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Alte Pfarrey, Neuleiningen

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  • Alte Pfarrey, Neuleiningen

    Am Samstag nach dem Frühstück haben wir uns spontan entschlossen, dass wir abends schön essen gehen sollten. Uns war danach, in schönen Innenhof oder auf der Terrasse sitzend, leckere Weine und Speisen zu genießen. Da der Entschluss recht kurzfristig ausfiel, wollten wir maximal 30 km fahren, um zum Ziel unserer Wünsche zu gelangen, somit sollte es in der Pfalz gehen.

    Nachdem wir der Thread von unseren Kollege Qwertz gelesen haben, haben wir uns gegen Luther entschieden, beide Deidesheimer Restaurants haben wir dann auch verworfen, da wir beide bereits kennen. Also entschieden wir uns für die Alte Pfarrey in Neuleiningen. Wunderschönes Örtchen, laut Internet ein schönes Hotel mit einer Terrasse und einer guten Küche. Mann konnte die Reservierung über die Hotelwebseite direkt online tätigen, was wir auch gemacht haben, mit dem Vermerk, dass wir uns einen schönen Tisch möglichst draußen auf der Terrasse wünschen.

    Pünktlich um 19:30 waren wir da. Das kleine Hotel liegt wirklich sehr schön am Hang, Garten ist sehr gepflegt und hübsch angelegt. Man meldet sich an einer Rezeption, und schon waren wir ins Lokal geführt. Das Restaurant war bereits recht gut gefüllt, alle Tische hübsch eingedeckt mit weißen Tischdecken und Blumen. Man führte uns zu unserem Tisch, bzw. wir standen praktisch schon eine Weile davor, ich konnte aber nicht wirklich glauben, dass es ernst gemeint war. Unser Tischchen wurde in eine Ecke zwischen Kellnertheke und Eingangstür eingezwängt, so dass man von einem Sitzplatz nur Hoteleingang sehen konnte, von meinem Platz konnte ich 2 Tische mir gegenüber sehen, dass war es aber auch schon. Außerdem sind dem Restaurant wahrscheinlich gerade die Tischdecken ausgegangen, weil unser Tisch gar keine Tischdecke hatte, statt dessen zwei Bambus-Platzdeckchen. (nicht, dass ich etwas gegen Bambus-Platzdeckchen hatte). Kurz gesagt, es entsprach überhaupt nicht unserer Vorstellung von schönem Tisch auf der Terrasse. Meine bis dahin blendende Laune näherte sich innerhalb der Sekunden dem Gefrierpunkt. Uns wurden die Menukarten gebracht. Ich fragte, warum uns nicht mitgeteilt wurde, dass es überhaupt keinen schönen Tisch mehr im ganzen Restaurant gab, wir haben bei der Reservierung darum gebeten. Die Antwort war, „wir können doch nicht jeden anrufen“, was ich für falsche Antwort hielt, und es auch so gesagt hatte.

    Wir waren gerade an diskutieren, ob wir nicht sofort aufstehen, und nach Deidesheim fahren sollen, vielleicht bekommen wir dort noch kurzfristig einen Tisch, da kam der Herr von Service und sagte, es bestehe die Möglichkeit, dass wir uns auf der kleinen Terrasse setzen können, wenn wir möchten. Aber ja, sagten wir, genau das möchten wir… Die kleine Terrasse entpuppte sich als ein kleiner und gemütlicher Balkon mit 4 kleinen Tischen, alle mit weißen Tischdecken und einem tollen Blick in den Garten und auf die Pfälzer Berge. Einem kulinarischen Genuss stand nichts mehr im Wege!

    Zur Speisekarte: die Karte ist recht klein gehalten, 3 Vorspeisen, 2 Zwischen- und jeweils 2 Fisch- und Fleischgerichte. Es gibt außer a la Carte 2 Menus zum Auswahl, die verschiedene a la Carte Gerichte kombinieren, so dass es nur rein ökonomischer Anreiz gibt, das Menu zu wählen. Ich wurde wieder enttäuscht, was „saisonal und lokal“ betrifft. Nur Bärlauch, Rhabarber, und Pfälzer Rehbock haben sich auf der Speisekarte gefunden, ich vermisste Pfälzer Spargel und Erdbeeren, die gerade jetzt Saison haben, aber vielleicht verlange ich zuviel.
    Die Weinkarte fanden wir aber schön und, mindestens was deutsche Weine betrifft, fair bepreist.
    Wir aßen a la Carte. Als Amuse gab es Paprikasüppchen und eine Scheibe Entenbrust auf Artischockensalat. Meine Ente war nicht mal rosa gebraten und schmeckte ziemlich langweilig. Natürlich wurden uns Brot und auch obligatorische 2 Sorten Olivenöl und 3 Sorten Salz serviert. Olivenöl kannten wir schon. Das Brot war frischgebacken und noch warm.
    Für mich gab es:
    Gebratener Atlantic Hummer mit Ananas und Limonengellee
    Ich fand die Kombination von Ananas und Hummer recht gelungen, für mich konnte es etwas weniger Ananas sein (es gab dreierlei: Ananaspüree, Ananasscheibe gebraten und Ananas klein geschnitten als eine Art Salat). Limonengelee fand ich weniger passend und etwas eintönig dazu. Ich hatte mir etwas mehr Kontrast in diesem Gericht gewünscht.

    Wilder Steinbutt mit Bärlauchpüree und Spinat.
    Fisch war auf dem Punkt gebraten und sehr schön von Qualität. Bärlauchpüree und Spinat dazu waren grundsätzlich nicht falsch, aber es fehlte diesem Gericht einfach am entscheidenden Pep.

    Für den Herrn gab es:

    Curry-Krustentierschaum mit Scampikruste

    Für mich eigentlich das Gericht des Abends. Der Geschmack sehr intensiv, aber rund, durch Curry eine sehr feine exotische Note.

    Pfälzer Rehrücken unter der Krokantkruste mit Spitzkohl und Mispeln.
    Rehrücken einfach einwandfrei, wunderschöner Stück Wild, rosa gebraten. Mispeln passten gut dazu, durch süß-sauere Note.

    Komposition von Rhabarber und Vanille. Hier wäre vielleicht weniger mehr gewesen. Rhabarbereis war wunderbar, dazu gab es noch eine Rhabarber Teigtasche, Vanille-Gris-Pudding und ein Rhabarber-Törtchen.

    Zum Espresso, der ziemlich gut war, gab es natürlich obligatorische Pralines.

    Alles in allem eine gute Küche, sehr klassisch geprägt und ohne jegliche Experimentierfreude.
    Service hatte bis zum Schluss Schwierigkeiten mit uns. (wir blieben die einzigen Gäste auf dem Balkon, und hatten viele neidische Blicke von den anderen Gästen geerntet). Offensichtlich wurden wir mit dem Etikett „schwierige Gäste“ versehen, und es fehlte an der Fähigkeit mit so einer Situation routiniert umzugehen. Die Dame vom Service hat sich bemüht, wirkte jedoch sehr unterkühlt und überheblich.

    Obwohl der Abend durchaus schön war (der Blick auf Pfälzer Berge), werden wir die Erfahrung nicht wiederholen wollen. Ich hatte den Eindruck, dass es in Alten Pfarrey in allen Bereichen an Begeisterung fehlt: die Begeisterung für die Küche, die Begeisterung für die Gäste, und die wahre Freude an der Arbeit. Alles wirkte professionell, aber irgendwie ohne Seele.

  • #2
    Verraten Sie uns noch, liebe Frau wi, welche Weine sie getrunken haben?
    Daß Sie, trotz dieser mannigfachen Irritationen, für einzelne Gänge gut gewählte lobende Worte gefunden haben, zeugt von sympathischer Gelassenheit.
    Mk&fG
    Schlaraffenland

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    • #3
      Wir hatten eine Flasche von Weingut Kissel aus Freinsheim, 2007 Chardonnay Spätlese trocken, Barrique, Herxheimer Honigsack. Ein durchaus angenehmer Begleiter, ziemlich leichter Wein, mit nur 12% Alkohol trotz Barrique. Zu meinem Hauptgang hatte ich zum Probieren ein Glas von Blanc de Noir, auch von Kissel. Der Anlass war die kurze Diskussion mit der Dame von Service über Weingut Kissel und die Blanc de Noirs allgemein. Der Blanc de Noir war auch nicht schlecht, wenn man diese Sorte mag, mit wenig Säure und viel Aroma. Ich kann mich jedoch dafür nicht begeistern, da war der Kissel Wein auch keine Ausnahme.
      Da der Herr mich noch zurück nach Hause bringen sollte, hat er auf Rotwein zu seinem Hauptgang verzichtet.


      Schöne Grüße
      wi

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      • #4
        Danke für den informativen Bericht.

        Es gibt so Restaurants bei denen der Funke nicht überspringt.
        Zwar war alles nicht schlecht, aber man verlässt das Haus und findet gleich ein anderes Gesprächsthema. Man geht irgendwie uninspiriert nach Hause.

        Joe

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        • #5
          Zitat von Hochemer
          Empfehlung von mir: Nicht direkt am Hotel / Restaurant parken sondern den größeren Parkplatz an der Kirche nutzen, nach einem kurzen Spaziergang durch die schöne Altstadt ist man schnell am Restaurant.
          Wir haben oben auf der Strasse geparkt und mussten nur ein paar Meter nach unten laufen. Auch von mir eine Empfehlung an die Damen: keine High Heels tragen! Es grenzt an ein Wunder, dass ich diese 10 Meter ohne Schaden überstanden habe (seeehr steil)

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          • #6
            Hallöchen liebe Leser,

            hier mal eine Nachlese zur Alten Pfarrey in Neuleiningen. Irgendwie hatten wir noch nie hergefunden, obwohl der Weg mit PKW, mal die aktuellen Baustellenumwege abgezogen, nur knapp 25min. wäre.
            Wir näherten uns also dem Ort und erfreuten uns an einem weit oben gelegenen romantischen Burgdorf, um so mehr, als wir dann feststellten, daß es sich hierbei um unseren Zielort handelte. Parken sollte man in der tat am erstbesten Parkplatz, die Parksituation ist nahe des Restaurants nicht sehr luxuriös. Und tatsächlich kann man den kleinen Fußweg sehr genießen, nicht zuletzt wegen des Anblicks der, zumindest im Sommer, wirklich schönen Pfarrey.

            Wir finden zwei Servicekräfte vor, beide freundlich. Nicht unterschlagen will ich, daß der Service der einen Dame sehr formell, fast streng wirkte. Ebendiese empfielt uns auch die Weine, einmal Sauvignon gris und im Weiteren ein Blanc de Noir, beides von Kissel. Beide fand ich im ersten Schluck noch interessant, es kam aber keine wesentliche Aromatik oder gar Druck aus dem Glas nach. Zumal beide dem Essen nicht standhalten konnten. Schade, beide nicht mein Fall.

            Nach zwei Knuspereien, eines mit Wachtelei und Frischkäse, das andere mit gelber Paprika und Frischkäse, folgte ein Amuse mit warmer Erbsensuppe. Tadellos, als Gazpacho wär´s an dem heißen Tag vielleicht etwas erfrischender gewesen.

            Sehr schön war mein Einstieg mit "Kleine Komposition von der Cavaillon - Melone und Kanadischem Hummer". Insgesamt auf der süßeren Seite, aber sehr aufwendig gemacht, mit Hummer "natur", mit Koriander im im Filotsäckchen, Süppchen... Schön paßte klassischerweise die Vanille. Hier hätte ich das Melonensüppchen genauso gekühlt wie die beigefügten Kügelchen.
            Hierbei zeigte sich schon der Stil der sich in beiden unseren Menues fortsetzte. Kombinationen eher klassisch, und die ein bis zwei Produkte texturell variiert, ohne ins Molekularfach zu greifen. Der erste Gang klarer glatter *.
            Mit "Trilogie von der Gänsestopfleber mit Apfel und hausgemachtem Brioche" begann die Gattin. Hier wieder eine ganz klassische Variation, Gateau von der Mousse mit Gelee obenauf, Baumkuchen (die beste Variante) und gebraten. Ordentlich im Geschmack, tadellose Zubereitung. *- bis *.

            In der Folge bekam ich "Gebackenes Bio - Eigelb mit Kartoffelespuma und Sommertrüffel". Geschmack, wie in der Karte angekündigt, jedoch aromatisch intensiv. Klassiker ohne technische Verenkungen. Jedoch kein Vergleich z.B. zur Variante im Francais/FfM. *-.
            Die Dame bekam "Gegrillte Jakobsmuscheln mit Mango - Zitronell, Grapefruitravioli und Krustentierschaum" und war zufrieden, insbesondere, da dieser Gang etwas frischer wirkte. *

            "Strudel vom Stubenküken und der Etouffée Taube mit Apfel - Selleriepüree und gebratenen Pfifferlingen" war mein Hauptgang. Die beiden Vögel waren letztlich zusammen im Strudelblatt gegart. Sehr schöne Optik des Anschnitts, leider war es schon recht dunkel auf der Terasse und die Beleuchtung mehr als schummrig. Insgesamt wollten sich die verschiedenen Elemente auf dem Teller so garnicht verbinden, für sich waren die Komponenten jedoch gut. Auf diesem teller fehlte ein wenig die Linie, so schlug die Optik die Gesamtaromatik klar. *-
            Die Liebste bekam "Krosser Kabeljau auf Fenchel, Sommerspinat und Artischocken" als Hauptgang und war damit sehr zufrieden. Insgesamt wirkte ihr Menue nach dem Entrée deutlich leichter.

            Dies zeigte sich insbesondere beim Dessert. Hier wählte ich "Komposition von der Valrhonaschokolade", u.a. mit einem Schokolade-Orangen-Mocca-Gateau, kleinem dunklen Moelleux, dunklem Schokosorbet und weißer Mousse-Träne. Ich liebe Schokoladendesserts, aber hier erhielt ich wirklich einen overload, wurde von der Schokolade niedergestreckt, so daß ich erstmals, seit ich denken kann, ein Dessert nicht aufgegessen habe. Es lag wohl an der fehlenden (Frucht-)Säure als Gegenpol zur Schokolade, die konnte von wenigen Fruchtpürreetupfern nicht kommen. *-
            Die Dame vergnügte sich derweil mit "Kleine Variation von Pfirsich und Aprikose", was deutlich mehr Frische versprach und hielt, lt der Dame *+.

            Bezahlt haben wir für die Menues (4 Gänge) jeweils 76€ plus Erbsensuppe für den Nachwuchs. Die Weine Schlugen mit, soweit erinnerlich, 6,50 zu Buche, was günstig ist, wenn man sie mag.

            Insgesamt ein schönes Haus nebst Terasse (nichts für den Winter, finde ich), man speist deutlich auf der klassischen Seite, das PLV geht aus meiner persönlichen Sicht gerade noch so. Wenn ich das Gebotene allerdings z.B. mit dem Urgestein in Neustadt/Weinstraße (4Gänge 65-70€, entspannterer Service) vergleiche, würde die Wahl klar auf Neustadt fallen. Schön aus unserer Sicht, mal in Neuleiningen gewesen zu sein, aber mehr nicht. Aus unserer Sicht war da kein Funke der Begeisterung für die Küche übergesprungen, alles wirkte ein wenig abgearbeitet. Leider blieb auch am Ende der Küchenchef trotz freundlichem Gesprächsversuch sehr knapp und wortkarg. Auf unseren Hinweis auf die Durchdeklination alter Klassiker bekamen wir ein "(Beginn des Gesprächs)Ja, das ist die Hauptsache, daß die Gäste zufrieden sind.(Ende des gesprächs)" (@brigante: vielleicht hat auch er keinen Bock mehr auf den Sch... ) *- bis *

            MkG, S.
            Zuletzt geändert von Sphérico; 24.07.2013, 12:13.

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            • #7
              Danke für den differenzierten und aussagekräftigen Bericht! Meine Gattin und ich haben vor einigen Jahren auf einer Urlaubsfahrt gen Süden in der Pfarrey einen Übernachtungsstopp eingelegt, den ich in äußerst angenehmer Erinnerung habe: nettes nostalgisches Zimmer mit Blick auf den romantischen Innenhof, pittoreske Lage am Rande des Bergdörfchens Neuleiningen, tolles individuelles Frühstück a la carte..... Wir hatten uns damals noch geärgert, dass das Restaurant an dem Abend aufgrund des Ruhetages geschlossen hatte, aber nachdem ich Ihren Bericht gelesen habe, werter Sphérico, muss man dieser vergebenen Chance ja anscheinend doch nicht unbedingt hinterhertrauern.....

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              • #8
                Danke für den Bericht, der mit die Restaurantauswahl für den nächsten Pfalzaufenthalt, der demnächst kommt, mal wieder erleichtert.

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                • #9
                  Zitat von El Grande Gourmet
                  ...aber nachdem ich Ihren Bericht gelesen habe, werter Sphérico, muss man dieser vergebenen Chance ja anscheinend doch nicht unbedingt hinterhertrauern.
                  Lieber Grande, schlecht haben wir nicht gegessen, bei dem Produkteinsatz gehen halt die Preise hoch und mein bevorzugter Stil ist eben eher moderner.

                  Zitat von QWERTZ
                  Danke für den Bericht, der mit die Restaurantauswahl für den nächsten Pfalzaufenthalt, der demnächst kommt, mal wieder erleichtert.
                  Lieber qwertz, wir sehen Sie hoffentlich auch spätestens am 07.12. im Urgestein ? Bisher sind wir zu sechst. Nun ja, sechseinviertel.
                  Ansonsten am Interessantesten nun vielleicht noch Freundstück. Dann noch Walram (klassisch) und Nordpfalz (v.a. Fischer neuerdings im Passione Rossa, Becker, Thieltges, Steinheuer, Rüssel....).Wobei ich wiederum, wenn in Trier, auch nach Perl fahren würde...

                  MkG, S.

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                  • #10
                    Lieber Spérico, ich komme zum Überfahrt-Treffen direkt von der Weinstraße und plane, zu diesem Anlass das Urgestein aufzusuchen. Im Dezember werde ich dann eher im Norden bleiben.

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                    • #11
                      Auch von mir besten Dank für den Bericht. Es ist schon einige (mehr als sechs) Jahre her, dass ich dort mit meiner besseren Hälfte einen Samstagabend verbracht habe. An die Speisenfolge kann ich mich nicht mehr erinnern, aber ich weiss noch bestens, dass wir vom Gesamtauftritt Service und Küche leider wenig angetan waren. Dabei bietet die Lage und Umgebung des Restaurants eigentlich alles was es braucht um mit allen Sinnen genießen zu können. Nur sprang auch bei uns der Funke nicht über und die beiden Berichte hier, zwischen denen ja auch schon eine gewisse Zeit liegen, vermitteln mit nicht der Eindruck als würde ein erneuter Besuch den damaligen Eindruck revidieren können. Da gibt es Adressen in der nahen Pfalz, die mich weit mehr locken.

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                      • #12
                        Silvio Lange kommt zurück in die Alte Pfarrey. Ab September ist er der neue Pächter des Restaurants.

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                        • #13
                          Sommerurlaub 2023: Planung und Route stehen bereits seit Wochen, bis mir in den Sinn kam, dass man ja eigentlich auch schon einen Tag früher losfahren könnte. Also für die erste Station noch schnell nach einem Restaurant auf halber Strecke gesucht und Verfügbarkeiten gecheckt. Die „Alte Pfarrey“ in Neuleiningen, einem Ort in der nördlichen Pfalz nahe Bad Dürkheim, erfüllte alle Kriterien.

                          Das Hotel und Restaurant ist eingebettet in ein historisches Ensemble, das sich über mehrere alte Gebäude erstreckt. Silvio Lange und seine Frau Bettina Kissling-Lange, ebenfalls ausgebildete Köchin, waren bereits in 2006 in Neuleiningen, wechselten dann 2013 noch einmal in den Norden, um 2015 erneut in die „Alte Pfarrey“ zurückzukehren. Der Michelin-Stern, den man bereits 2008 erkocht hatte, ließ auch nach der Wiederkehr an den bekannten Ort nicht lange auf sich warten.


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                          Außenansicht & Terrasse

                          An diesem hochsommerlichen Abend ist auf der Terrasse mit wunderschönem Blick auf den Pfälzer Wald eingedeckt. Die Regentropfen, die sich zu den ersten Apéros auf dem Tisch breit machen und für kurzfristige Nervosität sorgen, verziehen sich schnell.
                          Das Tatar im Teigkörbchen ist würzig und kräftig abgeschmeckt, während das vegetarische Sushi arg weich und recht neutral ausfällt. Das wiederum macht der marinierte Kabeljau wett, der hart an der Salzgrenze, aber noch auf der akzeptablen Seite spielt.


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                          Appetizer

                          Ausgezeichnet gerät das Amuse Bouche in Form von mariniertem Sellerie in Nudelform mit einer Pfälzer Praline. Beim Anschnitt offenbart sich, dass es sich hierbei wohl um Blutwurst und Saumagen in geschichteter Form handelt. Das ist handwerklich toll gemacht und gleichzeitig so kräftig wie lecker.


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                          Amuse Bouche

                          Der erste Gang präsentiert eine Variation von Gänseleber, wie ich sie in dieser Form schon lange nicht mehr auf dem Teller hatte. Gebraten auf Aprikosenkompott, eine als Diamant angekündigte Mousse, eine weitere Mousse ummantelt von weißer Schokolade sowie eine Crème brûlée. Abgesehen von der gebratenen Version ist mir das von den Konsistenzen alles sehr ähnlich, wenngleich durchaus schmackhaft. Den stärksten Eindruck hinterlässt hier auf jeden Fall die Crème brûlée. Wenn schon eine derartige Variation, die ja vor vielen, vielen Jahren sehr en vogue war, hätte ich mir durchaus noch eine klassische Terrine gewünscht.


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                          Gänseleber | Aprikose | Vanillejus

                          Besonders neugierig bin ich auf die geeiste Hummersuppe. Kalte Suppen gehören ja vor allem im Sommer zu meinen absoluten Favorites, aber von Krustentieren hatte ich derartiges bisher noch nicht. Und in der Tat ist dies eine hoch aromatische und kräftige Bisque, die auch heiß große Freude gemacht hätte. Hier umspielt sie ein Tatar vom Hummer sowie kleine Melonenkügelchen. Getoppt wird das Ganze von einem Sorbet von Limelone, einer noch relativ jungen Honigmelonenart, die einen deutlichen Limettenton aufweist.
                          Für mich hätte die Suppe durchaus noch einen Tick kühler sein können. Ich glaube, die kräftige, reduzierte Bisque hätte das vertragen können, aber am Tisch gehen dazu die Meinungen auseinander. Nicht jedoch, dass dies fabelhaft schmeckt.


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ID: 73873
                          Geeiste Hummersuppe | marinierter Hummer | Estragon

                          Die gut gebratene, mit feinen Röstaromen versehene Jakobsmuschel im folgenden Gang ist begleitet von Blumenkohl und Petersilie in Variationen. Der Blumenkohl gebraten und als Püree, die Petersilie ebenfalls als Creme, Staub und als Jus. Das ist stimmig und lecker.


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ID: 73877
                          St. Jakobsmuschel | Blumenkohl | Petersilie

                          Kräftig gerät der Saibling im Pak Choi-Blatt. Der Fisch selbst ist wunderbar saftig und glasig auf den Punkt gegart. Die Auflage vor allem aus Shiitake und Pak Choi ist würzig und wird von dem Umami-reichen Shiitake-Sud bestens unterstützt. Dazu gibt es Crumble von Pistazien, die einen gelungenen nussig-geschmackvollen Crunch beisteuern. Dass sich im Nachgang eine dezente Schärfe breitmacht, gefällt mir ebenfalls sehr gut.


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ID: 73871
                          Seesaibling | Shiitake | Pak Choi

                          Nach den letzten drei starken Gängen passiert, was wir häufig erleben – nämlich, dass der Fleischhauptgang eher schwach ausfällt. Das liegt nicht einmal an der Zubereitung. Das US-Beef ist akkurat gebraten, die Beilagen aus Süßkartoffel als Creme und Chip, Zwiebel und Babymais sind sorgfältig zubereitet. Aber das Fleisch ist eher von der charakterschwachen Sorte und die Mitspieler so konventionell, dass es insgesamt etwas langweilig ausfällt. Das mag auch daran liegen, dass ich Süßkartoffel ohnehin relativ wenig abgewinnen kann. Da gefällt mir die prägnante BBQ-Jus noch am besten.


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                          US-Beef | BBQ | Zwiebel | Süßkartoffel

                          Vom mit ungefähr 30 Sorten ausgezeichnet bestückten Käsewagen von Waltmann aus Erlangen wählen wir einige gut gereifte und originelle Sorten. Das Früchtebrot dazu bräuchte ich persönlich zwar nicht, dafür bin ich zu sehr Käsepurist. Aber ich probiere es dennoch und bin vom Geschmack und der weichen Konsistenz recht angetan.


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                          Rohmilchkäseauswahl vom Wagen von Maître Affineur Waltmann aus Erlangen

                          Als Pré-Dessert gibt es einen Mule mit Wodka und Kirschsaft und -espuma. Das ist säuerlich, frisch, kühl und passt an dieser Stelle gut.


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                          Pré-Dessert

                          Der Jahreszeit angepasst gibt es ein gelungenes Dessert, dass das Thema Pina Colada in Form von marinierter Ananas und als mit Kokos ummantelte Mousse aufnimmt und zusammen mit einem Sorbet aus Passionsfrucht zu einem tropischen Allerlei verbindet. Fruchtig und säuerlich rutscht das noch gut weg und liegt nicht schwer im Magen.


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ID: 73869
                          Passionsfrucht | Kokos | Ananas

                          Dass wir unseren ersten Urlaubstag tatsächlich auf einer Terrasse in derart lauschigem Ambiente und schöner Aussicht beginnen würden, hatten wir nicht erwartet. Kleine Empfehlung vielleicht an den Service, die Allerwelts-Popmusik etwas weniger laut zu beschallen und doch durch etwas stimmungsvolleres zu ersetzen. Vor allem zu Beginn des Abends war das stellenweise etwas irritierend, besserte sich aber später noch. Ansonsten gibt es am gut eingespielten und aufmerksamen Service von Tamás Szokolai und seinem kleinen Team nichts auszusetzen.

                          Die Küche, von der ich tatsächlich vorab keine Idee hatte, konnte mich vor allem bei den Fisch- und Krustentiergerichten sehr überzeugen und abholen. Handwerklich war alles in Ordnung, teilweise vielleicht etwas konventionell. Aber das muss ja nichts Schlechtes sein. Ein Sonderlob gibt es dafür, dass man einen vorzüglichen Käsewagen vorhält – ein mittlerweile selten gewordener Luxus.


                          Mit dem am Tisch servierten Frühstück am nächsten Morgen geht ein genussvoller Abstecher in die Pfalz zu Ende, der ein gelungener Auftakt für zwei kommende Urlaubswochen darstellt.


                          Bericht wie immer auch auf meinem Blog: http://tischnotizen.de/alte-pfarrey-neuleiningen/

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