Okuda* in Paris
Wenn man gerne gut essen geht und auch durchaus offen ist für andere Esskulturen, dann gibt es momentan wohl ein Mekka: Tokyo. Das einzige Problem ist, dass man dafür einige Stunden in einem Flugzeug sitzen muss, um in den Genuss der klassischen japanischen Küche zu kommen (was mir persönlich eher unangenehm ist). Seit einigen Monaten hat sich das, glücklicherweise, geändert. Toru Okuda, ein japanischer 2 bzw. 3 Sternekoch aus Tokyo hat eine „Europadependance“ seines Tokyoter Restaurants in Paris eröffnet. Da ich sowieso einen Tag mit meiner Freundin in Paris plante und wir beide japanisches Essen lieben, gab es für uns bei diesem Städtetrip ein klares Ziel.
Am 01. Oktober gingen wir zum Lunch in das Kaiseki Restaurant Okuda im goldenen Dreieck von Paris. Herr Okuda hat auch kürzlich ein reines Sushi Restaurant direkt daneben aufgemacht. Das Restaurant ist klein, auf den ersten Blick fast unscheinbar und hat einige kleine Räume mit privaten Tischen und dazu auch die Möglichkeit direkt am Tresen vor dem Chefkoch zu essen. Wir wählten letzteres und saßen an dem Tresen für 7 Personen, wobei 6 Plätze besetzt waren. Das Restaurant ist sehr puristisch gestaltet. Man sitzt vor einem großen, ungedeckten Holztresen, keine Tischdeko, kein schweres Besteck oder teure Gläser. Nichts lenkte vom Essen ab. Mir gefiel es sehr gut. Die Begrüßung war äußerst freundlich und wir kamen sofort in ein nettes Gespräch mit dem Restaurantleiter. Im Okuda sind alle Mitarbeiter Japaner und haben vorher in den Tokyoter Restaurant des Chefs gearbeitet. Die meisten Angestellten sprechen gutes Englisch.
Wir haben uns sofort sehr wohl gefühlt. Alles wirkte sehr authentisch und die Stimmung war äußerst herzlich und offen und wir entspannten uns gleich mit einem Glas Champagner bzw. einer alkoholfreien „Yuzulimonade“. Das Okuda ist ein Kaiseki Restaurant. Das heißt es gibt keine Karte, sondern ein vom Chef zusammengestelltes Menü, welches sich saisonal bis täglich ändern kann und sich durch eine bestimmte Abfolge einzelner Gänge auszeichnet. Was wir dann in den kommenden 2 Stunden serviert bekamen, hat uns nachhaltig beeindruckt.
Das Menü begann mit Assortiments d’amouse-bouche

Als Amuse gab es eine Vielzahl kleiner Gerichte, es erinnerte mich von der Vorgehensweise etwas an die Amuse Variationen bei Tim Raue. Geschmacklich waren alle wirklich sehr fein, bis auf die Leber der Abalone. Die Leber schmeckte etwas wie fischige Lakritze, auch die Konsistenz war etwas hart und klebrig. Die gekochte Abalone mit Wakame und Essiggelee war allerdings sehr lecker. Das Sushi mit Makrele und das gekochte Gemüse waren sehr lecker. Getoppt wurde die Variation allerdings von dem unfassbar zarten Pulpo und den frittierten Garnelen, die wir im Ganzen aßen. Ein wunderbarer, exotischer, facettenreicher Einstieg.
Als nächstes gab es Bouillon clair a la quenelle de crevette, champignon

Klingt unspektakulär, sah unspektakulär aus, war aber ein absoluter Hochgenuss. Die Brühe (Dashi) war exzellent und schmeckte unglaublich rund. Die kleinen Crevetten, die in einem Eierteig steckten waren süß und passten wunderbar zu der leichten Brühe. Der Pilz (genaue Sorte habe ich vergessen) war erdig und rundete das Gericht perfekt ab. Das war Dashi wie ich es noch nie essen durfte. Überragend.
Es folgte Thon bleu et seiche

Der Thunfisch aus europäischen Fang war zart, fettig und einfach lecker. Uns wurde erklärt, dass man den Thunfisch mit etwas Sojasauce und dem frisch vor unseren Augen geriebenen Wasabi isst. Den Tintenfisch aßen wir hingegen mit Yuzu und Salz. Der Tintenfisch war so unglaublich zart, das Salz und die Yuzu unterstützte das eigene, fast süßliche Aroma. So habe ich Tintenfisch noch nie gegessen. Außergewöhnliche Produkte und tolle Schneidtechniken (der Fisch wurde Millimetergenau „eingeritzt“) führten hier zu einem tollen Gesamtbild. Insgesamt auch perfekt.
Dann erhielten wir Bar grillé, hommard grillé a la saucce jaune d’oeuf

Der Wolfsbarsch hatte eine super Qualität und wurde perfekt gegrillt. Leichte Röstaromen, innen glasig und saftig. Der Hummer in einer Hülle aus Ei war süß, saftig, glasig. Optisch ein Hochgenuss, geschmacklich ebenso. Es war perfekt.
Trotz der Begeisterung konnte das Entrecote Wagyu grillé au Miso sur la feuille de magnolia das alles noch toppen.

Das Fleisch wurde auf Miso in einem Magnolienblatt auf einem kleinen Tischgrill serviert. Das Fleisch (aus Australien) war wunderbar zart, auf den Punkt gegrillt. Das Miso darunter intensiv würzig (wie eine stark reduzierte Jus). Der Raum füllte sich mit süßlichen Raucharomen, das Fleisch war wunderbar marmoriert. Ein kulinarischer Glücksmoment.
Der folgende Reisgang Riz au crabe tourteau et aux legumes schlug wieder etwas leisere Töne an.

Wir wurden vor dem Gang gefragt, wie viel Appetit wir hätten, es gäbe sozusagen einen „all you can eat“- Gang. Wir wählten die mittlere Portion und wurden am Ende noch mal gefragt, ob wir Nachschlag möchten. Dieser Gang war eher dezent gewürzt, der Reis war leicht sauer und nur etwas salzig, so konnte sich das Krabbenfleisch auf dem Reis wunderbar entfalten. Im Reis steckten kleine Stücke Staudensellerie, die dem Ganzen eine erdige Frische gaben. Die Misosuppe und das Gemüse dazu waren auch dezent würzig. Insgesamt sehr lecker.
Als Desert gab es „Beignet et sorbet a la poire Williams avec figue confiturée“

Die gebratene Birne war gut, das Sorbet richtig Klasse. Nicht zu süß, leicht säuerlich und erfrischend. Insgesamt war das Desert schon etwas einfach, aber passte gut ins Gesamtbild.
Wir ihr lesen konntet: Ich war begeistert! Das Restaurant ist unfassbar unprätentiös. Der Service ist locker, der Koch scherzte durchgehend mit uns. Er zeigte uns alle Details und beantwortete alle unsere Fragen (Er zeigte uns zum Beispiel stolz die aus Japan importierte Holzkohle oder den getrockneten Bonito für das Dashi). Man merkte wirklich, dass alle angestellten ihren Job gerne machen und mit einem gewissen Stolz die Küche ihrer Heimat präsentieren. Das Essen war gekennzeichnet von einer tollen Produktqualität und unfassbarer Liebe zum Detail. Dem Dashi merkte man an, wie viel Zeit und Muße in so einer einfachen Brühe steckt (der nette Service erläuterte uns auch die Zubereitung – sehr komplex). Bei jedem Gericht konnte man die Qualität der einzelnen Produkte erkennen. Entschuldigt die Superlative, aber das war ein Essen, was mich nachhaltig beeindruckte und ich kann mir kaum vorstellen, dass ich diese Erfahrung je vergessen werde. Ich fragte auch den netten Maitre, inwiefern sich das Restaurant von dem Original in Tokyo unterscheide. Er meinte der einzige Unterschied wäre die Qualität der Produkte, vor allem beim Rind, die in Tokyo einfach noch einen Stück besser ist.
So sind wir danach in Richtung Champs-Elysée gegangen, mit einem breiten Grinsen im Gesicht und dem Plan doch einmal den weiten Weg nach Japan zu wagen, um Herrn Okuda persönlich für dies Erfahrung zu danken. Das Restaurant hat jetzt 1 Stern im GM. Ich persönlich sehe es etwas anders. Da die Sterne nicht das Ambiente sondern allein die Küchenleistung bewerten, gehört für mich das Okuda in eine höhere Liga. Was die Leistung auf dem Teller angeht, habe ich noch nicht ansatzweise so gut in einem Einsterner gegessen. Das Ambiente ist sicher ungewöhnlich, aber die Reduktion auf das Wesentliche (das Essen) ist bei mir vollkommen aufgegangen.
Ein weiterer Grund bald wieder nach Paris zu fahren. Ich freue mich jetzt schon…
Wenn man gerne gut essen geht und auch durchaus offen ist für andere Esskulturen, dann gibt es momentan wohl ein Mekka: Tokyo. Das einzige Problem ist, dass man dafür einige Stunden in einem Flugzeug sitzen muss, um in den Genuss der klassischen japanischen Küche zu kommen (was mir persönlich eher unangenehm ist). Seit einigen Monaten hat sich das, glücklicherweise, geändert. Toru Okuda, ein japanischer 2 bzw. 3 Sternekoch aus Tokyo hat eine „Europadependance“ seines Tokyoter Restaurants in Paris eröffnet. Da ich sowieso einen Tag mit meiner Freundin in Paris plante und wir beide japanisches Essen lieben, gab es für uns bei diesem Städtetrip ein klares Ziel.
Am 01. Oktober gingen wir zum Lunch in das Kaiseki Restaurant Okuda im goldenen Dreieck von Paris. Herr Okuda hat auch kürzlich ein reines Sushi Restaurant direkt daneben aufgemacht. Das Restaurant ist klein, auf den ersten Blick fast unscheinbar und hat einige kleine Räume mit privaten Tischen und dazu auch die Möglichkeit direkt am Tresen vor dem Chefkoch zu essen. Wir wählten letzteres und saßen an dem Tresen für 7 Personen, wobei 6 Plätze besetzt waren. Das Restaurant ist sehr puristisch gestaltet. Man sitzt vor einem großen, ungedeckten Holztresen, keine Tischdeko, kein schweres Besteck oder teure Gläser. Nichts lenkte vom Essen ab. Mir gefiel es sehr gut. Die Begrüßung war äußerst freundlich und wir kamen sofort in ein nettes Gespräch mit dem Restaurantleiter. Im Okuda sind alle Mitarbeiter Japaner und haben vorher in den Tokyoter Restaurant des Chefs gearbeitet. Die meisten Angestellten sprechen gutes Englisch.
Wir haben uns sofort sehr wohl gefühlt. Alles wirkte sehr authentisch und die Stimmung war äußerst herzlich und offen und wir entspannten uns gleich mit einem Glas Champagner bzw. einer alkoholfreien „Yuzulimonade“. Das Okuda ist ein Kaiseki Restaurant. Das heißt es gibt keine Karte, sondern ein vom Chef zusammengestelltes Menü, welches sich saisonal bis täglich ändern kann und sich durch eine bestimmte Abfolge einzelner Gänge auszeichnet. Was wir dann in den kommenden 2 Stunden serviert bekamen, hat uns nachhaltig beeindruckt.
Das Menü begann mit Assortiments d’amouse-bouche
Als Amuse gab es eine Vielzahl kleiner Gerichte, es erinnerte mich von der Vorgehensweise etwas an die Amuse Variationen bei Tim Raue. Geschmacklich waren alle wirklich sehr fein, bis auf die Leber der Abalone. Die Leber schmeckte etwas wie fischige Lakritze, auch die Konsistenz war etwas hart und klebrig. Die gekochte Abalone mit Wakame und Essiggelee war allerdings sehr lecker. Das Sushi mit Makrele und das gekochte Gemüse waren sehr lecker. Getoppt wurde die Variation allerdings von dem unfassbar zarten Pulpo und den frittierten Garnelen, die wir im Ganzen aßen. Ein wunderbarer, exotischer, facettenreicher Einstieg.
Als nächstes gab es Bouillon clair a la quenelle de crevette, champignon
Klingt unspektakulär, sah unspektakulär aus, war aber ein absoluter Hochgenuss. Die Brühe (Dashi) war exzellent und schmeckte unglaublich rund. Die kleinen Crevetten, die in einem Eierteig steckten waren süß und passten wunderbar zu der leichten Brühe. Der Pilz (genaue Sorte habe ich vergessen) war erdig und rundete das Gericht perfekt ab. Das war Dashi wie ich es noch nie essen durfte. Überragend.
Es folgte Thon bleu et seiche
Der Thunfisch aus europäischen Fang war zart, fettig und einfach lecker. Uns wurde erklärt, dass man den Thunfisch mit etwas Sojasauce und dem frisch vor unseren Augen geriebenen Wasabi isst. Den Tintenfisch aßen wir hingegen mit Yuzu und Salz. Der Tintenfisch war so unglaublich zart, das Salz und die Yuzu unterstützte das eigene, fast süßliche Aroma. So habe ich Tintenfisch noch nie gegessen. Außergewöhnliche Produkte und tolle Schneidtechniken (der Fisch wurde Millimetergenau „eingeritzt“) führten hier zu einem tollen Gesamtbild. Insgesamt auch perfekt.
Dann erhielten wir Bar grillé, hommard grillé a la saucce jaune d’oeuf
Der Wolfsbarsch hatte eine super Qualität und wurde perfekt gegrillt. Leichte Röstaromen, innen glasig und saftig. Der Hummer in einer Hülle aus Ei war süß, saftig, glasig. Optisch ein Hochgenuss, geschmacklich ebenso. Es war perfekt.
Trotz der Begeisterung konnte das Entrecote Wagyu grillé au Miso sur la feuille de magnolia das alles noch toppen.
Das Fleisch wurde auf Miso in einem Magnolienblatt auf einem kleinen Tischgrill serviert. Das Fleisch (aus Australien) war wunderbar zart, auf den Punkt gegrillt. Das Miso darunter intensiv würzig (wie eine stark reduzierte Jus). Der Raum füllte sich mit süßlichen Raucharomen, das Fleisch war wunderbar marmoriert. Ein kulinarischer Glücksmoment.
Der folgende Reisgang Riz au crabe tourteau et aux legumes schlug wieder etwas leisere Töne an.
Wir wurden vor dem Gang gefragt, wie viel Appetit wir hätten, es gäbe sozusagen einen „all you can eat“- Gang. Wir wählten die mittlere Portion und wurden am Ende noch mal gefragt, ob wir Nachschlag möchten. Dieser Gang war eher dezent gewürzt, der Reis war leicht sauer und nur etwas salzig, so konnte sich das Krabbenfleisch auf dem Reis wunderbar entfalten. Im Reis steckten kleine Stücke Staudensellerie, die dem Ganzen eine erdige Frische gaben. Die Misosuppe und das Gemüse dazu waren auch dezent würzig. Insgesamt sehr lecker.
Als Desert gab es „Beignet et sorbet a la poire Williams avec figue confiturée“
Die gebratene Birne war gut, das Sorbet richtig Klasse. Nicht zu süß, leicht säuerlich und erfrischend. Insgesamt war das Desert schon etwas einfach, aber passte gut ins Gesamtbild.
Wir ihr lesen konntet: Ich war begeistert! Das Restaurant ist unfassbar unprätentiös. Der Service ist locker, der Koch scherzte durchgehend mit uns. Er zeigte uns alle Details und beantwortete alle unsere Fragen (Er zeigte uns zum Beispiel stolz die aus Japan importierte Holzkohle oder den getrockneten Bonito für das Dashi). Man merkte wirklich, dass alle angestellten ihren Job gerne machen und mit einem gewissen Stolz die Küche ihrer Heimat präsentieren. Das Essen war gekennzeichnet von einer tollen Produktqualität und unfassbarer Liebe zum Detail. Dem Dashi merkte man an, wie viel Zeit und Muße in so einer einfachen Brühe steckt (der nette Service erläuterte uns auch die Zubereitung – sehr komplex). Bei jedem Gericht konnte man die Qualität der einzelnen Produkte erkennen. Entschuldigt die Superlative, aber das war ein Essen, was mich nachhaltig beeindruckte und ich kann mir kaum vorstellen, dass ich diese Erfahrung je vergessen werde. Ich fragte auch den netten Maitre, inwiefern sich das Restaurant von dem Original in Tokyo unterscheide. Er meinte der einzige Unterschied wäre die Qualität der Produkte, vor allem beim Rind, die in Tokyo einfach noch einen Stück besser ist.
So sind wir danach in Richtung Champs-Elysée gegangen, mit einem breiten Grinsen im Gesicht und dem Plan doch einmal den weiten Weg nach Japan zu wagen, um Herrn Okuda persönlich für dies Erfahrung zu danken. Das Restaurant hat jetzt 1 Stern im GM. Ich persönlich sehe es etwas anders. Da die Sterne nicht das Ambiente sondern allein die Küchenleistung bewerten, gehört für mich das Okuda in eine höhere Liga. Was die Leistung auf dem Teller angeht, habe ich noch nicht ansatzweise so gut in einem Einsterner gegessen. Das Ambiente ist sicher ungewöhnlich, aber die Reduktion auf das Wesentliche (das Essen) ist bei mir vollkommen aufgegangen.
Ein weiterer Grund bald wieder nach Paris zu fahren. Ich freue mich jetzt schon…
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