Mitte September waren meine Frau und ich zu einem Kurzurlaub in London. Wir entschieden uns im Vorfeld, das „Dinner by Heston Blumenthal“ aufzusuchen, nicht zuletzt der zahlreichen Presseveröffentlichungen, des großen Namens und des Michelinsterns wegen. Blumenthals Hauptlokal „The Fat Duck“ kennen wir nicht.
Die Reservierung erledigten wir online, was selbst zwei Monate vorher nur mehr zu einem Spättermin um 21.45 Uhr (an einem Dienstag) reichte. Wenige Tage vor dem Dinner wurde der Termin nochmals telefonisch bestätigt. Absagen ab 72 Stunden vorher werden mit 50 £ pro Person berechnet.
Dinner by Heston Blumenthal bietet laut Ankündigung die Neuinterpretation alter britischer Rezepte, deren Entstehungszeitraum und Ursprung auf der Speisekarte (online einsehbar) vermerkt wird.
Das Lokal liegt im Mandarin Oriental Hotel mitten in Knightsbridge. Man gelangt durch die Lobby dorthin, es sind nur wenige Schritte (einfach dem Lärm folgen!), bis man vor der Rezeption steht und sich anmelden kann. Hier werden die Mäntel und Jacken abgenommen.
Wir waren etwas zu früh, so wurden wir in die „Mandarinbar“ platziert, durch die ausschließlich man ins eigentliche Lokal gelangt. Die Bar war zu diesem Zeitpunkt restlos voll mit der üblichen It-Crowd, arabischen Geschäftsleuten und Bankern, entsprechend auch die Lautstärke eines Pubs zu vorgerückter Stunde. Wir bestellten ein Glas Billecart Salmon Rose (21 £) und wurden wenig später an unseren Tisch geführt. Das Restaurant wirkt speisesaalartig mit hohen Fenstern zum Hydepark hin, die Tische in verschiedenen Größen ohne Stoffdecke aus dunklem Holz, drum herum reichlich wuselndes Servicepersonal - und inmitten des Geschehens wird ein schiffartiges Gefährt mit einer Eismaschine obenauf umher gerollt, das vor den Gästen immer wieder Station macht, um mittels flüssigem Stickstoff und mit großem
Gewölk Eis zu produzieren.
Als wir Platz nahmen, lag die Speisekarte bereits auf dem Tisch, rasch wurde Wasser serviert, die Weinliste gab es auf Nachfrage.
Prinzipiell gibt es ein 3-Gänge-Menü aus Starter, Main und Dessert. Wir entschlossen uns zu "Meat Fruit" und "Frumenty", als Hauptgericht Filet vom Aberdeen Angus und ein Hereford-Ribeye. Dazu hatten wir eine Flasche spanischen Rotweins (was genau nicht mehr erinnerlich) für etwa 90 £.
Amouse bouche gab es keines, als Brot wurden je 2 Scheiben dunkles und helles Baguette mit etwas Butter gereicht. Es handelte sich um ganz normales Weißbrot ohne Besonderheit.
Über die Meat Fruit wurde ja schon oft geschrieben. Auf einem Holzbrett wird eine täuschend echt aussehende „Mandarine“ gebracht, die sich als mit einem Fruchtgelee überzogene Foie gras entpuppte. Dazu wurde einzig eine Scheibe (sehr heftig) getoastetes Weißbrot gereicht.
Die Foie gras war ausgesprochen cremig mit einem schönen zarten Geschmack, das dünne Fruchtgelee schmeckte tatsächlich intensiv nach Mandarine, was die Leber elegant begleitete. Die (molekular aufgepeppte?) Cremigkeit beeindruckte zwar, dennoch haben wir Gänseleber schon besser gegessen, die Kombination mit einem Fruchtgelee ist ja auch nicht wirklich neu.
Frumenty war ein Oktopussalat mit Speisealgen, Liebstöckel und einer (Fisch?-)Suppe – für uns das beste Gericht des Abends mit schönem Kontrast von Räucheraromen des Oktopus und der Frische der Seealgen.
Zum Hauptgericht gab es das erwähnte Fleisch.
Auf dem Teller fand sich das Stück (einmal Ribeye, einmal Filet) mittig plaziert, darauf ein kleiner Klecks Knochenmark. Die Beilagen – Pommes (!), eine Art Pilzketchup und ein Salat - wurden in kleinen Schälchen beigestellt. Das wars. Hört sich sehr nach Steakhause an und nicht anders war denn auch das kulinarische Erlebnis. Das Filet war trocken (wenngleich medium rare), das Ribeye durch den Fettanteil etwas saftiger. Auch hier dominierten Räucheraromen, von denen wir bis heute nicht ganz sicher sind, ob sie wirklich dem Grill oder doch dem Chemiekasten entsprangen.
Auch die Teller auf den Nachbartischen mit anderen als unseren Gerichten wirkten relativ simpel arrangiert.
Zum Dessert hatten wir den „Tipsy-Cake“, eine Art Rohrnudel in einem kleinen Gusseisenbehältnis mit reichlich Butter, begleitet von gerösteter Ananas mit Streuseln darauf. In einem Bistro wäre das ganz in Ordnung, für ein Lokal dieser Preisklasse war es einfach zu simpel.
Auf das Stickstoffeis haben wir verzichtet.
Der Service war professionell und freundlich, angesichts der fortgeschrittenen Zeit und der Lautstärke im Lokal war eine weitere Kommunikation nicht möglich. Die von meiner Frau angesprochene Trockenheit des Filets wurde mit dem „dry-aged meat“ erklärt, was wohl Unsinn ist.
Die Rechnung belief sich am Ende auf knapp 300 £, zu den Speisekartenpreisen wird zusätzlich eine „Service-Charge“ von 12,5% abgerufen.
Was wir bekamen, war letztlich gehobene Bistro- und Steakhause-Küche, mehr jedoch nicht. Aus unserer Sicht ist das „Dinner by Heston Blumenthal“ völlig überhyped und überteuert. Es ist uns ferner unbegreiflich, wie hier der Michelinstern zustande kommt, wenn man bedenkt, welche Standards dafür in Deutschland nötig sind.
Von Juan Amador stammt sinngemäß die Äußerung, dass man schon sehr gut kochen können müsse, um mit schlechten Essen reich zu werden. Die Aura der drei Sterne aus Bray genügt offenbar, das „Dinner“ zu füllen und dafür absurde Preise abzurufen.
Unser Taxifahrer zum Flughafen kommentierte das zwei Tage später soweit, dass er meinte, das beste Essen in London gäbe es ohnehin nur außerhalb der City. Wir sind geneigt, dem zuzustimmen.
Die Reservierung erledigten wir online, was selbst zwei Monate vorher nur mehr zu einem Spättermin um 21.45 Uhr (an einem Dienstag) reichte. Wenige Tage vor dem Dinner wurde der Termin nochmals telefonisch bestätigt. Absagen ab 72 Stunden vorher werden mit 50 £ pro Person berechnet.
Dinner by Heston Blumenthal bietet laut Ankündigung die Neuinterpretation alter britischer Rezepte, deren Entstehungszeitraum und Ursprung auf der Speisekarte (online einsehbar) vermerkt wird.
Das Lokal liegt im Mandarin Oriental Hotel mitten in Knightsbridge. Man gelangt durch die Lobby dorthin, es sind nur wenige Schritte (einfach dem Lärm folgen!), bis man vor der Rezeption steht und sich anmelden kann. Hier werden die Mäntel und Jacken abgenommen.
Wir waren etwas zu früh, so wurden wir in die „Mandarinbar“ platziert, durch die ausschließlich man ins eigentliche Lokal gelangt. Die Bar war zu diesem Zeitpunkt restlos voll mit der üblichen It-Crowd, arabischen Geschäftsleuten und Bankern, entsprechend auch die Lautstärke eines Pubs zu vorgerückter Stunde. Wir bestellten ein Glas Billecart Salmon Rose (21 £) und wurden wenig später an unseren Tisch geführt. Das Restaurant wirkt speisesaalartig mit hohen Fenstern zum Hydepark hin, die Tische in verschiedenen Größen ohne Stoffdecke aus dunklem Holz, drum herum reichlich wuselndes Servicepersonal - und inmitten des Geschehens wird ein schiffartiges Gefährt mit einer Eismaschine obenauf umher gerollt, das vor den Gästen immer wieder Station macht, um mittels flüssigem Stickstoff und mit großem
Gewölk Eis zu produzieren.
Als wir Platz nahmen, lag die Speisekarte bereits auf dem Tisch, rasch wurde Wasser serviert, die Weinliste gab es auf Nachfrage.
Prinzipiell gibt es ein 3-Gänge-Menü aus Starter, Main und Dessert. Wir entschlossen uns zu "Meat Fruit" und "Frumenty", als Hauptgericht Filet vom Aberdeen Angus und ein Hereford-Ribeye. Dazu hatten wir eine Flasche spanischen Rotweins (was genau nicht mehr erinnerlich) für etwa 90 £.
Amouse bouche gab es keines, als Brot wurden je 2 Scheiben dunkles und helles Baguette mit etwas Butter gereicht. Es handelte sich um ganz normales Weißbrot ohne Besonderheit.
Über die Meat Fruit wurde ja schon oft geschrieben. Auf einem Holzbrett wird eine täuschend echt aussehende „Mandarine“ gebracht, die sich als mit einem Fruchtgelee überzogene Foie gras entpuppte. Dazu wurde einzig eine Scheibe (sehr heftig) getoastetes Weißbrot gereicht.
Die Foie gras war ausgesprochen cremig mit einem schönen zarten Geschmack, das dünne Fruchtgelee schmeckte tatsächlich intensiv nach Mandarine, was die Leber elegant begleitete. Die (molekular aufgepeppte?) Cremigkeit beeindruckte zwar, dennoch haben wir Gänseleber schon besser gegessen, die Kombination mit einem Fruchtgelee ist ja auch nicht wirklich neu.
Frumenty war ein Oktopussalat mit Speisealgen, Liebstöckel und einer (Fisch?-)Suppe – für uns das beste Gericht des Abends mit schönem Kontrast von Räucheraromen des Oktopus und der Frische der Seealgen.
Zum Hauptgericht gab es das erwähnte Fleisch.
Auf dem Teller fand sich das Stück (einmal Ribeye, einmal Filet) mittig plaziert, darauf ein kleiner Klecks Knochenmark. Die Beilagen – Pommes (!), eine Art Pilzketchup und ein Salat - wurden in kleinen Schälchen beigestellt. Das wars. Hört sich sehr nach Steakhause an und nicht anders war denn auch das kulinarische Erlebnis. Das Filet war trocken (wenngleich medium rare), das Ribeye durch den Fettanteil etwas saftiger. Auch hier dominierten Räucheraromen, von denen wir bis heute nicht ganz sicher sind, ob sie wirklich dem Grill oder doch dem Chemiekasten entsprangen.
Auch die Teller auf den Nachbartischen mit anderen als unseren Gerichten wirkten relativ simpel arrangiert.
Zum Dessert hatten wir den „Tipsy-Cake“, eine Art Rohrnudel in einem kleinen Gusseisenbehältnis mit reichlich Butter, begleitet von gerösteter Ananas mit Streuseln darauf. In einem Bistro wäre das ganz in Ordnung, für ein Lokal dieser Preisklasse war es einfach zu simpel.
Auf das Stickstoffeis haben wir verzichtet.
Der Service war professionell und freundlich, angesichts der fortgeschrittenen Zeit und der Lautstärke im Lokal war eine weitere Kommunikation nicht möglich. Die von meiner Frau angesprochene Trockenheit des Filets wurde mit dem „dry-aged meat“ erklärt, was wohl Unsinn ist.
Die Rechnung belief sich am Ende auf knapp 300 £, zu den Speisekartenpreisen wird zusätzlich eine „Service-Charge“ von 12,5% abgerufen.
Was wir bekamen, war letztlich gehobene Bistro- und Steakhause-Küche, mehr jedoch nicht. Aus unserer Sicht ist das „Dinner by Heston Blumenthal“ völlig überhyped und überteuert. Es ist uns ferner unbegreiflich, wie hier der Michelinstern zustande kommt, wenn man bedenkt, welche Standards dafür in Deutschland nötig sind.
Von Juan Amador stammt sinngemäß die Äußerung, dass man schon sehr gut kochen können müsse, um mit schlechten Essen reich zu werden. Die Aura der drei Sterne aus Bray genügt offenbar, das „Dinner“ zu füllen und dafür absurde Preise abzurufen.
Unser Taxifahrer zum Flughafen kommentierte das zwei Tage später soweit, dass er meinte, das beste Essen in London gäbe es ohnehin nur außerhalb der City. Wir sind geneigt, dem zuzustimmen.
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