Seit Jahren schon hatte ich vor, die gar nicht so zahlreichen Kilometer ins aus Besuchersicht eher weniger relevante Glinde zurückzulegen, aber wie das manchmal so ist, es kam nicht dazu. Nun aber! Zwar ein Restaurant ohne Stern, dennoch m. E. unter "Geheimtipp" dann doch nicht mehr korrekt einsortiert (u. a. 14 GM-Punkte), daher hier also einerseits als Schleswig-Holstein-Empfehlung, andererseits als bester mir bekannter Italiener in Hamburg und Umgebung. Oh, Urteil vor Begründung - na gut, zum Inhaltlichen:
Das Restaurant ist in einer gründerzeitlichen Villa untergebracht und sehr geschmackvoll eingerichtet.
Wir entschieden uns für das Überraschungsmenü in vier Gängen (à 47,60) und erhielten zunächst ein Dreierlei aus Burrata (ein sehr cremiger Mozzarella-Verwandter aus Kuhmilch) mit Rucola und warmem Auberginenpüree (wobei letzteres eben den entscheidenden "Hochküchen-Kick" gab, der das Gericht von dem kürzlich an anderer Stelle verzehrten Burrata, ebenfalls mit Rucola, unterschied), roh mariniertem Lachs mit einer Art Kräuterinfusion und roh marinierter Gelbschwanzmakrele mit Avocadomus. Sehr feine, differenzierte Aromen, tolle Produktqualität, eine Gaumen-kalibrierende Einstimmung. Etwas entbehrlich vor diesem Hintergrund lediglich das vorausgegangene Amuse, das ebenfalls ein Scheibchen roh marinierten Fisch brachte.
Es folgte (auf einem schönen Hering-Teller sehr wirksam in Szene gesetzt) ein Pasta-Teller mit Orecchiette in einem Ziegenragout. Wunderbar "mittelkräftig", die Fleischsorte schön herausarbeitend, der Bratensaft weder überkonzentriert noch wässrig noch zu Tode gebunden. Mehr davon!
Als Hauptgang dann ein Dreierlei von auf der Haut gebratenen Fischfilets (Dorade, Drachenkopf und - mein Favorit - Loup), schön auf den Punkt gegart (allerdings nicht für Freunde des Glasigen), zu einem wirklich Gourmet-würdigen Teller allerdings geadelt durch einen Gemüseuntergrund aus zartesten grünen und weißen Bohnen, Mini-Blumenkohl und winzigen Würfelchen von Räucheraal, die sozusagen als Schinken-Ersatz für eine wirklich stimmige Würzung sorgten und den herrlichen Fond mit milden Raucharomen parfümierten.
Die fünf Sorten auf dem abschließenden Käseteller habe ich nicht mehr präsent, auch hier aber überzeugte die Produktqualität; Reifegrad und Serviertemperatur waren ebenfalls perfekt.
Sehr gut auch das begleitende Brot, dazu eine Art Petersilienpesto.
So weit zur kulinarischen Seite unseres Besuchs. Wirklich speziell allerdings war für uns das, nennen wir es "Gastgeberkonzept aus Überzeugung", das in diesem Hause gelebt wird. Bei aller selbstverständlichen Professionalität hat man nie das Gefühl, Kunde in einem Dienstleistungbetrieb zu sein; vielmehr wird einem hier in der Tat der Eindruck vermittelt, zu Gast bei (trotz Erstbesuch) guten Bekannten zu sein, denen wirklich am Wohlergehen der Gäste gelegen ist und die (dies gilt insbesondere für die Chefin) es schaffen, quasi aus dem Stand eine sehr persönliche Atmosphäre zu erzeugen, die gleichwohl nie plump vertraulich daherkommt. Auf diese Weise wurde uns auch bei der (da die Speisen zuvor nicht bekannt waren) ja nicht ganz einfachen Frage der Weinbegleitung geholfen: wirklich gute, glasweise Angebote, für mich als Fahrer dann auch in Mini-Portionen (zu entsprechend fairen Preisen). Da wir zudem gern einen Barolo trinken wollten, gab es selbst hier eine ideale Lösung: Ein zwar noch recht junges (2006), dafür aber bereits am Vortag geöffnetes Exemplar wurde glasweise aus der Großflasche (5 Liter) offeriert. Mangels passendem Fleischgang genossen wir ihn zum Käse.
Hier stimmen Konzept und Umsetzung gleichermaßen. Familie Dellavecchia führt ein Restaurant, wie ich es mir als Gast nur wünschen kann.
Beste Grüße
Q.
Das Restaurant ist in einer gründerzeitlichen Villa untergebracht und sehr geschmackvoll eingerichtet.
Wir entschieden uns für das Überraschungsmenü in vier Gängen (à 47,60) und erhielten zunächst ein Dreierlei aus Burrata (ein sehr cremiger Mozzarella-Verwandter aus Kuhmilch) mit Rucola und warmem Auberginenpüree (wobei letzteres eben den entscheidenden "Hochküchen-Kick" gab, der das Gericht von dem kürzlich an anderer Stelle verzehrten Burrata, ebenfalls mit Rucola, unterschied), roh mariniertem Lachs mit einer Art Kräuterinfusion und roh marinierter Gelbschwanzmakrele mit Avocadomus. Sehr feine, differenzierte Aromen, tolle Produktqualität, eine Gaumen-kalibrierende Einstimmung. Etwas entbehrlich vor diesem Hintergrund lediglich das vorausgegangene Amuse, das ebenfalls ein Scheibchen roh marinierten Fisch brachte.
Es folgte (auf einem schönen Hering-Teller sehr wirksam in Szene gesetzt) ein Pasta-Teller mit Orecchiette in einem Ziegenragout. Wunderbar "mittelkräftig", die Fleischsorte schön herausarbeitend, der Bratensaft weder überkonzentriert noch wässrig noch zu Tode gebunden. Mehr davon!
Als Hauptgang dann ein Dreierlei von auf der Haut gebratenen Fischfilets (Dorade, Drachenkopf und - mein Favorit - Loup), schön auf den Punkt gegart (allerdings nicht für Freunde des Glasigen), zu einem wirklich Gourmet-würdigen Teller allerdings geadelt durch einen Gemüseuntergrund aus zartesten grünen und weißen Bohnen, Mini-Blumenkohl und winzigen Würfelchen von Räucheraal, die sozusagen als Schinken-Ersatz für eine wirklich stimmige Würzung sorgten und den herrlichen Fond mit milden Raucharomen parfümierten.
Die fünf Sorten auf dem abschließenden Käseteller habe ich nicht mehr präsent, auch hier aber überzeugte die Produktqualität; Reifegrad und Serviertemperatur waren ebenfalls perfekt.
Sehr gut auch das begleitende Brot, dazu eine Art Petersilienpesto.
So weit zur kulinarischen Seite unseres Besuchs. Wirklich speziell allerdings war für uns das, nennen wir es "Gastgeberkonzept aus Überzeugung", das in diesem Hause gelebt wird. Bei aller selbstverständlichen Professionalität hat man nie das Gefühl, Kunde in einem Dienstleistungbetrieb zu sein; vielmehr wird einem hier in der Tat der Eindruck vermittelt, zu Gast bei (trotz Erstbesuch) guten Bekannten zu sein, denen wirklich am Wohlergehen der Gäste gelegen ist und die (dies gilt insbesondere für die Chefin) es schaffen, quasi aus dem Stand eine sehr persönliche Atmosphäre zu erzeugen, die gleichwohl nie plump vertraulich daherkommt. Auf diese Weise wurde uns auch bei der (da die Speisen zuvor nicht bekannt waren) ja nicht ganz einfachen Frage der Weinbegleitung geholfen: wirklich gute, glasweise Angebote, für mich als Fahrer dann auch in Mini-Portionen (zu entsprechend fairen Preisen). Da wir zudem gern einen Barolo trinken wollten, gab es selbst hier eine ideale Lösung: Ein zwar noch recht junges (2006), dafür aber bereits am Vortag geöffnetes Exemplar wurde glasweise aus der Großflasche (5 Liter) offeriert. Mangels passendem Fleischgang genossen wir ihn zum Käse.
Hier stimmen Konzept und Umsetzung gleichermaßen. Familie Dellavecchia führt ein Restaurant, wie ich es mir als Gast nur wünschen kann.
Beste Grüße
Q.
Kommentar