Das Ruhrgebiet ist in diesem Jahr sicherlich eine Reise mehr wert: Kulturhauptstadt Europas 2010. Besonders attraktiv zeigt sich dabei Essen mit dem neuen Folkwang Museum, der Zeche Zollverein und dem neuen Stern am Restauranthimmel „NERO“. Das NERO erinnert im Untertitel noch an das alt-ehrwürdige Restaurant Nesselrode, doch macht die flotte Kurzform deutlich, dass sich auf Schloss Hugenpoet einiges getan hat. Zum Guten, wie ich meine, denn das neugestaltete Restaurant in „rouge et noir“ ist innenarchitektonisch außerordentlich gelungen und die Küche von Erika Bergheim bewegt sich auf sicherem Sterneniveau.
Als Amuse bouche wurden Garnelen auf Avocadomousse mit Blutorangensalsa gereicht. Dazu servierte man uns einen kleinen Schluck Chardonnay aus dem Piemont. Letzteres war eine nette Geste und eine kongeniale Begleitung. Das Zitrusaroma der Blutorange hob die Avocadomousse ein bisschen hervor; es hätte ruhig etwas mehr sein können, aber das ganze Menü zeigte, dass Frau Bergheim die Kontraste nur zurückhaltend betont und ebenso würzt.
Dies war auch beim Loup de mer mit Mousse und mariniertem weißen Spargel festzustellen. Der Loup war kross auf der Haut gebraten und hatte eine Spur zuviel Hitze abbekommen. Beim Spargel (Mousse und hauchdünne Scheiben) hätte ich mir etwas mehr Würze gewünscht.
Der beste Gang wurde als Frühlingsmorcheln mit Blutwursttortelloni und Petersilienemulsion annonciert. Hauchdünner Nudelteig umschloss eine herzhaft abgeschmeckte Blutwurstfarce; die sautierten Morcheln waren mit der Petersiliensauce ideale Begleiter.
Auf gleichem Niveau der leicht geräucherte, gebratene Flussaal mit Bohnen, Birne und Speck. Ich glaube, dass man diesen Gesamtgeschmack gar nicht beschreiben muss; schon das Lesen dieser Zutaten hinterlässt einen wunderbar harmonischen Geschmack auf der Zunge.
Als Hauptgericht ließ Erika Bergheim eine Variation vom Simmentaler Kalb mit Zitronenspinat und Graupen servieren. Filet, Zunge und Backe waren korrekt gegart, Spinat und Graupen gute Begleiter, aber es fehlte so ein bisschen der „Kick“ bei diesem Gang.
Als Dessert bekamen wir eine Mousse von Bananen und Lakritze im Schokoladensamtmantel mit Sorbet von der Kapstachelbeere. Ein kreativer Gang, der vom Kontrast des ausgezeichneten Sorbets mit der Schokobanane bestimmt war. Leider habe ich die Lakritze nicht rausgeschmeckt; da war Frau Bergheim wohl wieder ein bisschen zu zaghaft.
Fazit: Schloss Hugenpoet ist eine wunderschöne Adresse mit einem zeitgemäßen und kulinarisch hochstehenden Restaurant. Ich freue mich, dass mit Erika Bergheim eine weitere Frau einen Stern in Deutschland erobern konnte (es gibt ja nicht so viele, gerade mal eine Hand voll). Wenn sie sich noch ein wenig mehr an Raffinesse zutraut und das solide Handwerk noch etwas filigraner entwickelt, dann könnte Schloss Hugenpoet auch eine Reise wert sein, wenn Essen nicht mehr die Kulturhauptstadt Europas ist.
Beste Grüße, Merlan
Als Amuse bouche wurden Garnelen auf Avocadomousse mit Blutorangensalsa gereicht. Dazu servierte man uns einen kleinen Schluck Chardonnay aus dem Piemont. Letzteres war eine nette Geste und eine kongeniale Begleitung. Das Zitrusaroma der Blutorange hob die Avocadomousse ein bisschen hervor; es hätte ruhig etwas mehr sein können, aber das ganze Menü zeigte, dass Frau Bergheim die Kontraste nur zurückhaltend betont und ebenso würzt.
Dies war auch beim Loup de mer mit Mousse und mariniertem weißen Spargel festzustellen. Der Loup war kross auf der Haut gebraten und hatte eine Spur zuviel Hitze abbekommen. Beim Spargel (Mousse und hauchdünne Scheiben) hätte ich mir etwas mehr Würze gewünscht.
Der beste Gang wurde als Frühlingsmorcheln mit Blutwursttortelloni und Petersilienemulsion annonciert. Hauchdünner Nudelteig umschloss eine herzhaft abgeschmeckte Blutwurstfarce; die sautierten Morcheln waren mit der Petersiliensauce ideale Begleiter.
Auf gleichem Niveau der leicht geräucherte, gebratene Flussaal mit Bohnen, Birne und Speck. Ich glaube, dass man diesen Gesamtgeschmack gar nicht beschreiben muss; schon das Lesen dieser Zutaten hinterlässt einen wunderbar harmonischen Geschmack auf der Zunge.
Als Hauptgericht ließ Erika Bergheim eine Variation vom Simmentaler Kalb mit Zitronenspinat und Graupen servieren. Filet, Zunge und Backe waren korrekt gegart, Spinat und Graupen gute Begleiter, aber es fehlte so ein bisschen der „Kick“ bei diesem Gang.
Als Dessert bekamen wir eine Mousse von Bananen und Lakritze im Schokoladensamtmantel mit Sorbet von der Kapstachelbeere. Ein kreativer Gang, der vom Kontrast des ausgezeichneten Sorbets mit der Schokobanane bestimmt war. Leider habe ich die Lakritze nicht rausgeschmeckt; da war Frau Bergheim wohl wieder ein bisschen zu zaghaft.
Fazit: Schloss Hugenpoet ist eine wunderschöne Adresse mit einem zeitgemäßen und kulinarisch hochstehenden Restaurant. Ich freue mich, dass mit Erika Bergheim eine weitere Frau einen Stern in Deutschland erobern konnte (es gibt ja nicht so viele, gerade mal eine Hand voll). Wenn sie sich noch ein wenig mehr an Raffinesse zutraut und das solide Handwerk noch etwas filigraner entwickelt, dann könnte Schloss Hugenpoet auch eine Reise wert sein, wenn Essen nicht mehr die Kulturhauptstadt Europas ist.
Beste Grüße, Merlan
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