An einem Montagabend machte ich abends einen kleinen Spaziergang an den Arceaux entlang, durch den Arc de Triomphe und die rutschige Altstadt, die Treppen beim Corum herunter, um dann erst einmal verloren zu sein. Nach etwas Herumirren auf fußgängerfeindlichen Straßen fand ich dann aber doch noch den Weg zu den Pourcel-Brüdern in den Jardin des Sens in Montpellier, vom Guide Michelin einstmals mit drei und derzeit noch mit zwei Sternen ausgezeichnet.
Das Restaurant und das dazugehörige Hotel liegen nicht gerade zentral, aber jedenfalls im Sommer dürfte der verglaste und in einem Garten liegende Speisesaal für die - zu Fuß - mühsame Anreise entschädigen. Im Winter ist das Setting immer noch beeindruckend, aber den Fotos auf der Restaurant-Website nach zu urteilen herrscht im Frühling und Sommer eine ganz andere Magie. Es war recht gut besucht. Der Service ist vor allem zahlreich, auch sehr professionell. Eine etwas persönliche Note hätte ich sympathisch gefunden.
Es gibt drei Menus, ich entschied mich für das mittlere Menu "Sens & Saveurs". Die Weinkarte ist sehr gut sortiert mit Schwerpunkt auf Weine aus dem Languedoc, allerdings ziemlich hochpreisig. Hätte es einen Grange des Pères Blanc in der halben Flasche gegeben, wäre ich vielleicht schwach geworden. So wählte ich - mal wieder - die Weinbegleitung, was sich im Nachhinein als nur mittelmäßige Wahl herausstellte.
Ein Fazit fällt mir gar nicht so leicht. Direkt nach dem Besuch war ich ziemlich enttäuscht. Nach dem aufregenden Besuch im Atelier de Jean-Luc Rabanel musste es jedes Restaurant schwer haben. Mit etwas Abstand werden die Erinnerungen zunehmend positiver, wenn mir auch heute noch das gewisse Etwas fehlt - eine persönliche Handschrift, unvergesslich gute Produkte oder besonders schöne Kombinationen beispielsweise. Die Küche im Jardin des Sens ist ohne Frage sehr fein und auch exzellent zubereitet. Der Funke mochte trotzdem nicht recht überspringen.
Als erstes Amuse Gueule wurden ein Langoustinenragout mit Krustentierschaum und Kalbskopf-Kroketten mit Senf gereicht, beides eher langweilig, was auch auf die anschließend gereichten Parmesanolivenkekse und kleine Pastetchen mit Ratatouillezutraf. Deutlich besser war da die getrüffelte Topinamburcrème mit Steinpilzschaum und Toast mit Steinpilzcrème - aromatisch sehr fein und verführerisch.
Das Menu startete mit Hummer mit Spargelsalat, Spargel in Tempura und Spargel mit Bigorre-Speck. Während ich mich kurz fragte, warum es mitten im Winter grünen Spargel geben muss, wurde ich ein paar Tage später eines besseren belehrt, als erneut grüner Spargel auf den Teller kam, präsentiert mit großem Stolz als der erste grüne Spargel der Saison. Auch der Spargel in Montpellier wirkte frisch und nicht wie TK-Ware. Am besten war der Tempura-Spargel. Der Spargelsalat war leicht säuerlich angemacht, der Hummer (ein halber) ausgelöst, mild gedämpft und sehr fein im Geschmack. Zu diesem Gang fand ich die Weinbegleitung noch sehr gut. Man kann ja über Gérard Gauby sagen, was man will. Ich finde, er macht beständig großartige Weine sowohl in der Basisklasse als auch darüber. Im Jardin des Sens wurde die Basisklasse serviert, nämlich der 2010 Vin de Pays des Côtes Catalanes "Les Calcinaires" Blanc, der genauso wie der Hummer eher dem Unterstatement fröhnte.
Der zweite Gang war gut, aber nicht richtig gut: Loup de Mer mit Verjus, Speck vom schwarzen Bigorre-Schwein, Maisravioli, Kastaniencrème. Der Fisch war gut zubereitet, ihm fehlte es aber an Aroma. Sehr gut war die Sauce, die die Röstaromen vom Fisch mit durchaus mutiger Säure (der Verjus) verband. Maisravioli und Kastaniencrème waren eher unauffällige Randnotizen. Von dem Speck des Bigorre-Schweins hatte ich mir geschmacklich etwas mehr erwartet. Mit der Weinbegleitung landete der Sommelier bei mir keine Punkte: der 2009 I.G.P. Pays de l'Herault Blanc der Domaine des Conquètes aus Aniane, eine Cuvée aus Chardonnay, Chenin Blanc, Vermentino und Grenache Blanc, hatte zwar ausreichend Struktur, um den durchaus kräftigen Aromen standzuhalten, blieb aber etwas flach. Bei der Ankündigung des mir zuvor unbekannten Weins und der Erwähnung des Wortes "Aniane" hatte ich in einem Anflug von utopischem Wahn auf einen Mini Grange des Pères gehofft. Naja, man darf ja noch träumen
.
Auch der Fleischgang war sehr fein, ein Taubenbrustfilet, Taubenballotine mit Banyuls glaciert, Apfelvanillekompott, Champignons und Jus Becasse. Die Taube war ganz exzellent, auch die Sauce dazu. In Verbindung mit dem Kompott und den Pilzen ergab das ein schönes Aromenspiel aus mürbe-morbide-blutig, erdig und süß, allerdings mit angezogener Handbremse. Eine um Kilometer rustikalere Version der Taube am nächsten Tag (Bericht folgt) hat mich mehr inspiriert. Mit dem begleitenden Wein konnte ich wieder nicht so viel anfangen. Der 2008 Pic St. Loup Les Grenadières von Mas Bruguières roch zwar sehr verführerisch, hatte aber ein großes Loch in der Mitte und war etwas ruppig im Abgang. Für die feine Taube hätte es einen etwas feineren Wein gebraucht.
Hervorragend war anschließend der Käsewagen. Ich hatte einen Ziegenkäse aus den Cevennen und einen aus Larzac und dazu noch einen ganz exzellenten Kuhweichkäse aus der Savoie, dessen Namen ich aber vergessen habe.
Danach war ich leicht verwirrt. Denn es kamen ziemlich schnell nach dem Käse mehrere kleine Desserts, ein Aprikosenschaum mit gefriergetrockneten Aprikosen, sehr feine Schokozungen und geeiste Pralinen aus weißer Schokolade, dazu eine sehr (zu) große Auswahl an Petit Fours. Sollte es das schon gewesen sein?
Nein, denn anschließend wurden noch nacheinander die regulären Desserts aus dem Menu gebracht. Das erste Dessert war mein Favorit an dem Abend, eine wirklich exzellente Zitrusfrüchtenage mit Basilikumcrème, Meringue und Mandarineneis. Hier sprang der zuvor schon angesprochene Funke endlich einmal über. Das Gericht war etwas spielerischer als der Rest, lud mehr zum Erkunden ein. Das traf auf das zweite Dessert, eine Variation von der Marone, nicht zu. Diese war - wie so vieles an dem Abend - sehr fein, aber etwas langweilig auf sehr hohem Niveau.
Meiner Ansicht nach muss man im Winter nicht unbedingt in den Jardin des Sens gehen, wirklich etwas falsch macht man aber auch nicht.
Das Restaurant und das dazugehörige Hotel liegen nicht gerade zentral, aber jedenfalls im Sommer dürfte der verglaste und in einem Garten liegende Speisesaal für die - zu Fuß - mühsame Anreise entschädigen. Im Winter ist das Setting immer noch beeindruckend, aber den Fotos auf der Restaurant-Website nach zu urteilen herrscht im Frühling und Sommer eine ganz andere Magie. Es war recht gut besucht. Der Service ist vor allem zahlreich, auch sehr professionell. Eine etwas persönliche Note hätte ich sympathisch gefunden.
Es gibt drei Menus, ich entschied mich für das mittlere Menu "Sens & Saveurs". Die Weinkarte ist sehr gut sortiert mit Schwerpunkt auf Weine aus dem Languedoc, allerdings ziemlich hochpreisig. Hätte es einen Grange des Pères Blanc in der halben Flasche gegeben, wäre ich vielleicht schwach geworden. So wählte ich - mal wieder - die Weinbegleitung, was sich im Nachhinein als nur mittelmäßige Wahl herausstellte.
Ein Fazit fällt mir gar nicht so leicht. Direkt nach dem Besuch war ich ziemlich enttäuscht. Nach dem aufregenden Besuch im Atelier de Jean-Luc Rabanel musste es jedes Restaurant schwer haben. Mit etwas Abstand werden die Erinnerungen zunehmend positiver, wenn mir auch heute noch das gewisse Etwas fehlt - eine persönliche Handschrift, unvergesslich gute Produkte oder besonders schöne Kombinationen beispielsweise. Die Küche im Jardin des Sens ist ohne Frage sehr fein und auch exzellent zubereitet. Der Funke mochte trotzdem nicht recht überspringen.
Als erstes Amuse Gueule wurden ein Langoustinenragout mit Krustentierschaum und Kalbskopf-Kroketten mit Senf gereicht, beides eher langweilig, was auch auf die anschließend gereichten Parmesanolivenkekse und kleine Pastetchen mit Ratatouillezutraf. Deutlich besser war da die getrüffelte Topinamburcrème mit Steinpilzschaum und Toast mit Steinpilzcrème - aromatisch sehr fein und verführerisch.
Das Menu startete mit Hummer mit Spargelsalat, Spargel in Tempura und Spargel mit Bigorre-Speck. Während ich mich kurz fragte, warum es mitten im Winter grünen Spargel geben muss, wurde ich ein paar Tage später eines besseren belehrt, als erneut grüner Spargel auf den Teller kam, präsentiert mit großem Stolz als der erste grüne Spargel der Saison. Auch der Spargel in Montpellier wirkte frisch und nicht wie TK-Ware. Am besten war der Tempura-Spargel. Der Spargelsalat war leicht säuerlich angemacht, der Hummer (ein halber) ausgelöst, mild gedämpft und sehr fein im Geschmack. Zu diesem Gang fand ich die Weinbegleitung noch sehr gut. Man kann ja über Gérard Gauby sagen, was man will. Ich finde, er macht beständig großartige Weine sowohl in der Basisklasse als auch darüber. Im Jardin des Sens wurde die Basisklasse serviert, nämlich der 2010 Vin de Pays des Côtes Catalanes "Les Calcinaires" Blanc, der genauso wie der Hummer eher dem Unterstatement fröhnte.
Der zweite Gang war gut, aber nicht richtig gut: Loup de Mer mit Verjus, Speck vom schwarzen Bigorre-Schwein, Maisravioli, Kastaniencrème. Der Fisch war gut zubereitet, ihm fehlte es aber an Aroma. Sehr gut war die Sauce, die die Röstaromen vom Fisch mit durchaus mutiger Säure (der Verjus) verband. Maisravioli und Kastaniencrème waren eher unauffällige Randnotizen. Von dem Speck des Bigorre-Schweins hatte ich mir geschmacklich etwas mehr erwartet. Mit der Weinbegleitung landete der Sommelier bei mir keine Punkte: der 2009 I.G.P. Pays de l'Herault Blanc der Domaine des Conquètes aus Aniane, eine Cuvée aus Chardonnay, Chenin Blanc, Vermentino und Grenache Blanc, hatte zwar ausreichend Struktur, um den durchaus kräftigen Aromen standzuhalten, blieb aber etwas flach. Bei der Ankündigung des mir zuvor unbekannten Weins und der Erwähnung des Wortes "Aniane" hatte ich in einem Anflug von utopischem Wahn auf einen Mini Grange des Pères gehofft. Naja, man darf ja noch träumen

Auch der Fleischgang war sehr fein, ein Taubenbrustfilet, Taubenballotine mit Banyuls glaciert, Apfelvanillekompott, Champignons und Jus Becasse. Die Taube war ganz exzellent, auch die Sauce dazu. In Verbindung mit dem Kompott und den Pilzen ergab das ein schönes Aromenspiel aus mürbe-morbide-blutig, erdig und süß, allerdings mit angezogener Handbremse. Eine um Kilometer rustikalere Version der Taube am nächsten Tag (Bericht folgt) hat mich mehr inspiriert. Mit dem begleitenden Wein konnte ich wieder nicht so viel anfangen. Der 2008 Pic St. Loup Les Grenadières von Mas Bruguières roch zwar sehr verführerisch, hatte aber ein großes Loch in der Mitte und war etwas ruppig im Abgang. Für die feine Taube hätte es einen etwas feineren Wein gebraucht.
Hervorragend war anschließend der Käsewagen. Ich hatte einen Ziegenkäse aus den Cevennen und einen aus Larzac und dazu noch einen ganz exzellenten Kuhweichkäse aus der Savoie, dessen Namen ich aber vergessen habe.
Danach war ich leicht verwirrt. Denn es kamen ziemlich schnell nach dem Käse mehrere kleine Desserts, ein Aprikosenschaum mit gefriergetrockneten Aprikosen, sehr feine Schokozungen und geeiste Pralinen aus weißer Schokolade, dazu eine sehr (zu) große Auswahl an Petit Fours. Sollte es das schon gewesen sein?
Nein, denn anschließend wurden noch nacheinander die regulären Desserts aus dem Menu gebracht. Das erste Dessert war mein Favorit an dem Abend, eine wirklich exzellente Zitrusfrüchtenage mit Basilikumcrème, Meringue und Mandarineneis. Hier sprang der zuvor schon angesprochene Funke endlich einmal über. Das Gericht war etwas spielerischer als der Rest, lud mehr zum Erkunden ein. Das traf auf das zweite Dessert, eine Variation von der Marone, nicht zu. Diese war - wie so vieles an dem Abend - sehr fein, aber etwas langweilig auf sehr hohem Niveau.
Meiner Ansicht nach muss man im Winter nicht unbedingt in den Jardin des Sens gehen, wirklich etwas falsch macht man aber auch nicht.
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