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Um Hannover: Landgasthoefe, Wurst etc

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  • Um Hannover: Landgasthoefe, Wurst etc

    Es verschlägt mich in die Diaspora und ich frage mich ob es um Hannover vielleicht ein anständiges Gasthaus oder einen Metzger mit guter Wurst gibt. Oder irgendeine andere lohnenswerte Destination/einen Zwischenstopp für einen Halbtagsausflug. Und das ganze auch noch Montags geöffnet...

  • #2
    Gerade montags wirklich ein Problem. Da fiele mir nur der Dorfkrug Bavenstedt bei Hildesheim ein, drei Minuten von der Autobahn entfernt. Die Küche ist grundsolide - Herr Wille hat bei Ammann gelernt -, und auf Bier sind Sie auch nicht zwingend angewiesen. Ich fahre immer gern hin.

    Louis

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    • #3
      Da fallen mir die Schäferstuben in Müden ein, sie haben auch Montagmittag geöffnet. Das ist zwar knapp 100 km von Hannover entfernt aber ein nettes Ausflugsgebiet incl. Heidesee.

      Gruß
      Jürgen

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      • #4
        Und dann gibt's ja auch noch Beckmanns Weinhaus.
        Ein Blick in die Weinkarte ... da kann eigentlich nichts schiefgehen
        Gruß s.

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        • #5
          Gehen Sie in Beckmanns Weinhaus und vergessen Sie dessen Internetauftritt. Die Tageskarte ist das wirklich spannende. Hier mein Kurzbericht vor einem guten Jahr.

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          • #6
            Liebe M, lieber S

            das Weinhaus hatte ich natuerlich auf der Rechnung....

            Gruss

            Gg

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            • #7
              Wenn sie in Hannover einen Metzger suchen, fahren sie in den Vorort Empelde zu Karsten Scheller. Einen besseren haben wir hier nicht.

              Und wenn sie ein Abendbeschäftigung suchen, gibt es bei ihm Europas einzige Wurstschule. Blutwurst und Jazz... ein bisschen nose to tail... http://www.fleischerei-scheller.de

              Gute Nacht

              Passepartout

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              • #8
                Zitat von passepartout
                Und wenn sie ein Abendbeschäftigung suchen, gibt es bei ihm Europas einzige Wurstschule. Blutwurst und Jazz... ein bisschen nose to tail... http://www.fleischerei-scheller.de

                Gute Nacht

                Passepartout
                Oh, das hoert sich wirklich gut an. Verpasse ich nur leider knapp. Wo ich doch endlich einmal das Wursten anfangen will.

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                • #9
                  Kurzbericht von 2 Tagen Hannover:

                  Unser kleiner Ausflug aufs Land führte uns ans Steinhuder Meer, wo Räucheraal und Bratkartoffeln recht erfreulich waren. Danach ein Stop in der Hannoveraner Markthalle, von der ich noch nie etwas gehört hatte, die aber einige recht gute Stände hatte (zB Eichsfelder Wurst, der erstandene Feldkieker war 1a)

                  Abends dann Beckmanns Weinhaus. Altes Lokal, mit minimalen aber smarten Eingriffen auf den Stand der Zeit gebracht. Das (italienische) Essen durchgehend sehr erfreulich und auf wenige, aber sehr gute Produkte fokussiert. Die italienische Beschränkung auf das wesentliche fällt ja nicht nur unseren Spitzenkoechen eher schwer, wird hier aber souverän durchgehalten. Besonders die von mir geteilte Liebe für Innereien ist spürbar, am tollsten die leicht angeröstete Zunge auf wunderbar abgeschmeckten Linsen. Wie Morchel schon richtig bemerkte, die Tagesempfehlungen sind die spannenderen Gerichte, aber auch die Klassiker von der Standardkarte waren alle comme il faut und hatten nichts mit dem zu tun was üblicherweise in D als italienische Küche serviert wird. Und endlich mal eine Weinkarte, die nicht vom Mack und Schuehle Vertreter entworfen wurde und auch nicht Weine aus dem Glasballon (EK 1,30 pro Liter) fuer 6 Euro das Glas anbietet. Insgesamt merkt man, dass hier mit viel Liebe, aber auch Verstand gearbeitet wird. Hätte ich sehr gerne bei mir um die Ecke.

                  (Der Rest der Zeit machte aber dann doch der kulinarischen Reputation der Gegend alle Ehre. Nicht dass man woanders in D in Businesshotels und bei beruflichen Angelegenheiten in öffentlichen Einrichtungen kulinarische Höhenflüge erwarten könnte. Aber was hier serviert wurde grenzte an Körperverletzung. Ich wusste nicht, dass es so etwas noch gibt. Selbst Subway spielt in einer anderen Liga)

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                  • #10
                    Zitat von glauer
                    Insgesamt merkt man, dass hier mit viel Liebe, aber auch Verstand gearbeitet wird. Hätte ich sehr gerne bei mir um die Ecke.
                    Das war ganz exakt auch mein Gedanke damals.

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                    • #11
                      Aber genau da liegt die Schwäche unserer Restaurantbewertungssysteme. Es gibt kaum Hätte- ich-sehr- gerne- bei- mir- um- die- Ecke- Bewertungskriterien. Natürlich, da ist der Bib, ähnlich dem Coup de Cœur, der den Bereich 12 - 15/20 abdeckt.
                      Irgendwie imponiert mir da der Zagat, der einer Dim-Sum-Spelunke dieselben Punkte geben kann wie einem **-Lokal. Ist das, was serviert wird gut, sehr gut oder überragend? Und dann wird selbstverständlich die überragende Pizza höher bewertet als der gute Wolfsbarsch, der mit Formulierungen wie "de ligne" bzw "vom kleinen Fischerruderboot" und Safransösschen serviert wird.
                      Kutteln, tadellos zubereitet, schlagen viele *-Langweiler.
                      Da sind uns die Foodings in Frankreich weit voraus. Ob wir was Ähnliches nicht auch hier hinkriegen könnten?
                      Ohne jemals dortgewesen zu sein: aber in dieser Liste - wie es mir scheinen will - würde Weckmanns Beinhaus eine nicht unbedeutende Rolle spielen
                      Gruß
                      s.

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                      • #12
                        Sehr richtig - wie es geht, macht ja unser Jürgen3D mit seinem Lecker-System vor....

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                        • #13
                          Der neue Slow Food Fuehrer will ja so etwas in die Richtung. Wobei da sicher die ethnischen Küchen fehlen werden. Und was ich auf den ersten Blick aus mir ganz gut bekannten Gegenden gesehen habe, liess mich eher die Stirn runzeln. Aber aller Anfang ist auch schwer...

                          Ich glaube so etwas wird am ehesten als online Fuehrer a la Le Fooding entstehen.Das mache ich dann in der Frührente...

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                          • #14
                            Zitat von glauer
                            Der neue Slow Food Fuehrer will ja so etwas in die Richtung. Wobei da sicher die ethnischen Küchen fehlen werden. Und was ich auf den ersten Blick aus mir ganz gut bekannten Gegenden gesehen habe, liess mich eher die Stirn runzeln. Aber aller Anfang ist auch schwer...
                            Natürlich fehlen die ethnischen Küchen, ist ja schließlich ein Führer für deutsche regionale Küche geworden , das ganze mit einer Preisgrenze von um 20 Euro für den Hauptgang und sie haben recht aller Anfang war sehr schwer.

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                            • #15
                              Ich habe lange abgelehnt über Kollegen zu schreiben, jetzt ist es an der Zeit.

                              Ich war seelig und hoffe nicht der einzige Mensch zu sein, der begreift, dass man in Hannover und dem erweiterten Umland nicht an dieser Adresse vorbeifahren sollte.

                              Etwas außerhalb der Landeshauptstadt Hannover zwischen Wäldern und Feldern, liegt das beschauliche Gehrden und wiederum etwas außerhalb Gehrdens, den „Berg“ hoch und inmitten von Wald und Feld, steht ein kleines Berggasthaus in dem wir endlich zu einer Zeit die uns möglich war, einen Tisch bekommen hatten.

                              Nach kurzer Fahrt durch goldenes Oktoberwetter, kommen wir am frühen Abend an diesem wunderbar friedlichen, versteckten Ort an und freuen uns über eine in der Einfahrt platzierten Tafel mit der selbstbewussten Aufschrift: "Heute leider ausgebucht". Durch unsere erfolglosen Reservierungsversuche wissen wir, dass diese Tafel häufiger in der Einfahrt stehen muss, was auf dem gebotenen Niveau in unserer Region zudem fern ab von jeder Laufkundschaft, eine absolute Ausnahme darstellt.

                              Küchenchefin Dorothee Petersen-Jurke muss nicht nur gehoben, sie muss gut kochen können, sonst wäre es hier sicher genauso leer wie im August oder den anderen Gaststuben, in die wir auf unserer Suche nach Erfüllung eingefallen waren, welche aber fast alle über die feine Küche, das Kochen vergessen hatten. Viel Vorfreude auf die nominell beste Köchin weit und breit.

                              Der Empfang ist aufrichtig freundlich wenn auch etwas chaotisch, eine Eventagentur packt das Equipment einer Mittagsveranstaltung, von der noch immer einige im Gastraum sitzen. Wir haben es nicht eilig und genießen den Park, die Caspar David Friedrich Aussicht und die kühle Luft, bis Ruhe einkehrt und wir an unseren Tisch am Kamin geleitet werden. Schlicht, stilvoll, mehr ein schöner Wintergarten, weniger ein rustikales Gasthaus.

                              Da meine Frau aktuell keinen Wein trinken sollte, muss ich mir um die Rückfahrt keine Sorgen machen, wunderbar.
                              Cremant Rose und einen Winzertraubensaft zur Karte.

                              Die Auswahl ist klein aber gut, es gibt Feines, Grobes, Spannendes und Bekanntes, stilistisch irgendwo zwischen ländlich, regional gerollter Kalbsbrust mit Boullionkartoffeln, und französisch mediteranen Langustinen mit Salzzitronenrisotto. Durch eine puristische Präsentation und minimale Einflüsse moderner Garverfahren und Gewürznennungen erscheint es auf der Höhe der Zeit.

                              Als Amuse bekommen wir Ziegenkäseterrine mit Kräutervinaigrette, eine Pflichtübung mehr nicht.
                              Zusammen mit dem sensationellen Brot und sehr frischem, stachelbeerig, apfeligem Sauvignon 2013 von Gerhard Klein trotzdem ein Genuss.

                              Zur Vorspeise etwas Tatar vom Rind, Trüffel und Grüne Sauce, dazu mehr Brot. Sauerteig mit sehr krosser und doch dünnster Kruste und luftiger Krume. Bene.
                              Im Glas ein etwas gereifter grauer Burgunder, Zähringer Löwe Nr 29 aus 2002. Erdig, fleischig, im Zusammenspiel wirklich schön. Sehr einfach alles aber durch die Qualität der Produkte und die Präzision in der Zubereitung wunderbar.

                              Zwischendurch Langustinen, Risotto und Salzzitrone
                              Ein sensationelles Gericht gekrönt von zwei fetten Langustinen einer Größe und Güte, wie ich sie selbst in ** und *** Sternerestos kaum erlebt habe. Zartester Krustentierschmelz auf einem geschmeidigen, leicht bissig, käsigem Risotto, aus welchem immer wieder aber nicht bei jedem Bissen ein ganz wunderbarer Akkord in Maldonsalz trocken eingesalzener Amalfizitronen herausklang, umgossen mit einem Faden kräftiger, dunkler Hummersauce, aufgelockert von wenigen Stückchen, warmer jedoch roher und sehr intensiver Tomaten und einigen wenige Tropfen emulgierten Estragons. In anderer Präsentation locker***, so ein großes, „löffelweises“ Fest für die Seele.

                              Dazu sehr frisch, Weißburgunder & Chardonnay „Insel“ Schloss Reinhartshausen, Mariannenaue. Ein Spaßwein, frisch und knackig, dabei gerade leicht genug, um dem Risotto alle Spielräume zu überlassen aber nicht zu blass zu sein.

                              Zum Hauptgang gab es etwas Entrecote mit saisonalem Gemüse und Polenta. Sehr pur, keine offensichtliche technische Tiefe und erneut sehr gute Produkte und präzise Umsetzung. Schlicht ein Schmaus, umschmeichelt von Gigondas 2011 der Famille Perrin. Ein gemeiner Wein, viel zu gut trinkbar ohne Flach zu sein. Säure gibt es nicht, ein samtig weicher, fast süßlicher, leicht moderiger Fallobstspaß aus Syrah und Grenache, welche im Zusammenspiel auch einige klassische Merlotnoten treffen. Und was für ein nicht enden wollendes Stück Entrecote; Wein und Fleisch.

                              Als Käse, ich bekam einen gescheiten zudem opulent Portionierten, wenn auch leicht kalten Trüffelkäse aus dem Burgund, begleitet nur von etwas guter Butter und zwei Scheiben Brot. Dazu etwas Sautern, was runter ging aber mir weniger gefiel, lieber mehr Gigondas.

                              Es war der authentischste Abend den ich seit Ewigkeiten hier und im erweiterten Umland, unter und auch in den Sternen hatte und wir waren äußerst umtriebig, um irgendwann genau den einen Platz zu finden, an dem ich als Koch Mensch sein kann, weil nichts mich stört alles in Frieden geschieht, selbst die 14 Mann starke Schweizer Landmaschienenbauertruppe, vermochte nicht durch ihren fürchterlichen Lärm, den seelischen Frieden an meinem Tisch zu beeinträchtigen.

                              Sicherlich sind meine Eindrücke sehr subjektiv, schlicht weil ich diese 61ig jährige Frau bewundere. Ihre handwerkliche Präzision, ihr Können und ihre kulinarische Tiefe obwohl sie autodidakt kocht. Ihre fast kindliche Freude über wunderbare Produkte wie meine Langustinen, für die sie, nur weil sie sie haben will, knapp 120€/kg bezahlt, was man eher weniger in der Kalkulation bemerkt, denn der Gast kann ja nichts dafür. Sie fährt jeden Montag an die See und kauft Ihre Fische direkt vom Kutter des Fischers Ihres Vertrauens, Ihre leuchtenden Augen wenn sie über Ihren Pacojet, das Wasserbad und den Holdomat redet und seit drei Tagen hat sie einen Halogensalamander. Das Begeisterungsvermögen eines Kindes, geballt in einer der gestandensten und eigenwilligsten Frauen die ich je kennenlernen durfte.

                              Gute Nacht

                              Passepartout
                              Zuletzt geändert von passepartout; 14.10.2014, 01:16.

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