Am letzten Abend in Stockholm haben wir dann das Gastrologik besucht. Dieses Mal saß unsere Gruppe gemeinsam in der Abseite rechts neben dem Eingang, die beim vergangenen Besuch noch als „Lounge“ gedient hatte. Damals hatte es dort zwei Seatings gegeben und so konnten die Gäste dort in Ruhe die Petit Fours und ggf. einen Digestif genießen.
Dort war nun Platz für zwei Tische und so sitzen wir als Gruppe zwar dicht beieinander, aber keineswegs beengt.
Zu Beginn wird uns der offene Teil der Küche vorgestellt, an dem die Gerichte finalisiert werden. Aber vom Gastraum aus hat man keinen direkten Blick auf die Küche.
Dann beginnt das relativ kleinteilig gehaltene Menü:
Malted rye flatbread with smoked zander and raw vegetables from Frida – das kleine, knusprige Brot bleibt im Hintergrund, was angenehm ist, damit die weiteren Aromen gut schmeckbar sind: Der Zander und die vor allem die Gurken finden aromatisch sehr gut zusammen.
Kohlrabi, tagetes and raw shrimp from Smögen – der Shrimp bleibt recht dezent, ich schmecke eher feine Schärfe von Kohlrabi und Tagetes.
Chicken liver, meringue and apple – ist eine wundervoll feine Kombination, die Schichten verschmelzen sofort im Mund zu seinem Gesamtgeschmack auf der cremigen Leber und dem feinsäuerlichen Apfel.
Knäckebröd with fresh cheese, peas and horseradish – ist für mich nicht ganz so ausgewogen, wie die vorherigen Kombinationen, da Käse und Knäckebrot zu vollmundig sind, Erbsen und Rettich könnten etwas stärker zu Geltung kommen.
Buckwheat cracker with crown dill miso – intensive Kräutrigkeit macht dies zu einem stimmigen Snack.
Salt baked white beets form mia with caviar samphire – finde ich aufgrund der Anrichteweise nicht so überzeigend: die Rübchen sind so dünn und in kleine Tranchen geschhitten, dass es sie sehr dezent bleiben, auch die Verteilung des Kaviars trägt nicht unbedingt dazu bei, sich stärker bemerkbar zu machen. So ist es die frische, säuerliche klare Sauce/Vinaigrette, die ich am deutlichsten wahrnehme. Sehr fein gestaltet ist dieses Gericht aber trotzdem.
Tomatoes from Frida with with rakfisk and Älvdals roe – die Erinnerung an dieses Gericht ist schnell verblasst, gute Tomatenaromen und eine fischige Salzigkeit haben es jedenfalls bestimmt.
Poitned cabbage from Mia with grilled butter and preserved berries – der knackige Kohl hat einen frischen Geschmack – der Butter gibt es dem Ganzen deutlich mehr Volumen und verbindet den Kohl mit den deutlichen Säure von den Beeren.
King crab from Finnmark, yoghurt from Löfsta with herbs and cucumber from Frida – der fein-süßliche Geschmack der Königskrabbe wird mit frischen Aromen umrahmt. Die kräutrige Creme hat eine feine Säure vom Joghurt, was wiederum die Präsenz des Geschmacks der Königskrabbe begrenzt. Harmonisch stimmig ist das zwar, aber der Geschmack eines solch tollen Produkts wie der Königskrabbe hätte man schon etwas mehr herausstellen können.
Bread made form Warbro kvarn rye with butter from Holstebro dairy
Plaice form Skagarak with zucchini and Swedish ansjovis – die Scholle hat eine beeindruckende Qualität und steht auch hier voll im Mittelpunkt des insgesamt harmonischen Gerichts.
Chantrelle mushrooms with Almnäs tegel cheese, broad beans and red currant – hier habe ich keine präzise Erinnerung mehr…
Skansk Blomme chicken form Karolina with yellow and green beans from Frida – ein wirklich saftiges Stück Hünchenbrust mit einer feinen, sehr schön abgeschmeckten Sauce, das durch die begleitenden kleinen Böhnchen eine frische, feine Ergänzung bekommt, die durch die extra-Schale nach eigenem Gusto in das Gericht gebracht werden können. Abwechselnd gegessen, finde ich es am besten, weil so die Fleischigket des Hühnchens und der frische Bohnengeschmack jeweils am besten zur Geltung kommen.
Sorrel from Mia – ist ein sehr frisches Presdessert, vor allem durch das Ganitée, das Eis selbst hat eine schöne Cremigkeit.
Salted and preserved plum with gooseberries und pineapple weed form mia – das Dessert schmeckt leicht pflaumig, eher rotfruchtig und ist schön leicht.
Bluebeery cake with tarragon – der Kuchen selbst ist relativ trocken. Mit der der Kräutersauce gleicht sich das aber aus und geschmacklich es interessant, Beeren und Kräuter im Mittelpunkt stehen.
Zu den folgenden Kleinigkeiten kommt ein Teewagen vorgefahren. Aus Blüten und Kräutern kann man sich selbst einen Tee zusammenstellen. Eine sehr schöne Idee.
Fika – Yoghurt and cloudberries – ist ziemlich vollmundig aufgrund des sehr schön soften Innenlebens.
Pollen, propolis and honey from Rosa Skattladen – ist sehr süß, innen flüssig und ein Mund voll Honig.
Das Gastrologik ist von der Philosophie dem Oaxen Krog nicht unähnlich. Es werden viele sehr schöne, saisonale Produkte präsentiert und kunstvoll verarbeitet. Aber auf mich wirken die Kombinationen und Zubereitungen etwas gewollter. Auch sind ist mir der Menüaufbau zu kleinteilig. Sprich: es sind oft nur aromatische Akzente auf der Zunge und kein geschmacklicher Eindruck.
Aber da alle Gerichte sehr gut ins bis in Detail ausgearbeitet sind, stimmig kombiniert und optisch schön präsentiert sind, gehen für mich die zwei Sterne in Ordnung – es fehlt halt nur ein Schuss Emotionalität.
Hier noch die begleitenden Weine des Abends:
2020 er Niedermenniger Herrenberg Riesling Kabinett, Hofgut Falkenstein
2017 Mercurey 1er Cru Champs Martin Blanc, Bruno Lorenzen, Burgund
2018 Blames Dauphinoises Blanc, Nicolas Gonion, Isères
2019 Sonoma Country, Pinot Noir, Kutch, California
Gastrologik Gin, Hernö Gin, Hernösand
2017 Édes Szamoridni, Dobogo, Tokai
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