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    L' Hexagone (das neu eröffnete Restaurant von Mathieu Pacaud, Ambroisie)

    Wir sind ein wenig früh dran, weil es draußen ordentlich zu schütten begann. Nach einem herzlichen Empfang werden wir an unseren Tisch geführt. Das Design ist bis ins kleinste Detail konsequent ausgeführt, alles in schwarz und weiß. Mir ist speziell der Eingangsbereich zu psychedelic.

    Nach und nach trudelt die Pariser Gesellschaft ein. Viele Damen so kostbar ausstaffiert, dass man sie eigentlich in einem Tresor aufbewahren müsste. Neben uns nimmt ein ranghohes Mitglied der Ehrenlegion Platz, hinter uns John Talbott. Nicht wenige sind sehr gut mit Monsieur Pacaud bekannt, der übrigens jeden Gast begrüßt. Es scheint uns fast, dass Ambroisie sich selbst Konkurrenz macht.

    Wie auch immer: 49,00 Euro für ein Mittagessen sind ein Schnäppchen. Dafür werden drei Gänge und ein Amuse bouche serviert. Die à la carte Preise sind auch attraktiv und so fällt es schwer eine Auswahl zu treffen. Die Entscheidung fällt schließlich für das Mittagsmenü:

    Mein Mann wählt eine Vol au vent aus köstlichem Blätterteig, gefüllt mit einem Ragout aus Bries, kleinen Champignons und einer Geflügelschaumsauce mit Petersilienchlorophyll durchzogen.

    Ich bin mit einem Carpaccio von Jakobsmuscheln, Maiskölbchen, Popcorn und Maiscrème ebenso zufrieden. Eine leichte Currynote macht das Gericht rund.

    Als Hauptgang wird einmal eine Carbonade flamande (eigentlich ein belgisches Biergulasch), hier aber butterzart geschmorter Ochsenschwanz, in einem Makaroni-Ring angerichtet. Das Geld für die truffes als Supplement ist gut angelegt. Dazu gibt es auf einem extra Teller eine Möhrenvariation. Zu Beginn des Menus wird ein „Gemüsewagen“ gebracht und man darf sich die Gemüse aussuchen, die man gerne zum Hauptgang möchte. Schöne Idee.

    Alternativ gibt es eine gegrillte Tranche vom Adlerfisch, der auf ein Püree gebettet ist. Unter der klassischen Weißweinsauce finden sich Bouchotmuscheln und geschmorte Artischocken.

    Das Dessert besteht aus einer Maronencrème und einem Eis aus fermentierter Milch. Als Käse kommt ein Stück Reblochon und Comté daher. Das Financier zum Kaffee ist ein Meisterwerk der Patisserie.

    Wein:
    Eine ganze Flasche wollen wir nicht trinken, weil abends auch noch ein Restaurantbesuch geplant ist. Es stehen bestimmt fünfzig offene Weine zur Auswahl. Einzig unser Limit von 20 Euro/Glas schränkt ein. Es geht schon sehr schnell in den Preisbereich darüber und richtig ins Geld. Wir sind mit unserer Wahl aber keineswegs unzufrieden.

    - Condrieu Terroirs - Merlin - 2013
    - Sancerre Paradis - Vacheron - 2011
    - Hautes côtes de Nuits Clos St Philibert - Méo Camuzet - 2011
    - Crozes Hermitage - Combien – 2010

    Wir erleben einen Mittag, der rundum glücklich macht. Klassische französische Hochküche, Kochkunst pur. Der Service arbeitet auf höchstem Niveau, fürsorglich, freundlich, großartig. Beim Verlassen des Restaurants ist schon der Wunsch da, auf jeden Fall ganz schnell wiederzukommen.

  • #2
    Donnerwetter, gerade erst eröffnet - und schon ist der erste Bericht da!
    Im Ambroisie werden inzwischen Bernard und Matthieu sozusagen gleichberechtigt benannt. Wie muß man sich das vorstellen? Geht Matthieu nun eigene Wege, oder ist das nur sein Zweitrestau, und eigentlich will er am Vogesenplatz die drei Sterne - auf die Dauer - weitersichern?
    Merci für den gelungenen Bericht

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    • #3
      Zitat von cynara
      Nach und nach trudelt die Pariser Gesellschaft ein. Viele Damen so kostbar ausstaffiert, dass man sie eigentlich in einem Tresor aufbewahren müsste. Neben uns nimmt ein ranghohes Mitglied der Ehrenlegion Platz, hinter uns John Talbott. Nicht wenige sind sehr gut mit Monsieur Pacaud bekannt, der übrigens jeden Gast begrüßt. Es scheint uns fast, dass Ambroisie sich selbst Konkurrenz macht.
      Eigentlich ist ja cynaras Bericht nichts mehr hinzuzufügen, er ist spot on. Hier trotzdem ein paar Eindrücke von einem kurzen Lunch im Hexagone. Ich war besonders erstaunt darüber, wie etabliert und selbstvertändlich ein Restaurant, das gerade mal ein Jahr auf ist, rüberkommen kann. Ein stilvolles Innenambiente (der Eingangsbereich ist wirklich ein bisschen psychedelic, aber unten ist es - finde ich - geschmackvoll eingerichtet), ein sehr professionell und trotzdem freundlich agierender Service, und dann das Publikum: kaum oder keine Touristen (erstaunlich), Leute für einen Business-Lunch, 40-jährige Kinder, die sich mit ihren Eltern treffen, Freunde, die zusammen zum Lunch gehen. Es werden keine Food-Fotos gemacht, das ganze wirkt wie ein höchst luxuriöser (und für die Pariser dann wohl eher "normaler") Lunchbreak.

      Im Mittagsmenü, das für 49 Euro echt nicht teuer ist, gibt es jeweils zwei Gerichte zur Auswahl. Die Auswahl an glasweise servierten Weinen war jetzt deutlich kleiner als bei cynaras Besuch (ca. 5 Weiße und 5 Rote), aber sehr schön ausgesucht und im Regelfall mit Preisen zwischen 8 und 20 Euro das Glas auch bezahlbar.

      Ein kleines Olivengebäck, ein bisschen ausgelöster Taschenkrebs mit Zucchini und Sauce Maltaise (großartiger Snack) und dann ging schon das Menü los:

      Oeuf Cocotte aux Champignons - Mouillette à la Truffe: ich hatte nur ein kleines Croissant zum Frühstück, somit war das jetzt genau richtig. Ein Ei im Souffleeförmchen mit ein paar Austernpilzen, einer tollen Sauce und einem getrüffelten und kräftig gebutterten Toast. So einfach wie köstlich. Dazu ein Glas Domaine Leroy - 2010 Bourgogne Aligoté, von dem die erste Flasche korkte und die zweite auch etwas komisch roch, der Wein aber top-frisch und extrem gut schmeckte. Vielleicht gehört der Geruch so (kandierte Kiwi, etwas leicht Oxidatives)?

      Darne de Saumon Confit - Sauce Choron, Crème de Capucin: Ein sehr gutes Stück Lachs, das geschmacklich herausragend und perfekt zubereitet ist und dazu eine sehr fein abgeschmeckte Choron-Sauce. Die Kapuzinerkresse in Mini-Tupfern sieht gut aus, ist aber in der Portionierung nicht schmeckbar. Hierzu war die Beilage leider ein Reinfall, ein wässrig schmeckendes Stück Brokkoli auf einer nach nichts schmeckenden Comté-Crème. Das geht eindeutig besser. Gerade da das Gemüse auf dem Wagen präsentiert wird, ist der Brokkoli ein umso größerer Reinfall (ich konnte allerdings nicht auswählen). Zu trinken gab es ein Glas Domaine du Clos des Quarts - 2012 Pouilly-Fuissé Clos des Quarts

      Vacherin aux Marrons et Cassis, Gelée de Cassis, Sorbet aux Marrons: Das Dessert ist wieder auf der Höhe der Küchenkunst. Ein Ring aus Cassis-Mousse, köstlich schmeckendes Kastanieneis, etwas Cassis-Marmelade in der Mitte, kleine Stückchen Meringue und Vanille-Crème.

      Cynaras Fazit kann ich unterschreiben. Man darf hier auch nicht die höchste Küchenkunst Paris' erwarten, ich fand das Ganze eher rundum gelungen, total stimmig und einfach wunderbar unprätentiös. Keine Gerichte zum Analysieren oder "für die Galerie". Hier geht es um's sehr gute (aber klassische) Essen mit tollem Service, einer wunderbaren Auswahl an Weinen in schönem Ambiente. Wenn das ein Trend sein sollte, dann kann ich ihn nur begrüßen.

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      • #4
        Zitat von rocco
        Die Auswahl an glasweise servierten Weinen war jetzt deutlich kleiner als bei cynaras Besuch (ca. 5 Weiße und 5 Rote), aber sehr schön ausgesucht und im Regelfall mit Preisen zwischen 8 und 20 Euro das Glas auch bezahlbar.
        Die Karte ist dann wohl nur noch im L'Histoire vorhanden. Schade, dass sie im Hexagone nicht mehr zur Verfügung steht. Da waren solche Kracher dabei. Sie, als vinophiler Geniesser, hätten bestimmt sehr viel Freude alleine beim Lesen gehabt.

        Ich persönlich freue mich, dass Paris eine solche Vielfalt an Restos bietet. Klassische Küche, die mit der Zeit gegangen ist, kann so viel Spaß machen.

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