Als zweite Station für katalonische Gourmetküche hatten wir in Barcelona das Restaurante ABAC ausgewählt, das am Fuße des Tibidabo Berges liegt. Die Gegend dort ist schon recht hügelig und so sind wir erst einmal eine Weile herumgeirrt, bis wir das von außen wie eine Festung wirkende Hotel ABAC an der Avinguda Tibidabo gefunden haben. Dann haben wir am falschen Eingang geklingelt und kamen mutmaßlich nicht ganz richtig raus. Die sehr freundliche und mit glänzendem Deutsch aufwartende Restaurantchefin (ihr Großvater ist Deutscher) fing uns aber glücklicherweise ab und leitete uns an unseren Tisch im mit Lounge-Musik beschallten und sehr schön ausgeleuchteten Garten.
Dann kam zunächst der Schock. Das gesamte Restaurant war voll mit ca. 50 Chinesen, die – den Menükarten nach zu urteilen – im Rahmen eines - ERGO Deutsch – "Incentive" eines deutschen Automobilherstellers das ABAC besuchten. Der mir telefonisch mitgeteilte Dresscode (no Shorts, no Flip-Flops, no T-Shirts) war offensichtlich irgendwo auf dem Weg des Restaurants zum Automobilhersteller zu den Incentive-Teilnehmern verloren gegangen. Die meisten saßen innen und wir konnten v.a. ein Dauerfotografiere und Handy-Gedaddel beobachten. An unserem Nachbartisch saß der Reiseleiter, der es tatsächlich schaffte, gleichzeitig sein Essen herunterzuschlingen (1 Minute für das Hauptgericht), auf seinem Handy zu spielen, eine Zigarette zu rauchen und ein Glas Wein auf Ex zu trinken. Es war weniger störend als es klingt, aber etwas schockiert war ich schon ob der geringen Würdigung des Essens und der Getränke. Noch bevor unser Menu startete, war es allerdings mit dem Spuk vorbei, denn bei den Incentive-Gästen wartete der nächste Programmpunkt.
Danach waren wir mit den anderen Außen-Tischen allein und der entspannte Teil des Abends konnte beginnen. Als Cava wurde ein Canals Canals Cava Classic Brut Nature serviert. Wir wählten beide das Menu ABAC in 12 Gängen und ließen uns vom sehr netten Sommelier mehrere Optionen katalonischer Weißweine empfehlen. Nach einem kurzen Gespräch fiel die Wahl auf einen 2010 Nun Vinya dels Taus Xarel.lo aus dem Penedes, der sich als sehr gute Wahl herausstellte.
Das Menu startete mit der Mojito-Melone, einem frischen Gaumenkitzler, bestehend aus einem Zitrus-Cachaca-Gelée, einem Minzsorbet und eingelegten Melonenwürfeln. Dazu sollte man an einem Stück Zuckerrohr lutschen. Sehr erfrischend. Gang zwei waren sechs gleichgroße und gleich aussehende bräunlich-rote Würfel, drei Mal in Sojasauce roh marinierter Thunfischbauch und drei Mal in Sojasauce marinierte Wassermelone. Das Spiel der Texturen war sehr schön, aber die kräftige Sojasauce passte letztlich besser zur Wassermelone als zum Thun, dessen Aroma sie zu stark überlagerte.
Dann wurde es herbstlich mit flüssigen Parmesangnocchi mit Bergamotte-Butter, Zitronengras, Walnüssen und einem Pilzsud. Die Parmesangnocchi waren innen tatsächlich flüssig und außen mit einer dünnen Membran zusammengehalten und hatten letztlich zu wenig Eigenaroma um den übrigen Komponenten standzuhalten. Da gefielen mir die vergleichbaren Parmesan-Tintenfisch-Gnocchi im Januar in Vence etwas besser. Trotzdem war dies ein sehr angenehmes Gericht.
Gang vier war eine "Foccaccia" (eine Art Knäckebrot) mit Foie Gras, Orangenzesten, schwarzen Trüffeln und einem Zwiebelsaft im Extraglas. Die Foie Gras war gefroren und in Flocken auf die Foccaccia gelegt und mit Trüffel und Orangenzesten versetzt. Das Ganze erinnerte mich frappierend an eine deutlich vornehmere Variante eines bestimmten Langnese-Eises, das mir aber bis heute nicht einfallen will. Der Zwiebelsaft danach mochte nicht so recht preisgeben, warum er nach der Foie-Gras getrunken werden soll. Erst drei Gänge später erschloss sich, warum er serviert wurde.
Dann kam das vorläufige Highlight des Menus. Ein geräuchertes Beef-Tatar mit Kalbsauce, Senf und Zucchiniblüten. Das Tatar war nur ganz kurz geräuchert worden (ca. eine Minute), dampfte kräftig beim Heben der gläsernen Schutzhaube und schmeckte einfach nur hinreißend. Auch den nächsten Gang fand ich sehr stimmig (Frau rocco eher nicht). Es waren Streifen einer Gillardeau-Auster und vom Iberico-Schweinebauch, serviert in einer Auster und begossen mit Austernsaft. Dazu wurden eine Art Weißkohl und geriebener grüner Apfel serviert. Die maritime Auster und der würzige Schweinebauch passten für mich gut zusammen.
Es folgte Highlight Nummer zwei, nämlich ein fetter Gamba aus Palamós (die sind so ähnlich wie die roten Gambas aus Soller) mit einer Zitronengras-Aioli, Haselnüssen, etwas Iberico-Schwein und Ponzu-Makkaroni. Vor allem der Gamba und das Schwein mit der Zitronengras-Aioli waren wunderbar. Als "Rachenputzer" stand dann noch ein Gambakopf-Shot bereit, der einfach nur heftig schmeckte, und zwar nicht wie eine Krustentier-Essenz, sondern bitter, süßlich, cremig und so wie ich mir den Geschmack von Gamba-Köpfen letztlich vorstelle. Hierbei erschloss sich auch besser der Sinn der "Shots" am Ende dieses und des Foie Gras Gerichtes. Sie stehen neben dem eigentlichen Gericht und füllen das Gehirn erst einmal mit völlig eigenständigen Reizen. Man muss aber unweigerlich an das denken, was man unmittelbar vorher gegessen hat, das sich durch diesen Effekt noch besser einprägt. Ich fand die Idee sehr gelungen.
Den nächsten Gang habe ich nicht mehr vollständig in Erinnerung. Es war ausgelöstes Fleisch von der "velvet crab" (das ist eine Krebsart, dessen deutschen Namen ich nicht kenne) mit Krabbensud und Reis. Der Krabbensud war sehr kräftig und überlagerte etwas das feine Fleisch. Dann kam Fischgang mit einem Fischfilet eines Fischs aus Menorca (vielleicht eine llampuga?) mit Romesco-Sauce, Kartoffel-Parmentier und Tomate. Auch bezüglich dieses Gangs streikt meine Erinnerung etwas.
Wieder besser in Erinnerung habe ich den Fleischgang, nämlich Taube in Form eines sehr kleinen Bruststücks und von Zylindern gefüllt mit Taubeninnereien. Hierzu gab es eine Foie-Gras Sauce, Blaubeeren, Pinienkerne und Pfifferlinge. Bei Taube mag ich die Schlegel und die Innereien eigentlich lieber als die Brust, so dass mir die Portionierung durchaus entgegen kam. Mit der Foie-Gras-Sauce und den Blaubeeren ergab sich eine schöne Harmonie auf dem Teller. Das hierzu servierte Glas Rotwein passte dazu perfekt: ein 2008 Rioja "El Puntido" von Vinedos de Paganos, in der Machart modern, aber tief, lang, intensiv und dabei wunderbar frisch.
Dann wurde das Vordessert serviert, bestehend aus Walderdbeeren im Ganzen und als Sorbet mit einer Art Kokosnusszabaione, Rosengelée und weißer Schokolade in Stückchen. Das Ganze war sehr frisch und leicht, man fühlte sich wie in der Raffaelo-Werbung nur ohne den Zuckerkitsch. Getoppt wurde dieses leichte Vordessert aber durch das schwerere Hauptdessert, bestehend aus Kaffeekrümeln, einem mit Whiskey getränkten Biscuit, geschmorten Banane und Eis (ich glaube, es war Vanille). Die Desserts wurden zum wahrhaft himmlischen Erlebnis durch den von uns angefragten Dessertwein, bei dem der Sommelier ohne zu zögern eine Flasche 2007 Cidre de Glace von Antolino Brongo aus Quebec in Kanada öffnete. Dieser war derart faszinierend und großartig, dass ich mich kaum einkriegen konnte. Eine tolle Idee, und der Sommelier freute sich auch sichtlich.
Damit war ein wunderschönes Menu zu Ende, dass sich gekonnt zwischen spanisch-französischer Klassik und Moderne bewegte, ohne mit zu vielen Spielereien abzulenken. Die zwei Sterne, die der seit 2010 im ABAC tätige Koch Jordi Cruz, sich recht flott erarbeitet hat, sind aus meiner Sicht völlig gerechtfertigt. Insbesondere floss das Menu angenehm entlang, trotz des recht hohen Serviertempos, es überforderte uns zu keiner Zeit – weder von den Mengen noch von den Aromen. Auch die Atmosphäre im Garten ist sehr entspannend. Somit lässt sich zusammenfassen, dass sich ein Besuch im ABAC unter Jordi Cruz absolut lohnt.
Dann kam zunächst der Schock. Das gesamte Restaurant war voll mit ca. 50 Chinesen, die – den Menükarten nach zu urteilen – im Rahmen eines - ERGO Deutsch – "Incentive" eines deutschen Automobilherstellers das ABAC besuchten. Der mir telefonisch mitgeteilte Dresscode (no Shorts, no Flip-Flops, no T-Shirts) war offensichtlich irgendwo auf dem Weg des Restaurants zum Automobilhersteller zu den Incentive-Teilnehmern verloren gegangen. Die meisten saßen innen und wir konnten v.a. ein Dauerfotografiere und Handy-Gedaddel beobachten. An unserem Nachbartisch saß der Reiseleiter, der es tatsächlich schaffte, gleichzeitig sein Essen herunterzuschlingen (1 Minute für das Hauptgericht), auf seinem Handy zu spielen, eine Zigarette zu rauchen und ein Glas Wein auf Ex zu trinken. Es war weniger störend als es klingt, aber etwas schockiert war ich schon ob der geringen Würdigung des Essens und der Getränke. Noch bevor unser Menu startete, war es allerdings mit dem Spuk vorbei, denn bei den Incentive-Gästen wartete der nächste Programmpunkt.
Danach waren wir mit den anderen Außen-Tischen allein und der entspannte Teil des Abends konnte beginnen. Als Cava wurde ein Canals Canals Cava Classic Brut Nature serviert. Wir wählten beide das Menu ABAC in 12 Gängen und ließen uns vom sehr netten Sommelier mehrere Optionen katalonischer Weißweine empfehlen. Nach einem kurzen Gespräch fiel die Wahl auf einen 2010 Nun Vinya dels Taus Xarel.lo aus dem Penedes, der sich als sehr gute Wahl herausstellte.
Das Menu startete mit der Mojito-Melone, einem frischen Gaumenkitzler, bestehend aus einem Zitrus-Cachaca-Gelée, einem Minzsorbet und eingelegten Melonenwürfeln. Dazu sollte man an einem Stück Zuckerrohr lutschen. Sehr erfrischend. Gang zwei waren sechs gleichgroße und gleich aussehende bräunlich-rote Würfel, drei Mal in Sojasauce roh marinierter Thunfischbauch und drei Mal in Sojasauce marinierte Wassermelone. Das Spiel der Texturen war sehr schön, aber die kräftige Sojasauce passte letztlich besser zur Wassermelone als zum Thun, dessen Aroma sie zu stark überlagerte.
Dann wurde es herbstlich mit flüssigen Parmesangnocchi mit Bergamotte-Butter, Zitronengras, Walnüssen und einem Pilzsud. Die Parmesangnocchi waren innen tatsächlich flüssig und außen mit einer dünnen Membran zusammengehalten und hatten letztlich zu wenig Eigenaroma um den übrigen Komponenten standzuhalten. Da gefielen mir die vergleichbaren Parmesan-Tintenfisch-Gnocchi im Januar in Vence etwas besser. Trotzdem war dies ein sehr angenehmes Gericht.
Gang vier war eine "Foccaccia" (eine Art Knäckebrot) mit Foie Gras, Orangenzesten, schwarzen Trüffeln und einem Zwiebelsaft im Extraglas. Die Foie Gras war gefroren und in Flocken auf die Foccaccia gelegt und mit Trüffel und Orangenzesten versetzt. Das Ganze erinnerte mich frappierend an eine deutlich vornehmere Variante eines bestimmten Langnese-Eises, das mir aber bis heute nicht einfallen will. Der Zwiebelsaft danach mochte nicht so recht preisgeben, warum er nach der Foie-Gras getrunken werden soll. Erst drei Gänge später erschloss sich, warum er serviert wurde.
Dann kam das vorläufige Highlight des Menus. Ein geräuchertes Beef-Tatar mit Kalbsauce, Senf und Zucchiniblüten. Das Tatar war nur ganz kurz geräuchert worden (ca. eine Minute), dampfte kräftig beim Heben der gläsernen Schutzhaube und schmeckte einfach nur hinreißend. Auch den nächsten Gang fand ich sehr stimmig (Frau rocco eher nicht). Es waren Streifen einer Gillardeau-Auster und vom Iberico-Schweinebauch, serviert in einer Auster und begossen mit Austernsaft. Dazu wurden eine Art Weißkohl und geriebener grüner Apfel serviert. Die maritime Auster und der würzige Schweinebauch passten für mich gut zusammen.
Es folgte Highlight Nummer zwei, nämlich ein fetter Gamba aus Palamós (die sind so ähnlich wie die roten Gambas aus Soller) mit einer Zitronengras-Aioli, Haselnüssen, etwas Iberico-Schwein und Ponzu-Makkaroni. Vor allem der Gamba und das Schwein mit der Zitronengras-Aioli waren wunderbar. Als "Rachenputzer" stand dann noch ein Gambakopf-Shot bereit, der einfach nur heftig schmeckte, und zwar nicht wie eine Krustentier-Essenz, sondern bitter, süßlich, cremig und so wie ich mir den Geschmack von Gamba-Köpfen letztlich vorstelle. Hierbei erschloss sich auch besser der Sinn der "Shots" am Ende dieses und des Foie Gras Gerichtes. Sie stehen neben dem eigentlichen Gericht und füllen das Gehirn erst einmal mit völlig eigenständigen Reizen. Man muss aber unweigerlich an das denken, was man unmittelbar vorher gegessen hat, das sich durch diesen Effekt noch besser einprägt. Ich fand die Idee sehr gelungen.
Den nächsten Gang habe ich nicht mehr vollständig in Erinnerung. Es war ausgelöstes Fleisch von der "velvet crab" (das ist eine Krebsart, dessen deutschen Namen ich nicht kenne) mit Krabbensud und Reis. Der Krabbensud war sehr kräftig und überlagerte etwas das feine Fleisch. Dann kam Fischgang mit einem Fischfilet eines Fischs aus Menorca (vielleicht eine llampuga?) mit Romesco-Sauce, Kartoffel-Parmentier und Tomate. Auch bezüglich dieses Gangs streikt meine Erinnerung etwas.
Wieder besser in Erinnerung habe ich den Fleischgang, nämlich Taube in Form eines sehr kleinen Bruststücks und von Zylindern gefüllt mit Taubeninnereien. Hierzu gab es eine Foie-Gras Sauce, Blaubeeren, Pinienkerne und Pfifferlinge. Bei Taube mag ich die Schlegel und die Innereien eigentlich lieber als die Brust, so dass mir die Portionierung durchaus entgegen kam. Mit der Foie-Gras-Sauce und den Blaubeeren ergab sich eine schöne Harmonie auf dem Teller. Das hierzu servierte Glas Rotwein passte dazu perfekt: ein 2008 Rioja "El Puntido" von Vinedos de Paganos, in der Machart modern, aber tief, lang, intensiv und dabei wunderbar frisch.
Dann wurde das Vordessert serviert, bestehend aus Walderdbeeren im Ganzen und als Sorbet mit einer Art Kokosnusszabaione, Rosengelée und weißer Schokolade in Stückchen. Das Ganze war sehr frisch und leicht, man fühlte sich wie in der Raffaelo-Werbung nur ohne den Zuckerkitsch. Getoppt wurde dieses leichte Vordessert aber durch das schwerere Hauptdessert, bestehend aus Kaffeekrümeln, einem mit Whiskey getränkten Biscuit, geschmorten Banane und Eis (ich glaube, es war Vanille). Die Desserts wurden zum wahrhaft himmlischen Erlebnis durch den von uns angefragten Dessertwein, bei dem der Sommelier ohne zu zögern eine Flasche 2007 Cidre de Glace von Antolino Brongo aus Quebec in Kanada öffnete. Dieser war derart faszinierend und großartig, dass ich mich kaum einkriegen konnte. Eine tolle Idee, und der Sommelier freute sich auch sichtlich.
Damit war ein wunderschönes Menu zu Ende, dass sich gekonnt zwischen spanisch-französischer Klassik und Moderne bewegte, ohne mit zu vielen Spielereien abzulenken. Die zwei Sterne, die der seit 2010 im ABAC tätige Koch Jordi Cruz, sich recht flott erarbeitet hat, sind aus meiner Sicht völlig gerechtfertigt. Insbesondere floss das Menu angenehm entlang, trotz des recht hohen Serviertempos, es überforderte uns zu keiner Zeit – weder von den Mengen noch von den Aromen. Auch die Atmosphäre im Garten ist sehr entspannend. Somit lässt sich zusammenfassen, dass sich ein Besuch im ABAC unter Jordi Cruz absolut lohnt.
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