Wo wir gerade darüber schrieben, Bau, große voyage natürlich, nicht Louboutin.
Neulich war die Dame etwas müde des Ausgehens, wollte etwas Ruhe und nach meiner Interpretation mich für ein paar Stunden los. Kindesbedingt komme ich in familiärer Runde meist nur auf drei bis vier Gänge, wollte also den Freigang für ein -ich sag´s wie´s ist- Gelage nutzen. In Saarbrücken bin ich schnell, Perl fährt man dann doch nicht einfach mal so.
Also rein ins Auto und rüber ins Dreiländereck. Nicht so schön sind Großbaustellen in Nennig, deren Überwindung sich aber beim Tanken in Luxemburg erfreulich auszahlt (20Cent/l).
So bin ich dann leider mit einer kleinen Verspätung um viertel nach sieben am Schloß Berg angekommen. Die Parkplätze fast voll, jedoch zu allermeist von Hotelgästen belegt. Immer wieder lustig die verschlossene Tür mit Spion und Glocke, erinnert mich irgendwie jedesmal an die alte Aubergine in München. Nur daß hier die Tür immer vor dem Läuten wie von Geisterhand aufgeht. Den Anfang des Abends macht der überaus freundliche Empfang durch Herrn Kiowski und anschließend Frau Bau. Es ist Donnerstag, außer meinem sind zwei weitere Tische mit jeweils einem älteren Pärchen besetzt. Erstaunlich sind die Belegnungsschwankunen schon in den ***Häusern, mal spärlich wie heute, mal die ganze Woche die Bude voll. Da ich aber erfreulicherweise nicht als Buchhalter (neudeutsch Controller), sondern allein zum Genuß hier bin, konzentriere ich mich nun auf das Menue. Apropos, zum Thema Foto -ich fotografiere ja ohnehin nicht mehr- sagte Herr Bau, er sehe sein Restaurant eben als Ort des Genusses und nicht als Fotostudio. Bloggern wird offenbar auf Wunsch eine Fotoserie vom Pass angeboten.
Ich bekomme die Karte gereicht, obschon ich ohnehin meine Wahl schon getroffen habe. Volles Programm.
Es ist eine Schande, daß ich den Bericht nicht zeitnah erstellt habe, so gehen den Lesern ein paar schöne Amuses verloren. DAS Beispiel, daß eine prima vista "einfachste" Kombination aus wenigen Zutaten wirklich grandios schmecken kann, war der Opener, ein kleines Hörnchen mit einem Tatarkügelchen und OI-Kaviar obenauf. Im Mund dann die perfekte kleine Geschmaksexplosion durch das Zusammenspiel mit der im Hörnchen befindlichen Räucherfischcreme. Bitte immer weiter so ! Mutmaßlich viel komplexer in der Zubereitung, aber ebenso -pardon für den Superlativ- überwältigend war eine Muschelschale voll mit allerlei Meer, namentlich Auster in verschiedenen Varianten, verschiedene Muscheln, Shrimp, und japanische Aromen aus Yuzu, kleinen Pilzchen ("sehr mild") u.a. Ich habe die Marotte, vor Beginn eines Ganges daran intensiv zu riechen (ohne mit der Nase in den Teller zu fallen), selten hatte sich das so gelohnt wie hier, wo ich mich just am Strand wiederfand im Kindheitsurlaub, Noirmoutiers, man konnte bei Ebbe über eine verschlickte Pflasterstraße zur Insel laufen, links und rechts wurden an Ständen Muscheln und Austern angeboten...und wir Kinder wollten nur an den Strand. Und außerdem gut in Erinnerung geblieben ist eine klare "Gazpacho", wunderbar erfirschend, mit tiefem Tomatenaroma aus "Tomatendrops", sehr fein.
Der erste Menuegang war ein "japanischer Stein- und Gemüsegarten". Verschiedene fein marinierte, knackige Gemüse-stückchen sind hier zwischen drei "Steinchen" aus Miso-Yuzu-Creme (pardon, "Canache") plaziert. Verbunden wird alles mit einem angenehm cremigen Koriandereis, ein Sorbet hätte es wohl etwas verwässert. Im nachhinein erinnere ich mich an Erforts Gemüseacker mit Hummer, nicht besser, nicht schlechter, nur anders. Hier bei Bau durch die asiatische Anmutung etwas säurebetonter.
Als nächstes erreicht mich eine "japanische Gelbflossenmakrele". Die stand ja letztjährig überall unter dem Künstlernamen Hamachi auf vielen Speisekarten. Der Teller besticht durch optischen wie geschmacklichen Purismus im besten Sinne. Roh, zart, reinaromtisch. Haben Sie mal morgens um sechs in Tsukiji Sashimi gegessen ? Für die Haptik gibt es noch etwas Algen(krokant?)knusper, frittierte Ingwerfäden und für ein Frucht/Säurespiel noch Bergamotteeis und Takuan (eingelegten japanischen Daikon-Rettich). Ein glasklares Gericht voll milder teils ungewohnter Aromen (ich trinke keinen Earl Grey Tee, bin also Bergamotte-unbelastet).
Nach soviel aromatischer, östlich inspirierter Ziselierkunst kommt nun ein Gang, der soweit in diesem Köchenstil möglich als schlotzig bezeichnet werden kann. Eine Kugel von Gänseleberparfait, die eine Haselnuß enthält und mit Arabicakaffeegelee umhüllt ist. Dazu ein cremiges Gänselebereis, angenehm abgestimmt und ohne zu süß auszufallen. Fruchtsäure von der Sauerkirsche fängt hier die garnicht durchdringende Fettigkeit ab. Sehr lecker. O.k., kurzer Gedanke an das Vendomsche Toffee. Anders, großartig, dort leider nur einkleiner Bissen. Als ausgewachsenes Gericht hätte es für mich persönlich die hiesige Variante vielleicht knapp geschlagen, aber darum geht es ja überhaupt nicht. Die Leberkugel sitzt noch auf stickstoffgeeisten Leberkügelchen und Haselnuss, was im Mund noch zu zusätzlicher Frische und Textur führt.
Es geht weiter mit Spargel, aus Baden. Dazu "Misokaramell, roter Sumack, Yuzu". Der Spargel ist ein grüner gegrillter.
Sumack wird wohl aus getrockneten Sumackbeeren gemahlen, bringt eine milde Süße und Frucht und wird v.a. im vorderen Orient verwendet. Misokaramel bringt Textur und eine leichte Malzigkeit mit. Die Fruchtsäure der Yuzu nimmt der Hollondaise jede Schwere. Ein perfekter Gemüßezwischengang.
Weiter geht es mit Langustine, Steinbutt, US-Beef, Reh und dem süßen Teil. Ich darf mich, da Essen für mich ja nur zu den schönen Nebensachen auf dieser Welt gehört, nun aber um die geliebte Familie kümmern (there´s only one number one) und werde den zweiten Teil (hoffentlich morgen) nachreichen.
Noch erwähnen darf ich, daß man mit Herrn Kiowski und (nicht nur) seinen Rieslingen ziehmlich viel Spaß haben kann. So wunderbar kann er seine Berufung und Spaß am Thema Wein allgemein und Riesling im Besonderen teilen. Das kann mitunter zu einem unterhaltsamen glasweisen Weinquiz führen... Hier durfte ich ein schönes Spiel mit Provenienzien und Altersstufen zu den Gängen abgestimmt miterleben.
Bis demnächst also,
MkG, S.
Neulich war die Dame etwas müde des Ausgehens, wollte etwas Ruhe und nach meiner Interpretation mich für ein paar Stunden los. Kindesbedingt komme ich in familiärer Runde meist nur auf drei bis vier Gänge, wollte also den Freigang für ein -ich sag´s wie´s ist- Gelage nutzen. In Saarbrücken bin ich schnell, Perl fährt man dann doch nicht einfach mal so.
Also rein ins Auto und rüber ins Dreiländereck. Nicht so schön sind Großbaustellen in Nennig, deren Überwindung sich aber beim Tanken in Luxemburg erfreulich auszahlt (20Cent/l).
So bin ich dann leider mit einer kleinen Verspätung um viertel nach sieben am Schloß Berg angekommen. Die Parkplätze fast voll, jedoch zu allermeist von Hotelgästen belegt. Immer wieder lustig die verschlossene Tür mit Spion und Glocke, erinnert mich irgendwie jedesmal an die alte Aubergine in München. Nur daß hier die Tür immer vor dem Läuten wie von Geisterhand aufgeht. Den Anfang des Abends macht der überaus freundliche Empfang durch Herrn Kiowski und anschließend Frau Bau. Es ist Donnerstag, außer meinem sind zwei weitere Tische mit jeweils einem älteren Pärchen besetzt. Erstaunlich sind die Belegnungsschwankunen schon in den ***Häusern, mal spärlich wie heute, mal die ganze Woche die Bude voll. Da ich aber erfreulicherweise nicht als Buchhalter (neudeutsch Controller), sondern allein zum Genuß hier bin, konzentriere ich mich nun auf das Menue. Apropos, zum Thema Foto -ich fotografiere ja ohnehin nicht mehr- sagte Herr Bau, er sehe sein Restaurant eben als Ort des Genusses und nicht als Fotostudio. Bloggern wird offenbar auf Wunsch eine Fotoserie vom Pass angeboten.
Ich bekomme die Karte gereicht, obschon ich ohnehin meine Wahl schon getroffen habe. Volles Programm.
Es ist eine Schande, daß ich den Bericht nicht zeitnah erstellt habe, so gehen den Lesern ein paar schöne Amuses verloren. DAS Beispiel, daß eine prima vista "einfachste" Kombination aus wenigen Zutaten wirklich grandios schmecken kann, war der Opener, ein kleines Hörnchen mit einem Tatarkügelchen und OI-Kaviar obenauf. Im Mund dann die perfekte kleine Geschmaksexplosion durch das Zusammenspiel mit der im Hörnchen befindlichen Räucherfischcreme. Bitte immer weiter so ! Mutmaßlich viel komplexer in der Zubereitung, aber ebenso -pardon für den Superlativ- überwältigend war eine Muschelschale voll mit allerlei Meer, namentlich Auster in verschiedenen Varianten, verschiedene Muscheln, Shrimp, und japanische Aromen aus Yuzu, kleinen Pilzchen ("sehr mild") u.a. Ich habe die Marotte, vor Beginn eines Ganges daran intensiv zu riechen (ohne mit der Nase in den Teller zu fallen), selten hatte sich das so gelohnt wie hier, wo ich mich just am Strand wiederfand im Kindheitsurlaub, Noirmoutiers, man konnte bei Ebbe über eine verschlickte Pflasterstraße zur Insel laufen, links und rechts wurden an Ständen Muscheln und Austern angeboten...und wir Kinder wollten nur an den Strand. Und außerdem gut in Erinnerung geblieben ist eine klare "Gazpacho", wunderbar erfirschend, mit tiefem Tomatenaroma aus "Tomatendrops", sehr fein.
Der erste Menuegang war ein "japanischer Stein- und Gemüsegarten". Verschiedene fein marinierte, knackige Gemüse-stückchen sind hier zwischen drei "Steinchen" aus Miso-Yuzu-Creme (pardon, "Canache") plaziert. Verbunden wird alles mit einem angenehm cremigen Koriandereis, ein Sorbet hätte es wohl etwas verwässert. Im nachhinein erinnere ich mich an Erforts Gemüseacker mit Hummer, nicht besser, nicht schlechter, nur anders. Hier bei Bau durch die asiatische Anmutung etwas säurebetonter.
Als nächstes erreicht mich eine "japanische Gelbflossenmakrele". Die stand ja letztjährig überall unter dem Künstlernamen Hamachi auf vielen Speisekarten. Der Teller besticht durch optischen wie geschmacklichen Purismus im besten Sinne. Roh, zart, reinaromtisch. Haben Sie mal morgens um sechs in Tsukiji Sashimi gegessen ? Für die Haptik gibt es noch etwas Algen(krokant?)knusper, frittierte Ingwerfäden und für ein Frucht/Säurespiel noch Bergamotteeis und Takuan (eingelegten japanischen Daikon-Rettich). Ein glasklares Gericht voll milder teils ungewohnter Aromen (ich trinke keinen Earl Grey Tee, bin also Bergamotte-unbelastet).
Nach soviel aromatischer, östlich inspirierter Ziselierkunst kommt nun ein Gang, der soweit in diesem Köchenstil möglich als schlotzig bezeichnet werden kann. Eine Kugel von Gänseleberparfait, die eine Haselnuß enthält und mit Arabicakaffeegelee umhüllt ist. Dazu ein cremiges Gänselebereis, angenehm abgestimmt und ohne zu süß auszufallen. Fruchtsäure von der Sauerkirsche fängt hier die garnicht durchdringende Fettigkeit ab. Sehr lecker. O.k., kurzer Gedanke an das Vendomsche Toffee. Anders, großartig, dort leider nur einkleiner Bissen. Als ausgewachsenes Gericht hätte es für mich persönlich die hiesige Variante vielleicht knapp geschlagen, aber darum geht es ja überhaupt nicht. Die Leberkugel sitzt noch auf stickstoffgeeisten Leberkügelchen und Haselnuss, was im Mund noch zu zusätzlicher Frische und Textur führt.
Es geht weiter mit Spargel, aus Baden. Dazu "Misokaramell, roter Sumack, Yuzu". Der Spargel ist ein grüner gegrillter.
Sumack wird wohl aus getrockneten Sumackbeeren gemahlen, bringt eine milde Süße und Frucht und wird v.a. im vorderen Orient verwendet. Misokaramel bringt Textur und eine leichte Malzigkeit mit. Die Fruchtsäure der Yuzu nimmt der Hollondaise jede Schwere. Ein perfekter Gemüßezwischengang.
Weiter geht es mit Langustine, Steinbutt, US-Beef, Reh und dem süßen Teil. Ich darf mich, da Essen für mich ja nur zu den schönen Nebensachen auf dieser Welt gehört, nun aber um die geliebte Familie kümmern (there´s only one number one) und werde den zweiten Teil (hoffentlich morgen) nachreichen.
Noch erwähnen darf ich, daß man mit Herrn Kiowski und (nicht nur) seinen Rieslingen ziehmlich viel Spaß haben kann. So wunderbar kann er seine Berufung und Spaß am Thema Wein allgemein und Riesling im Besonderen teilen. Das kann mitunter zu einem unterhaltsamen glasweisen Weinquiz führen... Hier durfte ich ein schönes Spiel mit Provenienzien und Altersstufen zu den Gängen abgestimmt miterleben.
Bis demnächst also,
MkG, S.
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