Am zweiten Abend hatten wir das Kontrastprogramm zum DiverXo: Das La Terraza del Casino legte uns Herren einen Krawattenzwang auf. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das vielleicht ein Übermittlungsfehler war und nur ein Sakko Pflicht gewesen wäre.
Die Eingangshalle des Casinos ist überaus prunkvoll. Formvollendet wurden wir in enge historische Fahrstühle geleitet, die mit einer kleinen Sitzbank ausgerüstet sind. Allerdings war die Fahrz nicht so lang, dass wir diese benötigt hätten.
Das Restaurant selbst ist zwar in klassischen Räumen eingerichtet, allerdings gibt es ein paar moderne Designelemente, die dem Restaurant ein zeitlos gediegenes Ambiente geben.
Wir durften in einem abgetrennten Raum speisen. Dort war eine für unsere Gruppe überaus große, ovale Tafel eingedeckt. Das hatte alles etwas herrschaftliches, aber auch etwas formelles, wozu der Service in seiner sehr klassischen Art beitrug (dafür war das englisch Aussprache der Herren deutlich zu verstehen, was im DiverXo eher schwierig war.)
Das Menü begann mit einer kleinen Show. Mit flüssigem Stickstoff entstand ein leckerer Whisky Sour.
Im Anschluss folgte eine schnelle Abfolge von Snacks, die allesamt einzeln serviert wurden.
Die Butter aus Olivenöl wurde in einer Tube serviert. Diese Tube sollte auf einem dünnen Brotscheibchen ausgedrückt werden. Am Ende ergab sich so ein ziemlich butterlastiges Stück Brot, das zudem nicht besonders intensiv nach Olivenöl schmeckte. Das hätte aber in einer anderen Portionierung durchaus gut sein können.
Der Enten-Filipino mit Schokolade war ein kleiner „Entenleberdonut“, könnte man auch sagen. Eher schokoladenlastig, vom Geschmack der Entenleber war nur wenig zu spüren.
Der Kkikos mit Guacomole war sehr fragil und nicht ganz einfach zu essen, aber immerhin schmeckte er einigermaßen intensiv nach Guacmole, nicht mehr, nicht weniger.
Moshi aus Ziegenkäse und Quitte war auch mehr cremig als dezent im Geschmack.
Die Olive kam als Spähre auf den Tisch, schmeckte aber eben nach Olive.
Der Pfeffer-Rhabarber war auch mit Zucker behandelt und schmeckte eher zuckrig als pfeffrig.
Die Spezialität aus Erdnüssen war letztendlich zu Erdnusscreme dekonstruierte Erdnuss, die wieder die Form einer Nuss angenommen hatte. Wenig inspirierend.
Die Tortilla aus Garnelen war sehr fein und hatte einen intensiven Geschmack nach den Meeresfrüchten. Definitiv der beste Snack, allerdings auf mäßigem Niveau.
Nun folgte der Hauptteil des Menüs, der mit der Überschrift Tapas versehen war. Für die meisten Portionsgrößen war das die zutreffende Beschreibung.
Marinierter Lachs mit Tartarsauce gefiel mir zunächst durch eine pure und gute Qualität des Lachs. Allerdings war für die Tranchen viel zu wenig von den weiteren Zutaten auf dem Teller. Die Tatarsauce war eher neutral. Pfiff kam durch die Kleckse hinein. Schon ein wenig abstrus wirkte die ganze Knoblauchzehe, die am Rande des Tellers lag.
Muscheln hieß der nächste Gang, womit er auch schon vollständig beschrieben ist. Die Muscheln waren groß und fleischig und überzeugten als Produkt. Dazu kam ein leichter Zitrussud – das war’s. War das Nordic Cuisine in Spanien? Selbst für diese Küchenphilosophie wäre das ein bisschen wenig, um als „Gericht“ oder „Kreation“ durchzugehen. Purismus à espagnol, aber wenigstens schmackhaft..
Das sahnige Joghurt-Risotto mit Zitrone und Herzmuscheln wurde durch das wirklich sahnige, eher an Milchreis erinnernde Risotto dominiert. Auch hier war einfach wenig Würzung im Spiel. Purismus ist erneut die schmeichelhafte Umschreibung von Unterkomplex – vor allem das Risotto deckte mit seiner Cremigkeit jeden Gedanken von Finesse und Differenziertheit zu.
Die Rotbarbe folgte im Anschluss. Sie vollkommen entschuppt – ein textureller Effekt durch die typische Haut des Tieres wurde verschenkt. Auch war das Fleisch leicht schmierig und komisch in der Qualität. War es zu glasig, oder nicht ganz frisch? Jedenfalls war der Fisch nicht optimal, obwohl der uns als „Catch of the Day“ verkauft wurde. Die geschmacklose Sauce und die unter dem Fisch aufgestrichene Innereiencreme brachten keinen Pfiff hinein. Allein die Stücke der Erbsenschoten bauten einen gewissen Frische-Kontrast auf.
An den Folgetagen hatten einige Teilnehmer unserer Gruppe Magenprobleme – Verdächtiger Auslöser Nr. 1 war diese Rotbarbe. Auch wenn sie es nicht war, wäre dieser Fisch besser so nicht auf unserem Teller gelandet.
Der Hauptgang, Kalbsrippchen mit Yucca und Datteln überzeuge mich durch einen intensiven Fleischgeschmack. Das Fleisch war zart und aromatisch. Die übrigen Beilagen ergänzten eher dezent. Leider noch der beste Gang des Menüs.
Birnen mit Hibiskuseis und Ingwersuppe war dann ein durchaus schönes Dessert mit leichter Schärfe, Frische und Frucht.
Erdbeeren mit Sahne sieht komplexer aus, als es schmeckte. Es war doch eher so eindimensional, wie es die Bezeichnung des Gerichts vermuten lässt.
Zum Schluss gab es noch kleine süße Knabbereien.
Alles in allem würde ich das Terraza del Casino in Deutschland als Restaurant einstufen, dass um seinen Stern kämpfen müsste – zumindest an diesem Abend. Selbst wenn man die zweifelhafte Qualität der Rotbarbe außen vor lässt, bleiben geschmacklich eindimensionale und unterkomplexe Gänge, die optisch mehr vermitteln als sie auf der Zunge bieten. Die molekularen Versuche in dem Menü waren geeignet, alle Vorurteile gegen diese Modererscheinung zu bestätigen. Wohlwollend betrachtet, kann man der Küche noch den die Überschrift „Purismus“ geben. Aber wenn man ganz puristisch arbeiten will, muss es eben hoch-exakt sein, damit es die Klasse des Produkts in seiner reinen Form zeigt. Das hat leider an dem Abend nicht geklappt, es hätte das ideale Kontrastprogramm zum DiverXO sein können.
Die Eingangshalle des Casinos ist überaus prunkvoll. Formvollendet wurden wir in enge historische Fahrstühle geleitet, die mit einer kleinen Sitzbank ausgerüstet sind. Allerdings war die Fahrz nicht so lang, dass wir diese benötigt hätten.
Das Restaurant selbst ist zwar in klassischen Räumen eingerichtet, allerdings gibt es ein paar moderne Designelemente, die dem Restaurant ein zeitlos gediegenes Ambiente geben.
Wir durften in einem abgetrennten Raum speisen. Dort war eine für unsere Gruppe überaus große, ovale Tafel eingedeckt. Das hatte alles etwas herrschaftliches, aber auch etwas formelles, wozu der Service in seiner sehr klassischen Art beitrug (dafür war das englisch Aussprache der Herren deutlich zu verstehen, was im DiverXo eher schwierig war.)
Das Menü begann mit einer kleinen Show. Mit flüssigem Stickstoff entstand ein leckerer Whisky Sour.
Im Anschluss folgte eine schnelle Abfolge von Snacks, die allesamt einzeln serviert wurden.
Die Butter aus Olivenöl wurde in einer Tube serviert. Diese Tube sollte auf einem dünnen Brotscheibchen ausgedrückt werden. Am Ende ergab sich so ein ziemlich butterlastiges Stück Brot, das zudem nicht besonders intensiv nach Olivenöl schmeckte. Das hätte aber in einer anderen Portionierung durchaus gut sein können.
Der Enten-Filipino mit Schokolade war ein kleiner „Entenleberdonut“, könnte man auch sagen. Eher schokoladenlastig, vom Geschmack der Entenleber war nur wenig zu spüren.
Der Kkikos mit Guacomole war sehr fragil und nicht ganz einfach zu essen, aber immerhin schmeckte er einigermaßen intensiv nach Guacmole, nicht mehr, nicht weniger.
Moshi aus Ziegenkäse und Quitte war auch mehr cremig als dezent im Geschmack.
Die Olive kam als Spähre auf den Tisch, schmeckte aber eben nach Olive.
Der Pfeffer-Rhabarber war auch mit Zucker behandelt und schmeckte eher zuckrig als pfeffrig.
Die Spezialität aus Erdnüssen war letztendlich zu Erdnusscreme dekonstruierte Erdnuss, die wieder die Form einer Nuss angenommen hatte. Wenig inspirierend.
Die Tortilla aus Garnelen war sehr fein und hatte einen intensiven Geschmack nach den Meeresfrüchten. Definitiv der beste Snack, allerdings auf mäßigem Niveau.
Nun folgte der Hauptteil des Menüs, der mit der Überschrift Tapas versehen war. Für die meisten Portionsgrößen war das die zutreffende Beschreibung.
Marinierter Lachs mit Tartarsauce gefiel mir zunächst durch eine pure und gute Qualität des Lachs. Allerdings war für die Tranchen viel zu wenig von den weiteren Zutaten auf dem Teller. Die Tatarsauce war eher neutral. Pfiff kam durch die Kleckse hinein. Schon ein wenig abstrus wirkte die ganze Knoblauchzehe, die am Rande des Tellers lag.
Muscheln hieß der nächste Gang, womit er auch schon vollständig beschrieben ist. Die Muscheln waren groß und fleischig und überzeugten als Produkt. Dazu kam ein leichter Zitrussud – das war’s. War das Nordic Cuisine in Spanien? Selbst für diese Küchenphilosophie wäre das ein bisschen wenig, um als „Gericht“ oder „Kreation“ durchzugehen. Purismus à espagnol, aber wenigstens schmackhaft..
Das sahnige Joghurt-Risotto mit Zitrone und Herzmuscheln wurde durch das wirklich sahnige, eher an Milchreis erinnernde Risotto dominiert. Auch hier war einfach wenig Würzung im Spiel. Purismus ist erneut die schmeichelhafte Umschreibung von Unterkomplex – vor allem das Risotto deckte mit seiner Cremigkeit jeden Gedanken von Finesse und Differenziertheit zu.
Die Rotbarbe folgte im Anschluss. Sie vollkommen entschuppt – ein textureller Effekt durch die typische Haut des Tieres wurde verschenkt. Auch war das Fleisch leicht schmierig und komisch in der Qualität. War es zu glasig, oder nicht ganz frisch? Jedenfalls war der Fisch nicht optimal, obwohl der uns als „Catch of the Day“ verkauft wurde. Die geschmacklose Sauce und die unter dem Fisch aufgestrichene Innereiencreme brachten keinen Pfiff hinein. Allein die Stücke der Erbsenschoten bauten einen gewissen Frische-Kontrast auf.
An den Folgetagen hatten einige Teilnehmer unserer Gruppe Magenprobleme – Verdächtiger Auslöser Nr. 1 war diese Rotbarbe. Auch wenn sie es nicht war, wäre dieser Fisch besser so nicht auf unserem Teller gelandet.
Der Hauptgang, Kalbsrippchen mit Yucca und Datteln überzeuge mich durch einen intensiven Fleischgeschmack. Das Fleisch war zart und aromatisch. Die übrigen Beilagen ergänzten eher dezent. Leider noch der beste Gang des Menüs.
Birnen mit Hibiskuseis und Ingwersuppe war dann ein durchaus schönes Dessert mit leichter Schärfe, Frische und Frucht.
Erdbeeren mit Sahne sieht komplexer aus, als es schmeckte. Es war doch eher so eindimensional, wie es die Bezeichnung des Gerichts vermuten lässt.
Zum Schluss gab es noch kleine süße Knabbereien.
Alles in allem würde ich das Terraza del Casino in Deutschland als Restaurant einstufen, dass um seinen Stern kämpfen müsste – zumindest an diesem Abend. Selbst wenn man die zweifelhafte Qualität der Rotbarbe außen vor lässt, bleiben geschmacklich eindimensionale und unterkomplexe Gänge, die optisch mehr vermitteln als sie auf der Zunge bieten. Die molekularen Versuche in dem Menü waren geeignet, alle Vorurteile gegen diese Modererscheinung zu bestätigen. Wohlwollend betrachtet, kann man der Küche noch den die Überschrift „Purismus“ geben. Aber wenn man ganz puristisch arbeiten will, muss es eben hoch-exakt sein, damit es die Klasse des Produkts in seiner reinen Form zeigt. Das hat leider an dem Abend nicht geklappt, es hätte das ideale Kontrastprogramm zum DiverXO sein können.
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