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"Olo", Helsinki

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  • "Olo", Helsinki

    Finnland und Helsinki scheinen im Forum noch ein unbeschriebenes Blatt zu sein, sodass ich mich nun hiermit veranlasst fühle, den ersten Bericht über ein finnisches Spitzenrestaurant hier ins Forum zu stellen.

    Meine Frau und ich weilten über den Jahreswechsel 2011/12 für vier Tage in Helsinki, die wir neben Sightseeing und Entspannung als Freunde des guten Essens (und Trinkens) auch für einige Restaurantbesuche nutzten. Highlight war eindeutig das Restaurant „Olo“, welches wir am Silvesterabend besuchten. Einziger Wermutstropfen war die Tatsache, dass die Tische im kleinen Souterrainrestaurant dermaßen eng gestellt waren, dass man jedes Wort von den umliegenden Nachbartischen mithören konnte (zum Glück sind wir beide des Finnischen nicht mächtig, sodass wir wenigstens nichts verstanden). Das Menü „Nordic“ und die dazu annoncierte Weinbegleitung hingegen waren hervorragend, zumal auch das Preis-Leistungs-Verhältnis für ein skandinavisches Spitzenrestaurant unglaublich günstig war (Menü mit sechs Gängen: 82 Euro, Weinbegleitung zu jedem Gang: 58 Euro). Für genau die gleiche Konstellation (sechs Gänge, sechs Weine) hatten wir vor zwei Jahren in einem anderen skandinavischen Sternerestaurant, dem „Era Ora“ in Kopenhagen, noch mehr als das doppelte gezahlt, wobei das „Era Ora“ sowohl von der Kreativität, als auch von der Qualität nicht an das „Olo“ heranreichte!

    Da das Menü „Nordic“ als Überraschungsmenü konzipiert war und keine Speiskarte vorlag, kann ich leider die einzelnen Gänge nicht mehr detailliert beschreiben, da ich die Einzelheiten aufgrund des schon etwas länger zurückliegenden Besuches wieder vergessen habe; nichtsdestotrotz ist mir der kreative Umgang mit nordischen Produkten (Rentier, Skrei, Moltebeeren usw.), die zu äußerst wohlschmeckenden und harmonischen Kreationen verarbeitet wurden, noch in bester Erinnerung geblieben. Einzig der Gruß aus der Küche (eine Art Knäckebrot mit einem undefinierbaren Aufstrich) und der für mich nicht immer nachvollziehbare (da nicht gerade genusssteigernde) Einsatz von Tapiokaperlen beim an sich gut gemachten Dessert (Variationen von der finnischen Himbeere) fielen etwas aus dem ansonsten tollen Genussrahmen! Im „Olo wurde also nordische Küche „at it´s best“ geboten, die im (leider von uns nicht besuchten) „Chez Dominique“, das als bestes Restaurant Finnlands gilt und nur wenige Meter entfernt liegt, kaum besser hätte sein können!

    Als Fazit kann man ziehen, dass der im Michelin vergebene Stern mehr als berechtigt ist (nach Gault-Millau-Maßstäben wäre die Leistung für mich im 17-Punkte-Bereich anzusiedeln gewesen)! Da auch der jugendliche Service äußerst herzlich und locker agierte, kann es nur heißen: „Olo“, du hast uns nicht zum letzten Mal gesehen!
    Zuletzt geändert von El Grande Gourmet; 08.10.2020, 22:27.

  • #2
    Herzlichen Dank für diesen Bericht! Ich mag es immer sehr, wenn hier im Forum "neue Welten" aufgemacht werden.

    M.

    PS: A propos - Hochemer, Sie waren doch sicher längst schon wieder in Grönland essen. Und? Oder auf einem Schiff? Oder in einem Flugzeug?

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    • #3
      Herzlichen Dank auch von meiner Seite. Können Sie trotz des lange zurückliegenden Mahls vielleicht ein, zwei Beispiele für den Aufbau der Gerichte geben? Das macht mir das Nachvollziehen leichter...

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      • #4
        Liebe(r) Malbouffe,

        die Gerichte, die wir im "Olo" erleben durften, waren stark durch die moderne nordische Hochküche geprägt, wie sie auch von Rene Redzepi im kopenhagener "Noma" (dort natürlich auf einem noch komplexeren Anspruchsniveau) praktiziert wird: die meisten Zutaten stammen aus Skandinavien bzw. Finnland, das heißt, es wird viel mit nordischen Produkten, vor allem Kräutern, Beeren, aber auch mit Fisch und Fleisch aus heimischem Wildfang bzw. heimischer Jagd, gearbeitet. Ein Beispiel, was mir noch diffus in den Sinn kommt, war zum Beispiel die Variation vom heimischen Rentier: gebackene Leberpraline, sous vide gegartes Filet und geschmorte Keule (alles perfekt auf den Punkt) in eigener Jus mit einem spektakulären (nicht zu süßen) Moltebeeren-Lakritzeis, welches durch nordische Kräuter toll abgerundet wurde! Ich hoffe, das hilft, um sich vage die Küchenrichtung des "Olo" vor dem geistigen Auge vorstellen zu können...

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