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Relæ*, Copenhagen

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  • Relæ*, Copenhagen

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    Das Relæ liegt in einem nach meinem Eindruck eher alternativen, hipppen Viertel Kopenhagens. Das Restaurant ist nicht sehr groß und recht schlicht eingerichtet. Man könnte es auch für eine Kneipe/Bistro halten, in dem sich studentisches Publikum wohlfühlt, man was einfaches isst und trinkt, es aber vornehmlich auf die Geselligkeit ankommt.
    Das Mittagessen dort gehörte nicht zu unserem regulären Programm, so waren wir mit acht Personen vertreten und nahmen an einem großen, langgezogenen Holztisch Platz. Wir waren (fast) die ersten Gäste im Restaurant, aber wenig später war das Relæ bis zu auf den letzten Platz gefüllt und ich schätze, wir waren der Tisch mit dem höchsten Durchschnittsalter. Ein sehr hipes, sehr junges Publikum, das den Eindruck machte, es sei für sie Selbstverständlichkeit, in Hipster-Klamotten, die mit einer Natürlichkeit getragen wird, wie ich es in Deutschland kaum erlebe, mittags mal eben in dieses Restaurant zu gehen.

    Mittags werden drei Menüs angeboten: je ein viergängiges vegetarisches, ein fleischhaltiges sowie ein siebengängiges Menü. Außerdem gibt es eine Weinbegleitung, die allein aus Vins naturelle besteht.
    Sehr pfiffig war der Tisch konstruiert. Neben jedem Sitzplatz war eine Schulbade unter der Tischplatte angebracht, in der sich Karte, Serviette und Besteck befanden.
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ID: 53094

    Als Einstimmung gab es Radieschen sowie Brot und Öl.
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ID: 53096
    Das Menü begann mit Squid, seaweed and ramson. Nach den vielen kalten und spartanischen Speisen am Vorabend war dies schon eine erste Erholung: der Tintenfisch war in feinste Stücke geschnitten, die großzügig mit einem Fett und dem Knoblauch-Aroma des Bärlauch umgeben waren. Die Algen machten das Gericht noch leicht salzig. Dazu gab es einen Vigna Vecchia 2013 von Collecapretta aus Umbrien.
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ID: 53097


    Der zweite Gang war reduzierter: Rye bread an sprouted grains mit brauner Butter. Ein warmes unnd wärmendes Porridge, dass durch braune Butter aufgewertet wurde. Dies zeigte, dass die mir bislang etwas freudlos erscheinende Nordic Cusine auch mal üppig sein kann, ohne ihren puren Geschmack und ihre Geradlinigkeit aufzugeben. Dazu bekamen wir einen 2007er Navine von Les Griottes, Anjou. Dieser reife Chenin blanc war hier – aufgrund des geschmacklichen Purismus des Essens – eine willkommende Ergänzung.
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ID: 53098

    Als Hauptgang gab es dann eine – ich möchte nach den Hauptgängen im Noma und AOC sagen – üppige Fleischportion: Sødam chicken, chervil and cabbage sprouts. Man denkt es angesichts des simpel aussehenden Tellers nicht, aber es war ziemlich lecker. Die Frische vor allem des Kohls mit einer leichten Sauce und das Hähnchenfleisch passten in der Intensität und Feinheit bestens zusammen. Dazu gab es einen 2013er Thimoteus vom Gut Oggau aus dem Burgenland.
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ID: 53100

    Das Dessert war Yoghurt, lemon and egg. Dieses hübsche Dessert kann ich geschmacklich kaum wiedergeben, weil ich mit der für mich vollkommen ungeeigneten Präsentation in dem Becher beschäftigt war, nicht allzu sehr zu kleckern. Aber geschmeckt hat es auf jeden Fall. Dazu gab es 2011er Orionides von J.F. Chené, Anjou.
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ID: 53101

    Auf die Weine bin ich hier nicht besonders eingegangen. Zunächst passten sie – außer beim Porridge nicht besonders gut zum Essen, zum anderen schmeckten für mich diese Vins nataurelle im Wesentlichen gleich. Rebsorten waren nur im Ansatz zu erkennen. Die Mineralik schien mir präsenter. Irgendwie hatte alles den Geschmack von feuchtem Ton-Blumentopf. Ich bin nicht sehr erfahren, was solche Weine angeht. Ein einzelner kann, wie ich finde, mal Spaß machen und interessant sein. Hier hatte ich den Eindruck, dass mit nicht viel Wissen und Verstand kombiniert wurde und es eher darum ging, einen gewissen Hipness-Faktor zum Ausdruck zu bringen.

    Zum Schluss gab es erneut einen per Hand aufgebrühten Kaffee. Sehr aromatisch, aber wenig kräftig.
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ID: 53102


    Dennoch war das Essen recht erfreulich. Alles hat sehr gut geschmeckt, einfach und pur, wie wir es nun am dritten Tag in Kopenhagen langsam gewohnt waren, aber dennoch zeigte es nochmal eine ganz neue eigenständige Seite des Nordic Cusine-Konzepts.

    Ich vermute, viele Gastromen überlegen, wie so ein urbanes Konzept nach Deutschland transferiert werden kann. So wie es sich liest, geht das Nobelhart und Schmutzig ziemlich in diese Richtung.
    Ich bin gespannt wie dies funktioniert. Ich kann mir im Relæ ein längeres Abendessen schwerer vorstellen, als ein Mittagessen. Warum? Gute Frage, ist so ein Gefühl.
    Zuletzt geändert von QWERTZ; 03.05.2015, 12:56.

  • #2
    Lieber Qwertz,

    danke auch für diesen Bericht. Die Gerichte sehen auf den Bildern etwas karg aus, oder war diese Reduktion geschmacklich wirklich überzeugend? Wie war denn die Produktqualität im Vergleich zu den anderen besuchten Restaurants?

    Insgesamt machen ihre Beiträge wirklich große Lust in den Norden zu fahren und diese Küche kennenzulernen. Erneut danke dafür!

    M

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    • #3
      Lieber Matthias,
      auch denn die Optik ein wenig karger ist, fand ich, das diese Gerichte allesamt "etwas mehr auf den Rippen" hatten, als im Noma. Sie waren eindeutig wohlschmeckender und alltagstauglicher, aber dafür braver, als im Noma und im AOC.
      An der Produktqualität gab es ,wie auf der gesamten Reise für mich nichts zu kritisieren.

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      • #4
        Das Relæ fand ich persönlich besonders spannend, auch wenn das Essen bei weitem nicht so gut war wie z.B. im Geranium oder auch AOC. Ich hatte ein Veggie-Menu, bei dem Dessert und Porridge gleich mit dem oben sehr gut beschriebenen Menu waren und es als ersten Gang rohe Champignons mit Topinambur und Walnüssen und als dritten Gang Frühlingszwiebeln mit einer Zwiebelcrème gab. Das Beeindruckende fand ich diese Einfachheit und Bäuerlichkeit. Das Porridge, die frisch gepflückten Frühlingszwiebeln, die ersten Radieschen. Bei diesen Gerichten kamen mir Bilder in den Kopf - von Bauern auf dem Feld, der Freude über die ersten Frühlingsgemüse, der Notwendigkeit, trotzdem noch Winterreste zu essen (vgl. das Porridge). Das war in sich stimmig und stimmungsvoll. Wird mir lange im Sinn bleiben.

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        • #5
          Zitat von QWERTZ

          Ich vermute, viele Gastromen überlegen, wie so ein urbanes Konzept nach Deutschland transferiert werden kann...

          Stilistisch bekommen sie das was sie hier als Menü hatten im MadameX zum Apero. Eventuell passt auch die Portionierung aber das könnte ich nur gesichert behaupten, wenn sie eine Münze als Maßstabsfaktor am Tellerrand platziert hätten. :-))

          Ach ja... es funktioniert!

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          • #6
            Zitat von passepartout
            Stilistisch bekommen sie das was sie hier als Menü hatten im MadameX zum Apero. Eventuell passt auch die Portionierung aber das könnte ich nur gesichert behaupten, wenn sie eine Münze als Maßstabsfaktor am Tellerrand platziert hätten. :-))

            Ach ja... es funktioniert!
            Hm, den Stil im Madame X fand ich schon deutlich anders. Das Essen dort ist für mich vor allem freudvoll mit saftigen und durchaus kräftig gewürzten Saucen und Aromen. Auch wenn Herr Mälzer da nicht kocht, scheint sein Stil finde ich schon ein bisschen durch (für mich hat Mälzer definitiv einen eigenen Stil, der sich durch seine beiden Hamburger Restaurants zieht). Im Relae war das Essen hingegen total reduziert, protestantisch, kühl bis cool, aber nicht unnahbar. Das passte nahezu perfekt zu dem im dänischen 50s Stil (in seiner aktuellen Ausprägung) eingerichteten Restaurant. Für mich ein wirklich sehr stimmiges Restaurant, was Madame X auch ist, aber total anders.

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            • #7
              Ich habe alle Berichte über die besuchten Restaurants gelesen und aufmerksam verfolgt.
              Erstmal Danke für die informativen und ehrlichen Aussagen.


              Gruß!

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