Angekündigt werden zwei »Appetizer«, gebracht werden jedoch vier (die ersten drei »Appetizer« allerdings gemeinsam). Allesamt erfinden sie das Rad nicht neu, sind jedoch als Fingerfood gut gemacht.
Das typisch weiche niederländische Brot ist kulinarisch nicht erwähnenswert – es überhaupt Brot zu nennen ist bereits eine Beleidigung. Wenn man es jedoch nicht täglich essen muss und damit in Kindertagen sozialisiert wurde, kann es tatsächlich schmecken. Die dargereichten Brioche-Brötchen wecken dann auch ohne Hagelslag Kindheitserinnerungen. Zu der obligatorischen Butter wird ein sehr gutes Olivenöl gereicht. Die Variante mit Mohn wird zusammen mit der ersten Vorspeise serviert und gerät etwas zu groß (leider esse ich sie dennoch komplett auf, aber zu dem frühen Zeitpunkt siegt der Bauch noch über den Kopf).
À part wird ein Wachtelei zum Lachs mit Spargel gereicht, der das Menü gekonnt eröffnet. Die Deklination von Paprika mit Barsch (?) gefällt mir hingegen nicht so gut.
Durch die Hitze bewegen sich die hauchdünnen Elemente dieses Gerichts noch. Das sieht komisch aus und bleibt nur optisch, nicht geschmacklich in Erinnerung. Auch der zweite vegetarische Gang überzeugt nicht restlos.
Zum Glück zeigt die Formkurve mit dem ersten Fleischgang steil nach oben. Auch der Hauptgang ist tadellos (links wie vorgesehen mit diversen Pilzen, rechts hingegen mit Erbsen und Spargel). Alle Saucen sind schön süffig und machen diese Gänge gleichermaßen zu Menühöhepunkten.
Außerhalb des Menüs will ich mir mit einem Freund eine kleine Auswahl vom Käsewagen teilen. Dies kommunizieren wir dem Service auch genau so. Ob der gewiefte Gastgeber uns auf Englisch unbewusst falsch oder bewusst falsch verstehen wollte kann nicht mehr geklärt werden, doch ein Punkt ist unumstößlich: Ich lasse nie wieder einen Freund in meiner Abwesenheit Käse auswählen oder zumindest nicht so maßlos. Zum Käse werden Walnüsse, Feigen, kleine Vollkornbrote und ein Confit gereicht. Besonders der alte Gouda in der Mitte überrascht positiv.
Als dann auch noch das Dessert mit einer Schokoladensauce übergossen wird, will ich am liebsten kapitulieren. Zum Glück probiere ich doch noch einen Löffel von dem Eis. Es ist viel leichter als gedacht und Zack habe ich noch etwas Schokoladensauce drüber gegossen. :-)
Hungrig bin ich nun wirklich absolut nicht mehr – neugierig hingegen weiterhin. Darum ordere ich zum Kaffee auf Nachfrage noch etwas Süßes. Interessanterweise muss dafür sogar extra gezahlt werden, was aber nicht angekündigt wird und mir bis dato auch noch nicht untergekommen ist; dabei ist das eine gute Idee wie ich finde. Probiert haben wir alle davon dann jedoch kaum etwas.
Fazit
Unumwunden muss ich gestehen: Das Menü in sieben Gängen (ohne den Käse) hat nur 59,99 € über Groupon gekostet. Zu dem Preis hätte ich nicht gedacht ein solches Menü serviert zu bekommen. Nachdem Gründer und Küchenchef Wicher Löhr 2017 verstorben ist, hat sein Schwiegersohn die Leitung der Küche übernommen. Da mir ein Vergleich fehlt, kann ich zu seiner Entwicklung nichts schreiben. Das Restaurant war jedoch gut besucht und mit vielen, so nehme ich an, Stammgästen hat sich der Service intensiv unterhalten, sodass ein stilistischer Bruch nicht angenommen wird. Insgesamt war das Niveau gut bis sehr gut, wenngleich man sich etwas mehr Konstanz wünschen würde. Trotzdem und auch ohne dieses sehr günstige Angebot werde ich sicherlich bald wieder für ein lockeres Essen im Het Koetshuis einkehren.
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