine Sterne können wunderbar strahlen.
Schönen Gruß, Merlan
Bis man an seinem reservierten Tisch Platz genommen hat, gilt es zunächst einige Hürden zu überwinden:
Die Adresse „Mainkai 4“ lässt Flussnähe vermuten. Stimmt! Aber wo ist hier ein Restaurant? Im schwach beleuchteten Fenster eines ganz schmalen hohen Hauses stehen ein paar Flaschen, sonst nichts. Die Tür des angeblich schmalsten Hauses Frankfurts ist verschlossen. Wir suchen eine Klingel, finden sie. Ein junger Mann öffnet und lädt in der schummrigen, kleinen, nicht sonderlich attraktiven Bar zu einem Aperitif. Wir verzichten auf den Begrüßungstrunk und fragen nach dem Weg. Die Bar gehört – wie wir später erfahren – nicht zum Restaurant, arbeitet aber mit dem Seven Swans quasi als „Empfangskomitee“ zusammen; anders kommt man halt nicht in das Haus rein. Wenn man das alles nicht weiß und so auch nicht erwartet, fragt man sich schon, ob man im richtigen Etablissement gelandet ist.
Wir werden zu einem Mini-Aufzug gebracht und in den 5. Stock geschickt. Nach langsamer Fahrt öffnet sich endlich die Aufzugtür wieder. Hitze schlägt uns entgegen. Wir stehen mitten in einer winzigen Küche und werden von zwei Köchen angestrahlt. Wir sind irritiert, ringen nach Worten, sagen etwas Nettes und schauen fragend. Uns wird der Weg nach unten gezeigt.
Wir steigen eine steile Treppe in den 4. Stock hinunter und erfahren, dass der Aufzug im 4. Stock nicht hält. Eine freundliche Service-Dame nimmt uns in Empfang und zeigt uns das winzige Lokal mit gerade mal 12 Plätzen. Wir schauen auf den Main, die Atmosphäre ist locker, man fühlt sich sofort wohl. Wir erfahren, dass sich im 3. Stock noch ein Raum mit 12 Plätzen befindet (dort hält der Aufzug!).
Es gibt ein monatlich wechselndes 5-Gang-Menü, das bis auf 3 Gänge reduziert werden kann. Gleiches gilt für die angebotene Weinbegleitung. Das Restaurant verfolgt ein klares Konzept, das nachhaltig und biologisch ausgerichtet ist. In der Presse wurde das Seven Swans verschiedentlich als vegetarisches Restaurant bezeichnet, doch das ist nicht richtig. Fisch und Fleisch sind immer Bestandteil des Menüs, doch ist man in der Lage, auf besondere Wünsche von Vegetariern und Veganern einzugehen. Immer wieder wird betont, wie sehr man sich um nachhaltige Produkte bemüht, Gemüse und Salat in der Region selbst anbaut und auch bei den Weinen auf entsprechende Anforderungen Wert legt.
Wie beginnt der Abend? Zünftig! Mit einem Vesperbrett! Bauchfleisch vom Milchferkel, Blutwurst, rohes Sauerkraut mit schwarzen Nüssen, Käse und gutes, hausgebackenes Brot. Das macht doch schon mal Spaß!
Das Amuse bouche fällt dagegen recht puristisch aus: Topinambur auf Quittencreme mit einem Stückchen Eismeerforelle.
Das Menü:
Steckrübe mit Erdnuss, Knollenziest & Wildschwein
Kohlrabi mit Perigord, Bittersalat & Mimolette
Skrei mit Petersilie, Nordseekrabben & Kartoffel
Dry Aged Entrecôte mit Feige, Schwarzwurzel & Gerste
Nougat mit Kaffee, Süßmilch & Cranberry
Liest sich gut, schmeckt auch – fast immer – gut! Was auffällt ist, dass die Teller von Chefkoch Hoffmann zwar optisch unterschiedlich ausfallen, im Aufbau aber sehr ähnlich sind: Hauptprodukt, Gemüse und/oder Salat, knackiger Chip. Der Spannungsbogen im Menü führt vom stärkeren zum schwächeren Gang, das heißt, die Aha-Momente, aber auch die handwerkliche Qualität nehmen im Laufe des Menüs eher leicht ab. Die beiden ersten Gänge sind sehr stark, insbesondere die Kohlrabivariation mit wunderbar schmelzigen Ravioli und Trüffel ist richtig gut. Der Fischgang ließ uns zweifeln, ob er so, wie er serviert wurde, gewollt war. Der Skrei hatte noch seine labbrige Haut, war aber dennoch von einer Schwarzbrot-Krabben-Panade umgeben, die etwas „desorientiert“ auf und unter dem Fisch platziert war. Beim Fleischgang hätte man sich den Gerstenrisotto gerne etwas geschmacksintensiver gewünscht; so war er nur uninteressante Beilage. Das Dessert war schwach. Drei pralinenartige Gebilde mit Nougat- und Kaffeegeschmack trafen auf ein paar Beeren. Das war´s. Hier könnte man sich in der Komposition und in der Ausführung ein bisschen mehr Mühe geben.
Fazit:
Ein großes Kompliment für die logistische Meisterleistung, in diesem „Treppenhaus“ Gastronomie auf höherem Niveau zu realisieren. Kompliment für die glaubhaft rübergebrachte Konsequenz in der Umsetzung eines zeitgeistigen Konzepts. Kompliment an den Service, der locker, freundlich, engagiert und begeisterungsfähig zu Werke geht. Kompliment an die Küche, die aus den eingeschränkten räumlichen Möglichkeiten etwas sehr Ansprechendes macht, aber auch das Potenzial aufzeigt, dass hier Größeres entstehen könnte, wenn die Kompositionen zwingender und die Umsetzung präziser werden.
Wegen seines hohen „Erlebniswertes“ ist dieses Restaurant allemal einen Besuch wert. Das Seven Swans ist am Frankfurter Sternehimmel sicherlich der kleinste Stern. Aber auch kleine Sterne können wunderbar strahlen.
Schönen Gruß, Merlan
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