Wenn man den Clove Club betritt, wähnt man sich zunächst in einer Kneipe. Tische und ein Tresen befinden sich im vorderen Raum. Als ich zum Lunch mit einem Gourmet-Freund dort erscheine, werden wir aber sogleich in den zweiten Raum geführt. Dieser ist Küche und eigentlicher Gastraum in einem. Auch hier sind die Tische relativ eng gestellt. Wir sind so ziemlich die ersten an dem Mittag. Als später das Restaurant etwa zur Hälfte gefüllt ist, wird es schon lebendig. Wenn das Restaurant voll belegt ist, dürfte es ziemlich quirlig und laut sein. Zum Lunch ist der Raum besonders schön, da viel Licht über eine Fensterfront ins Restaurant fällt. Atmosphärisch ist es eine Mischung aus Küche, Ess- und Wohnzimer, die die Räumlichkeiten ausstrahlen.
Die Küche von Isaac McHale soll vor allem auf heimische, als britische, vornehmlich schottische Produkte aufbauen und das bestätigt sich dann auch in dem großen Menü, das wir wählen. Ein Lunch-Menü ist ebenfalls im Angebot.
Das große Menü, das wir wählen beginnt mit drei kleinen Snacks: Smoked Pike Roe, Ricotta & Genmaicha Tea, Buttermilk Fried Chicken & Pine Salt und Warm Haggis Buns. Die drei Amuses sind durchaus mächtig, vor allem der Hühnchenstück schmeckt sehr gut. Das Menü wird dann etwas leichter.
Hay Smoked Wild Brown Trout, Toasted Almond & Watercress bringt ein, vielleicht ein Tick zu weit gegartes Stück Forelle mit einer mir etwas zu marzipanartig schmeckenden Mandelsauce (wobei ich anmerken muss, dass ich Marzipan nicht mag) und der leicht scharfen Kresse zusammen. Es entsteht ein klares und definiertes Geschmacksbild, das zwar nicht unbedingt harmonisch aber doch reizvoll ist.Die Verbindung Schärfe und leichte Süße erinnert vielleicht ein wenig an Sahnemeerrettich und das passt ja durchaus zur Forelle.
Raw Orkney Scallop, Hazelnut, Clementine & Truffle heißt das Gericht laut Karte, die offensichtlicheren Champignons sind natürlich nicht zu vergessen. Auf einer schwarzen, relativ dicken und geschmacklich dichten Sauce liegen einige, mit Clementine aromatisierte, rohe Scheiben der Jakobsmuschel. Das spannende Aromenspektrum fächert sich dann auf zwischen Zitrusgeschmack, Erdigkeit und Nussigkeit.
Sardine Sashimi, Smoked Sardine & Whisky Broth befindet sich auf einem gefalteten Papier und kann so in einem Happs gegessen werden. Obenauf befindet sich ein kleines Stückchen Ingwer, dessen Schärfe sich punktuell, aber sehr wahrnehmbar Raum verschafft. Texturell ist der Fisch großartig. Die Brühe ist dezent mit Whisky aromatisiert, das heißt, der Geschmack ist wahrnehmbar, aber nicht dominant – ein sehr gelungenes Gericht.
Spider Crab “Partan Bree” erinnert ein wenig an ein Risotto, nur dass hier der Reis durch Krabbenfleisch ersetzt wurde. Das Gericht ziemlich mächtig, sehr wohlschmeckend, aber auch ein Tick langweilig oder sehr entspannt bzw. entspannend – je nachdem, wie man es sehen will.
Hazelwood Grilled Pollock, Spring Herb Broth & Peas bringt den top gegarten Seelachs in Verbindung mit schönen frühlingshaften Aromen der Erbsen. Diese schmecken frisch und klar. Das passt sehr gut zusammen und ist gut gemacht.
Slow Roast Lincolnshire Chicken, Parsley Root & Liquorice bringt ein sehr saftiges Stück Hühnchenfleisch auf den Teller. Ich erinnere mich an leicht süßlich-würzige Aromen. Als Ergänzung gibt es ein noch saftigeres und aromatisch eher etwas vegetabiler gefasstes Röllchen vom Huhn. Ein sehr gut gemachter Geflügelgang, der das Produkt wirken lässt.
Hebridean Lamb, Hispi Cabbage & Seaweed Sauce heißt der Hauptgang, der aufgrund des Kohls und der speziellen Sauce (man könnte sagen, dass es ein schottisches Dashi ist, da hier Algen in einer Brühe verarbeitet sind) eine spezielle iodig-salzig-frische Note hat. Interessant, speziell, aber nicht zu verrückt
Warm Blood Orange, Sheep’s Milk Yoghurt: Wild Fennel Granita und Bitter Chocolate Tart Reduced Milk Ice Cream sind die beiden Desserts. Sie sind absolut in Ordnung und schmecken nachdem, was man aus der Benennung der Produkte erwartet.
Der Lunch im Clove Club hat mir sehr gut gefallen. Die Gerichte überzeugen mit klaren und gut kombinierten Aromen, die teilweise ungewöhnlich, aber nicht kompliziert sind. Absolut eine Empfehlung. Die Küche ist – obwohl in ganz anderem Rahmen – der des Marcus nicht unähnlich, scheint mir aber noch etwas fokussierter und stärker am natürlichen Geschmack der Produkte orientiert.
Kommentar