Es begann auch bei uns mit kleinen, feinen Häppchen zum Champagner.
Besonders in Erinnerung blieb eine Variation mit Naan Brot und indischen Aromen.
Die zweite Runde der Amuses war dann schon etwas komplexer.
Fokus der Amuses waren Gemüse und Kräuter. Ich kann mich nicht an alle Details erinnern, aber besonders das confierte Eigelb und die Gazpacho waren schön gearbeitet.
Bei mir ging es dann los mit der Gänseleber "Selektion".
Begleitet wurde die Leber von Erdnuss (kandiert), Cassis, Ingwer und grünem Pfeffer. Zuerst einmal schön war es, dass alle Komponenten wirklich wahrnehmbar, herausschmeckbar waren. Vor allem der Ingwer ging eine schöne Kombination mit der Leber ein, da er nicht nur mit seiner Süße, sondern auch schärfe eine gewisse Spannung in die sonst sehr klassische, bekannte Geschmackskombination brachte. Ein klassisches Geschmacksbild, das Ronny Siewert hier durch den Ingwer und Pfeffer sinnvoll ergänzt und modernisiert. Ein toller Einstieg in das Menü. Kombiniert hat es Norman Rex mit einem Süßwein von Tschida. Das ging alles auf!
Meine Frau bekam die Kaviartrilogie.
Der Kaviar wurde kombiniert mit Rindertatar mit Creme Fraiche, Ostseeaal und Kartoffel-Nussbutter Püree. Auch hier spielten klassische Aromen die erste Geige. Besonders gefiel mir der lauwarm geräucherte Ostseeaal. Ich bin kein großer Kaviarfreund, aber in den Kombinationen kamen die jodig-salzigen Aromen besonders gut zur Geltung. Sehr schön!
Bei mir ging es weiter mit Carabinero.
Kombiniert wurde die Garnele mit Edamame, Zitronengras, Kokos und Koriander. Auch hier lag der Fokus auf dem zugänglichen Wohlgeschmack. Der perfekt gegarte Carabinero bekam sanfte asiatische Aromaten zur Begleitung. Koriander und Zitronengras wurden eher dezent eingesetzt, um den Hauptdarsteller nicht zu erschlagen. Das war kein kreatives Feuerwerk, sondern eine schöne, klare Produktküche. Dass, der Langwerth von Simmern Eltviller Kabinett Feinherb dazu perfekt passt, ist keine Frage.
Mein Frau bekam den Steinköhler mit Petersiliencreme, Kohlrabi und Sommertrüffel.
Geschmacklich war das natürlich eine ganz andere Nummer, aber konzeptionell ganz ähnlich zu meiner Carabinero. Auch hier stand der Steinköhler im Mittelpunkt und wurde nur ergänzt von Kohlrabi, Tüffel und co. Insgesamt war auch das ein auf Harmonie ausgesetztes Geschmacksbild. Ein Klassiker zum weglöffeln! Auch der Chardonnay GG von Stigler war mit seinem Schmelz ein toller Begleiter.
Bei mir ging es weiter mit den Adlerfisch.
Dazu gab es einen lauwarmen Tomatensalat, der eine schöne Süße und Säure mitbrachte. Der Fisch war wieder perfekt gegart und bekam durch die Tomaten und Oliven eine mediterran-sommerliche Aromatik. Auch die Kräuter gaben dem Ganzen eine frische mit, die das Gericht abrundeten. Mir gefiel das Gericht fast etwas besser als der Steinköhler, da die Kombination aus Fisch und Tomate hier eine angenehme Spannung erzeugte. Großartig! Weniger gut hat mir der dazu gereichte Moscatel von Botani aus Malaga gefallen. Der Wein war mir zu dominant, wobei die Kombination Tomate/Wein auch nicht einfach zu lösen ist.
Als ersten Fleischgang bekam ich Perlhuhn statt einer Taube; kombiniert mit Pfifferlingen und Aprikose.
Auch hier setzte Siewert auf klassische Geschmacksbilder. Das zarte Huhn mit der intensiven Jus bekam einen säuerlich-süßen Kick durch die Aprikose. Die Pfifferlinge gingen darin etwas unter, hätten vielleicht größer portioniert werden können. Sicherlich kein Gang der ewig in Erinnerung bleibt, aber ein leiser, reduzierter Übergang von den Fisch- zu den Fleischgerichten.
Als Hauptgang gab es Mecklenburger Reh, in Form von Rehrücken und Keule.
Dazu servierte Siewert Pastinake, Liebstöckel und Limonen-Rettich. Der Rücken war perfekt gegart und zeigte ein eher dezentes Wildaroma. Die Keule wurde klein geschnitten in einer Art "Sandwich" serviert und kam natürlich deutlich kräftiger daher. Die Jus war klassisch reduziert, intensiv und wurde von der Liebstöckelcreme gut aufgefangen. Der Rettich brachte die notwendige Frische. Ein zutiefst befriedigender Hauptgang. Klar spielt Siewert auch hier auf Nummer sicher, aber langweilig wirkte es trotzdem nicht, dafür war die Produktqualität zu gut. Auch schönder Chateauneuf du Pape von La Nerthe, der an sich schon ein toller Wein ist, aber auch hier eine gute Kombination einging. Wenn Klassik, dann bitte so wie hier! (Die Cuvée X von Knipser, den meine Frau zu ihrem Rind bekam, passte auch gut)
Als Hauptdessert gab es bei mir Mara des Bois Erdbeere.
Die Erdbeere (mariniert, Eis, Soße) wurde kombiniert mit Basilikum und weißer Schokolade. Eine Süßspeise, die den Namen wirklich verdient! Es schmeckte genau so, wie es sich liest. Klar könnte man hier mehr Kreativität erwarten, aber meine persönlichen Vorlieben was Desserts angeht wurden hier voll erfüllt. Mit der Auslese von Maxminin Grünhäuser schmeckt eh (fast) alles.
In Summe war das ein Abend der klassischen Geschmacksbilder. In dem Rahmen des Grandhotels war das ein absolut stimmiges, zutiefst befriedigendes Gesamtkonzept. Die Qualität der Zutaten und deren behutsame Verarbeitung waren großartig. Siewert zeigt weniger durch technische Spielereien, als durch klassisches, fundiertes Handwerk (die Jus waren hervorragend), dass man mit ihm rechnen muss. Natürlich kann man kritisieren, dass er immer auf die sichere Karte setzt, aber das muss er in diesem Rahmen auch tun. Für uns war das ein tolles Erlebnis zu dem ganz besonders auch Norman Rex beitrug. Die Weinauswahl war (fast immer) stimmig. Man setzt auch hier auf die Klassiker, aber die passen schlicht sehr gut zu den Aromen auf den Tellern. Noch beeindruckender war aber die Serviceleistung. Ich habe noch nie einen so ehrlichen, sympathischen und professionellen Service erlebt. Norman Rex ist der perfekte Gastgeber.
Mit einem Stern und 18 Punkten im Gault Millau ergeht es Ronny Siewert im Friedrich Franz ähnlich wie Martin Fauster im Königshof. Beide bieten eine klassiche französische Küche mit Fokus auf qualitativ herausragende Produkte und ich finde, bei beiden kann der Michelin durchaus aufwerten. Unabhängig davon sagt mir momentan die klassiche Küche sehr zu und somit wird mir auch dieser Abend sehr lange positiv in Erinnerung bleiben.
M
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