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Paris am Sonntag Abend

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  • Paris am Sonntag Abend

    Wertes Forum,

    in zwei Wochen sind wir spontan in Paris. Die Liebste hat Geburtstag - an einem in Paris kulinarisch scheinbar schwierigen Sonntag. Nachdem meine zahlreichen Recherchen über das Forum, le fooding etc. zu keinem wirklichen Ergebnis geführt haben, würde ich mich über persönliche Empfehlungen für den Sonntag Abend sehr freuen.

    Liebevoll, wertig, vielleicht ein wenig romantisch - das wäre das Ideal. Ob dann unkompliziert oder mit Sternen, ist zweitrangig. Auch an eine elegante Bar mit guter Küche (z.B. die Bar im Senderens, wobei für meinen Geschmack den Bildern nach die Romantik fehlt) würde passen. Hat hier jemand Erfahrungen?

    Septime und La Gazetta haben leider geschlossen, das Paul Bert erscheint mir zu turbulent und Robuchon wegen ds Businesstouch wohl zu unromatisch - oder liege ich mit den beiden letztgenannten falsch?
    Wohnen werden wir in der Nähe des Montmartre, sind aber nicht auf dieses Arr. festgelegt.

    War irgendjemand in letzter Zeit im L'Avenue in der Avenue Montaigne? Ich weiß, dort sollte man aus rein kulinarischer eigentlich nicht verkehren; vor einigen Jahren genoß ich gleichwohl auf Einladung ein ordentliches Tartar auf der Terrasse - und mochte die Stimmung, die Menschen und den Wein.

    Herzlichen Dank
    Besseresser

  • #2
    Verehrter Besseresser,

    das ist in der Tat eine nicht so einfache Aufgabe, aber vielleicht helfen meine Tipps Ihnen weiter:

    Sonntags offen hat zum Beispiel Drouant. Ich finde die Lage des Restaurants sehr schön, die Ambiente entsprechend und das Essen war gut. Ebenso auf sind Goumard (*) und Garnier, beide auf Fisch und Meeresfrüchte spezialisiert, beide auch gut.

    Ich meine auch zu wissen, dass Akrame Sonntags auf hat. Falls ja, und Sie noch ein Tisch bekommen, wäre es meine erste Wahl.

    SG
    wi

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    • #3
      Zitat von wi090365
      Sonntags offen hat zum Beispiel Drouant. Ich finde die Lage des Restaurants sehr schön, die Ambiente entsprechend und das Essen war gut.
      Dieser Empfehlung kann ich mich anschliessen.

      Ein empfehlenswertes Sternerestaurant, das Sonntags aufhat, findet sich im 16ten:

      Jean-Louis Nomicos, chef cuisinier, propose une cuisine issue de sa mémoire méditerranéenne, 16 avenue Bugeaud 75016 Paris, tél : 01 56 28 16 16, dans son restaurant parisien.

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      • #4
        Im Michelin gibt es eine extra Rubrik: Restaurants, geöffnet Sa/So; und eine andere ... avec salons particuliers, falls die Romantik ganz im Vordergrund steht (dann vielleicht noch bei Bel Ami die entscheidenden "Stellen" nachlesen).
        In der fooding-trop-bon-Liste wird in der Montmartre-Region noch genannt: Chatomat im 20e und Guilo Guilo (japanische Küche) im 18e.
        Andouillettes/ Kutteln à la Caen/ Schnecken + Romantik im Pharamond (dort war ich vor etwa 25 Jahren, damals noch mit *)

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        • #5
          Werter Besseresser,

          wir waren Mitte April während unseres Parisaufenthaltes u.a. im Les Fables de la Fontaine (131, rue Saint Dominique im 7. Arr.) http://www.lesfablesdelafontaine.net und http://restaurant.michelin.fr/restau...85799&marker=6. Empfehlenswert!

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          • #6
            Das Benoit hat auch offen. Ich war zwar vor vielen Jahren das letzte Mal dort, aber es soll unter Ducasse sehr solide sein.

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            • #7
              Von den "Top-Restaurants" hat am Sonntag das Epicure geöffnet.
              Ansonsten auch das Chatomat, wo ich noch nicht war, was mir aber von diversen Parisern wärmstens empfohlen wurde.

              Bei Paris by Mouth kann man auch den Sonntag herausfiltern. Ohnehin eine sehr empfehlenswerte Seite.

              PS: Irgendwie ging bei mir grad die Suche/der Filter auf PbM nicht. Seltsam.

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              • #8
                Zitat von Schlaraffenland
                Pharamond (dort war ich vor etwa 25 Jahren, damals noch mit *)
                Sollte ich da wirklich vor Ihnen gewesen sein, lieber Schlaraffe? Ich war 1984 mutterseelenalleine dort ,saß neben einem heißen Bollerofen . und habe gefremdelt :heulen:. An mehr erinnere ich mich nicht mehr; na ja, ich war noch ganz jung und unerfahren...!

                Heute bin ich deutlich gefestigter und geselliger!

                Beste Grüße, Merlan

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                • #9
                  Liebes Forum,

                  herzlichen Dank für Ihre Unterstützung. Wir hatten wundervolle Tage in Paris und noch schönere Abende - jeweils ausgefüllt durch stimmungsvolle Bistrotbesuche.

                  Zunächst das Le Paul Bert (Herr Schlaraffenland hat mich neugierig gemacht). Ein turbulenter, gleichwohl gemütlicher Ort voll mit Einheimischen und Touristen, lustvolle Küche von feiner (dünn geschnittene Sülze von der Kalbszunge unter einer intensiv frischen Kräuteremulsion) bis deftiger Art (pralles, saignant gegrilltes Entrecote mit French Fries und Sauce Bernaise). Insgesamt sind die Portionen recht groß, das Dessert, ein meisterliches Soufflé vom Grand Mariner, war ob der immensen Dimension nur zu Zweit zu schaffen. Mademoiselle schleckte sich während des Genusses aber so oft über die wonnigen Lippen, wie sonst nur selten am Ende eines Menues. Die Weinkarte bietet alle Qualitäten und Preislagen, unser offener Roter war aller Ehren Wert! Das Glas Schampus als Apero hätte aber auch als mäßiger Cidre durchgehen können. Service freundlich und humorvoll, der Patron mit einem Viertel in der Hand stets stimmungsvoll hinter dem Tresen. Ergo: wir fanden es prima. 3 Gänge nach Wahl 35 Euro oder alc.

                  Dann das La Regalade im 14 Arr. Der Beschreibung von Frau Wi ist hier nix hinzuzufügen, ein anregendes "Kann" mit sehr gutem Essen, aber kein "Muss". Service freundlich, aber bisweilen überfordert. Stimmung wunderbar. Sehr viele Einheimische. Weine interessant und in allen Preislagen vorhanden. 3 Gänge 36 Euro.

                  Dann, wieder Herrn Schlaraffenland folgend, Fruit de Mer im Bofinger. Auf Wunsch von Mademoiselle auf Sauerkraut. Nur soviel: zum Glück gab es herrliche Austern auf Eis vorab. Die hab ich selten besser gegessen. Danke lieber Schlaraffenland für diesen Hinweis. Insgesamt war es für uns aber eher nicht ganz einfach, aber unter der Glaskuppel kann man ob des typischen Pariser Flair (naja, wir stellen es uns als Touristen jedenfalls so oder so ähnlich vor) schon einmal gesessen haben. Sehr freundlicher Service, ordentliche Weine, Stimmung etwas sehr hektisch. Insgesamt ok, wir kommen aber wohl nicht wieder.

                  Und noch wo waren wir, das erzähle ich aber im nächsten Thread. Ich fand es dort umwerfend gut.

                  KG
                  Besseresser
                  Zuletzt geändert von besseresser; 06.05.2013, 21:10.

                  Kommentar


                  • #10
                    Zitat von besseresser
                    Das Glas Schampus als Apero hätte aber auch als mäßiger Cidre durchgehen können.
                    Das war bestimmt ein Vin Naturel... Auch für die ist der Laden ja bekannt.
                    Und wenn ich an denen durchaus manchmal meine Freude habe schmecken sie in der Tat zumindest auf den ersten Schluck öfter mal wie der hausgemachte Moschd meines Grossonkels. Das kann sehr charmant sein, vor allem bei einer billigen Pulle.... wozu der Champagner wohl eher nicht gehört haben dürfte. Erinnern Sie den Produzenten?

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                    • #11
                      Lieber Glauer,

                      leider habe ich nach dem Produzenten nicht gefragt. Ich muss gestehen, dass ich auf den Vin Naturel Gedanken nicht gekommen bin. Obwohl ich davon zuvor gelesen hatte. Ich zweifelte eher an der Qualität des gereichten Getränks und wollte diesem folglich keine allzu große Aufmerksamkeit schenken, zumal auch Mademoiselle etwas verdutzt dreinblickte...
                      Vielleicht holt ja ein anderes Mitglied des Forums die Frage einmal nach, der Werte Herr Schlaraffenland hatte sich dereinst an Paul Bert interessiert gezeigt.

                      KG
                      Besseresser

                      Kommentar


                      • #12
                        Liebes Forum,

                        einige müßige Minuten am heutigen Feiertag erlauben es mir, Ihnen kurz von unserem schönsten Essenserlebnis in Paris zu berichten. Seit einigen Monaten betreibt der Patron des Le Paul Bert neben diesem und dem L'Ecailler ein drittes Restaurant in der Rue Paul Bert, das Le 6 Paul Bert.

                        Wir waren sehr angetan von dem, was Küche und Service hier leisten, von der Stimmung ganz zu schweigen.

                        Das Bistrot - ein nicht allzu großer, im modernen Stil gemütlich eingerichteter Raum, an dessen Ende ein junger Kanadier gemeinsam mit zwei Helfern in einer offenen Küche werkelt. Die Tische bistrottypisch klein und in einer engen Reihe gestellt. An der Decke Messer, Löffel und Gabeln. Dazwischen Glühbirnen. Dazu eine Aperobar und eine herrliche Schinken- und Wurstauslage in Glasvitrinen. Ein Ort voller kulinarischer Sinnlichkeit - und auch an diesem Abend der weißbärtige Patron für einige Zeit mit einem Glas hinter der Bar.

                        Der Service jung, leger, sehr freundlich und kundig. Auch mit Gästen, deren Französisch zwischenzeitlich ein wenig eingerostet ist, wird hier sehr geduldig umgegangen.

                        Los geht's mit gutem Brot. Drei Sorten, alle herrlich resch und aromatisch kommen in einer kleinen Papiertüte. Butter gab es keine, wurde aber auch nicht vermisst. Wir bestellten mehrmals nach.

                        Dann die Speisekarte, die täglich wechselt und ca 10 bis 15 kleine Gerichte umfasst. Gekocht wird, was der Markt tagesaktuell zu bieten hat. Und das war bei unserem Besuch derart charmant, dass wir von 21 Uhr ad ultimo blieben. Das Konzept: 3 Gänge + Dessert oder Käse für 38 Euro oder alc.

                        Wir wählten

                        Carpaccio du mulet, Chou-fleur, Huile de noisette, Coriandre
                        Ein zarter Start in den Abend: ein herrlich festfeischiger weißer Fisch, nicht zu dünn geschnitten, dessen Frische und leichte Jodigkeit durch die Wohligkeit des Nussöls kontrastiert wurde, frischer Koriander als gekonnte geschmackliche Brücke dezent eingesetzt. Lauwarme Haselnüsse on top als willkommener Crunch. Auch optisch ein großes Vergnügen.

                        Morilles de Jura, Oeuf vapeur, Consoude
                        Mein Coup der Coeur des Abends, ein einfaches Gericht, das Geist, Seele und Magen zugleich verzückt. Die frischen Morcheln ganz nature, leicht sautiert schon alleine eine große Freude. Zusammen mit dem pochierten Eigelb eine schlotzig erdige Nussigkeit, in der wir hätten den ganzen Abend baden wollen. Überhaupt, dieses Ei, hach....... Dazu Bitterkraut, das ich nicht näher identifizieren konnte, aber eine weitere Idee von Erdigkeit und Wald beisteuerte, die uns ob des geschmacklich eher sinnlich-wohligen Tellers schon fast zu komplex erschien. Im Nachhinein betrachtet aber eine schöne Idee, den Teller nicht ins allzu Triviale verfallen zu lassen. Die Optik erneut eine ganz große Freude.

                        1/2 Pigeonneau, Saint-Georges rotis, Lamier pourpre
                        Herrlich, dass hier auch die Innereien zu einer Art Frikassee verarbeitet, mit dunkelrauchigen, bittersüßen Schmoraromen gereicht wurden. Das Brüstchen, tiefdunkel und blutig gebraten, für uns schon beinahe eine Nebensache. Den Rest konnte ich nicht wirklich erkennen, versuchte es aber ob des Genusses auch gar nicht wirklich, verschmauste ihn ergo ebenso wie den Rest des Tellers. Und als Schwabe wurde natürlich auch der letzte Tropfen der feinen Jus aufgetunkt.

                        Schöner kann's nicht werden, dachten wir, doch kamen als Desserts

                        Cannoli citron, Sorbet frommage blanc
                        sowie
                        Ganache chocolat amer, Sorbet fevres de cacao et huile d'olive

                        Für uns in beiden Fällen ein eindrucksvoller Spagat zwischen trivialen Glückspendern und elaborierter Patissierkunst. Unsere Löffel und Gabeln flogen beherzt über die Teller und freuten sich, unsere Mäuler derart differenziert zu füllen. Der Geschmack und die seidige Textur der Zitronencreme begleiteten mich in den Rest der Nacht.

                        Der empfohlene Viognier ein Volltreffer. Ebenso der Espresso. Ich versprech's ihnen, lieber Rocco.

                        Wir kommen wieder und danken dem Patron, dass er sich auf die Suche nach solch talentierten jungen Chefs macht und gemeinsam mit diesen derartige gastronomische Glückseligkeit bereitet, die - ganz unkompliziert - den Gourmand ebenso befriedigt wie sie den Gourmet entzückt.

                        KG
                        Besseresser

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                        • #13
                          Zitat von besseresser
                          Lieber Glauer,

                          leider habe ich nach dem Produzenten nicht gefragt. Ich muss gestehen, dass ich auf den Vin Naturel Gedanken nicht gekommen bin. Obwohl ich davon zuvor gelesen hatte. Ich zweifelte eher an der Qualität des gereichten Getränks und wollte diesem folglich keine allzu große Aufmerksamkeit schenken, zumal auch Mademoiselle etwas verdutzt dreinblickte...
                          Lieber Besseresser,

                          das Traurige an den "Naturweinen" (vor allem denen aus der Sans Soufre Kategorie) ist ja leider, dass viele, wenn nicht gar die Mehrzahl, auch mit großer Aufmerksamkeit nicht besser schmecken. Das mag oft an Problemen bei Transport und Lagerung liegen, aber auch direkt ab Hof ist da manches mehr interessant als wohlschmeckend. Und wenn beim ersten Schluck Schampus nicht gleich Freude aufkommt, dann ist zumindest das Thema verfehlt.

                          Dafür wurden Sie aber ja sonst reich entschädigt. Ihr Abend nebenan hat in mir fast schon beschämende Neidgefühle ausgelöst.

                          Gruesse
                          Ggl

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