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Restaurant Gordon Ramsay, London (***)

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  • Restaurant Gordon Ramsay, London (***)

    Meine Eindrücke zum Flagschiff Ramsays, welches ich im Rahmen meiner stark kulinarisch geprägten Londonreise besucht habe, möche ich euch nicht vorenthalten:

    Es folgen in absehbarer Zeit weitere Beiträge zu Londons Sternetempeln. Jedenfalls wird es sehr interessant!

    In meinem Blog habe ich wie immer den bebilderten Bericht:





    Hier der Reintext:
    Das Restaurant Gordon Ramsay in der Royal Hopital Road 68, dürfte im Ausland und Inland wohl Londons bekanntestes Gourmetrestaurant sein.

    Das Gordon Ramsay selber hier so gut wie gar nicht mehr kocht, ist bei seinem Imperium an Restaurants und TV-Auftritten nicht überraschend und auch kein Geheimnis. Nichtsdestotrotz wird dieses von außen kaum als Restaurant wahrnehmbare Stübchen mit drei Michelinsternen ausgezeichnet. Das dies machbar ist, haben andere Meisterköche wie Alain Ducasse zu Genüge bewiesen. Um so mehr habe ich mir von diesem Restaurantbesuch, bei dem der Meister hauptsächlich mit seinem Namen steht, kein allzu spannendes oder ergreifendes Essen erwartet und bin so in dieses Restaurant eingetreten.



    Bei sehr herzlichem Empfang, überrascht zuerst die Größe des Raumes, welcher wirklich sehr klein ist. Die Tische stehen für einen Dreisterner ziemlich nahe beieinander. Das elegant moderne Interieur lässt den Raum dafür ob seiner zart hellen Crèmetöne mit schwarzen Klavierlackmöbeln als Kontrast erfrischend angenehm und hell erscheinen. Der Raum ist sehr stilvoll eingerichtet.

    Das Restaurant Gordon Ramsay bietet zum Lunch ein spezielles Dreigangmenü zu humanen Preisen an, welches von uns genommen wurde.



    Neben dem Hauschampagner fiel uns die Ziegenmilchbutter zum Rosmarin Ciabatta auf, welche eine nette Abwechslung zur gesalzenen Butter darstellt und auch geschmacklich ein erfrischendes Ergebnis darbot.



    Als Amuse Bouche gab es ein Consommé aus Trüffeln, welches aus der Teekanne auf das Frühlingsgemüse gegossen wurde. Anbei die Gänselebertrüffelmousse. Dieser kulinarische Vorbote war gekennzeichnet von klarem kräftigen Geschmack.





    Die Vorspeise: “ Chicken liver, foie gras and bone marrow crouton with artichoke, heritage apples, Périgord truffle vinaigrette“

    Schade, dass bei einem Toprestaurant nicht darauf aufmerksam gemacht wurde, dass wie im Amuse Bouche, erneut Trüffel für die Vorspeise verwendet werden. Davon abgesehen liegt hier vor einem ein geschmacklich klassisches Essenserlebnis. Die fleischig intensive Leber, welche etwas an eine Bulette erinnert, würde alleine zu rustikal und wuchtig erscheinen. Konventionell dazu, erfrischen die Apfelspalte den Gaumen, während der Knochenmarkcrouton für eine knusprigere Konsistenz sorgt. Lediglich das Périgord Trüffelvinaigrette erschien mir etwas zu blass.



    Die Alternative zum Leber, der Salat vom Szechuanischen Schwein mit Riesengarnelen und eingelegtem, mariniertem und dann gegrilltem Gemüse, asiatischen Kräutern und Daikon Dressing. Das aufwändige Bild auf dem Teller spiegelte sich auch geschmacklich in einem präzisen und detailverliebten, von klar herausgearbeiteten Geschmäckern geprägten Gang wider.



    Zum Hauptgang empfahl uns der Sommelier einen Torbreck aus dem Barossa Valley. Ein trockener junger Weißwein mit Aprikosennoten und Stärke durch kraftvollen Alkohol am Gaumen.



    Der Hauptgang stellte auch die Spitze des Menüs dar. Der langsam gekochte Schweinebauch vom „Dingley Dell Pork“ (wohl das Pendant zum Schwäbisch-Hällischen Schwein) mit Sauerkraut, Bratapfel, Black Pudding und pommes dauphine war umgeben von einer süß-sauren Soße, welche die einzelnen in sich vollendeten Komponente zu einem vollwertigen und gut durchdachten Geschmackserlebniss verbindet. So haben wir hier den hochzarten von purer Produktqualität strotzenden Schweinebauch, klassisches Sauerkraut, welches zum Schwein einfach saugut passt, fluffige pommes dauphine und den mit Schweineblut hergestellten Black Pudding, welcher eine wunderbare Wuchtigkeit besitzt. Damit diese Kombination nicht erdrückend und damit ermüdend ausfällt, hält die Süß-saure Soße diese Aromenbömbchen im Zaum. Da diese alleine mit dem Black Pudding nicht zurecht kommt, steht der Bratapfel zum Ausgleich parat -der kräftige Wein verbindet sich nicht mit dieser Komposition, sondern präsentiert sie ausdrucksstark und klar.



    Ausweichen kann man mit folgendem Gang:

    „Shin of Angus Beef braised in red wine served ‘en croûte’ with confit potatoes and mushrooms à la crème, parmesan emulsion“.

    Auch hier ein technisch makelloser Gang von hoher Qualität (butterweiches geschmackstarkes Fleisch) mit klassischem Geschmacksbild, welches geprägt von Harmonie und Intensivität ist.



    Das Dessert, ein Bananen Parfait mit Erdnusbuttermousse und Zartbitterschokolade und Sandwich von karamelisierten Bananen erwies sich optisch zwar vorerst als Enttäuschung und klingt auch auf der Karte mehr oder weniger banal, trumpft dafür aber geschmacklich deutlich mehr auf. Ein simples Dessert mit klaren Aromen, welche erst im Zusammenspiel funktionierte und aus eigentlich schon anmutend klassischen Kombinationen, welche nun eigentlich wirklich nicht mehr zu überraschen wissen, ein schönes Dessert darstellten. Hauptverantwortlich dafür, dass dieses Dessert nicht langweilig erscheint, war die stark präsente Erdnussbuttermousse.



    Zum Schluss gab es zu den klassischen Gängen einen visuellen Umbruch, mit futuristisch silbrigen Nougat/ Kaffeetrüffeln als Bäumlein und weiteren Petit Fours, die sich im Nebel versteckten. Geschmacklich waren beide (Trüffel, sowie Erdbeereis mit weißer Schokolade ummantelte Trüffel) dann im Kontrast zur visuellen Darbietung ernüchternd uninspiriert aber solide.

    Maitre Jean-Claude Breton ist sehr um seine Gäste bemüht und begleitete uns charmant und offen durch das Menü. Insgesamt wirkt der Service nicht zu steif und hat ein Auge für die Wünsche der Gäste.

    Mark Askew und Clare Smyth sind es eigentlich, denen das Lob gebühren sollte. Das Restaurant bietet eine sehr gute und nicht langweilige Küche, wie man es erwarten könnte. Es fehlt lediglich ein schärferer eigener Stil um auch dauerhaft wiederkehrende Gäste vermehrt an den Tischen sitzen zu sehen. Hauptsächlich findet man viele Touristen und kaum Einheimische vor. Wenn das Restaurant also wirklich kulinarischer Spitzenreiter Londons werden will, steht Patron Gordon Ramsay der Stilbildung eigentlich etwas im Wege. Zwar steht Ramsay sowohl mit seinem Namen als sicherlich auch finanziell unterstützend für die Zukunft des Restaurants, doch eigentlich sollten die wahren Köche mehr Aufmerksamkeit zur Entfaltung bekommen.

    Gleichzeitig kann man sagen, dass das Restaurant mit dem sehr preiswerten Mittagsmenü und genau so aufwändigen Petit Fours, sehr um Publikum bemüht ist. Für einen Dreisterner ist ein solches Menü eine deutliche Ansage. Das erwartete Publikum wird einerseits von solchen verlockenden Angeboten angezogen, doch es fehlt die eigene Handschrift um das Restaurant wirklich einzigartig zu machen.

    In Ramsays Flagschiffrestaurant, welches mit bewährten Mitteln aber auch risikolos und ungewagt agiert, steckt jedenfalls mehr Potential als erwartet.

  • #2
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_1613.jpg Ansichten: 1 Größe: 148,6 KB ID: 61227

    Wie das The Lebury, ist auch das Flaggschiff des Gastro-Imperiums von Gordon Ramsay in einem Gebäude untergebracht, das wie ein gewöhnliches Wohnhaus aussieht. Der Eingangsbereich ist hier zwar deutlich großzügiger, aber der Hauptgastraum ist es ziemlich eng, noch enger als im The Ledbury. Wir werden freundlich-professionell begrüßt, aber das ist nur der Auftakt zu einem großartigen Service, der den Abend insgesamt sehr aufwertet: Zu Beginn des Menüs will man unserem Jürgen das Fotografieren mit der Kamera verbieten, doch dann betritt Restaurantleiter Jean-Claude Breton die Szene, der seit 1993 mit Gordon Ramsay zusammenarbeitet. Er früher im Berliner Restaurant Maîte und hat noch einige Deutsch-Kenntnisse konserviert, die er mit viel Charme an dem Abend reaktiviert. Er löst den heranziehenden Ärger Jürgens gleich, in dem ersich davon überzeugt, dass die Kamera praktisch unhörbar klickt und er bittet charmant darum, sehr diskret zu fotografieren, was für uns sowieso eine Selbstverständlichkeit ist – zugleich bietet er uns einen späteren Besuch in Küche an und wendet die kritische Situation gleich noch ins Positive. Auch sonst zeigt er sich während des gesamten Abends als Maître von Welt und kann sich ganz problemlos um 22 Uhr verabschieden, denn auch seine Stellvertreter haben das Geschehen voll im Griff. Einer seiner Stellvertreter hat mal im München gearbeitet. Er erklärt uns nicht nur die einzelnen Gerichte, sonder auch die Service-Philosophie und ein bisschen das Drumherum.

    Ich kann eigentlich für alle Restaurants in London sagen, dass wir einen professionellen Service erlebt haben, aber bei Gordon Ramsay war es die entscheidende Spur persönlicher.

    Das Menü beginnt mit kleinen Happen, die allesamt nachdem schmecken was drauf ist: Radieschen mit Frischkäse, ein feiner Chip mit Forellenkaviar und Zwiebelcreme und Fisch.
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    Dann gibt es noch eine Erbsensuppe. Die Erbsen sind nicht ganz so frisch und fein im Geschmack, wie im Mittag im Clove Club, aber auch sehr gut. Ein ganz feines, kleines Gericht.
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    Scalloptatare, Granny Smith Sapple, oxalis, dill heißt der erste Gang, der wie alle Gerichte, ganz wunderbar anzusehen ist. Der Geschmack ist relativ einfach: die Muschel schmeckt nach Muschel, ist noch im Eigengeschmack, durch die Creme, die das Tatar umgibt, etwas zurückgenommen. Dazu kommt der unverfälschte Aroma des säuerlichen Apfels, zusätzlich noch vegetabile Frische aufgrund des Sauerklees und etwas Kräutrigkeit vom Dill. Ich suche nach einem spannenden Twist, aber den gibt es nicht und wie die weiteren Gänge zeigen, ist es nicht der Stil der Küche. Es ist aber ein geradliniges, filigranes und exakt gearbeitetes Gericht.

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    Jerome Galisasparagus, wild garlic, confit egg yolk, morels bringt ebenso alle Aromen der genannten Zutaten heraus. Die grüne Creme und das Eigelb-Confit geben dem Gericht ein mittleres Volumen. Die Morcheln sind ganz fein, ich würde sagen. Ein insgesamt bekanntes Geschmacksbild, das sehr fein ausgearbeitet ist.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC08658.jpg Ansichten: 1 Größe: 60,3 KB ID: 61233

    Smokedeel, whiteonion, Oscietracaviar,wartercress ist ein interessantes Spiel aus Süße für das Zwiebel verantwortlich ist, etwas Fett und Salzigkeit von den kleinen Aal-Stückchen und der kühleren Iodigkeit des Kaviars – das bestimmt diesen Gang. Puristisch ist auch dieses Gericht, aber aufgrund der unterschiedlicheren Aromen/Texturen der Komponenten schon komplexer als die vorherigen.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC08660.jpg Ansichten: 1 Größe: 54,9 KB ID: 61234
    Dexter beef short rib, young peas, broad beans, smoked bone marrowist das große Highlight des Menüs. Das Dexter Cattle ist eine Rinderasse, die ursprünglich aus Irland stammt. Das Fleisch, wir können nicht ganz klären, ob dry aged oder nicht, auf jeden Fall gut abgehangen, hatte die Fleischigkeit eines typischen europäischen Stücks Rindfleisch, aber mit einer Fetttextur, die schon Richtung Wagyu geht. Für mich ist es am ehesten mit einem Nebraska Rind vergleichbar, wie ich es vor einiger Zeit im Falco hatte. Jedenfalls hat das Fleisch durch das geräucherte Mark noch ein leichtes Grillaroma bekommen. Dazu passen dann die frischen Erbsen und Bohnen als schöner Kontrast.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC08663.jpg Ansichten: 1 Größe: 58,2 KB ID: 61235
    Danach dürfen wir dann kurz in die Küche und lernen Matt Abé kennen, der seit einiger Zeit die Küche führt und weitgehend für die Linie verantwortlich ist.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_1622.jpg Ansichten: 1 Größe: 65,4 KB ID: 61236Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC08675.jpg Ansichten: 2 Größe: 93,5 KB ID: 61238
    Rove des garrigues, mead, rocket, beepollen, Mannioliveoil ist ein feiner kleiner Käsegang.
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    Sorbet, blood Orange, oliveoil,Sarawak pepperist das frische Predessert:
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    Earl Grey parfait, Yorkshire rhubarb, lemonbalm bringt Säure und die Cremigkeit der Kugel für mich mittelgut zusammen. Das ist schon ok, aber nicht mehr als ein Parfait mir einer feinen Säure.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC08670.jpg Ansichten: 1 Größe: 63,0 KB ID: 61241

    Die Teller im RestaurantGorodpn Ramsay sind bildschön gestaltet, die Aromen der Produkte sind klar, filigran und sehr präzise herausgearbeitet.Das wirkt sehr elegeant. Aromatische Überraschungen gibt es nicht. Das kann man – je nach persönlicher Vorliebe - als puristisch mögen, oder als zu einfach kritisieren. Dank exzellenter Produkte und der präzisen Ausführung tendiere ich zum Ersteren.

    Mehr als das i-Tüpfelchen ist aber Service, der formvollendet, sympathisch und empathisch den Abend gestaltet. Sowohl die Küche, als auch der Service haben internationales Format.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC08671.jpg Ansichten: 1 Größe: 56,0 KB ID: 61242Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC08672.jpg Ansichten: 1 Größe: 56,6 KB ID: 61243Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC08673.jpg Ansichten: 3 Größe: 66,7 KB ID: 61246
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    Zuletzt geändert von QWERTZ; 05.08.2018, 07:49.

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    • #3
      Einen in jedweder Hinsicht würdigen Abend haben Sie da offenbar erlebt, lieber QWERTZ!

      Gab's auch was ins Glas?

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      • #4
        Ja, einige in der Gruppe hatten eine Weinbegleitung, die sehr gelobt wurde. Ich habe mir mit einem Gourmet-Freund, wie bei allen anderen Abenden auch - ein schönes Fläschchen geteilt. Ich habe mir aber nicht gemerkt was es genau war, auf jeden Fall war es irgendwas noch bezahlbares aus Frankreich.

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