Beitrag aus dem alten Forum vom 20.11.09:
Manchmal ist es gar nicht so schlecht, Zeit ins Land gehen zu lassen, bevor man etwas zu einem Restaurantbesuch schreibt. Sogar relativ viel Zeit. Eindrücke, die üblicherweise von Beginn an subjektiv sind, werden zu Erinnerungen. Die Erinnerungen fangen an, ein Eigenleben zu führen. Das zunächst vermeintlich wie ein Film jederzeit abruf- und reproduzierbare Erinnerte wird fragmentarischer, diffuser - aber auch pointierter. Und natürlich: noch subjektiver. Mit dem großen Unterschied allerdings, dass mit einigen Wochen Abstand (und ohne zwischenzeitliche Notizen) jedem Verfasser klar ist, dass er hier keine objektiven Wahrheiten und letzte Urteile mehr formulieren wird.
Und was sollte das auch bringen - ein All-Inclusive-Bericht über ein Haus, dessen Besuch nicht dazu führt, dass daheim gebliebene Genießer von Welt leuchtende "Erzähl mal"-Augen bekommen, das in seiner Art seit Jahren besteht, das über mangelnden Publikumszuspruch nicht zu klagen braucht und dessen größte Trümpfe (zentrale Sylter Lage, unbestechliche Produktqualität, meisterhaftes Gespür für die Balance zwischen Harmonie und Kraft, seligmachende Weinkarte) den meisten Lesern einschlägiger Berichte bekannt sein dürften?
Da webt sich die Erinnerung an einen Abend im Restaurant ein in die Reminiszenz an den Genuss eines perfekten Sylter Sonnentages mitten im Herbst.
Und so steht schließlich die Frage im Raum: Was bleibt aus dem großen Menü auch jetzt noch im Kopf? Was hat Spuren hinterlassen? Und was unterscheidet diese Spuren von der analytischen Schein-Trennschärfe einer laborähnlichen Liste à la Vorspeise 1 17,75 Pkte., Fisch 18.03 Pkte. etc. nebst präziser Beschreibung sämtlicher verwendeten Ingredenzien?
Es bleibt: ein Kartoffelpüree mit Spinat, Eigelb und Trüffel. Hätte man wahrscheinlich auch 1980 schon essen können. Hat man bzw. habe ich aber nicht. Und trotzdem war ich auf eine Weise im Jahr 1980. Ich war ein bisschen das Kind, das erlebt (nicht weiß), was ein harmonischer "Akkord" auf dem Teller ist, auch, wie vielfältig selbst eine nur weiche "Textur" sein kann, wie Cremigkeit und Schmelz ihre verführerischen Schwingen um den ganzen Löffel breiten.
Aber es blitzt nur kurz auf, dieses kindliche Wohlgefühl, es ist keine Infantilisierung, sondern es ist mehr. Der tiefe Teller hat seine volle Berechtigung, es ereignet sich eine aromatische Durchdringung der Komponenten - die warme Fülle des Pürees, die würzige und leicht bittere Note des Spinats, die alles verbindende Geschmeidigkeit des Eigelbs, die hier in erwachsener und sehender, aber an keiner Stelle abgeklärter, sondern die Naivität eines offenen Herzens verratender Weise zusammenwirken. Und schließlich mit der Krönung durch den erdig-aufregenden Trüffel auf eine Ebene gehoben werden, die grenzenlosen Genuss und plötzliches Verstehen zusammenführt.
Es sind Minuten wie diese, die einen ganzen Abend, ein ganzes Wochenende erstrahlen lassen. Es sind schlicht: Momente des Glücks.
Beste Grüße,
Q.
Manchmal ist es gar nicht so schlecht, Zeit ins Land gehen zu lassen, bevor man etwas zu einem Restaurantbesuch schreibt. Sogar relativ viel Zeit. Eindrücke, die üblicherweise von Beginn an subjektiv sind, werden zu Erinnerungen. Die Erinnerungen fangen an, ein Eigenleben zu führen. Das zunächst vermeintlich wie ein Film jederzeit abruf- und reproduzierbare Erinnerte wird fragmentarischer, diffuser - aber auch pointierter. Und natürlich: noch subjektiver. Mit dem großen Unterschied allerdings, dass mit einigen Wochen Abstand (und ohne zwischenzeitliche Notizen) jedem Verfasser klar ist, dass er hier keine objektiven Wahrheiten und letzte Urteile mehr formulieren wird.
Und was sollte das auch bringen - ein All-Inclusive-Bericht über ein Haus, dessen Besuch nicht dazu führt, dass daheim gebliebene Genießer von Welt leuchtende "Erzähl mal"-Augen bekommen, das in seiner Art seit Jahren besteht, das über mangelnden Publikumszuspruch nicht zu klagen braucht und dessen größte Trümpfe (zentrale Sylter Lage, unbestechliche Produktqualität, meisterhaftes Gespür für die Balance zwischen Harmonie und Kraft, seligmachende Weinkarte) den meisten Lesern einschlägiger Berichte bekannt sein dürften?
Da webt sich die Erinnerung an einen Abend im Restaurant ein in die Reminiszenz an den Genuss eines perfekten Sylter Sonnentages mitten im Herbst.
Und so steht schließlich die Frage im Raum: Was bleibt aus dem großen Menü auch jetzt noch im Kopf? Was hat Spuren hinterlassen? Und was unterscheidet diese Spuren von der analytischen Schein-Trennschärfe einer laborähnlichen Liste à la Vorspeise 1 17,75 Pkte., Fisch 18.03 Pkte. etc. nebst präziser Beschreibung sämtlicher verwendeten Ingredenzien?
Es bleibt: ein Kartoffelpüree mit Spinat, Eigelb und Trüffel. Hätte man wahrscheinlich auch 1980 schon essen können. Hat man bzw. habe ich aber nicht. Und trotzdem war ich auf eine Weise im Jahr 1980. Ich war ein bisschen das Kind, das erlebt (nicht weiß), was ein harmonischer "Akkord" auf dem Teller ist, auch, wie vielfältig selbst eine nur weiche "Textur" sein kann, wie Cremigkeit und Schmelz ihre verführerischen Schwingen um den ganzen Löffel breiten.
Aber es blitzt nur kurz auf, dieses kindliche Wohlgefühl, es ist keine Infantilisierung, sondern es ist mehr. Der tiefe Teller hat seine volle Berechtigung, es ereignet sich eine aromatische Durchdringung der Komponenten - die warme Fülle des Pürees, die würzige und leicht bittere Note des Spinats, die alles verbindende Geschmeidigkeit des Eigelbs, die hier in erwachsener und sehender, aber an keiner Stelle abgeklärter, sondern die Naivität eines offenen Herzens verratender Weise zusammenwirken. Und schließlich mit der Krönung durch den erdig-aufregenden Trüffel auf eine Ebene gehoben werden, die grenzenlosen Genuss und plötzliches Verstehen zusammenführt.
Es sind Minuten wie diese, die einen ganzen Abend, ein ganzes Wochenende erstrahlen lassen. Es sind schlicht: Momente des Glücks.
Beste Grüße,
Q.
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