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The Fat Duck (***) in Bray

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  • The Fat Duck (***) in Bray

    Wertes Forum,

    The Fat Duck war die letzte Station unserer Gourmet Reise nach London. Neben ausgezeichnetem Essen gab es auch eine Menge Show und Unterhaltung.

    Das Restaurant ist von außen eher unscheinbar.



    Auf dem Tisch liegt eine große Lupe, deren Verwendung in der "Speisekarte" erklärt wird, die auf dem Tisch liegt. Aufgeklappt erhält man einen Plan für die Reise des Tages vom Aufstehen bis zum zu Bed gehen. Gegessen wird zwischendurch natürlich auch.

    Damit wird auch die Funktion der Lupe klar, die Details zu den Gängen sind nur in extrem kleiner Schrift geschrieben. Auf der Rückseite befindet sich noch eine weitere Landkarte.




    Am Anfang mussten wir eine Karte ausfüllen und ankreuzen was man zum Frühstück haben möchte.

    Zum Ausfüllen bekamen wir einen Bleistift.


    • Paloma, Campari soda, Pina Colada, Vodka Lime Sour – who will be the dragon?
    • Aerated beetroot maracoon
    • Smoked cumin Royale, Jerusalem artichoke ice cream


    Pina Colada ice



    Station 1 unserer Reise, zu Beginn gab es einen Cocktail, ich wählte einen Pina Colada. Er wurde als Espuma auf einen Löffel gespritzt und mit flüssigem Stickstoff gefroren.

    Der fertige Pina Colada aus Rum, Kokosmilch und Ananas war sehr lecker.



    Aerated beetroot maracoon

    Als erstes Amuse Gueule gab es einen Macaron aus roter Beete mit einer Meerrettichcreme. Er hatte eine sehr zarte crispe Textur und ein feines Aroma mit feiner Schärfe und Süße. Sehr lecker, Klasse.




    Smoked cumin Royale, Jerusalem artichoke ice cream

    Als zweites Amuse Gueule gab es eine Creme aus geräuchertem (?) Cumin Royale (Black Cumin ?), einem Sud aus Kräutern und Apfel (?), Kapuzinerkresse und ein Eis von der Jerusalem Artichoke. Sehr lecker mit feinem Aroma.


    • Hot and cold tea
    • Truffled egg mousse, jellied tomato consommé, bacon and toasted bread cream, cereals


    Bread, butter and jam

    Station 2 unserer Reise um "8:00", weiter ging es mit dem Frühstück, es gab Weißbrot, Butter und eine Tomaten Kaffee Marmelade. Sehr lecker.



    Truffled egg mousse, jellied tomato consommé, bacon and toasted bread cream, cereals

    Für jeden von uns am Tisch gab es eine Portionspackung Frühstückscerealien, trotz der unterschiedlichen Etiketten war überall dasselbe drin.

    Zu den Frühstückscerealien wurde eine Schale mit gelierter Tomatenconsomme, einem getrüffelten Eimousse, einer Bacon und Brotcreme gereicht. Eine interessante Kombination, sehr lecker.



    Hot and cold tea

    Dazu wurde ein Glas mit relativ dünnem Kaffee gereicht, er war ganz leicht geliert und enthielt verschiedene Temperaturzonen. So hatte man beim Trinken abwechselnd Empfindungen von Warm und Kalt. Eine originelle Idee.

    In der Cerealienpackung befand sich noch ein Holzpuzzle, dass nach dem Zusammenbau eine Sparbüchse ergab.

    Dazu gab es vom Service eine Münze die später noch ein Rolle spielen sollte. Die Münzen haben ein Datum und werden für jeden Tag extra hergestellt.




    • Waldorf salad “Rocket”
    • Salmon, avocado and horseradish “Twister”
    • Crab and passion fruit “99”
    • Cornish crab, smoked caviar and golden trout roe, veloute of white chocolate and sea vegetables


    Station 3 unserer Reise um "10:30", wir bekamen eine Muschel mit einem IPod der Meeresrauschen und Mövengeschrei abspielte.




    Sound of the Sea

    Passend dazu wurde auf einer Glasplatte eine Strandlandschaft "Sound of the Sea" gereicht. Es gab Abalone, Hamachi, Yellowfin Thun, Salicorn, Algen (Hijiki) und diverse andere Blätter (Ice Plant, Austernblatt), Austernschaum und aromatisiertes Tapiokapulver. Ein Gericht mit schöner Meeresassoziation, sehr lecker.




    Waldorf salad “Rocket”

    Links ein Waldorfsalat als Eis in Form einer Rakete. Beige mit Walnuss, grün mit Staudensellerie. Fruchtig herb, gerade noch sehr lecker. Das "Rocket" ist eine Assoziation an das "Saturn" von Schöller bzw. das "Enterprise oder Commander" von Eskimo.




    Salmon, avocado and horseradish “Twister”

    Rechts ein Röllchen mit gebeiztem Lachs und einer Meerrettich- und Avocadocreme. Eine interessante Kombination, sehr lecker. "Twister" war ein Eis von Langnese.




    Crab and passion fruit “99”

    Auf die Hand gab es noch ein Cornetto mit einem Crab Eis mit Red Pepper, Passionsfrucht und Schokolade. Sehr lecker.




    Cornish crab, smoked caviar and golden trout roe, veloute of white chocolate and sea vegetables

    Weiter ging es mit einem Krebs aus weißer Schokolade, gefüllt mit Taschenkrebsfleisch. Dazu gab es noch ein paar Gelees, Forellen Kaviar und Algen (?).

    Angegossen wurde noch eine Krustentierveloute, die die Schokoladenhülle zum Schmelzen brachte. Eine interessante Kombination mit schönem komplexen Aroma. Auch wenn es nicht extra bezeichnet war solle es wohl der Lunch sein. Sehr lecker, Klasse.



    • Mushroom, beet and blackberry, scented with fig leaf, meadowsweet, melilot, oakmoss and black truffle
    • Mock turtle soup and egg, toast sandwich


    Station 4 unserer Reise um "14:40" am Nachmittag. Zur Einstimmung wurde ein Glas mit Moos auf den Tisch gestellt.

    Mit heißem Wasser begossen waberte Trockeneisnebel über unseren Tisch.




    Mushroom, beet and blackberry, scented with fig leaf, meadowsweet, melilot, oakmoss and black truffle

    Serviert wurde eine "Waldbodenlandschaft" mit Pilzen, sauer eingelegten Morcheln, rote Beete, Brombeeren, schwarzer Trüffel, echten Mehlwürmer (leider nicht auf meinem Teller) und verschiedene Kräuter ( Mädesüß oder Spiraea Alba, Steinklee (Melilot)). Ein Gericht mit herben Pilz- und Waldaromen, sehr lecker.




    Mock turtle soup and egg, toast sandwich

    Als nächstes gab es die Mockturtlesuppe und als Erklärung dazu ein Lesezeichen mit einer kleinen Anekdote aus Alice im Wunderland.

    In einer gläsernen Tasse waren ein gefaktes Ei, kleine Enokipilze, Kalbskopfwürfel, Selleriewürfel und leicht säuerliche Würfel angerichtet. Darauf stand eine Glaskanne mit heißem Wasser.

    In einem Holzkästchen wurde eine goldene Taschenuhr gereicht.

    Die "Taschenuhr" wurde als Teebeutel "Mad Hatter`s Tea" in das heiße Wasser gehängt und bildete einen Kalbsfond mit Madeira.

    Und fertig ist die Mockturtlesuppe.

    Die Kalbskopfwürfel waren zart und hatte ein feines Aroma, das "Ei" (aus Turnip und Swede) hatte eine zarte Textur, die Mockturtlesuppe hatte ein feines Aroma. Sehr lecker.

    Separat gereicht wurde ein Sandwich mit einer Trüffelcreme. Sehr lecker.








    Station 5 unserer Reise um "19:35", es wird Zeit für das Dinner. Dafür wurde eine separate Speisekarte gereicht und man hatte jeweils die Auswahl zwischen zwei Speisen.
    • Snail Porridge
    • Pigeon, Bread Sauce and Liver on Toast
    • Botrytis Cinerea

    Vor dem Dinner wurde etwas aromatische Butter gereicht, sehr lecker, Klasse.

    Dazu gab es etwas Brot, es hatte eine rösche Kruste, es war zwar locker aber auch ein bischen zäh. Sehr lecker und ich hatte schon Befürchtungen das ich von diesem Menü nicht satt werde.




    Snail Porridge

    Als Vorspeise hatte ich das Snail Porridge gewählt. Die Weinbergschnecken waren zart und das Porridge mit Petersilie und Knoblauch war aromatisch und schlotzig. Dazu gab es etwas zu salzigen Fenchel. Sehr lecker.




    Pigeon, Bread Sauce and Liver on Toast

    Die Taubenbrust war zart und aromatisch. Dazu gab es ein Taubenherz, Radicchio, Mangold, süßliche Zwiebeln, ein Zwiebelpüree, kleine fruchtige Würfel, Tupfer aus Red Ale Gel und eine aromatische Sauce. Ein schönes Spiel aus Süße und Bittere, nur der Mangold war etwas fest. Sehr lecker.

    Separat gereicht wurde ein Toast mit einer Taubenlebercreme. Sehr lecker.




    Zwischendurch konnte man ein Getränk auswählen das nach dem Essen gereicht wurde.




    Botrytis Cinerea

    Beim Dessert drehte sich alles um Weintrauben. Es gab verschiedene Kugeln, Gels und Cremes, unter anderem mit Rosinen, Safran, Roquefort und Sauternes (daher auch der Name Botrytis Cinerea). Die sehr verschiedenen Aromen passten gut zusammen, sehr lecker.




    Tea or coffee

    Danach wurde der grüne Tee gereicht, ich hatte den Hijiri Hojicha aus der Präfektur Aichi gewählt. Aromatisch mit leichten Röstnoten, sehr lecker.




    Digestif

    Der Digestif wurde in Form eines Bilderrahmens gereicht auf dessen Glasplatte 5 "Gummibärchen" mit Whiskygeschmack angerichtet waren. Die Aromen der einzelnen Whiskys waren gut herausgearbeitet. Sehr lecker, Klasse.

    Als Hintergrund diente eine Landkarte von Schottland und Tennessee wo die Brennereien eingezeichnet waren.
    • 12 Jahre alter Glenlivet, ein Single Malt Whisky aus der Region Speyside
    • 14 Jahre alter Oban, ein Single Malt Whisky aus der Region Highlands
    • 18 Jahre alter Highland Park, ein Single Malt Whisky aus der Region Orkney
    • 10 Jahre alter Laphroaig, ein Single Malt Whisky aus der Region Islay
    • Jack Daniel’s, ein Bourbon Whiskey aus Tennessee
    • Malt, orange blossom, tonka, milk, meringue, crystalised chocolate, pistachio


    Station 6 unserer Reise um "11:00", es wurde ein Löffel mit Fellgriff gereicht, irgendwie spielte da auch Babypuder eine Rolle. Der Sinn hat sich mir aber nicht erschlossen, es sollte wohl eine Assoziation zum Duft frischer Bettwäsche schaffen.




    Horlicks Macaon

    Auf einem Kissen, das auf einem Magnetfeld schwebte, wurden ein paar Macarons gereicht.

    Der Macaron hatte eine zarte Textur und eine kalte Horlicks Füllung (Eis ?). Sehr lecker.




    Malt, orange blossom, tonka, milk, meringue, crystalised chocolate, pistachio

    Als Betthupferl gab es noch ein weiteres Dessert. Ein Kokoseis, ein weißer Schaum mit dunkler Füllung, ein weißer gummiartiger Schaum mit Tonkafüllung und Joghurtpulver. Sehr lecker.



    • Oxchoc, Caramel in edible wrapper, Queen of Hearts jam tart, mandarin scented aerated chocolate


    Station 7 unserer Reise um "11:15", ein Kaufmannsladen wurde an unseren Tisch gefahren.

    Im Inneren verbargen sich viele Schubladen, jetzt kam die Münze ins Spiel, die wir mit dem Holzpuzzle erhalten hatten. Nach Einwurf der Münze öffnete sich eine Schublade dessen Inhalt wir in einer Papiertüte überreicht bekamen.

    In der Tüte waren vier Süßigkeiten und ein kleine Beschreibung dazu.




    Aerated
    A Magical, super-shiny, lighter than air chocolate filled with impossibly BIG bubbles, and a little jelly hidden within.
    Complex to construct, it involves a cream charger, nitrogen gas, a vacuum oven - and a patently, patiently professional chef, armed with cotton gloves and tweezers, inspecting every inch for imperfections.

    Herbe Luftschokolade mit einem aromatischen Mandarinengelee. Eine Praline mit interessantem Aroma, sehr lecker.




    Oxchoc
    Luscious layers of nougat, shortbread and caramel encased in subtly but seductively intense chocolate.
    Back in the 1890s, Rowntree made Oxcholate, a chocolate concoction beefed up with meat extract. Inspired by this, our bar uses a hightly concentrated beef stock reduction to create a choc that`s rich, robust and really rather good.

    Verschiedene Schichten aus Schokolade, Karamell, Keks und Nougat. Sehr lecker.




    Queen Hearts
    "When is a playing card like a jam tart?"
    When the Fat Duck chefs take sheets of well tempered chocolate, impress the Red Queen`s image on top, and skilfully squeeze jam tarts in between, of course. Curiouser still, the seal is surprisingly toothsome too. Just don`t try to eat the envelope.

    Die Herz Dame bestand aus weißer Schokolade, gefüllt mit einer dünnen Keks- und Marmeladenschicht. Sehr lecker.




    Pie Caramels
    Satisfyingly, gratifyingly chewy, a sweet with an appreciably ample pie flavor.
    ...But that`s not all. Credibly edible, decidedly devourable and singularly swallowable, this is a completely eatable sweet - right down to the wrapper! Simply pop in the lot, and enjoy.

    Das Karamell Bonbon hatte eine zarte weiche Textur und ein feines, leicht fruchtiges Aroma nach Karamell und Sahne. Sehr lecker, Klasse.




    Nach über 4 Stunden ging ein interessanter unterhaltsamer Abend zu Ende. Das Essen war ausgezeichnet wobei es manchmal schwer
    fiel sich richtig auf das Essen zu konzentrieren, aber hier zählt das Gesamterlebnis. Ohne die Show würde das Essen aber auch
    funktionieren.
    Bei dieser Reise hat mir das Ledbury am besten gefallen.

    Gruß
    Jürgen

    PS: Mit größeren Bildern und Wikipedia Links auf meiner Webseite
    http://www.3d-meier.de/Galerie/Essen...ck/Seite1.html
    Zuletzt geändert von QWERTZ; 28.05.2018, 11:34. Grund: Zusammenführung mehrerer Beiträge

  • #2
    Lieber Jürgen, danke für den Bericht zum Fat Duck. In der Tat sollte man das Restaurant nicht nur auf die Spielereien und Showeffekte reduzieren. Meine London-Berichte sind auch schon in der Rohfassung fertig, ich bin leider zur Zeit ziemlich eingespannt, aber ich hoffe, ich komme bald dazu, diese und eine andere Berichte, die sich aufgestaut haben zu publizieren.

    Kommentar


    • #3
      Zum Abschluss unseres London Trips ging es vor die Tore der Stadt nach Bray. Das The Fat Duck ist mit Sicherheit eines der einflussreichsten Restaurants der 00er Jahre vielleicht sogar ein größerer Impulsgeber als das El Bullli, obwohl dieses die Molekularküche bekannt gemacht hat. Einige der Gerichte, die wir an dem Abend Essen sollten, kamen mir bekannt vor. Sei es durch Fotos und Videos, die im The Fat Duck entstanden sind, sei es, weil ich ähnliche Gerichte – mit andere Worten Kopien –, die ich bereits in anderen Restaurants gegessen habe. Am Ende stellt sich die Frage nach der kulinarischen Substanz jenseits des kulinarischen Zirkus.

      Gegenwärtig ist das Menü in die Geschichte einer Urlaubsreise gestaltet, die von unseren Kellnern charmant und -wie ich finde – im richtigen Maß aufgebaut wurde. Das heißt: jeder Gang wurde ein wenig mit der Urlaubs-Assoziation eingeleitet. Aber die geschah bei uns mit einem Augenzwinkern, so dass dies nicht zu ernst, aufgesetzt, oder angestrengt wirke.

      1.) The Day Before We Go: Are we nearly there yet?A CHANGE OF AIR – ist eine Zubereitung eines „Cocktails“ in einer Eishülle. Es werden die Aromaten im Stickstoffbad gefrostet und schnell zum Gast gebracht. Den Löffel muss man zügig in den Mund nehmen. Lustigerweise dampft dann der verdunstende Stickstoff aus der Nase. Aber die Masse ist so kalt, dass man sich den Mund verkühlt und nur wenig schmeckt. Lustiger Effekt, kulinarisch, sinnlos bis kontraproduktiv, da im Zweifel der Mundraum unterkühlt und die Gechmacksnerven „Gefrierbrand“ ausgesetzt werden.

      Als zweites gibt es einen Macaron aus Roter Bete mit einer Meerrettichcreme. Die Kopie habe ich im Hamburger Lakeside gegessen, dort war der Macron mit Rotkohl, aber die Creme schmeckte sehr, sehr ähnlich. Ein schöner Wachmacher und kulinarisch wesentlich substanzieller.
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC08727.jpg Ansichten: 1 Größe: 66,0 KB ID: 61622

      JUST THE TONIC WE NEED - Smoked cumin Royle, Jerusalem artichoke ice cream ist ziemlich erfrischend. Ich erinnere mich an würzig-kräutrig-eridge Aromen. Es ist wirkt ähnlich präzise, wie die Gerichte vom Vortag bei Gordon Ramsay, hat mit mehr Komplexität.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC08729.jpg Ansichten: 1 Größe: 46,6 KB ID: 61623

      2.) Morning: Rise and shine, it’s Breakfast timeEXCUSE ME, MY TEA SEEMS TO BE COLD … AND HOT ist ein molekulares Gemisch aus kalt und warm, das sowohl kalten als auch warmen Tee miteinander verbinden soll. In der Tat befinden sich in dem fingerhutgroßen Gefäß eine kalte und eine heiße Phase. Nur am Geschmack muss man noch arbeiten, es schmeckt leider wie billiger, leicht zitroniger Earl Grey. Dummerweise werde ich auch noch gefragt, wie es mir gefallen hat. Gar nicht so leicht auf englisch zu erklären, dass ich den Warm-Kalt-Effekt schon interessant finde, aber leider der Tee-Geschmack unterirdisch ausfällt. Wer auf der Frühstückskarte zu Beginn Kaffee angekreuzt hat, bekommt das gleiche Gericht als Kaffeevariante- auch von den Mitessern höre ich kein unbedingt positives Statement zum Geschmack.
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC08741.jpg Ansichten: 1 Größe: 60,9 KB ID: 61624

      WHY DO I HAVE TO CHOOSE BETWEEN a VARIETY PACK and a COOKED BREAKFAST ist ein weiterer eher fragwürdiger Gang. Es wird sehr schönes Brioche serviert, sowie eine feine Butter. Dazu gibt es zwei würzige Marmeladen, die ich nicht so gelungen finde. Das ärgerliche an der ganzen Inszenierung ist, dass der sehr schöne 2008er Larmandier Bernier, Vielle Vigne du Levant Extra Brut aus der mittelteuren Weinbegleitung (annähernd 300 Pfund) sich überhaupt nicht entfalten kann und ziemlich verschwendet ist. Angesichts dieser bis hierhin sehr durchwachsenen Performance erwarte ich das schlimmste für den Rest des Urlaubstages, aber der Tag ist ja noch jung…
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      Der zweite Teil des Frühstücks weist den Weg in die Richtung, die das Menü nun langsam nehmen wird: in kleinen Cornflakes Päckchen befinden sich Flakes, die dann in eine Schale gegeben werden. Es entsteht: Truffeld egg mousse, jellied tomato conommé, baconand toasted bread cream. cereals. Es erinnert ein wenig an das Studentenfutter, das Thomas Bühner einst servierte. Der Geschmack ist jedenfalls sehr schön rund durchaus tiefgründig.
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      3.
      Mid-morning: First one to see the sea


      Hinter der nächsten Station steckt der Klassiker der Küche von Heston Blumenthal. „SOUND of the SEA“. Es wird eine große Muschel mit einem kleinen iPod serviert. Auf die Ohren gibt es Meeresrauschen, dass wirklich den Geist ein wenig Richtung Meer entführt. Dann wird das Gericht serviert, auf dem Kasten mit der Glasplatte (Musik aufs Ohr im Dessert und derartige Teller habe ich oft im Falco erlebt). Was mich betört an dem Gericht ist der Schaum, der wirklich nach Gischt schmeckt. So feinporig habe ich noch keinem Schaum in einem Gericht erlebt – er schwebt auf der Zunge und gibt trotzdem ein feines „Seewasser“-Salzaroma zum Fisch dazu. Eigentlich ist es egal, was genau da liegt. Hauptsache, es ist leicht fettig und iodig, dann funktioniert dieser Gang perfekt. Der Sand ist ebenso hervorzuheben. Er ist wirklich fein in Textur und Geschmack. Dagegen wirken die „Sande“, die ich auf vielen Tellern schon erlebt habe, wie aromatisiertes Zwiebackmehl. Wenn man überlegt, wie oft ich Kopien bzw. an dieser Idee angelehnte Teller schon gegessen habe, ist doch bemerkenswert, dass mir in der Sekunde klar wird, woher das Original stammt. Es ist in etwas so: bislang habe ich Drucke eines bekannten Gemäldes gesehen, nun stehe ich vor dem Original.
      Dazu bekommen wir einen guten, leicht fruchtigen Sake: Junmai Daiginjo, Kinmuku, Koshi no Kanbai

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      „CAN I HAVE SOME MONEY FOR AN ICE CREAM” ist ein Dreierlei von Eis-Imtationen: Waldorf salad “Rocket”, Salmon avocado and horseradish “Twister”, Crab and passion fruit “99” sind drei Kleinigkeiten mit viel Geschmack. Vor allem der Twister schmeckt sehr gut, feines Fett, viel Textur auf kleinem Raum. Auch das kleine Hörnchen hat einen tollen, durchaus tiefen Geschmack. Nur das Dolomiti-Imitat fällt leider etwas ab, weil doch der Holzstab zu viel Eigengeschmack abgibt – hier wäre ein geschmacksneutraler Stab sinnvoll.
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC08746.jpg Ansichten: 1 Größe: 75,6 KB ID: 61630

      THEN WE WENT ROCKPOOLING heißt die nächste Überschrift für das Gericht Cornish crab, smoked caviar and golden trout roe, velouté of white chocolate and sea vegetables. Es knüpft beim Sound of the Sea an. Die künstliche Krabbenschale löst sich im Muschelfond auf, der über das Gericht gegeben wird. Darunter befindet sich etwas Krebsfleisch. Es schmilzt auch eine kleine Krabbe aus weißer Schokolade. Diese gibt dem Gericht einen speziellen Touch. Die Süße ist minimal, wahrnehmbarer ist fast die Fetttextur der Schokolade. Es ergibt sich ein volles Aroma, die Feinheiten des Kaviars gehen zwar etwas verloren, auch wird das Krebsfleisch als Produkt nicht herausgestellt, aber aromatisch ist das Gericht ein perfektes, leicht süffiges Krustentiergericht. Irgendwie assoziiere ich dieses Gericht mit Kevin Fehling-Gerichten. Ein Teilnehmer unserer Runde, der ihn sehr gut kennt, sagt, Kevin Fehling habe einst ein Besuch im The Fat Duck tief beeindruckt. I
      Der2007er Riesling feinherb scharz von Sybille Kuntz passt mit seiner Restsüße, vor allem aber mit der Säure extrem gut zu dem Gang.
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC08755.jpg Ansichten: 1 Größe: 81,4 KB ID: 61631

      4. Afternoon: If you go down to the woods today…
      Wird eingeleitet mit einer Trockeneisshow: In der Mitte des Tischs wird ein hohes Glas mit etwas Moos gestellt, das mit Trockeneis übergossen den Eindruck eines nebeligen Waldes (am Nachmittag?? Da muss der Vormittag an der See ja ziemlich feucht gewesen sein…) Es soll Stimmung für Pilzgerichte gemacht werden:

      DAMPING THROUGH the BOROUGHGROVES… Mushroom, beet and blackberry, scented with fig leave., medowseet, melilot, oaknmoss and black truffle – auf meinem Teller fehlen die kleinen Würmchen. Das Gericht zeigt eine feine pilzige Note und etwas Frische. Es ist etwas schwer zu beschreiben. Ich finde das Gericht zu sehr krümelig in der Textur, aber aromatisch geht es schön in die Pilz-Welt hinein.
      Sehr gut gefällt mir der VdP des Cotes Catalanes von Le Soula, Jahrgang 2011, der hier gereicht wird.
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      … WE DISCOVERED the MOCK TURTLE PICNIC Mock Turtle Soup And Egg, Toast Sandwich ist ein weiteres viel schon gesehenes und gezeigtes Gericht von Heston Blumenthal. Die goldene Münze löst sich in der Kanne mit Wasser auf. Es entsteht so eine klare Brühe, die dann über die in einem zweiten Glasgefäß befindlichen Zutaten gegossen wird. Die Brühe ist nicht allzu kräftig. Aber es entsteht ein sehr rundes Geschmacksbild. Ein tadelloses, durchaus feines Gericht, das ohne die kleine Show aber doch unauffällig wäre. Dazu wird ein kleines Sandwich gereicht, das geschmacklich richtig was kann und den Gang deutlich aufwertet.
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      4- Evening: Are you ready for Dinner? Nun ist es Zeit für ein Menü im Menü, denn natürlich geht man an einem Ferientag auswärts essen. Und so wird eine weitere Speisekarte gereicht, aus der man Vor-, Haupt und Nachspeise wählen soll. Die Wartezeit wird überbrückt mit einem sehr guten Brot und gereifter Butter.
      Ich entscheide mich als erstes für das Sail Porridge. Keine Angst, der Boden des Tellers ist nicht so tief wie aussieht. Die Grundaromatik ist klassisch an Schnecken mit Kräuterbutter orientiert – aber natürlich mit einer viel höheren Geschmackstiefe. Ich schmecke etwas fleischiges Fett, wohl von Schinken und frischen Fenchel, der das Gericht einen leichten Anstrich gibt. Man kann einige der vorherigen Gänge vielleicht als molekularen Firlefanz abtun, aber dieser Gang, sowie übrigens die beiden folgenden, würden auch Freunde der klassischen Küche zufrieden stellen.

      Der 2014er Batar von der Azienda Querciabella ist wieder eine wunderbare Kombination.


      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC08768.jpg Ansichten: 2 Größe: 74,3 KB ID: 61637

      Zum Hauptgang wähle ich eine Taube, die in der Hauptsache mit Zwiebelaromen begleitet wird. Die Taube liegt in der Qualität von Fleisch und Garung leider deutlich unter der Qualität des Hausptgangs beim Lunch am selben Tag im Hedone. Sie ist einfach etwas laff im Aroma und der Garung. Dafür sind aber die Sauce sowie die Aromen der Zwiebel mit ihrer leichten Süße und leicht dunklen Aromen sehr gut – ich wünschte mir die Hedone-Taube mit diesen Beilagen und dann hätten wir den p e r f e k t e n Taubenteller.
      Sehr gelungen dazu der 2015 Cote Rotie von der Domaine Jamin
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      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC08771.jpg Ansichten: 1 Größe: 83,6 KB ID: 61639

      An das Dessert habe ich leider überhaupt keine Erinnerung mehr…
      Aber auch das hatte klassische Substanz.
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC08773.jpg Ansichten: 1 Größe: 56,2 KB ID: 61640

      Zum Abschluss des „Menüs im Menü“ gibt es die bekannten Whisky-Gummis. Ich habe keine Ahnung von Whisky, aber sie schmecken sehr, sehr gut. Ich wünschte Haribo in die Lizenzproduktion einsteigen….
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC08778.jpg Ansichten: 1 Größe: 64,1 KB ID: 61641

      5. Bedtimme: Off to the Land of NodCOUNTING SHEEP wird als ein schwebendes Kissen präsentiert. Darauf befinden sich Frottee-Ummantelungen, die Babypuder riechen und die wir über die Gabeln für das folgende Dessert ziehen sollen. Es geht offenbar darum, diesen Geruch in die Nasen zu bekommen. Den Sinn verstehe ich nicht ganz… Aber der Geschmack ist angenehm.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC08779.jpg Ansichten: 1 Größe: 49,9 KB ID: 61642
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC08781.jpg Ansichten: 1 Größe: 55,3 KB ID: 61643
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC08782.jpg Ansichten: 1 Größe: 53,0 KB ID: 61644

      Zum Ende des Menüs wird ein Modellhaus vorgefahren, in das die Münze, die wir am Anfang des Menüs erhielten, eingeführt wird. Es öffnet sich eine Schublade und die Petit Fours werden ausgereicht….


      Zum Ende des Menüs wird ein Modellhaus vorgefahren, in das die Münze, die wir am Anfang des Menüs erhielten, eingeführt wird. Es öffnet sich eine Schublade und die Petit Fours werden ausgereicht…
      Viele Ideen aus dem Fat Duck kenne ich aus anderen Restaurants. Ich erkenne nun, dass dies alles Kopien sind. Für einen Freund der modernen Hochküche ist es aus meiner Sicht ein Muss dieses Original mal zu erleben. Erfreulicherweise zeigt es in einigen Gängen auch eine große kulinarische Substanz. Mir fällt kaum ein Restaurant mit dieser Bandbreite auf der Klaviatur ein, vom klassisch gekochten Gang bis hin zur molekularen Konstruktion. Dass sich dabei einige banale Umsetzungen in das Menü einreihen verzeihe ich angesichts der Top-Leistung in den entscheidenden Gängen gern, aber wenn diese die gleiche Qualität, wie die „großen“ Gerichte hätten, wäre dies eines perfektesten Erlebnisse meines Lebens gewesen.



      Angehängte Dateien
      Zuletzt geändert von QWERTZ; 11.09.2018, 23:31.

      Kommentar


      • #4
        Vielen Dank für den Bericht, lieber QWERTZ. Das Fat Duck scheint ein "once-in-a-lifetime"-Besuch einzufordern. Mir persönlich gefällt auch sehr gut, dass man rund um das Menü eine Geschichte erzählt und die Gerichte darauf abgestimmt hat. Oder vielleicht war es ja auch anders herum? So oder so, das gefällt mir.

        Und Ihren Bericht möchte ich gewiss nicht schmälern, aber der Bericht von Jürgen3D ist der schönste den ich in diesem Forum je gelesen habe.

        Kommentar


        • #5
          Zitat von Frab
          Und Ihren Bericht möchte ich gewiss nicht schmälern, aber der Bericht von Jürgen3D ist der schönste den ich in diesem Forum je gelesen habe.


          Vielen Dank für das tolle Kompliment. Ich habe versucht mit vielen Bildern dem Abend so gut wie möglich wiederzugeben. QWERTZ kann Gerichte aber besser beschreiben und Geschmackseindrücke in Worte fassen.

          Gruß

          Jürgen


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