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De Jonkman, Brügge

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  • De Jonkman, Brügge

    Für "De Jonkman" hatte ich eigentlich einen Abendbesuch vorgesehen, doch im Vorfeld der Planungen ergab sich, dass für Brügge nur ein Nachmittagsbesuch infrage kam - also für mittags reserviert, schnell von der Homepage die Wegbeschreibung gezogen und dann selbstbewusst auf's Navi verzichtet – großer Fehler! Nach einigen zeitraubenden Irrungen durch die Brügger Vorstädte, zahlreichen divergierenden Anfahrtshinweisen der örtlichen Bevölkerung und intensiver Bekanntschaft mit einer belgischen Version der New Kids dann die (vorsorglich telefonisch angekündigte) deutlich verspätete Ankunft im Maalsesteenweg 438...
    Wer das Restaurant bisher nur von Fotos kennt, erwartet wahrscheinlich einen bistro-artig gestalteten, vergleichsweise einfach gehaltenen Restaurantraum. Diese Erwartungen werden vor Ort dann auch voll erfüllt. Entsprechend locker traten die anderen Gäste des Hauses auf, keine Flüsterstimmung, der Kleidungsstil eher leger. Der vermutete Servicechef, eine jugendliche Ausgabe des Schweizer Idividual-Anarchisten Dieter Meier, beriet dazu sehr sachkundig, wenn auch etwas distanziert.
    Nun aber zur Küche, vor einiger Zeit mal von highendfood sehr gelobt, inzwischen sogar mit zwei Sternen ausgezeichnet. Angesichts der fortgeschrittenen Mittagszeit an den anderen Tischen habe ich mich auf ein kleines Menü beschränkt, mit dem ich insgesamt sehr gut gefahren bin (– gegen den Verzicht auf „Message in a bottle“ hilft evtl. das passende auf Youtube…).
    Das lag zunächst an den wirklich herausragenden Amuses, wie z.B. dem in einer heugepolsterten Mini-Kokotte servierten wachsweichen Wachtelei mit Steinpiulzpulvermantel, einer Foie-Gras-Crème mit Kaffeekaramell und Blumenkohl oder dem gebackenen Rindermark mit Auberginenkaviar und eigelegten Gemüsen. An diesen Miniaturen allein hätte ich mich sattessen können, der dazu empfohlene Aperitif aus Champagner, Cranberrysaft und Lychee-Espuma erinnerte mich allerdings an die Soda-Becher von Mr. Hooper in der amerikanischen Sesamstraße.
    Das anschließende Garnelentatar mit Petersilienwurzelcrème, sous vide gegarter Petersilienwurzel, Seeigel-Gelee & -Vinaigrette bestach vor allem durch das qualitativ großartige Tatar, während die Crème recht fett, Vinaigrette und Gelee (letzteres als geschwungenes Band) dagegen eher unauffällig wirkten.
    Der Kabeljau „flämische Art“ (vielmehr eine Dekonstruktion desselben) blieb vor allem durch eine sehr große Fischportion in Erinnerung, ein sicher guter, aber nicht herausragender Gang.
    Ähnlich verhielt sich das wie von Zentrifugalkräften in eine Tellerkurve verschobene Dessert, allerlei Cremes, Gelees, Tropfen etc. von Waldbeeren mit Schokoladenerde.
    Die empfohlenen offenen Weine fand ich stimmig, sehr angenehm auch der schüchterne Auftritt des Hausherrn, der es sich nicht nehmen lässt, die Bestellung selbst aufzunehmen. Insgesamt also ein rundes Erlebnis, wenn auch nach anfänglicher Euphorie die Begeisterung im Laufe des Mittags eher wohliger Zufriedenheit wich. Auf dem Heimweg dann noch gerätselt, ob die roten Kunstkatzen im Vorgarten Wasserflaschen oder Flammenwerfer auf dem Rücken tragen ...
    Zuletzt geändert von malbouffe; 28.12.2012, 11:22.

  • #2
    Die Art, wie Sie Ihre kulinarischen Erlebnisse beschreiben ist, auch unter Berücksichtigung Ihrer parakulinarischen Assoziationen, schon sehr gelungen
    s.

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    • #3
      parakulinarisch - sehr schönes Wort. Mindenstens so kreativ, wie der Bericht.

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