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KOS fine dining, Kiel

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  • KOS fine dining, Kiel

    Nach der Schließung des Ahlmanns ist Kiel die einzige Landeshauptstadt eines westdeutschen Flächenlandes ohne besterntes Restaurant. Aber immerhin hat im Juni ein Restaurant mit Ambition eröffnet: das KOS fine dining. Küchenchef ist Julian Richert, der zuvor im Töpferhaus in Alt Duvenstedt tätig war. Im Januar 2023 war ich dem folgenden Menü eingeladen.

    Das Restaurant liegt etwas außerhalb der Innenstadt gegenüber einem großen Supermarkt in einem Backsteinhaus. Zuerst ruppel ich an der Tür, die der Eingang zu sein scheint, aber tatsächlich geht es eine Tür weiter ins Haus, zunächst in den Flur, und dann durch eine Brandschutztür in das Restaurant. Dort gruppieren sich die Tische l-förmig um die Bar und die halboffene, kleine Küche. Die Stühle sind bequem und der Gastraum ist gemütlich gestaltet.

    Schnell wird ein Kartoffel-Walnuss-Brot serviert. Zur Auswahl stehen eine vegetarische Speisefolge und eine mit Fisch und Fleisch.


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    Die kleinen Snacks sind ohne Zweifel fein gearbeitet und zeigen die handwerkliche Fingerfertigkeit – geschmacklich könnten für mich die jeweils benannten Aromen ruhig etwas deutlicher hervortreten. Dies gilt insbesondere für das Pommes Soufflee mit Trüffel und Parmesan, bei dem ich eigentlich nur etwas Kartoffel und einen leichten Umami-Geschmack wahrnehme.

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    Skrei, Bottarga, Eigelb, Sellerie – der Skrei wird richtig schön warm serviert. Er ist dennoch sehr schön blättrig. Der Fisch wurde mit der Haut gegart, die so knusprig ist, dass sie mitgegessen werden kann. Hier hat sie geschmacklich sogar einen Sinn, denn sie ist das kräftigste Element des Gerichts und verstärkt den Fischgeschmack. Ansonsten ist es sehr balanciert und harmonisch. Grund dafür ist vor allem die Sauce auf Basis eines leichten Fischfonds mit gut eingearbeiteten, leicht hervortretenden Selleriegeschmack. Angenehm ist auch, dass der Sellerie fein und erdig bleibt, aber keine plakative Süße zeigt. Die weiteren Sellerietexturen und der Bottarga sowie die Späne von gebeiztem Eigelb bleiben doch sehr unauffällig. Hier könnte man sicher noch klarere Akzente setzen, ich denke vor allem an den Staudensellerie, dessen kleine Stücke doch kaum aus dem harmonischen Gesamteindruck hervorstechen. So ist der erste Gang stimmig, harmonisch, aber auch brav.
    Riesling Gipskeuper 2020 vom Weingut Beurer aus Württemberg ist ein schöner, runder und cremiger Riesling, der vor allem Sauce gut unterstützt.

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    Petersilienwurzel, Meerrettich, Buttermilch, Apfel – hier gefällt mir wieder, dass das Wurzelgemüse keine Süße zeigt. Die Petersilienwurzel ist als Creme und Chip vertreten – vor allem aber mit dem Hauptelement, dem gut gegarten Stück, das auf den Punkt "al dente" gekocht ist. Als Apfel wird Granny Smith verwendet, seine Säure ist wahrnehmbar, aber sehr gut eingebunden, da die Kügelchen in der Sauce warm gezogen sind. Die rundet auch die Schärfe des Meerrettichs gut ab. Seine Schärfe ist ebenso gut mit dem Fett der Sauce balanciert. Das wirkt wieder sehr stimmig und für mich nun auch fokussiert – auch wenn ich mir einen kleinen frechen Schärfeakzent mit frischem Meerrettich noch gut vorstellen könnte.
    Der Grasgrün Sauvignon Blanc von Holger Hagen aus der Steiermark ist ein typischer Vertreter eines einfachen, plakativen Sauvignon Blanc mit deutlich grasigen Aromen, was aber hier sehr gut passt, vor allem zum Apfel.

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    Scholle, Pastinake, Speck, Petersilie – die Scholle ist schön zart gegart. Der Speck ist so weit ausgelassen worden, dass er in erster Linie als Crunch-Effekt wirkt. Die der Effekt des fleischigen Fetts wird leider nicht wahrnehmbar genutzt, auch nicht für die Hollandaise, was ich schade finde. Dabei mangelt es dank der cremigen Sauce nicht an Fülle, nur wirkt diese eher buttrig, statt speckig. Am deutlichsten ist aber das Gegenspiel aus Petersilie und Fisch. Die Petersilie ist so intensiv grünlich-erdig, so dass das Gericht aromatisch straffer und strukturiert ist, als ich es von der Beschreibung her erwartet hätte - aber funktioniert trotzdem sehr gut.
    Der Blanc de Noir 2021 vom Weingut Diehl aus der Pfalz ist aus der Merlot-Traube gewonnen. Ich bin etwas skeptisch, aber geschmacklich überzeugt: der Wein mit leichten Gerbstoffen, so dass der Eindruck eines kräftigen Weißweins entsteht, was hier gut passt.

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    Hirschtatar, Essiggurken, Rote Beete, Kräutersaitling – Über dem Hirschtatar ist eine gelierte Consommé. Außerdem ergänzen eine mit Wacholder aromatisierte Mayonnaise das Gericht. Leider sind für meinen Geschmack die Proportionen hier nicht stimmig. Der Fleischgeschmack geht sehr unter, auch weil es sehr fein geschnitten ist und damit kaum gekaut werden muss. Das heißt, es vermischt sich schon geschmacklich sofort mit den anderen Komponenten und geht daher unter - es kommen einfach zu viele Aromen und viele weiche Texturen dazu. Zusätzlich ist das Fleisch noch mit recht viel Orangenabrieb abgeschmeckt, dessen Geschmack sich im Mundraum sehr präsent bleibt. Hier wäre mit weniger Aromen mehr zu erreichen gewesen.
    Dazu gibt es einen Pinotage Rosé 2021 Delheim Wines aus Südafrika.

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    Iberico Zwiebelrostbraten – Topinambur: der Hauptgang ist dafür von einem ganz anderen Kaliber. Es gibt Filet des Iberico und geschmorte Wange. Hier gefällt mir, dass neben der Topinambur die Zwiebeltarte klar schmeckbar sind – sie setzen zudem einen herben Akzent, der es sogar möglich machen würde, noch mehr Fett vom Schwein zu spielen. Die Sauce ist nicht zu kräftig, sie wirkt eher weinig. So kann sich der Eigengeschmack der zwei Fleischstücke sehr gut entfalten. Das Gericht ist klarer strukturiert als alle anderen und handwerklich sehr gut umgesetzt.
    Der Zweigelt 2013 von Tement ist nicht allzu komplex, aber ein sehr schöner Begleiter zu dem Gang.

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    Der süße Teil startet mit einem Predessert ist weniger eine Erfrischung, sondern eher ein süßes kleines Dessert, aber lecker.

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    Haselnuss, Birne, Nougat -In dem halben Ring aus dunkler Schokolade ist eine hellere Nougatcreme, die nicht zu süß, sondern angenehm schoko-nussig ist.. Die Birne ist in Noilly Prat pochiert worden und wird ergänzt durch Birgengel und Birneneis. Da die Birne mit Noily pochiert wurde, kommt ein kräutrig-herber Geschmack dazu, der aromatisch mehr Tiefe ins Dessert bringt. Das ergibt einen stimmigen Gesamteindruck und wird jedem gefallen, der gerne Schokodesserts mag.
    Dazu gibt es „Frangelico Kos“, der mit einem Haselnusssirup ein Eigengeschmack des Desserts ergänzt.

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    Auch wenn mir nicht jedes Gericht gleich gut gefallen hat, war das eine sehr ordentliche Gesamtleistung – vor allem, wenn man den regulären Menüpreis von 95 Euro berücksichtigt. Dafür bekommt man schon eine Menge Genuss geboten. Von der handwerklichen Seite erreichen alle Gerichte Sterneniveau, geschmacklich gilt das aber nur für die besten. An der ein oder anderen Stelle fehlte mir etwas das Herausarbeiten der Details, die bei der Beschreibung der Gänge in der Karte angekündigt werden. So wirkte es so, als sei die ein oder andere Zutat auf dem Teller, um den handwerklichen Aufwand zu unterstreichen. Aber das soll eher verdeutlichen, was nach meiner Einschätzung zum Stern noch fehlen könnte. Aber der erste Platz in der Rangliste der Restaurants in Kiel sollte eigentlich bald erreichbar sein, zumal die ersten Bewertungen der Guides schon in diese Richtung gehen. Grundsätzlich waren nämlich alle Aromenkombinationen stimmig, auch weil die Saucen fein abgeschmeckt waren und alle Garpunkte optimal getroffen.

    Loben möchte ich noch die Weinbegleitung, die regulär gerade mal 55 Euro gekostet hätte. Alles sind zwar einfache, junge Weine, aber keiner schmeckte verschlossen, oder zu jung, außerdem waren sie stimmig zu den Gerichten ausgewählt.

    Zum Abschluss gab es noch eine schöne Auswahl an süßen Kleinigkeiten…

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