Liebe Forumianer,
manchmal will man ja nicht "nur" gut essen, auch nicht sehr gut, sondern man möchte seine Referenzpunkte neu setzen, geht hierfür in ein Restaurant, von dem man dies am ehesten erwartet und legt die Erwartungslatte auf "mindblowing" - alles darunter, das weiß man vorher, wird einen schlichtweg enttäuschen.
So erging es uns diese Woche, als wir mittags im - ziemlich dunklen - Saal von Pierre Gagnaire in der Pariser Rue Balzac Platz nahmen. Pierre Gagnaire also: der "Picasso der Kochkunst", der ewig suchende, unerschöpflich kreative Großmeister, dessen Aromenkombinationen manchem als letztes Wort zur französischen Küche gelten. 3 Sterne, 19 Punkte, 5 "toques", Pellegrino-Kram, selbst Dollase liebt ihn (
)... kurzum: Eigentlich heiliger Boden im Leben eines jeden Gourmets.
Und so standen auch alle Vorzeichen auf "benchmark": Wir wählten das Mittagsmenü ergänzt um die große Dessertreise und teilten uns zusätzlich einen (deutlichst dreistellig bepreisten) Gang von der Karte, Gagnaires Interpretationen von Pekingente und Iberico-Schwein. Man hört schließlich: Wenn einen hier schon die Menüs nicht umhauen mögen, dann tun es die à la Carte-Kreationen gewiss. Der Meister war selber im Hause, klapperte die Tische ab und grüßte routiniert-freundlich (die französischen Stammgäste freilich deutlich ausführlicher als den 8er-Tisch offenbar chinesischer Touristen). Es konnte also beginnen...
... und gute drei Stunden später war es dann auch schon wieder im Wesentlichen vorbei. Was wir erlebt hatten: Viele, viele kleine und kleinste Teller (das hatten wir erwartet), von denen zwei, drei echte "wow"-Momente waren (ein Mousse von Rote Beete, das dieses Gemüse in die höchsten Sphären katapultierte; die perfekt integrierte leichte Säure in einem Doraden-Gang aus dem Menü;...), hier und da starke Elemente und Teilaspekte, viel, viel "geht so" und ein paar Dinge, die einfach schlecht waren. Richtig schlecht. Leider betraf letztere Kategorie die Ente, die mit schönstem Brimborium, riesigem Staub-Schmortopf und viel Drumherum an den Tisch getragen wurde, nur um sich dann als hoffnungslos übergart herauszustellen, während das begleitende Ibericoschwein (selbst für Iberico-Verhältnisse) derart wörtlich im eigenen Fett schwamm, dass wir es nicht einmal aufessen mochten. Wir waren zu perplex, um Beschwerde einzulegen, zu hoffnungsvoll, dass es bei irgendeiner Löffelkombination noch "klick" machen würde...
Unter den acht (!) Desserttellerchen ein sehr erfrischender, saurer "Mojito" (meiner Begleitung deutlich zu sauer, für mich angenehm), ein toller Salat von Walderdbeeren, ein Tiramisu, das manch Ums-Eck-Italiener besser servieren würde, einige beinahe scheußliche Geleekreationen und vieles mehr oder minder Belanglose. Kaffee und Schluss.
Der Service war überaus wuselig wie im Bienenstock, sehr "sichtbar", an der Grenze zum Gedränge. Ein großes Missverständnis gegen Mitte des Mahles, ansonsten sehr freundlich und weitgehend fehlerfrei - jedoch in keiner Weise zu vergleichen mit der makellosen, praktisch "unsichtbaren" Perfektion und Eleganz, die wir in der Woche zuvor im "Ledoyen" erlebt hatten.
Wir verließen das Restaurant nicht nur um viele grüne Scheinchen erleichtert, sondern auch ratlos. Wir wissen: Pierre Gagnaire ist schwierig, Pierre Gagnaire kann eine Achterbahnfahrt sein. Vielleicht haben wir nicht alles "verstanden", aber bitte: Ich weiß doch, wann eine Ente übergart ist und wann Fett auf dem Teller eklig wird. Natürlich war es kein "schlechtes" Essen im eigentlichen Sinne, aber dieser Mittag spielte für mich eher nicht in der 3*-Liga, geschweige denn, im "Referenzbereich". Zu weitaus höheren Preisen, als sie ein Christian Bau oder ein Sven Elverfeld für ein fünf-, sechstündiges Feuerwerk nehmen würden, hatte man hier das Gefühl, durch einen sehr luxuriösen, aber in die Jahre gekommenen Vergnügungspark geschleust zu werden - alles läuft wie gehabt und gelernt, aber hier und da bleibt die Achterbahn schon mal mitten im Looping hängen.
Teilen Sie, wenn Sie möchten, Ihre Erfahrungen aus der Rue Balzac (oder anderen Pierre Gagnaire-Restaurants) mit. Machen Sie mir Hoffnung, dass hier vielleicht doch noch ein "benchmark" zu holen ist!
manchmal will man ja nicht "nur" gut essen, auch nicht sehr gut, sondern man möchte seine Referenzpunkte neu setzen, geht hierfür in ein Restaurant, von dem man dies am ehesten erwartet und legt die Erwartungslatte auf "mindblowing" - alles darunter, das weiß man vorher, wird einen schlichtweg enttäuschen.
So erging es uns diese Woche, als wir mittags im - ziemlich dunklen - Saal von Pierre Gagnaire in der Pariser Rue Balzac Platz nahmen. Pierre Gagnaire also: der "Picasso der Kochkunst", der ewig suchende, unerschöpflich kreative Großmeister, dessen Aromenkombinationen manchem als letztes Wort zur französischen Küche gelten. 3 Sterne, 19 Punkte, 5 "toques", Pellegrino-Kram, selbst Dollase liebt ihn (

Und so standen auch alle Vorzeichen auf "benchmark": Wir wählten das Mittagsmenü ergänzt um die große Dessertreise und teilten uns zusätzlich einen (deutlichst dreistellig bepreisten) Gang von der Karte, Gagnaires Interpretationen von Pekingente und Iberico-Schwein. Man hört schließlich: Wenn einen hier schon die Menüs nicht umhauen mögen, dann tun es die à la Carte-Kreationen gewiss. Der Meister war selber im Hause, klapperte die Tische ab und grüßte routiniert-freundlich (die französischen Stammgäste freilich deutlich ausführlicher als den 8er-Tisch offenbar chinesischer Touristen). Es konnte also beginnen...
... und gute drei Stunden später war es dann auch schon wieder im Wesentlichen vorbei. Was wir erlebt hatten: Viele, viele kleine und kleinste Teller (das hatten wir erwartet), von denen zwei, drei echte "wow"-Momente waren (ein Mousse von Rote Beete, das dieses Gemüse in die höchsten Sphären katapultierte; die perfekt integrierte leichte Säure in einem Doraden-Gang aus dem Menü;...), hier und da starke Elemente und Teilaspekte, viel, viel "geht so" und ein paar Dinge, die einfach schlecht waren. Richtig schlecht. Leider betraf letztere Kategorie die Ente, die mit schönstem Brimborium, riesigem Staub-Schmortopf und viel Drumherum an den Tisch getragen wurde, nur um sich dann als hoffnungslos übergart herauszustellen, während das begleitende Ibericoschwein (selbst für Iberico-Verhältnisse) derart wörtlich im eigenen Fett schwamm, dass wir es nicht einmal aufessen mochten. Wir waren zu perplex, um Beschwerde einzulegen, zu hoffnungsvoll, dass es bei irgendeiner Löffelkombination noch "klick" machen würde...
Unter den acht (!) Desserttellerchen ein sehr erfrischender, saurer "Mojito" (meiner Begleitung deutlich zu sauer, für mich angenehm), ein toller Salat von Walderdbeeren, ein Tiramisu, das manch Ums-Eck-Italiener besser servieren würde, einige beinahe scheußliche Geleekreationen und vieles mehr oder minder Belanglose. Kaffee und Schluss.
Der Service war überaus wuselig wie im Bienenstock, sehr "sichtbar", an der Grenze zum Gedränge. Ein großes Missverständnis gegen Mitte des Mahles, ansonsten sehr freundlich und weitgehend fehlerfrei - jedoch in keiner Weise zu vergleichen mit der makellosen, praktisch "unsichtbaren" Perfektion und Eleganz, die wir in der Woche zuvor im "Ledoyen" erlebt hatten.
Wir verließen das Restaurant nicht nur um viele grüne Scheinchen erleichtert, sondern auch ratlos. Wir wissen: Pierre Gagnaire ist schwierig, Pierre Gagnaire kann eine Achterbahnfahrt sein. Vielleicht haben wir nicht alles "verstanden", aber bitte: Ich weiß doch, wann eine Ente übergart ist und wann Fett auf dem Teller eklig wird. Natürlich war es kein "schlechtes" Essen im eigentlichen Sinne, aber dieser Mittag spielte für mich eher nicht in der 3*-Liga, geschweige denn, im "Referenzbereich". Zu weitaus höheren Preisen, als sie ein Christian Bau oder ein Sven Elverfeld für ein fünf-, sechstündiges Feuerwerk nehmen würden, hatte man hier das Gefühl, durch einen sehr luxuriösen, aber in die Jahre gekommenen Vergnügungspark geschleust zu werden - alles läuft wie gehabt und gelernt, aber hier und da bleibt die Achterbahn schon mal mitten im Looping hängen.
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