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Restaurant Luther, Freinsheim (*/16 P.) - geschlossen

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  • Restaurant Luther, Freinsheim (*/16 P.) - geschlossen

    Im wunderschönen Freinsheim liegt das Hotel Luther mit seinem gleichnamigen Restaurant, das seit mittlerweile 28 Jahren mit einem Stern ausgezeichnet ist, worauf auch auf der Website stolz verwiesen wird, sonst aber leider wenig über die Küche, wie etwa zumindest das aktuelle Menü, zu erfahren ist.
    Das Restaurant selbst ist - wenn es das Sommerwetter nicht zulässt und der schöne Innenhof genutzt werden kann - sicher eines derjenigen, dass weniger an Sterneküche erinnert. Steinfußboden, relativ eng gestellte Tische und vor allem nicht optimal belüftet, so dass nach einer Reihe warmer Frühlingstage ich bei meinem Besuch die Hemdärmel hochkrempeln musste, ließen eher die Atmosphäre eines gehobenen als eines Spitzenrestaurants aufkommen.

    Für viele hier im Forum bemerkenswert: es gibt eine Aperitif-Karte. Die eigentliche Speisekarte war mit sehr schwunghafter Schrift geschrieben - das sieht zwar individuell aus, aber langes Lesen macht da keinen Spaß, was sicher nicht im Sinne des Erfinders ist.

    Bei meinem Besuch erlebte ich folgendes Menü:
    * Marinierter Pfälzer Spargel in Waldmeister mit Seeteufelcarpaccio und Hummer war - gleich zu Beginn - der interessanteste Gang des Menüs. Die Spargelmarinade war frisch und ergänzte das spargeltypische Aroma wunderbar. Salate und ein paar Safrantupfer ergaben schöne Kombinationsmöglichkeiten. Hummer und Seeteufel passten beide gut zum Spargel, allerdings hätte man sich auch auf eines der beiden edlen Produkte konzentrieren können. Dazu gab es einen Sauvignon Blanc vom Weingut Wageck-Pfaffmann aus Bissersheim. Für mich grundsätzlich passend, da frisch, aber nicht optimal, da ein bisschen dominant in der Aromatik.

    * Der zweite Gang war etwas reduzierter. Ein schön gebratenes Stück wilder Steinbutt mit gerösteten Artischocken in einer ziemlich aromatischen Sauce passten gut zusammen, aber einen besonders bemerkenswerten Eindruck konnte der Teller bei mir nicht hinterlassen. Der Weißburgunder vom Weingut Zelt aus Laumersheim passte auch grundsätzlich, war aber auch kein absoluter Treffer.

    * Dann folgte als Hauptgang, ein Kalbsfilet im Pancettamantel auf Ochsenbäckchenjus und Basilikumcremolata. Das Basilikumcremolata passte optimal zum St. Laurent von Mario Zelt, wobei der nicht die Top-Qualitätsstufe des Winzers, sondern der zweite St. Laurent ausgewählt wurde. Aber das war - so wie ich von der Probe beim Winzer am Vormittag die Weine in Erinnerung hatte - eine gute Entscheidung. Das Gericht war sicher mit dem angemessenen Aufwand für eine Sterneküche konzeptioniert, vor allem der Ochsenbäckchenjus mit kleinen Stückchen war eine schöne, kräftige Grundlage. Aber aromatisch hätte es auch aus einer ambitionierten, aber nicht auf Sterne abzielenden Küche stammen können. Es wirkte auf meiner Zunge sehr barok-mediteran und nicht genug fein genug abgestimmt, um den Höhepunkt des Menüs bilden zu können. Ich fand es ein bisschen schade, da in einem "nur" fünfgängigen Menü der Hauptgang für mich doch eine größere Bedeutung hat, als in einem längeren Menü.

    * Das anschließende Holunderblütensorbet mit Erdbeerragout war dafür ganz wunderbar - zumindest das Sorbet. Dieses feine, leichte Holunderaroma ... hmmm…die Erdbeere passte, aber nahm der Holunderblüte eher Wirkung, als sie zu unterstützen. Ich habe zum Glück gleich gemerkt und beides nacheinander gegessen. Das hat mir das pure Holunderblütenerlebnis gerettet.

    * Der eigentliche Nachtisch, ein gefülltes Schokoladensable mit Vollmilch-Nougatcreme und Tahiti-Vanille-Eis sowie Rhabarberstücken und so etwas wie Waldmeistergötterspeise (Ich interpretiere hier die Speisekarte etwas, da von Rhabarber und Waldmeister da nichts vermerkt ist) Beide Teile (Schoko vs. Rhabarber) waren in sich ordentlich gemacht, vor allem das Vanilleeis war sehr aromatisch, aber es ergab sich für mich keine Kombination. Zur Nachspeise wurde eine Scheurebe-Auslese gereicht, ohne uns den Winzer zu nennen.

    Zur Weinbegleitung möchte ich anmerken, dass sie kurzfristig vom Service für uns zusammengestellt wurde, da es eigentlich keine reguläre Weinbegleitung zu dem Menü angeboten wird. Dafür waren die Kombinationen gelungen, aber da wäre sicher mit wenig Aufwand mehr drin.
    Der Service war sehr freundlich, aufmerksam und locker. Die von manchen Leuten gefürchtete Steifheit eines Sternerestaurants gab es nicht. Aber dabei gleich auf die gute Tradition des Annoncieren von Gerichten zu verzichten, ging mir in diesem Detail dann doch etwas zu weit weg aus dem gewollten Küchenniveau.

    Das Menü bot für 85 EUR für die Speisen eine ordentliche Leistung. Das Luther ist für mich ein Restaurant, das ich Menschen, die ein bisschen Angst vor Sterneküche haben, empfehlen würde. Für mich war an diesem Abend der Unterschied zu unbesternter, ambitionierter Küche, die sowohl in Freinsheim, wie in Nachbarorten vorhanden ist, zu gering, um den Aufpreis in voller Höhe zu rechtfertigen.

  • #2
    Danke für den Bericht.
    Ja, Luther kann man als "Klassiker" einstufen.

    Gibt es auch Berichte über die nicht besternten Restaurants in der Umgebung?


    Gruß!

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    • #3
      Guten Morgen!

      Ehrlich gesagt finde ich etwas seltsam, in einem 5gängigen Menü gleich zwei Dessertgänge unterzubringen. Wobei ich diesen Trend jetzt unabhängig vom Luther schon öfter wahrgenommen habe. Dient das der Kostenersparnis, oder welchen Beweggrund sehen Sie?

      Einen schönen Tag wünscht
      der Schrumpelpilz

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      • #4
        Zitat von QWERTZ
        Es wirkte auf meiner Zunge sehr barok-mediteran...
        So kann man wohl sehr treffend die Küche von Dieter Luther beschreiben, ohne dass ich damit eine negative Wertung verbinden möchte. Durch Ihre "moderne" Schreibweise von "barock-mediterran" haben Sie aber, werter QWERTZ, wohl dem Begriff etwas die Schwere nehmen wollen. Auch dies charakterisiert den Luther´schen Kochstil recht passend.

        Beste Grüße, Merlan

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        • #5
          Vielen Dank für die Reaktionen.

          Zitat von Morchel
          Ehrlich gesagt finde ich etwas seltsam, in einem 5gängigen Menü gleich zwei Dessertgänge unterzubringen... Dient das der Kostenersparnis, oder welchen Beweggrund sehen Sie?
          Alternativ hätte man auch Käse statt des Sorbets wählen können.

          Zitat von fragolini
          Gibt es auch Berichte über die nicht besternten Restaurants in der Umgebung?
          Ausführliche Berichte habe ich nicht geplant, da ich da z.T. auch nur einen Gang gegessen hatte. Aber gern schiebe ich bei Gelegenheit ein paar kurze Eindrücke nach.

          Kommentar


          • #6
            Zitat von QWERTZ
            Ausführliche Berichte habe ich nicht geplant, da ich da z.T. auch nur einen Gang gegessen hatte. Aber gern schiebe ich bei Gelegenheit ein paar kurze Eindrücke nach.
            Auch kurze Kommentare können sehr informativ sein.


            Zitat von Morchel
            der Schrumpelpilz
            "der Leckerpilz" würde aber auch passen


            Gruß!

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            • #7
              Vielen Dank für den Bericht!

              Erlaube mir ein paar Fragen zu der Weinkarte. Wie empfandest du das Angebot, sowohl von PLV, als auch vom Sortiment?

              Bestand die Karte eher aus regionalen Weinen oder hast du auch ein paar grosse deutsche Weine aus anderen Regionen finden können.

              Was hat dich, bei einer nicht vorhergesehenen Weinreise zum Menü, dazu bewogen, dir spontan eine zusammenstellen zu lassen?

              Gruß, Schmackofatz

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              • #8
                Ich habe die Weinkarte mir nicht genauer angeschaut, da wir uns nach dem Studium der Menükarte entschieden hatten, nach einer Weinbegleitung zu fragen. Eigentlich lag es daran, dass wir für den Hauptgang einen Rotwein wollten, für zwei Fischgänge und bei heißem Wetter aber eine Flasche Weißwein uns zu viel gewesen wäre.

                Auch die Preise habe ich nicht vorliegen, da eine der mich begleitenden Personen die Rechnung mitgenommen hat.

                Zitat von fragolini
                Auch kurze Kommentare können sehr informativ sein.
                Dann will ich es mal probieren: Der Freinsheimer Hof hat das geboten, was man für die 13 GMP erwarten darf und zwar ohne Ausreißer nach unten, sondern eher mit einer leichten Tendenz nach oben. Zudem gab es mit einem Angebot, sechs kleine Gerichte für 36 EUR ein preisgünstiges Menüangebot, bei dem ich kein Sparen an der Qualität feststellen konnte. Einzig die Kreation eines Jacobsmuscheltatars in einem Mantel möchte ich mal als - für meine Zunge - etwas daneben gegriffen bezeichnen.
                Das Weinhaus Henninger in Kallstadt habe ich nur am Mittag besucht. In der Tat kann man dort auf sehr gutem Niveau vespern und wahrscheinlich (so wie es der Blick auf die Nachbartische erkennen lies) auch gut mehr essen, so wie es im Thread dazu zu lesen ist.
                Das Gasthaus zum weißen Lamm in Laumersheim hat mir sehr gut gefallen und seinen Bib vollauf gerechtfertigt, einfachere bzw. klassische Gerichte mal mehr mal weniger stark aufgefrischt scheint mir die Linie des Hauses zu sein.

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                • #9
                  Hallo,

                  sind es nicht 16 GMP statt 13?
                  @merlan: herzlichen Dank für die milde Sprachobservanz. Mir erschließt sich der Sinn von barock-mediterran nicht so ganz. Im Zusammenhang mit provencalischen Einflüssen (das spielt doch bei "mediterran" stark hinein, oder?) ist der begriff "barock" doch eher deplaziert. Der Freinsheimer Hof scheint mir gut geeignet zu sein, sich eine hervorragende Flasche von der Karte zu wählen (zweifellos gibt es da einige herausragende Sachen aus der Pfalz) und dann alc drei dazu passende Gänge zu bestellen. An diesem Verfahren habe ich immer sehr viel Freude.

                  Beste Grüße
                  Daurade

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                  • #10
                    Bitte Obacht geben: Luther 16 GMP, Freinsheimer Hof 13 GMP.

                    Zum Sprachbild: ich wollte sagen, das Gericht war durch das Basilikum und die übrige Würzung mediterran geprägt und hatte gleichzeitig eine gewisse Üppigkeit, die manche Nuance für mich überlagert hat und es damit aromatisch "einfacher" erschien, als es für mich hätte sein können.

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                    • #11
                      Hallo und Danke, verehrter QWERTZ,

                      jetzt wird mir klar: der Freinsheimer Hof kommt im Nachtrag mit den 13 GMP. Da hatte ich oberflächlich gelesen. Und die Kombination von barock und mediterran hat sich für mich jetzt auch geklärt. "Luthe" werde ich mal im Zusammenhang mit Köhler-Ruprecht und Kuhn besuchen. Ihre Eindrücke haben mir sehr geholfen.

                      Herzlichen Dank
                      Daurade

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                      • #12
                        Das lohnt sich. Aber nach meinen Erfahrungen rate ich derzeit allen Pfalz-Besuchern aufgrund der kleinen Erntemenge 2010 einen Blick auf die aktuellen Listen der Winzer zu werfen, manches ist ausverkauft, mengenbeschränkt oder noch nicht abgefüllt, daher gibt es mehr oder weniger Lücken in der üblichen Angebotspalette (außer bei Koehler-Ruprecht natürlich...)

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                        • #13
                          Ich bleibe trotz allen Lobes für Henninger dabei, in Kallstadt sollte man zuerst zu Bernhard Phlippis Schwester und Schwager gehen, die Weine die es nicht mehr gibt probieren, das hervorragende Essen geniessen und dann über den Hof gehen und die Weinprobe fortsetzen.
                          Im Weinhaus Henninger habe ich nicht schlecht aber deutlich schlechter gegessen.

                          Schnecke

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                          • #14
                            Da fehlt mir der Vergleich.

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                            • #15
                              Zitat von QWERTZ
                              Da fehlt mir der Vergleich.
                              Dann gibt es ja noch einen Grund für einen neuen Ausflug

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