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Ron Gastrobar*, Amsterdam (vormals Ron Blaauw)

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  • Ron Gastrobar*, Amsterdam (vormals Ron Blaauw)

    16 Punkte oder zwei Sterne?

    In Deutschland sind, soweit ich das mitbekommen habe, einige "Tatsachen" ueber Sternelokale bekannt. Dazu gehoert (ich moechte betonen dass dies eine subjektive Beschreibung dessen ist, was ich gehoert habe, nicht dessen was ich selbst erlebt habe), dass diese sehr teuer sind, man immer nur elegant angezogen willkommen ist und selbstverstaendlich erwartet wird, dass man das grosse Menue isst. Von dem "Skandal" abgesehen, dass es irgend wo hinter dem Mond in England einen Pub mit zwei Sternen geben soll (Ironiemodus aus: sobald er drei Sterne hat fahre ich hin, bisher ist er ja nur einen Umweg aber keine Reise wert - war trotzdem schon jemand da?) gibt es sicher genuegend Restaurants bei denen man bei Lektuere des Internetauftritts solche Vorurteile bestaetigen kann (bei Besuchen wuerde es schon etwas schwieriger).

    Was Bewertungen betrifft, habe ich auch hier im Forum den Eindruck, dass sich viele eine absolute Bewertung wuenschen. Abweichungen zwischen verschiedenen Restaurantfuehrern koennen dann so interpretiert werden, dass sie auf Fehler in der Bewertung hinweisen. Dies kann ja dahingehend "geloest" werden, dass man sich am Ende eines Besuchs der einen oder der anderen Bewertung anschliesst.

    Das Zweisternerestaurant in Amsterdam ist kein besonders edles Restaurant, draussen unter Baeumen sitzen die Gaeste sommerlich gekleidet. Ein grosses Menue gibt es nicht, man isst a la carte. Die meisten Gaenge kosten 15 Euro, der Kellner empfiehlt mit zwei anzufangen, danach koenne man ja noch weitere bestellen.

    Der Besuch ist schon eine Weile her, die Voraussetzungen, an der Verlosung teilzunehmen, kann ich (mangels genauer Notizen ist mir der Nachtisch sowie ein weiterer Gang entfallen) mit meinem Bericht nicht erfuellen (was mich allerdings auch nicht weiter stoert).

    Los ging es mit richtig gutem Brot (eine Sorte in Scheiben geschnitten - was will man mehr als _ein richtig gutes_ Brot?) und eingelegten Zwiebeln.

    Es war mitten in der Spargelzeit, der Gang Hummer mit weissem Spargel schmeckte so verlockend wie er geklungen hatte - auch wenn die Sauce eher Einsterneniveau als Zweisternenivau hatte.

    Das Steak Tartare war sehr kreativ (eine genaue Beschreibung dessen was ausser Fleisch auf dem Teller lag haette einer laenger Nachfrage beim Kellner bedarft) und auf seine Art zwei Sterne wert, auch wenn mir persoenlich deftigere Varianten besser schmecken.

    Die gebratenen Gaenseleber (fois gras) wurde mit Tomaten und roter Rahne serviert. Dieser Gang hat mir ausgezeichnet geschmeckt - aber womit soll ich ihn bei der Bewertung vergleichen? Mit der traumhaften, sehr viel hochpreisigeren Variante die mein Lieblingslokal a la carte serviert - und dann halt irgend wie einen Stern abziehen?

    Um zur Anfangsfrage zurueckzukommen: sind es nun 16 Punkte oder zwei Sterne?

    Fuer mich sind es sowohl 16 Punkte als auch zwei Sterne. Die 16 Punkte kann ich hier nachvollziehen - im Vergleich zu Restaurants vergleichbarer Preisklasse allerdings auch die zwei Sterne. Werde ich wieder kommen? Wenn ich mal wieder in der Naehe sein sollte, sicher. Ich werde dann 3 Gaenge sowie einen Nachtisch bestellen (d.h. einen Gang weniger als dieses Mal) und somit fuer 60 Euro pro Person Essen gehen. Bei dem Preis kann ich mir bei jedem Gang den Kopf zerbrechen, ob dieser Gang nun 16 Punkte oder zwei Sterne wert ist, ich muss es aber nicht.

    Het gastronomische knooppunt waar alle sporen van meesterkok en ondernemer Ron Blaauw samenkomen. Kookworkshops, catering, opleidingen, advies en meer.


    PS: Um der Frage des von mir geschaetzten Schlaraffenland zuvorzukommen: ja, es gab auch Wein (es war allerdings zu warm fuer mehr als ein Glas). Und nein, ich erinnere mich nicht mehr an den Wein - er stand als "Empfehlung des Sommeliers" auf der Karte und passte zu mehr als einem Gericht, hinterliess bei mir allerdings auch keinen bleibenden Eindruck.

    PPS: Wie die Preisangabe in der Niederlande-Ranglisten entsteht, erschliesst sich mir nicht. Mehr als 4 Gaenge pro Person zu bestellen, ist ambitioniert, 8 wuerden einer Menge an Essen entsprechen, die in keinem mir bekannten Sternerestaurant im grossen Menue serviert wuerde.
    Zuletzt geändert von Zeitblom; 24.07.2013, 10:12. Grund: PPS

  • #2
    Lieber Zeitblom, vielen Dank für den Bericht (=ist natürlich einer und Ihr Name ist schon Lostopf), den angesichts der Diskussion im Spaß-Gastronomie-Thread mit großem Interesse gelesen habe. Leider sehe ich auf der Internetseite keine Bilder des Restaurants, können Sie noch ein paar Warte zum Ambiente und der Atmosphäre ergänzen? Denn ich könnte mir vorstellen, dass - wieder in Bezug auf die Spaß-Gastronomie-Diskussion - die Gestaltung und das Auftreten des Service den Gedanken an Sterne-Vorurteile manchmal mehr aufkommen lassen, als das was auf dem Teller ist.

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    • #3
      Zitat von QWERTZ
      Leider sehe ich auf der Internetseite keine Bilder des Restaurants, können Sie noch ein paar Warte zum Ambiente und der Atmosphäre ergänzen?
      Freut mich, dass Sie meinen Bericht gern gelesen haben. Es war Hochsommer, die Gaeste sassen draussen, vom Gehweg durch eine Hecke getrennt. Unter der Woche waren Mittags nur wenige Tische besetzt; auf der Bank am Nebentisch schlummerte eine Katze (ob sie das nur deshalb durfte, weil ausser mir sie niemand gesehen hat, oder ob sie zum Restaurant gehoert kann ich nicht beurteilen). Die Atmosphaere war eher wie in einem Cafe als in einem edlen Restaurant. Die Innenraeume habe ich nur fluechtig gesehen, wenn ich mich richtig erinnere wirkten die Innenraeume eher modern und hell als luxurioes und prunkvoll.

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      • #4
        Vielen Dank für die Zeilen, werter Zeitblom.
        Ich finde es macht richtig Spaß an einem lauen Sommerabend draußen zu speisen. Dies ist aber nur in wenigen Sterne-Restaurants in Deutschland möglich.
        Preislich würde ich sagen, fast unschlagbar ?!

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        • #5
          Danke sehr für den Bericht, lieber Zeitblom.

          Was vielleicht interessant ist: Bis Mai diesen Jahres war das Ron Blaauw in Sachen Menü und Preisen anders strukturiert. Es gab ein 8-Gang-menü mit einer Reihe Amuses vorweg, der Preis lag bei ca. 110 Euro, glaube ich.
          Dann gab Blaauw recht kurzfristig bekannt, dass er das Konzept ändert und das Lokal in Ron Gastrobar umbenennt.
          Insofern beziehen die aktuellen Wertungen sich noch auf das "alte" Restaurant.

          Wir waren kurz vor der Konzeptänderung dort (einen Bericht mit Bildern finden Sie bei Interesse auf SF.de) und am Ambiente hat sich meines Wissens nicht allzu viel geändert. Locker und lebendig ging es schon damals zu, ähnlich wie im Londoner Viajante. Anders gesagt: es hat richtig Spaß gemacht, dort zu sitzen und zu essen (anders als in manch höher bewertetem oder auch "besser" kochendem Restaurant).
          Die Gerichte sind nun wohl leicht abgespeckte Versionen der früheren Kreationen.

          Vergleichbare Änderungen kenne ich aus dem Formel B in Kopenhagen und ab 1.9. auch aus dem Beluga (aktuell 2** und 19,5 GMP) in Maastricht.

          Was ich mich frage ist: wieso müssen die "Lockerungen" in Ambiente, Service etc immer mit einer "Vereinfachung" der Küche einhergehen? Oder anders gesagt: wieso kocht nicht mal einer auf 3 Sterne in einem so "lockeren" Ambiente, auf das sich nun Ron Blaauw und offenbar auch Beluga ummodelliert haben? Okay, in Paris gibts das zum Teil (mit 2**) und Viajante hat sicher hohe Ambitionen, aber das ist halt Paris und London...

          Gruß
          b.

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          • #6
            Zitat von brigante
            Danke sehr für den Bericht, lieber Zeitblom.

            Was vielleicht interessant ist: Bis Mai diesen Jahres war das Ron Blaauw in Sachen Menü und Preisen anders strukturiert. Es gab ein 8-Gang-menü mit einer Reihe Amuses vorweg, der Preis lag bei ca. 110 Euro, glaube ich.
            Dann gab Blaauw recht kurzfristig bekannt, dass er das Konzept ändert und das Lokal in Ron Gastrobar umbenennt.
            Insofern beziehen die aktuellen Wertungen sich noch auf das "alte" Restaurant.
            danke fuer diese Info! Bei dem Preis-Leistungs-Verhaeltnis haengt meine Entscheidung, wieder zu kommen, nicht davon ab, ob das Restaurant in einem Jahr vielleicht 15 Punkte / einen Stern "wert" ist.

            Dennoch: bei "einfachereren" Zweisternerestaurants wie etwas den Pariser Restaurants von Joel Robuchon habe ich auch andere Erwartungen als bei luxurioeseren - das Konzept in dem hier diskutierten Restaurant ist sicher noch einfacher.

            Zitat von brigante
            Wir waren kurz vor der Konzeptänderung dort (einen Bericht mit Bildern finden Sie bei Interesse auf SF.de) und am Ambiente hat sich meines Wissens nicht allzu viel geändert. Locker und lebendig ging es schon damals zu, ähnlich wie im Londoner Viajante. Anders gesagt: es hat richtig Spaß gemacht, dort zu sitzen und zu essen (anders als in manch höher bewertetem oder auch "besser" kochendem Restaurant).
            Freut mich, das zu lesen.

            Zeitblom

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            • #7
              Zitat von Zeitblom
              Bei dem Preis-Leistungs-Verhaeltnis haengt meine Entscheidung, wieder zu kommen, nicht davon ab, ob das Restaurant in einem Jahr vielleicht 15 Punkte / einen Stern "wert" ist.
              Schon klar. Ich fand es auch vor allem interessant, dass Sie ja durchaus noch 2 Sterne gesehen bzw. geschmeckt haben, auch wenn diese gar nicht mehr angestrebt werden.
              Was mich wiederum über den "Placebo-Effekt" von Bewertungen nachdenken ließ – schon oft fragte ich mich bei bestimmten Gerichten in mehrfach besternten Lokalen, ob ich sie genauso begeisternd fände, wenn ich sie in einem simplen Eckbistro serviert bekäme. Oder umgekehrt.
              Ich bin sicher, dass der Placebo-Effekt funktioniert.

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              • #8
                Zitat von brigante
                Was mich wiederum über den "Placebo-Effekt" von Bewertungen nachdenken ließ – schon oft fragte ich mich bei bestimmten Gerichten in mehrfach besternten Lokalen, ob ich sie genauso begeisternd fände, wenn ich sie in einem simplen Eckbistro serviert bekäme. Oder umgekehrt.
                Ich bin sicher, dass der Placebo-Effekt funktioniert.
                Klingt interessant. Hätten Sie, lieber brigante, nicht Lust, dazu einen eigenen Placebo-Thread zu eröffnen?
                Gruß
                s.

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                • #9
                  Den Thread habe ich zumindest eingerichtet...http://www.forum.restaurant-ranglist...9811#post19811

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                  • #10
                    Ron Gastrobar * (bzw Placebo die Zweite)

                    Die Stimmung in diesem Lokal ist großartig; wir werden etwas an die Ssäm Bar erinnert, obwohl es dort noch deutlich entspannter zugeht. Die Speisekarte ist umwerfend; es gibt etwa zwanzig Gerichte, und dabei ist keines, das man nicht sofort essen möchte. Daurade mit Fenchel? Hier gewiß nicht! Alle Gerichte kosten fünfzehn Euro, wir sollten doch erst mal zwei auswählen, je nach Hunger ggfs noch was drittes draufpacken. (Man könnte allerdings sich auch ein Steak bestellen: Blonde d'Aquitaine, US Black Angus, ein asturischer Zosse oder ein Friesen Wagyu, die Preise, für zwei, eskalieren von 75 bis 160 €)
                    Kleine, charmante Weinkarte, wir wählen einen mir unbekannten Albarino, Kork. Zweite Flasche, Kork. Kleines Mißtrauen beim jungen Ober, er müsse nun den Sommelier befragen. Ob er uns nicht einen anderen Weissen bringen könne, womöglich liege ja ein systematischer Fehler vor, schlechtes Material, aber er will nicht.
                    Erster Gang: McFlurry von der Gänseleber mit Tangerine und VOC Gewürzen; und obwohl es mir nicht gelingt, aus den Beschreibungen des überaus charmanten jungen Kellners schlau zu werden, nein, ich weiß nicht, was ein McFlurry ist, nein, ich war in letzter Zeit nicht bei McDo, kann daher diese Assoziation nicht nachempfinden, und diese Gewürzgeschichte hab ich auch nicht kapiert, bin ich vom Ergebnis begeistert. In einem Cocktail-Glas ist eine Lebercreme, deutliche Bittertöne, wunderbare Geschmeidigkeit, Zitrusnoten, allerlei Gewürztöne, kleine krachende Kügelchen, genug, ein perfekter Einstieg. Mein Gegenüber vergnügt sich derweil mit gebackenern Langustinen, Zwiebeln und Chorizo. Sowas kann ja oft grauenhaft daneben schmecken, hier ist es schlicht ein Glücksbringer.
                    Wenn ich allerdings etwas wie die Pest hasse, st es, vor leeren Gläsern zu sitzen bzw einen Gang weinunbegleitet verzehren zu müssen. Die Teller werden abgetragen, Pause, noch ne Pause, dann kommt wieder der Ober mit der dritten Flasche Albarino, er riecht, strahlt, statt stinkendem Muff nun Frucht und Frische.
                    Der zweite Gang nun läßt etwas auf sich warten, aber unser galizischer Freund vertreibt die Zeit. Als die Flasche, nach einer knappen Stunde, fast leer ist, geht es schon weiter.
                    Tartaar van Coquille mit Crème van Parmezaanse Kaas, die Jakobsmuscheln oberfrisch, die Parmesancreme zum Reinlegen, auch hier wieder diese Gefahr der Plumpheit grandios umschifft, ein Könner am Herd! Der Wagyuburger ist toll, in NY haben wir's noch toller erlebt ... oder sind wir womöglich von den kleinen Widrigkeiten angenagt? BBQ Spare-Ribs mit geräucherten Be(e)ten und Meerrettich und hausgemachtem Sambal, der Sambal, leck mich fett, was für eine Granate, das Fleisch schon vom Knochen gelöst, aber, s.o., ist das wirklich so oder schmecke ich nur diese Art des Fleischgeschmackes, die genau dann entsteht, wenn das Fleisch zu lange warmgehalten wird?

                    Wir waren ja nicht verärgert, aber diese kleinen Ungenauigkeiten haben unsere Grundstimmung etwas gedämpft; die Idee, am nächsten Abend gleich nochmals hier einzukehren, um uns durch diese geniale Karte zu spachteln, wurde schließlich fallengelassen.
                    Ein unbedingt empfehlenswertes Lokal!

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                    • #11
                      Zitat von Schlaraffenland
                      Daurade mit Fenchel? Hier gewiß nicht!
                      Hier ja leider nicht mal ohne Fenchel...
                      Zitat von Schlaraffenland
                      Wenn ich allerdings etwas wie die Pest hasse, st es, vor leeren Gläsern zu sitzen
                      Das gäbe auf Latein sicher ein wunderbares Motto fürs Familienwappen ab. Trotz des grummeligen Untertons ein appetitanregender Bericht, werter Schlaraffe. Und schöner Doppelerfolg in der Korklotterie.

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                      • #12
                        Zitat von Mohnkalb
                        Und schöner Doppelerfolg in der Korklotterie.
                        Auch von mir Glückwunsch zum Doppel-Pasch !

                        Dank für Ihr angenehmes "Heruntererzählen", das paßt auch schön zu so einem Resto, in dem ich mich auch gerne durch die Karte vieler kleiner Gänge schnabuliere...für den unwahrscheinliche Fall eines Amsterdambesuchs subcortical gespeichert !

                        MkG, S.

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                        • #13
                          Manche Gastronomiekonzepte sind so bestechend sympathisch, dass man sich als Gast vom ersten Moment an wohl fühlt und sich wünscht, dass es so etwas auch zuhause gäbe.
                          Ron Gastrobar in Amsterdam ist so ein Beispiel. Vor zwei Jahren das erste Mal besucht und es war keine Frage, dass wir auch heuer wieder herkommen würden.
                          Ron Blaauw, ehemals mit zwei Sternen ausgezeichnet, hat vor einigen Jahren sein Konzept deutlich verändert. Fine Dining adé, Gourmet-Food ab jetzt für die Massen. Mittlerweile ist er damit so erfolgreich, dass es allein vom Gastrobar-Konzept bereits einen asiatischen Ableger gibt (Ron Gastrobar Oriental), ab Mai auch noch einen indonesischen (Ron Gastrobar Indonesia). Auch vor Hot Dogs macht er nicht halt und serviert im "The Fat Dog" extravagante Varianten, wie auch neulich in einer Folge der Mälzer-Show "Kitchen Impossible" zu sehen. Mit dem "Pasta e basta" betreibt er eine italienische Trattoria. Und daneben ist Blaauw auch Namen- und Ideengeber für das "Bridges", dem Gourmet-Restaurant im Sofitel. Nichts scheint in Amsterdam also ohne ihn zu gehen.

                          Die Gastrobar ist an diesem Abend wieder knackvoll, auch sämtliche Plätze an der Bar sind belegt, der Geräuschpegel großstädtisch, das Publikum bunt gemischt und überwiegend relativ jung. Die Speisekarte kommt immer noch als Zeitung daher und die Gerichte kosten auch weiterhin überwiegend 15 Euro pro Gang, einige einen kleinen Aufschlag von 5 Euro, Desserts 9 Euro. Dry aged Rind gibt es, weil auch hier schwer angesagt, natürlich auch. Vom Holsteiner bis zum Simmentaler für 75-90 Euro für 2 Personen. Fürs Wagyu allerdings ist man als Paar mit stolzen 275 Euro dabei. Nun ja - wir wollen es origineller und bleiben bei der normalen Karte. Drei Gänge plus Dessert reichen uns völlig. Und da man sich sein Menü munter zusammenstellen kann, wie man mag, wählen wir auch zwecks Querprobiererei acht verschiedene Gerichte.

                          Das Tatar von der Jakobsmuschel mit etwas Hibiskusstaub, einem Kartoffelschaum und kräftigem Old Beemster Käse als krosse Mikroelemente funktioniert ganz hervorragend zwischen Frische und Deftigkeit.

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                          Noch besser ist das Lachs Sashimi mit Ingwer, Sesam und Yuzu, das sich zunächst unter einem dünnen, knusprigen Teigblatt versteckt. Soja-Tapiokaperlen geben eine angenehme Würze, der Fisch ist von sehr guter Qualität und kräftig abgeschmeckt, Creme und Teigblatt liefern Textur. Große Klasse!

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                          Etwas unkoodiniert wirkt der zweite Gang, bei dem sich BBQ Tintenfisch mit Fregola, einer Bouillabaisse-Sauce (sehr cremig) und gepoppter Salami vermischen. Sieht wild aus, ist aber ein absolutes Feelgood-Gericht, bei dem man am besten von allen Komponenten gleichzeitig probiert. Auch hier herrscht ein kräftiger, aber nicht plumper Grundakkord vor, bei dem vor allem die Grillaromen des Tintenfischs spannende Akzente setzen.

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                          Enttäuschender dagegen die Gänselebercreme, die laut Karte mit Coulis von Mandarine, Haselnuss und Pomelo kommen soll. Indes, all diese Komponenten suchen wir unter der Champignon-Verkleidung vergeblich. Die Creme ist köstlich, bleibt aber in Ermangelung der - wenn schon nicht sichtbaren - auch nur sehr bedingt schmeckbaren fruchtigen Elemente doch etwas eindimensional und massig.

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                          Mehr aus Neugierde, um was für ein Stück Fleisch es sich bei einem Hanger Steak ("gebakken Longhaas") handelt und weil mich die Tarte Tatin von Zwiebeln und Chorizo reizte, habe ich mich für diesen Gang entschieden und bin zufrieden. Das Fleisch ähnelt einem Entrecôte, ist perfekt gegart, das knusprige gehobelte Knochenmark bleibt eher dezent. Die Tarte Tatin ist eine leckere und originelle Beilage.

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                          Der zweite Hauptgang ist ein alter Bekannter und - zu Recht - immer auf der Karte (übrigens auch im Oriental-Ableger). Die Spare Ribs, bereits ausgelöst, mit hausgemachtem, sensationellem Sambal Oelek sind die zartesten Exemplare, die ich kenne und selbstverständlich wunderbar kräftig mariniert. Dazu fabelhafte Fritten mit Estragon-Mayonnaise und alles ist gut.

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                          Bei den Desserts muss es wieder das obligatorische Überraschungsei sein, das immer wieder anders gefüllt ist und in einem Nest aus Kataifi-Fäden liegt und von einem Eis begleitet ist. Ich habe mir nicht gemerkt, was Creme und Eis waren, aber es war lecker und nicht zu süß.

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                          Im Gegensatz zum zweiten Dessert, das erneut das Resultat von Neugierde war. Italienischer Schaum war angekündigt. Doch anstelle eines luftigen Desserts kam eine relativ massige Angelegenheit, die vor allem aus sehr süßem Eischnee und einer mächtigen Creme aus Baileys, Kakao und Haselnuss bestand und nur mühsam zu schaffen war. Leicht ist anders.

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                          Aber solche kleinen Ausreißer können den positiven Gesamteindruck nicht schmälern. Ganz überwiegend wird in Ron Gastrobar kreative, unkomplizierte und sorgfältig zubereitete Bistroküche geboten, die großen Spaß macht und ihren Stern allemal wert ist.
                          Das einzig Bedauerliche an diesem Restaurant ist, dass es halt in Amsterdam ist. Womit ich wieder bei meinem Wunsch vom Anfang bin.

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                          • #14
                            Danke für den Bericht! Sie haben nicht zufällig den Maastrichter Müller-Thurgau getrunken, oder?

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                            • #15
                              Nein, so stark war mein Bedürfnis nach einem Benelux-Wein nicht... Kennen Sie den Wein? In meiner Wahrnehmung rangiert das eher unter "Exotischem"...

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