Geehrte Gourmetgemeinde,
nach längerer Schaffenspause (Renovierung des neuen Heimes plus Umzug mit Kleinkind, Eltern in ähnlicher Situation wissen, wovon ich spreche…) melde ich mich mal wieder mit einem etwas ausführlicheren Bericht zurück:
Am 1. Februar sollten mein Geburtstag sowie der überstandene Umzug gebührend gefeiert werden, und so zog es Herrn und Frau El Grande nach Dortmund, um in der dort beheimateten Spielbank Hohensyburg dem frisch besternten „Palmgarden“ unsere Aufwartung zu machen (Gourmetfreunde kennen mit Sicherheit noch das legendäre "La Table", das an ebendieser Stelle früher unter der Ägide von Thomas Bühner für Furore gesorgt hatte). Schwiegervater passte im neuen Heim auf den Nachwuchs auf, sodass einer gepflegten (und vor allem entspannten) Schlemmerei nichts im Wege stand. Gegen 20.00 Uhr an der Spielbank angekommen, konnte man direkt bis zum Haupteingang vorfahren und dem Wagenmeister seinen Wagen anvertrauen, was einem den Weg vom tiefer gelegenen Parkplatz ersparte.
Das Restaurant selbst, das man nach kurzem Gang durch die Spielbank erreichte, liegt ein wenig abgetrennt vom restlichen (äußerst trubeligen) Spielbankgeschehen, trotzdem bekommt man noch einiges von der umliegenden „Zockerstimmung“ mit, was Menschen, die eher eine bedächtige Atmosphäre schätzen, vielleicht eher abschrecken könnte. Uns gefiel es, konnte man doch zwischen den Gängen intensiv die „aufgehübschten Ruhrpottschönheiten“ beobachten, die sich für ihr gesellschaftliches Highlight des Jahres, den Besuch des Spielcasinos, in teils fragwürdige Outfits gepresst hatten….. Aufgrund dieser Ablenkung störte es auch wenig, dass man vom viel gerühmten Blick ins Ruhrtal aufgrund der Dunkelheit wenig hatte und die namensgebenden Palmen eher an zwergwüchsige Zimmerpflanzen erinnerten.
Nun zum Wesentlichen, dem Essen: Nach einem angenehmen Cremant und netten Aperos vorweg wurde als erster Gang der „Winterdegustation“ (fünf Gänge für 75 Euro) vom ansprechenden und zügigen Service Folgendes aufgetragen:
Gänseleber/rote Bete/Amalfi-Zitrone/Malz: Der Auftakt geriet sogleich zu einem Highlight: Die Gänseleber, modisch in einer Art Donutform angerichtet, war qualitativ hochwertig und zerging auf der Zunge. Die sie eskortierenden Elemente waren perfekt auf sie abgestimmt: Die fruchtige Säure der Bete sowie der Zitrone und das Herbe der Malzgeltropfen waren kongeniale Begleiter, die zwar im belieben „Gänseleberkontext“ (Leber in Kombination mit fruchtiger Süße) spielten, trotzdem aber den Rahmen der ewiggleichen Begleiter wie Quitte oder Apfel verließen. Insgesamt ein äußerst souveräner Gang, den man anders, aber nicht viel besser machen konnte (*-**)
Forelle aus dem Königssee/Radieschen/grüne Papaya/Graubrot: Nach dem äußerst gelungen Auftakt musste man leider bei diesem zweiten Gang ein wenig Abstriche machen: Die Forelle war zwar frisch und glasig auf den Punkt gegart, schmeckte aber ein wenig ausdruckslos. Auch ihre Begleiter in Form von (zu wenigen) Papayageltupfern und hauchdünnen (somit aber leider auch recht geschmacksneutralen) Radieschenscheiben sowie kaum wahrnehmbarem Graubrot konnten kaum Akzente setzen, sodass die ganze Kreation leider recht eindimensional und wenig ausdrucksstark daherkam. Hier fehlte eindeutig Pepp oder ein genialer Twist, der dieses Gericht seiner Langweiligkeit beraubt hätte (*-)
Reh/Bernaise/Schwarzwurzel/Preiselbeere: Nach dieser kurzen Schwächephase erreichte uns mit dem nächsten Gericht wieder ein (klassischer) Knaller: Viel besser kann man ein klassisches Wildgericht nicht präsentieren: Das Reh butterzart und auf den Punkt (wahrscheinlich sous-vide) rosa gegart, dazu eine frisch montierte Sauce Bernaise, wie man sie auch in der Schweiz nicht besser serviert bekommt, und Beilagen (Schwarzwurzeln in verschiedenen Texturen, Preiselbeerschaum), mit denen man in diesem Kontext eigentlich (zumal sie innovativ präsentiert wurden und geschmacklich überzeugten) nicht viel falsch machen kann. (Modernisierte) Klassik at it´s best (*-**)
Bouchon de Chevre/Clementine/Erdnuss/Nussbuttercrumble: Es folgte keine Käseauswahl vom Wagen, sondern ein Käsegang, der durchaus zu überzeugen wusste: Es wurde ein klassischer Akkord aus süß (Clementine, Nussbuttercrumble) und salzig (Ziegenkäse, Erdnuss) serviert, der vor allem durch sein Spiel mit den Texturen (schmelziger Käse, cremig-flüssiges Clementinengel, knackige Erdnusssplitter, crunchiger Crumble) punkten konnte (*)
Erfrischung/weiße Schokolade/Buttermilch/Zitronengras: An das Dessert kann ich mich leider nicht mehr ganz genau erinnern, da sich das Defilee der „Ruhrpottoriginale“ vor dem Restaurant zu einem wahren Spektakel ausweitete, das es zu Begutachten galt. Somit geriet es dabei leider fast zur Nebensache, was aber auch daran gelegen haben könnte, dass es mich nicht allzu sehr mitreißen konnte: Im Gedächtnis habe ich noch, dass es sich um eine Art Champagner-Zitronengras-Süppchen handelte, in dessen Mitte verschiedenste Elemente in Kügelchen- (weiße Schokolade) und Mousseform (Buttermilch) thronten. Ich habe eine ähnliche Variante schon einmal in der „Schote“ in Essen-Rüttenscheid zu mir genommen, und auch damals war es mir (wie in diesem Fall) zu Süß und von der Konsistenz her zu klebrig. Ein leider eher schwacher Abschluss, der aber aufgrund des Spektakels vor dem Restaurant nicht mehr allzu sehr ins Gewicht fiel, zumal man uns danach noch mit neckisch anmutenden Petit fours versöhnte (*-)
Trotz ein wenig Schatten (bei viel Licht, wohlgemerkt) muss man deutlich sagen, dass ein Besuch im „Palmgarden“ vor allem was das Essen und den Service angeht, sich mehr als lohnt, zumal das Preis-Leistungs-Verhältnis sowohl für das fünfgängige Menü (75 Euro) als auch die sehr gut harmonierende Weinbegleitung (38 Euro) als äußerst stimmig bezeichnet werden muss. Großes Lob muss man schon jetzt dem erst 26-jährigen Küchenchef Michael Dyllong zollen, der in seinen jungen Jahren schon erstaunlich abgeklärt und reif kocht und damit ein Niveau erreicht, das in diesem Alter nicht unbedingt erwartbar ist. Natürlich wird hier (vor allem was die Anrichteweise und die Zusammenstellung der Gerichte angeht) noch ein wenig den neuesten Moden hinterhergehechelt und es werden gewisse Trends kopiert (ich sage nur: Brushstrokes, Geltupfer, lineare Tellerlandschaften, welche sich bis auf den Tellerrand erstrecken etc.), aber dafür sehen die einzelnen Gerichte teilweise wirklich sehr ansprechend aus und auch die Aromenkombinationen und der Eigengeschmack der Produkte werden darüber hinaus (meist) nicht vergessen.
In Anbetracht der Tatsache, dass der junge Chef noch einige Jahre vor sich hat, in denen er seine eigene Handschrift bzw. Linie entwickeln kann, muss davon ausgegangen werden, dass man von diesem hoffnungsvollen Talent noch so einiges hören wird. Die derzeitige Küchenleistung spielt aber für mich schon jetzt durchaus im 7-Gustopunkte- bzw. Einsternebereich, also in dem Rahmen, den auch diese beiden Führer für dieses Etablissement abgesteckt haben, was für die Zukunft also noch einiges erwarten lässt!
P.S.: Als wir am Ende des Abends vor der Spielbank darauf warteten, dass unser Wagen vorgefahren wurde, lief mir doch glatt Robert Lewandowski, hier anwesenden Fußballsachverständigen sicher ein Begriff, in die Arme, sodass ich an diesem Abend meinen beiden großen Leidenschaften, Essen auf hohem Niveau und Fußball, habe frönen können!
nach längerer Schaffenspause (Renovierung des neuen Heimes plus Umzug mit Kleinkind, Eltern in ähnlicher Situation wissen, wovon ich spreche…) melde ich mich mal wieder mit einem etwas ausführlicheren Bericht zurück:
Am 1. Februar sollten mein Geburtstag sowie der überstandene Umzug gebührend gefeiert werden, und so zog es Herrn und Frau El Grande nach Dortmund, um in der dort beheimateten Spielbank Hohensyburg dem frisch besternten „Palmgarden“ unsere Aufwartung zu machen (Gourmetfreunde kennen mit Sicherheit noch das legendäre "La Table", das an ebendieser Stelle früher unter der Ägide von Thomas Bühner für Furore gesorgt hatte). Schwiegervater passte im neuen Heim auf den Nachwuchs auf, sodass einer gepflegten (und vor allem entspannten) Schlemmerei nichts im Wege stand. Gegen 20.00 Uhr an der Spielbank angekommen, konnte man direkt bis zum Haupteingang vorfahren und dem Wagenmeister seinen Wagen anvertrauen, was einem den Weg vom tiefer gelegenen Parkplatz ersparte.
Das Restaurant selbst, das man nach kurzem Gang durch die Spielbank erreichte, liegt ein wenig abgetrennt vom restlichen (äußerst trubeligen) Spielbankgeschehen, trotzdem bekommt man noch einiges von der umliegenden „Zockerstimmung“ mit, was Menschen, die eher eine bedächtige Atmosphäre schätzen, vielleicht eher abschrecken könnte. Uns gefiel es, konnte man doch zwischen den Gängen intensiv die „aufgehübschten Ruhrpottschönheiten“ beobachten, die sich für ihr gesellschaftliches Highlight des Jahres, den Besuch des Spielcasinos, in teils fragwürdige Outfits gepresst hatten….. Aufgrund dieser Ablenkung störte es auch wenig, dass man vom viel gerühmten Blick ins Ruhrtal aufgrund der Dunkelheit wenig hatte und die namensgebenden Palmen eher an zwergwüchsige Zimmerpflanzen erinnerten.
Nun zum Wesentlichen, dem Essen: Nach einem angenehmen Cremant und netten Aperos vorweg wurde als erster Gang der „Winterdegustation“ (fünf Gänge für 75 Euro) vom ansprechenden und zügigen Service Folgendes aufgetragen:
Gänseleber/rote Bete/Amalfi-Zitrone/Malz: Der Auftakt geriet sogleich zu einem Highlight: Die Gänseleber, modisch in einer Art Donutform angerichtet, war qualitativ hochwertig und zerging auf der Zunge. Die sie eskortierenden Elemente waren perfekt auf sie abgestimmt: Die fruchtige Säure der Bete sowie der Zitrone und das Herbe der Malzgeltropfen waren kongeniale Begleiter, die zwar im belieben „Gänseleberkontext“ (Leber in Kombination mit fruchtiger Süße) spielten, trotzdem aber den Rahmen der ewiggleichen Begleiter wie Quitte oder Apfel verließen. Insgesamt ein äußerst souveräner Gang, den man anders, aber nicht viel besser machen konnte (*-**)
Forelle aus dem Königssee/Radieschen/grüne Papaya/Graubrot: Nach dem äußerst gelungen Auftakt musste man leider bei diesem zweiten Gang ein wenig Abstriche machen: Die Forelle war zwar frisch und glasig auf den Punkt gegart, schmeckte aber ein wenig ausdruckslos. Auch ihre Begleiter in Form von (zu wenigen) Papayageltupfern und hauchdünnen (somit aber leider auch recht geschmacksneutralen) Radieschenscheiben sowie kaum wahrnehmbarem Graubrot konnten kaum Akzente setzen, sodass die ganze Kreation leider recht eindimensional und wenig ausdrucksstark daherkam. Hier fehlte eindeutig Pepp oder ein genialer Twist, der dieses Gericht seiner Langweiligkeit beraubt hätte (*-)
Reh/Bernaise/Schwarzwurzel/Preiselbeere: Nach dieser kurzen Schwächephase erreichte uns mit dem nächsten Gericht wieder ein (klassischer) Knaller: Viel besser kann man ein klassisches Wildgericht nicht präsentieren: Das Reh butterzart und auf den Punkt (wahrscheinlich sous-vide) rosa gegart, dazu eine frisch montierte Sauce Bernaise, wie man sie auch in der Schweiz nicht besser serviert bekommt, und Beilagen (Schwarzwurzeln in verschiedenen Texturen, Preiselbeerschaum), mit denen man in diesem Kontext eigentlich (zumal sie innovativ präsentiert wurden und geschmacklich überzeugten) nicht viel falsch machen kann. (Modernisierte) Klassik at it´s best (*-**)
Bouchon de Chevre/Clementine/Erdnuss/Nussbuttercrumble: Es folgte keine Käseauswahl vom Wagen, sondern ein Käsegang, der durchaus zu überzeugen wusste: Es wurde ein klassischer Akkord aus süß (Clementine, Nussbuttercrumble) und salzig (Ziegenkäse, Erdnuss) serviert, der vor allem durch sein Spiel mit den Texturen (schmelziger Käse, cremig-flüssiges Clementinengel, knackige Erdnusssplitter, crunchiger Crumble) punkten konnte (*)
Erfrischung/weiße Schokolade/Buttermilch/Zitronengras: An das Dessert kann ich mich leider nicht mehr ganz genau erinnern, da sich das Defilee der „Ruhrpottoriginale“ vor dem Restaurant zu einem wahren Spektakel ausweitete, das es zu Begutachten galt. Somit geriet es dabei leider fast zur Nebensache, was aber auch daran gelegen haben könnte, dass es mich nicht allzu sehr mitreißen konnte: Im Gedächtnis habe ich noch, dass es sich um eine Art Champagner-Zitronengras-Süppchen handelte, in dessen Mitte verschiedenste Elemente in Kügelchen- (weiße Schokolade) und Mousseform (Buttermilch) thronten. Ich habe eine ähnliche Variante schon einmal in der „Schote“ in Essen-Rüttenscheid zu mir genommen, und auch damals war es mir (wie in diesem Fall) zu Süß und von der Konsistenz her zu klebrig. Ein leider eher schwacher Abschluss, der aber aufgrund des Spektakels vor dem Restaurant nicht mehr allzu sehr ins Gewicht fiel, zumal man uns danach noch mit neckisch anmutenden Petit fours versöhnte (*-)
Trotz ein wenig Schatten (bei viel Licht, wohlgemerkt) muss man deutlich sagen, dass ein Besuch im „Palmgarden“ vor allem was das Essen und den Service angeht, sich mehr als lohnt, zumal das Preis-Leistungs-Verhältnis sowohl für das fünfgängige Menü (75 Euro) als auch die sehr gut harmonierende Weinbegleitung (38 Euro) als äußerst stimmig bezeichnet werden muss. Großes Lob muss man schon jetzt dem erst 26-jährigen Küchenchef Michael Dyllong zollen, der in seinen jungen Jahren schon erstaunlich abgeklärt und reif kocht und damit ein Niveau erreicht, das in diesem Alter nicht unbedingt erwartbar ist. Natürlich wird hier (vor allem was die Anrichteweise und die Zusammenstellung der Gerichte angeht) noch ein wenig den neuesten Moden hinterhergehechelt und es werden gewisse Trends kopiert (ich sage nur: Brushstrokes, Geltupfer, lineare Tellerlandschaften, welche sich bis auf den Tellerrand erstrecken etc.), aber dafür sehen die einzelnen Gerichte teilweise wirklich sehr ansprechend aus und auch die Aromenkombinationen und der Eigengeschmack der Produkte werden darüber hinaus (meist) nicht vergessen.
In Anbetracht der Tatsache, dass der junge Chef noch einige Jahre vor sich hat, in denen er seine eigene Handschrift bzw. Linie entwickeln kann, muss davon ausgegangen werden, dass man von diesem hoffnungsvollen Talent noch so einiges hören wird. Die derzeitige Küchenleistung spielt aber für mich schon jetzt durchaus im 7-Gustopunkte- bzw. Einsternebereich, also in dem Rahmen, den auch diese beiden Führer für dieses Etablissement abgesteckt haben, was für die Zukunft also noch einiges erwarten lässt!
P.S.: Als wir am Ende des Abends vor der Spielbank darauf warteten, dass unser Wagen vorgefahren wurde, lief mir doch glatt Robert Lewandowski, hier anwesenden Fußballsachverständigen sicher ein Begriff, in die Arme, sodass ich an diesem Abend meinen beiden großen Leidenschaften, Essen auf hohem Niveau und Fußball, habe frönen können!
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