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"Acht", Köln

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  • "Acht", Köln

    In Köln tummeln sich viele Restaurants, die eine Küche bieten, die eine anspruchsvolle Klientel bedienen, die sich aber keinem steifen Zeremoniell unterwerfen wollen. Bistronomy ist das neue Schlagwort dieser Entwicklung, die man auch gerne als "casual fine dining" wiederfindet.

    Das Niveau dieser Restaurants kratzt oftmals am Stern und die Diskussion um das maiBeck hier im Forum und den dort sehr früh verliehenen Stern macht deutlich, dass dies mitunter eine strittige Entscheidung sein kann.

    Das "Acht" spielt in einer sehr ähnlichen Liga,sowohl preislich, vom Speisen- und Getränkeangebot und auch das Ambiente mit seinem urban Chic, rohverputzten Wänden, originell als Weinregal eingesetzten Paletten schafft ähnlich wie im maiBeck eine schnell zugängliche, lockere Atmosphäre.

    Was aus der offenen Küche von Enrico Sablotny kommt, kann sich allemal sehen lassen.Das zeigt schon das kleine, aber sehr elegante Amuse Bouche, eine Blumenkohlcremesuppe mit gebackener Forelle.

    Das Menü (3G/39 Euro, 4G/49 Euro) beginnt mit einer feinen marinierten Lachforelle, der Avocado geschmackliche Fülle und schwarzer Rettich einen angenehm scharfen Kontrast und etwas Textur geben. Etwas unmotiviert und überportioniert der schwarze Friseesalat, aber das bleibt verschmerzbar.

    Auch vegetarisch funktioniert hier gut, wie beim Chicoree leicht zu überprüfen. Der kommt sous-vide gegart, was ich nicht unbedingt erkannt hätte, und mit Birne, Roquefort und einer Nusskruste, einer also recht klassischen Kombination, bei der man nicht viel falsch machen kann.

    Ähnlich unaufgeregt und konventionell, aber fachlich gut ausgeführt das Tatar vom US-Beef, das durch Grünkern eine texturell und geschmacklich sinnvolle Ergänzung bekommt. Insgesamt ein sehr süffiger Gang.

    Das Presa vom Iberico-Schwein mit Bohnen-Cassoulet sowie den Skrei mit Zitronengras und scharfem Reis habe ich nur probiert. Beides war tadellos zubereitet, von makelloser Qualität und hätte mir auch gefallen. Ich allerdings habe mich für die gegrille Eifeler Lammhüfte entschieden. Die ist mit fein geschnitten Bohnenstreifen, Polenta, Ziegenquarkschaum und Aprikosen erneut relativ klassisch begleitet. Aber die Zubereitung ist modern und in den Proportionen sehr schön austariert.

    Auch das Dessert ist unkompliziert, maßvoll kreativ, aber in jedem Fall lecker. Auf einem überdimensionierten Macaron findet sich Lemon-Curd und Teigwürfel, dazu gibt es ein gutes, wenn auch nicht zu cremiges Tonkabohneneis. Das ist überwiegend süß, mit einem Hauch Frische und gefällt mir sehr gut.

    Die Weinkarte bietet eine auch im unteren und mittleren Preisniveau, das hier von den Gästen scheinbar am häufigsten nachgefragt wird, ausreichende und gute Auswahl aus überwiegend Deutschland, Österreich und Frankreich.

    Der Service ist freundlich und aufmerksam. Ein kleines Malheur bei der Speisenfolge wird schnell ausgebügelt und am Schluss, als man schon gar nicht mehr dran denkt, mit einem Digestif für den gesamten Tisch großzügig gehandhabt. Vorbildlich!

    Der Gesamteindruck vom Ambiente über den Service bis zum Essen ist mehr als positiv. Im direkten Vergleich zum besternten maiBeck sind es vielleicht Nuancen bei der Speisenkombination, die die Kollegen in der Altstadt noch vorne sehen. Aber mutmaßlich legt es das "Acht" auch gar nicht unbedingt auf einen Stern an. Muss es auch nicht. Denn so wie es ist, ist es gut.

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  • #2
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    • #3
      Köln hat ein so breites Angebot an lohnenswerter Gastronomie, dass einem manche Restaurants doch immer wieder durchrutschen, selbst wenn sie nahezu vor der Haustür liegen, man häufig an ihnen vorbei geht und immer mal wieder einen Blick auf die Karte wirft. Aus dem: „Ach ja, hier könnten wir auch mal wieder hin“ wird dann nur zu schnell ein „Oh, schau mal, das müssen wir aber auch mal ausprobieren“. Eine andere Erklärung gibt es eigentlich nicht, warum es zwei Jahre brauchte, bis wir es mal wieder ins „Acht“ gegenüber des Stadtparks in die Spichern Höfe geschafft haben. Leider ist das Wetter nicht gut genug, um im Innenhof zu essen, aber auch innen ist es, mit Blick in die offene Küche gemütlich. Das Ambiente hat sich nicht verändert, die als Weinregal umfunktionierten Paletten an den unverputzten Wänden verbreiten auch weiterhin originellen Industriechic.

      Das Restaurant ist ausgebucht, der Service trotzdem aufmerksam und schnell zur Stelle. Es gibt Rosé Champagner von André Clouet, was schon mal eine ausgezeichnete Wahl ist.

      Neben jeweils vier Vorspeisen und Hauptgängen sowie zwei Desserts und Käse gibt es noch ein 3 bzw. 4 Gang-Menü (43€/53€). Letzteres soll es heute für uns sein, wobei ich das Dessert gegen eines aus der á la Carte-Auswahl tausche, was problemlos möglich ist.

      Los geht es traditionsgemäß mit einer Suppe, die sinnigerweise auf einer Minipalette serviert wird. In diesem Fall ist es eine Kichererbsensuppe mit Tomaten-Paprika-Relish. Klingt schlicht, ist aber erstaunlich fein, sowohl von der Konsistenz, als auch vom Geschmack. Das Relish liefert angenehme frische Würze.

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      Kircherbsensuppe mit Tomaten-Paprika-Relish

      Nach zweierlei sehr gutem Brot und aufgeschlagener Butter startet das Menü mit „Cecina de León“, einem getrockneten und geräucherten Rinderschinken. Das kräftige Fleisch ist eine schöne Alternative zu den üblichen Schweineschinken und kommt hier in Kombination mit Grünkern, Sellerie, Radieschen und einem sehr gut abgeschmeckten Salat. Estragoncreme und Selleriesorbet steuern zusätzliche kräutrige Noten bei. Beim Lesen des Gangs im Menü war ich etwas skeptisch und stellte mir eine eher einfache Kreation vor, aber letztlich überzeugt die Vorspeise mit Abwechslungsreichtum und clever abgestimmten Komponenten.

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      Brot & aufgeschlagene Butter

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      Rinderschinken „Cecina de León“, Saudensellerie, Radieschen, Grünkern

      Der folgende Hummercannelloni im schwarzen Teigblatt präsentiert das Krustentier nicht nur in Form von Medaillons, sondern auch in der Füllung des Canneloni. Tomaten und Erbsen sowie eine intensive Krustentierjus runden das Gericht ab, das eine nahezu klassische Stilistik aufweist. Ach ja, gut geschmeckt hat es auch.

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      Hummercannelloni, Erbse, Krustentiersud, Tomate

      Im Hauptgang entscheiden wir uns beide für die Eifeler Lammhüfte, die in drei stattlichen und wunderbar rosa gegarten Stücken kommt. Hauptbegleiter ist Kumara-Kartoffel, was ich auch erst googeln muss, um zu lernen, dass es sich um Süßkartoffel handelt. Hier ist sie gekocht, in angenehmer, etwas festerer Konsistenz als bei unserer hiesigen Knolle und auch etwas würziger. Neben der klassischen Jus gibt es auch eine grüne Sauce, allerdings in Form einer Creme. Sonnenblumen- und Granatapfelkerne steuern nicht nur Textur, sondern auch dezente nussige und säuerliche Noten bei. Erneut ein runder Gang, der vor allem von der ausgezeichneten Qualität des Hauptdarstellers, hier des Lamms, lebt.

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      Eifeler Lammhüfte, Kumara Kartoffel, Granatapfel, Sonnenblumenkerne, Grüne Soße

      Im Menü geht es weiter mit pochiertem Pfirsich und Pistazie, leztere vor allem in Form eines saftigen Rührkuchenwürfels. Abgerundet wird das Dessert neben allerlei Cremes, Bröseln und Teigblättern von einem Minz-Eis, das einen dezenten Rosmarintouch mitbringt.

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      Pochierter Pfirsich, Himbeere, Pistazie, Minz-Rosmarin-Eis

      Ähnlich strukturiert ist mein Dessert aus dem á la Carte-Angebot, bei dem Stachelbeere die Hauptrolle spielt. In Relation nimmt sich der Biskuitwürfel etwas groß aus, aber er ist saftig und das Vanilleeis sehr gut. Ein sehr solides Dessert.

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      Rheinländische Stachelbeere, Biskuit, Minze, Vanilleeis

      Simon Kollmanns Küche hat uns gut gefallen. Sie bewegt sich auf relativ sicherem Terrain, streut geschickt kreative Elemente ein, ohne das zu überreizen und ist handwerklich einwandfrei ausgeführt. Damit segelt sie auf anspruchsvollem, aber leicht zugänglichem Niveau. Knapp unterhalb der Sterne, aber deutlich über Durchschnitt.

      Die Weinkarte bietet in allen Preissegmenten eine schöne Auswahl, der Service unter Raiko Steininger agiert professionell und souverän. Alles in allem also ein schöner und runder Abend, der nicht wieder zwei Jahre bis zur Wiederholung brauchen sollte.


      Bericht auch unter: http://tischnotizen.de/acht-koeln-2/
      Zuletzt geändert von thomashaj; 21.10.2017, 08:51.

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      • #4
        Danke für den Bericht, lieber Thomas.

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