(Vom alten Forum kopiert, Autor wi090365, 11.11.2009)
Nun sind die stressigen Paristage vorbei, und ich kann mich wie versprochen, zum Restaurant Yam’tcha äußern. Ich war dort zum Lunch, da Yam’tcha für Abendessenwillige bis Ende des Jahres ausgebucht ist. Ich kann aber Allen, die kein Tisch für Dinner bekommen, Mittagessen wärmstens empfehlen. Es gibt außer der Uhrzeit kein Unterschied zwischen Lunch und Dinner.
Das Restaurant bietet für genau 20 Gäste Platz, rechts von Eingang ist eine kleine offene Küche, wo Madame selbst, eine chinesische Hilfsköchin und noch ein Tellerwäscher werkeln.
Im Saal sind auch 3 Leute am Werk: der Ehemann, welcher für Teezubereitung zuständig ist, eine Managerin und ein Kellner. Die Einrichtung ist minimalistisch chinesisch gehalten, ohne viel Schnickschnack, sehr ruhig, auch in Farbgestaltung. Menükarten im gewohnten Sinne gibt es nicht. Auf jeden Tisch steht ein Kärtchen, welches mitteilt, dass es 3 Menüs zu Auswahl gibt:
- a 35 EUR: Vorspeise, Hauptgang, Käse oder Dessert
- a 45 EUR: zwei Vorspeisen, Hauptgang, Käse oder Dessert
- a 69 EUR: zwei Vorspeisen, 2 Hauptgänge, Käse und Dessert
Was genau die Gänge beinhalten, wird nicht erklärt, und von meinem strategisch günstigen Platz aus konnte ich mitkriegen, dass es wohl außer Madame Grattard niemand weiß. Sie hat dem Bedienpersonal vor dem Servieren genau erklärt, was diese oder jene Speise beinhaltet.
Zu jedem Menü kann man wählen: eine Teebegleitung, eine Weinbegleitung oder eine Tee- und Weinbegleitung.
Ich habe mich für Menü a 45 EUR und Tee- und Weinbegleitung für 25 EUR dazu entschieden. Als Amuse bekam ich ein kleines Schälchen von Bohnen-Schweinehacksalat, wie ich dieser aus China kenne. Der kleinen Gang war absolut tadellos, auch was Gewürzintensität betrifft, allerdings habe ich ähnliches auch in guten Restaurants in China bereits gegessen. Nanu, dachte ich mir, worum geht es bei der ganzen Aufregung um Adeline Grattards Küche? Nur um die perfekt zubereitete chinesische Speisen? Das wäre mir zu wenig…
Die Vorspeise kam: ein lauwarmes Salat aus geräucherten Tofu mit Blumenkohl, Muscheln und weißem Sesam. Die Vorspeise war ebenso tadellos zubereitet, war mir in ähnlicher Zusammensetzung auch bekannt, mir fehlte weiterhin ein Aha-Effekt.
Dieser erlebte ich bei den nächsten zwei Gängen: als zweite Vorspeise bekam ich bretonische Jakobsmuscheln(ich sage nur, Jakobsmuschelnsaison!) mit Sezuanpfeffer und Oregano auf Kartoffelgemüse in Wok zubereitet mit kantonesischen Muschelsoße. Der Clue hier waren eindeutig die Kartoffeln. Fein geraspelt und in Wok geschwenkt, hatten diese noch Biss, schmeckten aber nicht roh (eigentlich nicht wie Kartoffeln), sondern dank Gewürze etwas leicht säuerlich mit einer feinen Schärfe.
Hauptgang: Babylamm auf Auberginengemüse mit Sezuanpfefferbeeren und Koriander. Wiederum perfekt zubereitet und wunderbar fein aufeinander abgestimmt. Ein Gericht, welcher ich auch schon in China gegessen habe, allerdings nie so perfekt zubereitet.
Dessert war der einzige Gang, welcher bei mir regelrechte Begeisterung ausgelöst hat, obwohl es ein Unkompliziertestes Dessert, das ich je gegessen habe, war: Persimonfrucht auf Cottage Cheese mit Basilikum. Konsistenz, Aroma, Geschmeidigkeit, Süße und Würze, alles war bei diesem Dessert perfekt.
Ein paar Worte über Tee und Weinbegleitung. Der Ehemann, der aus Hong Kong stammt, ist für Teebgleitung zuständig. Er macht es sehr fachmännisch und geschmacklich ist seine Teeauswahl sehr auf die Gerichte abgestimmt. Ich bekam zum Amuse ein wunderbares Oolong aus China, zum Vorspeise Nr. 2 mit Jakobsmuscheln ein Lung Ching, der mit seinem bitteren Aroma sehr gut die Vorspeise komplettierte. Zum Dessert gab es ein Jasmin Tee. Zu Vorspeise Nr. 1 bekam ich ein Glas Weißwein Côtes du Rhône. Ich bin kein Fan von Cotes, muss aber gestehen, dass der Wein zu Vorspeise sehr gut passte. Zum Lamm gab es Clos de l'Hermitage.
Ich konnte nicht anders, als die Vergleiche zu Ma Tim Raue zu ziehen, da die beiden Konzepte sehr ähnlich aussehen. Ich muss sagen, Madame Grattard macht Ihre Sache viel besser. Was auffällt in Yam’tcha, ist der Konzept, welcher bis zum kleinsten Detail durchdacht ist. Alles, angefangen von Einrichtung, Geschirr (es wird fast ausschließlich sehr schöne chinesische Porzellan und Tongeschirr verwendet, es werden Stäbchen gereicht, aber auch ein normales Besteck, zum Hauptgang wird Baguette serviert), Teezeremonie, Speisen, ist sehr stillvoll und harmonisch. Bei Tim Raue hatte ich der Eindruck, er kann sich (oder will sich nicht) bei der Einrichtung, welche sehr asiatisch prunkvoll, wie auch bei Speisen, auf keine definitive Richtung festlegen. Madame Grattard kommt da wesentlich authentischer rüber. Ihre Küche hat mich nicht „wow“ begeistert, aber diese zwei Mittagsstunden haben mich glücklich und besonnen gemacht. Werde ich wieder kommen? Ganz bestimmt. Werde ich das Restaurant empfehlen? Ganz sicher ja, wenn auch nicht für meine asiatische Freunde. Ich bin wirklich sehr gespannt, wie sich das Konzept weiterentwickelt.
Zum Schluss möchte ich noch ein sehr sympathisches und junges Restaurant in Paris ans Herz legen: Restaurant Auguste in Rue de la Bourgogne, 1 Stern Michelin. Ein relativ kleines Lokal, etwa 30 Plätze, junges Team, dennoch sehr professionell. Wir hatten ursprünglich eine Reservierung für ein Geschäftsessen für 5 Personen gemacht, ein Tag vorher musste ich jedoch die Reservierung auf 3 Personen umändern. Wenn wir bereits im Restaurant saßen, rief mich mein Mann an, dass er doch noch kommen kann. Wir haben gebeten, uns noch ein viertes Gedeck zu bringen, was prompt geschah. Mein Mann kam dann und sagte, er hat noch 2 Kollegen in dem Auto, die er gerne dazu einladen wurde. Das Restaurant war zu diesem Zeitpunkt bereits vollkommen ausgebucht, so dass wir nicht zu einem größeren Tisch wechseln konnten. Nach einer kurzen Unterredung haben die Managerin und Kellner noch einen kleinen Tisch dazugezaubert, so dass wir dann zu 6 ohne Probleme speisen konnten. Ich habe selten erlebt in einem Restaurant, dass derartige Probleme so souverän und ohne großes Tamtam gelöst wurden. Und das Essen war wunderbar: ich hatte Schweinebauch auf Lauch-Musche-Sud und Taube in Maltwhisky mit Selleriekompott. Absolut perfekt beides. Unsere Gäste waren auch ziemlich begeistert. Wir haben uns vorgenommen, bei dem nächsten Parisbesuch das Restaurant Auguste nur zur zweit zu besuchen, um das Essen in einer entspannten Atmosphäre genießen zu können.
Aber zuerst stehen 10 Tage Shanghai auf dem Plan. Ich werde berichten…
Nun sind die stressigen Paristage vorbei, und ich kann mich wie versprochen, zum Restaurant Yam’tcha äußern. Ich war dort zum Lunch, da Yam’tcha für Abendessenwillige bis Ende des Jahres ausgebucht ist. Ich kann aber Allen, die kein Tisch für Dinner bekommen, Mittagessen wärmstens empfehlen. Es gibt außer der Uhrzeit kein Unterschied zwischen Lunch und Dinner.
Das Restaurant bietet für genau 20 Gäste Platz, rechts von Eingang ist eine kleine offene Küche, wo Madame selbst, eine chinesische Hilfsköchin und noch ein Tellerwäscher werkeln.
Im Saal sind auch 3 Leute am Werk: der Ehemann, welcher für Teezubereitung zuständig ist, eine Managerin und ein Kellner. Die Einrichtung ist minimalistisch chinesisch gehalten, ohne viel Schnickschnack, sehr ruhig, auch in Farbgestaltung. Menükarten im gewohnten Sinne gibt es nicht. Auf jeden Tisch steht ein Kärtchen, welches mitteilt, dass es 3 Menüs zu Auswahl gibt:
- a 35 EUR: Vorspeise, Hauptgang, Käse oder Dessert
- a 45 EUR: zwei Vorspeisen, Hauptgang, Käse oder Dessert
- a 69 EUR: zwei Vorspeisen, 2 Hauptgänge, Käse und Dessert
Was genau die Gänge beinhalten, wird nicht erklärt, und von meinem strategisch günstigen Platz aus konnte ich mitkriegen, dass es wohl außer Madame Grattard niemand weiß. Sie hat dem Bedienpersonal vor dem Servieren genau erklärt, was diese oder jene Speise beinhaltet.
Zu jedem Menü kann man wählen: eine Teebegleitung, eine Weinbegleitung oder eine Tee- und Weinbegleitung.
Ich habe mich für Menü a 45 EUR und Tee- und Weinbegleitung für 25 EUR dazu entschieden. Als Amuse bekam ich ein kleines Schälchen von Bohnen-Schweinehacksalat, wie ich dieser aus China kenne. Der kleinen Gang war absolut tadellos, auch was Gewürzintensität betrifft, allerdings habe ich ähnliches auch in guten Restaurants in China bereits gegessen. Nanu, dachte ich mir, worum geht es bei der ganzen Aufregung um Adeline Grattards Küche? Nur um die perfekt zubereitete chinesische Speisen? Das wäre mir zu wenig…
Die Vorspeise kam: ein lauwarmes Salat aus geräucherten Tofu mit Blumenkohl, Muscheln und weißem Sesam. Die Vorspeise war ebenso tadellos zubereitet, war mir in ähnlicher Zusammensetzung auch bekannt, mir fehlte weiterhin ein Aha-Effekt.
Dieser erlebte ich bei den nächsten zwei Gängen: als zweite Vorspeise bekam ich bretonische Jakobsmuscheln(ich sage nur, Jakobsmuschelnsaison!) mit Sezuanpfeffer und Oregano auf Kartoffelgemüse in Wok zubereitet mit kantonesischen Muschelsoße. Der Clue hier waren eindeutig die Kartoffeln. Fein geraspelt und in Wok geschwenkt, hatten diese noch Biss, schmeckten aber nicht roh (eigentlich nicht wie Kartoffeln), sondern dank Gewürze etwas leicht säuerlich mit einer feinen Schärfe.
Hauptgang: Babylamm auf Auberginengemüse mit Sezuanpfefferbeeren und Koriander. Wiederum perfekt zubereitet und wunderbar fein aufeinander abgestimmt. Ein Gericht, welcher ich auch schon in China gegessen habe, allerdings nie so perfekt zubereitet.
Dessert war der einzige Gang, welcher bei mir regelrechte Begeisterung ausgelöst hat, obwohl es ein Unkompliziertestes Dessert, das ich je gegessen habe, war: Persimonfrucht auf Cottage Cheese mit Basilikum. Konsistenz, Aroma, Geschmeidigkeit, Süße und Würze, alles war bei diesem Dessert perfekt.
Ein paar Worte über Tee und Weinbegleitung. Der Ehemann, der aus Hong Kong stammt, ist für Teebgleitung zuständig. Er macht es sehr fachmännisch und geschmacklich ist seine Teeauswahl sehr auf die Gerichte abgestimmt. Ich bekam zum Amuse ein wunderbares Oolong aus China, zum Vorspeise Nr. 2 mit Jakobsmuscheln ein Lung Ching, der mit seinem bitteren Aroma sehr gut die Vorspeise komplettierte. Zum Dessert gab es ein Jasmin Tee. Zu Vorspeise Nr. 1 bekam ich ein Glas Weißwein Côtes du Rhône. Ich bin kein Fan von Cotes, muss aber gestehen, dass der Wein zu Vorspeise sehr gut passte. Zum Lamm gab es Clos de l'Hermitage.
Ich konnte nicht anders, als die Vergleiche zu Ma Tim Raue zu ziehen, da die beiden Konzepte sehr ähnlich aussehen. Ich muss sagen, Madame Grattard macht Ihre Sache viel besser. Was auffällt in Yam’tcha, ist der Konzept, welcher bis zum kleinsten Detail durchdacht ist. Alles, angefangen von Einrichtung, Geschirr (es wird fast ausschließlich sehr schöne chinesische Porzellan und Tongeschirr verwendet, es werden Stäbchen gereicht, aber auch ein normales Besteck, zum Hauptgang wird Baguette serviert), Teezeremonie, Speisen, ist sehr stillvoll und harmonisch. Bei Tim Raue hatte ich der Eindruck, er kann sich (oder will sich nicht) bei der Einrichtung, welche sehr asiatisch prunkvoll, wie auch bei Speisen, auf keine definitive Richtung festlegen. Madame Grattard kommt da wesentlich authentischer rüber. Ihre Küche hat mich nicht „wow“ begeistert, aber diese zwei Mittagsstunden haben mich glücklich und besonnen gemacht. Werde ich wieder kommen? Ganz bestimmt. Werde ich das Restaurant empfehlen? Ganz sicher ja, wenn auch nicht für meine asiatische Freunde. Ich bin wirklich sehr gespannt, wie sich das Konzept weiterentwickelt.
Zum Schluss möchte ich noch ein sehr sympathisches und junges Restaurant in Paris ans Herz legen: Restaurant Auguste in Rue de la Bourgogne, 1 Stern Michelin. Ein relativ kleines Lokal, etwa 30 Plätze, junges Team, dennoch sehr professionell. Wir hatten ursprünglich eine Reservierung für ein Geschäftsessen für 5 Personen gemacht, ein Tag vorher musste ich jedoch die Reservierung auf 3 Personen umändern. Wenn wir bereits im Restaurant saßen, rief mich mein Mann an, dass er doch noch kommen kann. Wir haben gebeten, uns noch ein viertes Gedeck zu bringen, was prompt geschah. Mein Mann kam dann und sagte, er hat noch 2 Kollegen in dem Auto, die er gerne dazu einladen wurde. Das Restaurant war zu diesem Zeitpunkt bereits vollkommen ausgebucht, so dass wir nicht zu einem größeren Tisch wechseln konnten. Nach einer kurzen Unterredung haben die Managerin und Kellner noch einen kleinen Tisch dazugezaubert, so dass wir dann zu 6 ohne Probleme speisen konnten. Ich habe selten erlebt in einem Restaurant, dass derartige Probleme so souverän und ohne großes Tamtam gelöst wurden. Und das Essen war wunderbar: ich hatte Schweinebauch auf Lauch-Musche-Sud und Taube in Maltwhisky mit Selleriekompott. Absolut perfekt beides. Unsere Gäste waren auch ziemlich begeistert. Wir haben uns vorgenommen, bei dem nächsten Parisbesuch das Restaurant Auguste nur zur zweit zu besuchen, um das Essen in einer entspannten Atmosphäre genießen zu können.
Aber zuerst stehen 10 Tage Shanghai auf dem Plan. Ich werde berichten…
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