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  • Kroatien

    Im Rahmen eines Kroatien-Urlaubs konnten wir dieses Jahr einige Restaurants in Dubrovnik und Umgebung, in Split und in Zagreb besuchen. Hier meine Eindrücke:

    1. Dubrovnik

    Einen Besuch in dem angeblichen Spitzenrestaurant Dubrovniks, dem "Gil" haben wir uns gespart. Man sitzt dort zwar sicherlich gut mit Blick auf den Hafen, ein loungiges Konzeptrestaurant reizte uns aber überhaupt nicht. Neben einigen nicht erwähnenswerten Essen, erlebten wir eine große Enttäuschung im Restoran Wanda, welches als Lichtblick in der Touri-Alley Prijeko angepriesen war. Dort serviert man eine geringfügige Variation des Üblichen, jedoch nicht gerade mit den besten Zutaten. So fiel das Essen im Restoran Wanda vor allem durch den Gebrauch tiefgefrorener (so sagte man uns auf Nachfrage) Steinpilze und Garnelen auf. Hier muss man nicht hin.

    Insgesamt besser erschien uns das Essen in dem Städtchen Cavtat, welches mit dem Boot oder Bus in ca. 30 Minuten von Dubrovnik zu erreichen ist. Einen besonders positiven Eindruck hinterließ die Taverna Galija, wo man ausgefallene Muscheln und Seeschnecken bekommt und wirklich gute istrische Fuzi (handgerollte Pasta) mit Dalmatiner Schinken und Pinienkernen essen kann. Auch der auf der Terasse gegrillte Fisch sah gut aus.

    2. Split

    In Split waren wir vom Essen begeisterter als in Dubrovnik, wo alles sehr auf Touristen zugeschnitten erschien.

    Definitiv empfehlenswert ist das Restoran Boban, welches sehr versteckt inmitten eines vornehmen Wohngebiets liegt. Wir irrten erst einmal mehrere Minuten durch die Straßen und waren mehrmals geneigt, umzudrehen, bis das Restaurant dann doch irgendwann erschien. Die Karte ist wie fast überall gigantisch groß und man fragt sich, ob und wie das Restaurant alle Speisen frisch auf den Tisch zaubern will. Es gelingt aber. Etwas befremdlich finde ich, dass man in kroatischen Restaurants Fisch und Meeresfrüchte fast überall per Gewicht bezahlt (zu nicht gerade kleinen Preisen). Im Boban sagt man uns aber glücklicherweise, womit man für eine Person rechnen muss (ca. 15 Euro). Auf den Teller kamen dann perfekt gegrillte Tintenfisch-Tuben, die genau die richtige Konsistenz und einen leicht buttrigen Geschmack haben, sowie vier riesige Langustinos (kroatisch: Skampi), die ebenfalls schön frisch waren. Beilagen dazu kann man sich eigentlich sparen. Lustigerweise bekommt man zu den Skampi neben der Hummerzange auch noch eine hauseigene gestreifte Schürze

    Ebenfalls empfehlenswert ist das Restaurant des Park-Hotels, wo man am Tisch aufwändig ein klassisches Beef-Tatar zubereitet bekommt und guten Fisch essen kann.

    3. Zagreb

    Die Küche in Zagreb differiert ungemein von der an der Küste und ist deutlich österreichisch-ungarisch geprägt. Zu erwähnen sei hier das relativ neue Restoran Trilogija, welches sich in der Oberstadt am Kamenita Vrata befindet. Wir wurden dort sehr höflich empfangen. Man sitzt auch schön. Obwohl draußen einige Gerichte auf einer Schiefertafel angeschrieben waren, sagte man uns, dass es nur ein Fischmenu und ein Fleischmenu gebe. Preise nannte man uns nicht. Wir probierten jedes Menu einmal aus, verkürzten es aber jeweils auf drei Gänge. Da die Portionen sehr groß sind, sind vier Gänge wohl auch nur schwer zu schaffen. Hierzu empfahl uns der Kellner und Sommelier jeweils glasweise Weine aus dem kroatischen Norden, Istrien und Slowenien. Sehr sympathisch ist, dass der Glaspreis 1/7 des Flaschenpreises entspricht und fast jeder Wein glasweise ausgeschenkt wird.

    Das Essen war wirklich gut, wenn auch nicht allzu ausgefallen. Falls man danach noch einen Rakija trinken möchte, empfiehlt sich die Bar Cica.

  • #2
    Aufgrund der sehr guten Bewertung im Feinschmecker (3/5 Punkten) haben wir im Sommer das Gil besucht. Man saß draußen wirklich toll, aber das hochpreisige Essen kann man getrost vergessen.

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    • #3
      Entschuldigen Sie werte(r) Malcitana,

      es wäre einfach schön wenn Sie uns durch Beschreibung des Essens und durch Nennung des Preises einfach selber die Wertung ermöglichen

      Schnecke

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      • #4
        Ales Winkler
        Warum Ales, auf dem s ist noch ein Kringel drauf, mit Nachnamen Winkler heißt, weiß ich auch nicht. Deutsch spricht er nicht, aber sehr gut englisch. Er lebt mit seinen Ziegen im südlichen Teil Istriens; das Klima gestattet es, daß die Ziegen das ganze Jahr im Freien leben. In einem weitläufigen Tal bewegen sie sich vollkommen frei, trotten allerdings zweimal am Tag nach Hause, um sich melken zu lassen. Schon auf den ersten Blick sieht hier alles sehr geordnet aus, im Hause jedoch, insbesondere dort, wo der Käse gemacht und gelagert wird, herrscht peinlichste Sauberkeit. Ohne GPS hätten wir diesen Hof wohl kaum gefunden, und Herr Winkler weiß auch genau, daß sich zufällig niemand zu ihm verirrt. Wir dürfen seine Käsesorten verkosten, allein der Yoghurt ist schon sehr angenehm. Wunderbarer Frischkäse, die Krönung allerdings der etwa ein halbes Jahr Gelagerte. Unter entsprechenden Aufbewahrungsmöglichkeiten könne der gut und gerne noch mehrere Jahre liegen (so weit wird es nicht kommen). Wir verstehen sehr gut, weshalb Herr Blumenthal aus London zu Winklers Fans gehört.

        Zminj, Konoba Puli Pineta
        Auch auf dem Z von Zminj ist ein Kringel drauf, man spricht es also mit einem stimmhaften sch aus, das j am Ende wird allerdings nur angehaucht. Etwas außerhalb des Ortes liegt diese Konoba; Konoba würde man im italienischen wohl Osteria nennen. Die Wirtin ist unglaublich charmant. Das Lokal einfach, nach Michelin-Kriterien etwa eine fünftel Gabel, aber mit einem sicheren Bib. Man ißt Fleisch hier. Vorneweg Schwein, sehr gute Salami und noch besserer Schinken. Dann aber Boskarin- (auf dem s, sie wissen schon ..) Rind. Rumpsteak oder Filet. Was für eine Qualität. Medium heißt dort mehr rot als rosa, anders darf es einfach auch nicht gegessen werden. Es gibt ein Craft-Bier und einen Malvasier, sehr trinkbar, etwa 7 € der Liter, und einen ebenso trinkbaren Merlot. So eine Pinte in meiner Nähe, da wär ich oft.

        Bergdorf bei Buzet
        Die Region um Motovun, Buzet und Pazin gilt als das istrische Trüffelzentrum. Hier wachsen sowohl schwarze als auch weiße Trüffel(n), wobei man, was die Schwarzen betrifft, einige Erfolge bei der Zucht aufweisen kann.Unsere Führerin hatte vor acht Jahren auf einem Areal eintausenddreihundert Eichen gepflanzt, um gleichzeitig, wie das genau geht, hab' ich nicht verstanden, Myzelien zu verteilen. Nun konnte sie die erste, noch bescheidene Ernte einbringen.
        Mit uns war sie jedoch in die dichten Wälder aufgebrochen, 15.September, der Stichtag für die Weißen war da. Und mit ihrer schon über siebzig-jährigen Mutter, der zu folgen uns nicht wenige Probleme bereitete, sowie drei Hunden ging's ins Gestrüpp, nix da mit gelassenem Waldspaziergang! Auch die Hunde verrichten ihre Arbeit ja keineswegs von allein; ständig müssen sie zur Suche angehalten werden, such, such, such, ja wo isser, wo isser, such, such, beständig sprachen Mutter und Tochter auf die Hauptdarsteller ein, begleitet von aufmunternden Pfiffen, lobenden Reden, ja du braver, sowie einer dieser emsigen Kerle nur noch die Nase im Dreck führte.
        Und dann passierte es: Lela, so die größte Hündin, hatte Witterung aufgenommen; die Hinterpfoten in Spinx-Stellung begann sie, mit den vorderen Beinen zu graben, zunächst noch bedächtig, dann jedoch immer schneller werdend, was ja nicht unkomisch aussah. Sofort war auch die Tochter ins Unterholz gekrochen und kniete nun neben dem Hund, um ihn weiter zum Wühlen wie aber auch zur größtmöglichen Vorsicht anzuhalten. Dann rief sie plötzlich: ja, da ist einer, wobei der Pilz jedoch noch längst nicht zu sehen war, vielmehr hatte sie ihn nun ihrerseits erschnuppert. Obwohl ganz nah dabei konnte ich keinen eindeutigen Geruch wahrnehmen. Nun begann sie selbst mit einem Miniatur-Spaten, aber auch mit bloßen Händen zu graben, wobei sie gleichzeitig die Hunde, der Zweite, ein ganz nervöser Wühler, war nämlich sofort dazugeeilt ( der Dritte machte, nachdem ich ihn aus Versehen getreten hatte, einen großräumigen Bogen um mich), wegdrücken mußte.
        Daß sie dabei nicht zu rigoros vorging, es wäre ja ein leichtes gewesen, mit harter Hand die Tiere zu verscheuchen, war Zeichen ihres einfühlsamen Wesens, die Hunde sollten den Erfolg schon miterleben, ohne die Pilze jedoch zu beschädigen bzw selbst zu vertilgen - was die Trüffelhunde, nicht anders als ihre Schweinskollegen, nur zu gerne machen.
        Ja, und dann konnte man ihn erahnen, mit den Fingern wurde er nun freigelegt, weiterhin die drängenden Hunde abgewiesen, gleichzeitig lobende Worte gesprochen, brava, toll gemacht, ja du bist mir ja einer, alles natürlich auf kroatisch, gleichzeitig anderweitig Leckeres verfüttert; und schließlich lag dieses etwa kirschgroße Stück in der flachen Hand. Welch ein Duft ging von diesem Kerl aus - und was für Nasen hatten diese Hunde bewiesen, das Loch war ja inzwischen nahezu dreißig Zentimeter tief geworden.
        Im Laufe der nächsten Stunde hatten "wir" noch vier weitere Erfolge, insgesamt wogen die Trüffel etwa sechzig Gramm, wobei einige Stellen leicht wurmig und daher nicht für den Verkauf gedacht waren. Je nach Qualität liegt das Gramm zur Zeit bei einem bis zwei Euro. Aus dem Wald waren wir vollkommen durchgeschwitzt zurückgekommen. Von jetzt an werde ich Trüffel mit anerkennender Hochachtung vor den Suchenden essen.
        ,

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        • #5
          Tolle Stories, vielen Dank dafür. Ein bis zwei Euro pro Gramm kommt mir günstig vor, sollen die istrischen Trüffeln ja zu den guten gehören. Zu Ales Winkler: uns war in Kroatien aufgefallen, dass im Süden (Split ist ca. die Grenze) jedenfalls früher die Leute italienische Vornamen und kroatische Nachnamen hatten (Massimiliano Simunic, usw.), im Norden bei Zagreb jedoch die kroatischen Vornamen und die österreichischen Nachnamen vorherrschten (Davor Münchmeyer, usw.). Istrien ist ja historisch eigentlich auch eher italienisch geprägt, aber vielleicht hat Herr Winkler ja doch österreichische Vorfahren?

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          • #6
            Bin heute Morgen in aller Herrgottsfrühe von der Abschlussfahrt meines Leistungskurses Erdkunde zurückgekehrt, die mich und meine Schüler/innen nach Istrien führte. Nach diesen sechs Tagen auf dieser kulturell und landschaftlich äußerst interessanten Halbinsel muss ich eines ganz klar konstatieren: Hier muss ich (vor allem aus kulinarischen Gründen) dringend noch einmal hin, zumal es auf Schulfahrten leider oftmals schwierig bis ausweglos ist, die gehobene Gastronomie vor Ort zu testen, da man entweder keinerlei Zeit dafür hat, die mitfahrenden Kolleg/innen kein Interesse an gastronomischen Exkursionen zeigen oder das Essen im gebuchten Gesamtpaket schon inkludiert ist und man dann natürlich mit seinen Schüler/innen in der Unterkunft zusammen speist.

            So musste ich schweren Herzens im Schweinsgalopp die pittoreske Gasse, welche am Restaurant „Monte“ in Rovinj vorbeiführt, hinter dem unsere Gruppe betreuenden Guide Adriano Mates (der wie viele Istrier, rocco hat es in seinem Posting schon angedeutet, einen italienischen Vor- und einen kroatischen Nachnamen trägt) hinterherhecheln, der (wie meine Schutzbefohlenen auch) wenig Sinn für lukullische Genüsse hatte, und konnte nur einen äußerst flüchtigen Blick auf die Speisekarte dieses Lokals erhaschen, welches mit seinen 17 Gault-Millau-Punkten als bestes Restaurant ganz Istriens gilt.

            Ein ähnlich ernüchterndes Erlebnis hatte ich vor vier Jahren schon einmal auf einer Kursfahrt in die Toskana gehabt, als ich und meine beiden mitfahrenden und der Gourmandise nicht abgeneigten Kolleginnen abends am Strand von Marina di Bibbona vor dem legendären „La Pineta“ leider (aufgrund der Tatsache, dass wir uns Ende Oktober schon in der Nachsaison befanden) vor verschlossenen Türen standen.

            In der am Folgetag besuchten und von Schlaraffe weiter oben schon eindrücklich beschriebenen Trüffelregion rund um Motovun besserte sich meine Laune zusehends: Zum einen gönnte mir Reiseleiter Adriano (was in den anderen Tagen eigentlich so gut wie nie vorkam) fünf Minuten zur freien Verfügung, die ich im in der Nebensaison recht beschaulichen Künstlerdörfchen Groznjan nutzte, um in einer winzigen Filiale des hiesigen Trüffelpapstes „Zigante“, der sich im benachbarten Ort Livade ein wahres Tartufi-Imperium, bestehend aus Restaurant, Vinothek, Laden usw. aufgebaut hat, ein Trüffelpesto zu erstehen. Zum anderen bescherte unser Guide in Motovun selbst den Schüler/innen und mir sogar eine ganze Stunde Mittagspause, in der ich im ersten (damit ist in diesem Fall gemeint: einzigen) Haus am Platze, dem Hotel „Kastel“, ein durchaus schlotziges Risotto mit intensiv duftenden und schmeckenden schwarzen Trüffeln genießen durfte, welches mit umgerechnet ca. 14 Euro einem Schnäppchen gleichkam.

            Trotz dieses relativ versöhnlichen Endes meiner Kursfahrt in gastronomischer Hinsicht sind mir natürlich die meisten lukullischen Highlights Istriens (von denen es anscheinend so einige gibt, glaubt man dem Gault Millau oder auch meinem DuMont-Reiseführer) verwehrt geblieben, sodass ich mich diesem Landstrich auf alle Fälle kulinarisch noch einmal auf einer Privatreise widmen werde, so viel ist jetzt schon sicher!
            Zuletzt geändert von El Grande Gourmet; 03.10.2015, 20:23.

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            • #7
              "konnte nur einen äußerst flüchtigen Blick auf die Speisekarte dieses Lokals erhaschen"
              Für solche Gelegenheiten eignet sich ein wie auch immer geartetes Fotogerät.
              Danke, El Grande, für diesen vielleicht schönsten 2015er Bericht ohne Esserlebnis (wenn man mal vom schlotzigen Risotto absieht)!

              Grüße, mk

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              • #8
                In der ARD-Mediathek läßt sich abrufen: Istrien, Kroatiens grüne Halbinsel. Bestimmt schön an kühl-regnerischen Novembertage anzusehen. Erstaunlich viele kulinarische Aspekte werden dabei gezeigt, u.a. (bei etwa 21 min) nämlicher Ales Winkler mit seinen Ziegen (s.o.), aber auch das wunderbar gelegene Hotel Monte Mulini in Rovinj mit dem Restaurant Wine Vault (15 GoMi) und schließloch noch ein Besuch bei den Trüffel-Zigantes (bei etwa 1:10).

                " "konnte nur einen äußerst flüchtigen Blick auf die Speisekarte dieses Lokals erhaschen"
                Für solche Gelegenheiten eignet sich ein wie auch immer geartetes Fotogerät"
                ... oder aber sie bringen noch ein klein wenig Geduld auf, dann reich ich sogar noch die Geschmacksempfindungen nach
                Gruß
                s.

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                • #9
                  Das Wine Vault nimmt in unseren Kroatien-Ranglisten den siebten Platz ein. Es ist ein Hotelrestaurant, die Lage direkt an einer Bucht mit Blick auf das Meer und mit Blick auf die Altstadt von Rovinj könnte nicht schöner sein. Monte Mulini, so heißt das Hotel; und nicht wenige sind auch von der Architektur bezaubert.
                  Das a gueule ist ein Miniaturmartiniglas mit Fenchelsud auf Ingwercreme; unterschiedliche Geschmeidigkeiten, unterschiedliche Temperaturen, gelungen. Der Vortrunk ein Sekt von Persuric (auch hier denken Sie Sich bitte aus s und c einen Haken, Misal, so die exaktere Deklaration, und wir lieben ihn (ebenso wie übrigens die Sekte von Tomac und Matosevic)

                  Die nun folgenden Vorspeisen sind gut, sehr gut sogar. Dünn aufgeschnittene Jakobsmuscheln, marinierte Scampi, frisch und anregend, dazu Erbsencreme mit charmanter Süße, unterstützt von süß-säuerlichem Apfel, dazu etwas Ketakaviar. Warm dann schwarze fischgefüllte Ravioli, die Calamari zarz, zart, auch das dritte Teilchen zart, kräftige mir sehr angenehme Röstaromen, dazu noch Haselnüsse, sehr gut.
                  Auch die Hauptgerichte bestätigen die 15 GM-Punkte. Das Dessert eine Panna Cotta von Honig und Mandelmilch, Yoghurteis und Blaubeeren, schmatzig gut.

                  Der pfiffige Sommelier hatte uns einen Malvazija von Kozlovic empfohlen. Wirklich ein sehr gutes Weingut; und - um nicht einen neuen Kroatien-Wein-Pfad zu eröffnen - hier noch weitere Weintipps: Radovan, Meneghetti (dort auch das Öl) Degrassi, auch der von EGG genannte Trüffel-Zigante hat interessante Weine. (Teran + Trüffel = sehr gut)

                  Hier kann man sich wohlfühlen.
                  Gruß
                  s.
                  PS: ein letzter Tipp: auf dem Parkplatz stehen nur die teuerste Automobile aus Untertürkheim und Zuffenhausen, vereinzelt auch Véhicule bayerischer Provenienz. Gemein scheint deren Maschinisten zu sein, den Fisch "durch" zu wollen. Mögen Sie ihn also lieber glasig, sagen Sie Bescheid.

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                  • #10
                    Werter Schlaraffe,

                    besten Dank für die lesenswerten Ausführungen zur Ihrem Besuch im "Wine Vault"! Wenn Sie jetzt noch die versprochenen Geschmacksempfindungen in Bezug auf Ihren Aufenthalt im "Monte" nachreichen würden (welche mir ja aus bekannten Gründen leider verwehrt geblieben sind), wäre ich restlos von Ihrer Berichterstattung zur (gastronomischen) Lage in Istrien begeistert!

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                    • #11
                      Monte, Rovinji (17/20)

                      Rovinji, die Altstadt eine Halbinsel auf der istrischen Halbinsel, erhebt sich wirklich bezaubernd aus dem adriatischen Meer. Schon von weitem sieht man diesen auf der höchsten Stelle des Hügels gelegenen schlanken Turm von St. Euphemia. Kommt man dem Städtchen dann näher, trübt sich der Blick ein wenig. Wohin man auch blickt, Ramschläden, die es einem nicht einfach machen, sich auf die eigentliche Schönheit der Häuser zu konzentrieren. Und um diese Geschäfte Tausende von Kaufwütigen, es scheint, als hätten sich alle Schwaben und Bayern und Franken in Kroaaatien verabredet. Zum einen mag das an der theoretisch nicht zu langen Anreisezeit liegen, wobei zu den sieben Stunden Fahrzeit ja nochmals die gleiche Zeit am Karawankentunnel gerechnet werden muß. Zum anderen liegt es natürlich an den Preisen. Gerade alkoholische Getränke gibt es zu Preisen „wie en Malllorka vor dreißig Johr“.
                      Die größeren Landstraßen sind gesäumt von Kaufland, Lidl etc; mußten frühere Generationen ihre Blödsinns-Wurst noch eingeschweißt und die Ravioli noch eingedost über die Alpen karren – an diesen luftgetrockneten Schinken und Salamis hätte man sich ja womöglich den Magen verderben können – so sind diese ganzen „eßbaren“ Widerwärtigkeiten jetzt schon da. (Auch unser Vermieter hatte uns zunächst den Weg zu Lidl beschrieben, war dann allerdings auf die Frage und wo können wir was zum Essen kaufen rasch umgeschwenkt).

                      Gewaltige Plastiktüten mit in Ostasien produziertem Billigschrott werden durch die Gassen geschleppt, man könnte glauben, die besinnliche Adventszeit habe schon begonnen, wären die tragenden Männer nicht alle sonnenverbrannt in ihren Unterhemden, denen es kaum gelingen konnte, die massigen und feisten unteren Bauchpartien auch nur annähernd zu bedecken. Im Gefolge aalfette Kinder, die aus riesigen Plastikbechern Gefrorenes löffeln. Eisdielen gibt es zuhauf, mit den merkwürdigsten Sorten, deren Farben an die Farbbalken der Monopoly-Straßenbesitzkarten erinnern; ich wähle Badstraße, gutes Heidelbeeraroma, ab was mag wohl Chausseestraße sein?
                      Je höher man sich Richtung Kirche bewegt, desto ruhiger geht es zu – Schmerbauch meidet Hügel. Und in der Tat, es gibt einige Oasen der Ruhe. Da ist zum Beispiel das kleine Stadtmuseum; dort werden gerade einige Keramikarbeiten aus den Picasso’schen südfranzösischen Werkstätten gezeigt. Noch ruhiger ist es aber auf dem Glockenturm von St.Euphemia. Und ich sage das ohne beschönigende Worte: hier ist einer der schönsten Aussichtplätze Istriens. Die nächste Oase der Ruhe liegt dann gleich in der Nähe; es ist das

                      Monte

                      In unseren Ranglisten immerhin als das beste Restaurant Kroatiens geführt. Der GoMi gibt siebzehn Punkte; was es uns wert war, kann man daran erkennen, daß wir, nach einem Mittagessen , bei deutlich eingeschränkter Speisekarte, uns spontan zu einem Abendessen entschlossen hatten. Man sitzt dort bequem auf einer Art verglasten Terrasse. Die Chefin, eine junge Frau mit weißblondem Kurzhaarschnitt, ist elegant, fix, fröhlich, spricht freundlich mit den Gästen, wobei sie ständig die Sprachen wechselt. Nochmehr wollte mir die Sommelière gefallen, auf jeden Blickkontakt reagierend, klar in der Beratung, überdurchschnittliches Fachwissen, anmutig in ihren Bewegungen; nach einigen Gläschen kommt es mir vor, trüge sie jetzt noch ihr langes blondes Haar gescheitelt und mit einem Spängele, als sei es die junge France Gall, somme berce-moi-chaudement …

                      Die Weinkarte imponiert mit einer ausgezeichneten Auswahl kroatischer, slowenischer und sonstiger karstigen Weine. Wir probieren unter anderem einen flaschengereiften, sehr anregenden Sekt von Tomac, die Cuvée Terre bianche, mit Malvazija und Viognier, von Degrassi, einen kantigen Vitovska von Edi Kante und, als Roten, einen ebenso charmanten wie gehaltvollen 2009 Plavac Mali von Grgic.
                      Ob es auch was zu Essen gab? Na klar, wir hatten uns überwiegend mit frischem Getier aus dem Meer vergnügt. Da gab es zum Beispiel, auf Steinen drapiert, rohe Tintenfische, Scampi und Jakobsmuscheln, die ihrerseits auf Apfelscheiben gebettet waren; darüber wurde hauchdünner und dafür sehr fetter Pancetta gelegt, um das Ganze dann am Tisch mit einem kleinen Flammenwerfer zu überglühen; dies jedoch nur so weit, daß das Fleisch noch roh blieb, allenfalls sich auf dessen Oberfläche erste Wärme – und Gareffekte zeigten. Die erwünschten Röstaromen galten also allein dem Pancetta.
                      Es war tatsächlich die Frische der Krusten- und Schalentiere, die als Hauptverantwortliche des Wohlgeschmacks der einzelnen Gänge entlarvt werden konnte. Namentlich die Scampi, roh, leicht angegart, gegrillt, mit frischem Gemüse zu kleinen Hügeln geschichtet, großartig. Aber wir mochten auch Spanferkel mit Linsen und Lamm, unterschiedliche Stücke, jeweils anders gegart mit wiederum verschiedenen Gemüsen, es wächst ja alles in Istrien.
                      Zum Beschluß Meringen mit Yoghurteis, süßer Ziegenfrischkäse, dazu süßer Malvazija. Bei sieben Gängen bleibt man unter einhundert Euro. Sieben von Zehn würde da Herr Oberhäußer locker herausziehen.

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                      • #12
                        Herzlichen Dank, werter Schlaraffe, für den von mir lang erwarteten Bericht über das "Monte", dem ich dann wohl doch noch einmal (wenn es mich privat nach Istrien verschlägt) einen Besuch abstatten werde....

                        Fast noch schöner aber als ihre anschauliche Berichterstattung über das genossene Menü finde ich die tragik-komischen Ausführungen in Bezug auf die typische touristische Klientel aus Deutschlands Süden, welche einer Plage gleich in Heerscharen über die istrische Halbinsel herfällt und auch in der Ferienanlage in Vrsar, in die es meinen Leistungskurs und mich verschlagen hatte, in Kompaniestärke vertreten war...

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                        • #13
                          Zitat von Schlaraffenland
                          als hätten sich alle Schwaben und Bayern und Franken in Kroaaatien verabredet.
                          Zitat von El Grande Gourmet
                          touristische Klientel aus Deutschlands Süden, welche einer Plage gleich in Heerscharen über die istrische Halbinsel herfällt und auch in der Ferienanlage in Vrsar, in die es meinen Leistungskurs und mich verschlagen hatte, in Kompaniestärke vertreten war...
                          Wer im Glashaus usw.


                          Zitat von Schlaraffenland
                          Sieben von Zehn würde da Herr Oberhäußer locker herausziehen.
                          ACHTUNG KOMPLIMENT - Für Ihren Bericht, lieber S., ziehe ich dagegen mal lässig Zehn von Zehn heraus.

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                          • #14
                            Nach Studieren sämtliche Internet-Seiten und vor allem durch den Bericht von Schlaraffenland dazu animiert, haben wir ein Besuch bei Monte in Rovinj eingeplant. Mittags ist das Restaurant geschlossen, so müssten wir nach der ermüdenden Rovinj-Besichtigung bei 30° noch unsere Kräfte für ein Abendessen sammeln. Wir sind als erste Gäste da, bald schon füllt sich das Restaurant und es wird ziemlich voll und laut.

                            Über die Gastgeberin und die Sommeliere hat der liebe Schlaraffenland bereits sehr schön geschrieben, dem ist von unserer Seite nichts hinzuzufügen.

                            Es gibt zwei Menüs am Abend, „Tendence“ mit 7 Gängen und „Essence“ mit 5. Wir entscheiden uns für ein 7-Gang Menü.

                            Die Amuses sind schön schmackhaft, das Brot selbstgebacken, die Menüabfolge liest sich wie folgt:

                            OMEGA 3 / Thunfisch / Seehecht / Sardinen





                            Vielleicht der schwächste Gang. Schön anzusehen und im Prinzip lecker, aber schlecht ausbalanciert. Die Sardine war zu intensiv und salzig, so dass der arme Thunfisch gar keine Chance hatte.

                            Krustentiere / Algen / Hähnchen / Mungo Bohnen / Safran Dashi


                            Das war der Wau-Gang. Wir hatten uns beim Lesen gefragt, was das Hähnchen bei diesen Komponenten verloren hat, allerdings war hier jedes Teil an seinem Platz, nichts war überflüssig. Die Meeresfrüchte von allerbesten Qualität, Dim Sum Teig fein und dünn, das Hähnchen in Ingwersud gegart. Wunderbar!

                            Seeteufel / Kalmar Krokette / Zucchini und Kraken / schwarzer Venere Reis / Meeresschaum

                            Hier hat der sehr intensive Krustentierfond das ganze ausgemacht. Ein sehr schöner Gang, der unverkennbar mit lokalen Komponenten spielt.

                            Kalbsbries / Kartoffel / Zwiebel / Pilzen


                            Dazu gab es noch Istrischen Sommertrüffel obendrauf. Bei so einem Gang kann man nicht viel falsch machen. War extrem lecker.

                            Spanferkel 24 h / Linsen / Schwarte und eingelegte Zwiebel / Geranium Schaum


                            Das war nochmals Wau! Der Spanferkel mit der wunderbaren Schwarte ein Gedicht. Erstaunlicherweise hat der Geranium Schaum hier sehr gut funktioniert in dem es eine subtile Süße und Frische brachte.
                            Als Predessert bekamen wir einen Zitronencreme mit Estragon Schaum

                            Istrianischer Frischkäse / Tapioka / Vanilleeis / Gänseleber / Haselnuss / Orangen


                            Kompott von Aubergine und Tomaten / Meringe / Joghurt / Oregano Granite / Mandel Pulver

                            Die beiden Desserts waren eine absolute Spitze. Ich, als Käse-als-Dessert-Esser war restlos begeistert. Die beiden Desserts waren sehr frisch, nicht übersüß, Gänseleber oder Aubergine sehr gekonnt eingesetzt.
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                            Zuletzt geändert von wi090365; 22.09.2016, 14:17.

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                            • #15
                              Wir waren von der Leistung ziemlich beeindruckt, vielleicht war es teilweise dem Fiasko bei Obauer verschuldet, denn Monte war so viel besser! Deswegen haben wir uns spontan entschieden, nochmals bei Monte zu speisen und ein zweites Menü zu probieren, was wir ein paar Tage später auch getan haben.

                              Die Amuses waren: ein Olivenöl und Kräuter Crostini, wilder Spargel mariniert und als kalte Suppe, Joghurt-Tomaten-Mousse mit Estragon

                              Konservierter Thunfisch / Sous vide / Tartar / Ceviche


                              Petersfisch barrique, Spinat, Limeta, Sesam / Orzotto / Garnelen, Champignon


                              Seebarsch / Riesengarnele / Tintenfisch / Blumenkohl und Algen


                              Lamm / Sommerpilze aus Motovun / Zwiebel / Kartoffel



                              Predessert Käse

                              Birne / Metamorphose


                              Wir fanden das erste Menü in seiner Gesamtheit besser. Hier war der Zweite Gang herausragend, die anderen waren gut, für solide 1*.

                              Getrunken haben wir Malvasia von Kozlovic, welche speziell für die JRE Restaurants in Kroatia kriiert wurde. Es gibt wohl insgesamt 13 JRE Restaurants in Kroatia und insgesamt 2000 Flasche von diesem Wein. Der Wein war sehr gut und konnte durchgehend zum Menü mithalten.

                              PS: ein kleines Bericht über sonstige kulinarische Eindrucke rund um Opatija und co. folgt noch.
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