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Der Koch dreht seine Runde

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  • Der Koch dreht seine Runde

    Zitat von wi090365 Beitrag anzeigen
    Es ist jedoch anders, wenn der Koch seine obligatorische Runde dreht und dann mit der Frage kommt „Hat es Ihnen gefallen?!“. Ich glaube, es spielt auch keine Rolle, ob man als Gast zufrieden war oder nicht, der Koch will es meistens auch nicht genau wissen. Ganz fürchterlich finde ich (das war dann gestern auch der Fall), wenn der Gast eine lange Konversation mit dem Koch anfängt und alle seine kulinarische Stationen aufzählt, ohne jedoch auf die konkrete Küchenleistung einzugehen. Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, ich persönlich finde so etwas schlimm.
    Spannendes Thema, liebe Wi! Darum erlaube ich mir einfach mal, dazu einen eigenen Thread aufzumachen. Denn ich vermute, dass sich der eine oder andere hier zur "Köche-Runde" bereits eine eigene Meinung gebildet hat oder auch, sehr erwünscht, interessante Erlebnisse mitzuteilen hat!

    Meine eigenen Erfahrungen mit dem Rundgang des Kochs sind durchwachsen, wobei die negativen leider überwiegen. In vielen Fällen hatte ich - genau wie Wi - den Eindruck, dass der Koch an einer detaillierten Rückmeldung eigentlich kein Interesse hat. Darum verkneife ich es mir inzwischen meistens, auf dieses Gesprächsangebot einzugehen und es bleibt beim "Wie hat es Ihnen geschmeckt? - Danke, sehr gut!" ENDE. Es gibt natürlich gelegentlich auch spannende Unterhaltungen. Mir scheint, es hängt ganz davon ab, ob den Koch die Meinungen der Gäste wirklich interessieren oder ob es sich bloß um eine leidige Pflichtübung handelt. Ich kann ja gut verstehen, wenn man als Küchenchef nach einem harten und langen Arbeitstag keine rechte Lust mehr hat, fremder Leute (Stichwort "befremdliche Nachbartische") zum Teil wahrlich tumbe und nervige Fragen zu beantworten. Aber dann sollte man es sich und den Gästen auch einfach nicht antun. Eine offenkundig desinteressierte Pflichtrunde kann nämlich auch leicht als eine Respektlosigkeit dem Gast gegenüber erscheinen.

    Grüße, Mohnkalb

  • #2
    Ich halte das Erscheinen des Koches im Allgemeinen und meiner Person im Besonderen im Gastraum für unnötig.

    Mir ist es einfach nicht angenehm, zwischen den besetzten Tischen umher zu schleichen. Wenn besondere Gäste- Familie, Freunde, zum Ende des Abends erwarten, dass man vorstellig wird. bleibt es oft bei einem Nicken oder ähnlich kryptischen Grüßen für die Gäste, an denen ich vorbei muss.
    Ich will sie nicht stören, kann sie aber natürlich auch nicht ignorieren. Hierfür gibt natürliche Barrieren verdammt... die erste ist der Pass und eine Glasscheibe, die zweite sind die Durchgänge in die Gasträume. In denen gut sichtbar eine unübersichtliche Menschenansammlung sitzt. Nur schwer zu fassen, wenn im Kopf noch die Bons hängen. Gäste die Vis a vis der Küche sitzen bekommen selbstverständlich mehr Beachtung, wenn es sich ergibt.

    Bei all dem bin ich wirklich kein unhöflicher Mensch. Wer eine Frage hat oder das Bedürfnis verspürt mit der Küche zu sprechen, darf jederzeit an den Pass kommen oder auch den Service nach mir schicken. Mir aber ist i.d.R. ein kurzer Blickkontakt und ein Gruß beim Eintreffen und zum Abschied genug.

    Es gibt einen Schlag Gäste, die obwohl man sie nicht kennt erwarten, von Chef oder Chefin persönlich umgarnt zu werden. Wenn die "Chemie" passt gern, wenn es bloße Wichtigtuerei ist, hat der Chef recht schnell keine Zeit mehr und die Chefin kümmert sich fürsorglichst um den Nachbartisch.

    Anders herum habe ich es ebenfalls noch nicht oft als angenehm empfunden, wenn der Chef zum Ende des Abends an den Tisch kam. Und je höher er dekoriert war, umso weniger wollte man ihm Zeit stehlen. Manchmal war die spontane Regung vorhanden aufstehen und applaudieren zu wollen, aber allein hätte es sicherlich blöd ausgesehen und man sitzt ja nicht in einem Ferienflieger. Wobei auch hier die Chemie eine große Rolle spielt. Es gibt Küchenchefs mit denen man in der Lobby versacken kann, ohne sonderlich viel über Essen oder kochen zu sprechen und diese wo ein Nicken und etwas gestammeltes beiden völlig ausreicht.

    Letztlich sind gute Köche eher selten auch gute Schauspieler, weswegen gegenseitige Sympathie trotz aller Gastgeberpflichten erforderlich ist, damit es für beide Seiten etwas Bereicherndes haben kann.

    kurzes Nicken, lächelnde Augen und gute Nacht

    Passepartout

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    • #3
      Zitat von passepartout Beitrag anzeigen
      Ich halte das Erscheinen des Koches im Allgemeinen und meiner Person im Besonderen im Gastraum für unnötig.
      Danke fuer diesen Beitrag, werter passepartout!

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      • #4
        Ein Pflichtübung ist immer unangenehm für beide Seiten und für die Köche, für die es das wäre, ist es sicher besser, sich den Rundgang zu sparen. Andererseits ist eine gewisse Präsenz beim Gast gerade bei Köchen, die sich doch sehr über ihren individuellen Stil verkaufen schon irgendwie sinnvoll. Ich persönlich empfinde die Variante eines kurzen Shake-Hands und ein paar Worten beim Herausgehen als sehr angehem. Die Gesprächsebene ist rein körperlich, da beide stehen und so andeuten können, dass sie keinen längeren Small-Talk führen können oder wollen, angenehm, es wehen keine Fetzen vom Nachbartisch herüber usw. Der Vorteil der Runde ist natürlich, dass alle Gäste auf einen Rutsch begrüßt/verabschiedet wurden.
        Zuletzt geändert von QWERTZ; 28.02.2012, 22:36.

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        • #5
          Vermutlich können hier alle Beteiligten viel richtig oder eben auch fürchterlich falsch machen. wi090365 stimme ich jedenfalls absolut zu, dass profilneurotische Gäste, die dem Koch ihr selbstgefälliges Geschwätz aufnötigen, unerträglich sind. Am interessantesten sind nach meiner Erfahrung Unterhaltungen mit dem Service bzw. der "Weinfachkraft", sofern sie sich natürlich ergeben, weil man auf etwas Interessantes gekommen ist und die Konversation von (hoffentlich beiden Seiten) als angenehm empfunden wird, idealerweise gut gelaunt geführt.
          Ist man tatsächlich berauscht von einem grandiosen Menü, wollen Lob und Dank manchmal einfach ausgesprochen werden (sofern die schwere Zunge dazu noch imstande ist). Das halte ich für ein nachvollziehbares Bedürfnis. Dies in aller Kürze und Prägnanz zu tun, wäre bzw. ist dann meine Ambition, sofern der Meister besagte Runde auch macht. Besonders angenehm in dieser Hinsicht fand ich bislang die Herren Wohlfahrt, Lumpp und Sackmann sowie Herrn Diers (und zu nennen wären bestimmt noch einige mehr): alle sehr bescheiden und bodenständig, wie man weiß, Letztgenannter sogar besonders nett. Das nimmt der Gast dann auch noch gerne mit!

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          • #6
            Zitat von QWERTZ Beitrag anzeigen
            Ich persönlich empfinde die Variante eines kurzen Shake-Hands und ein paar Woten beim Herausgehen als sehr angehem.
            So sehe ich das auch!

            Alles andere ist meist krampfig: "War alles in Ordnung?" Ja, was soll man da sagen? Lobhudelei ist unangenehm, Kritisches anzusprechen schwierig, Small-talk meist zu ausufernd, eigene Geschichten oft deplaziert, nur "danke, ja" sagen wohl zu wenig.

            Also, am besten weglassen und nett verabschieden!

            Beste Grüße, Merlan

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            • #7
              Dann frage ich mich, was der Koch sich selbst eigentlich von seiner Runde verspricht? Welche Erwartung hat er an die Gäste?

              Ich war schon so frech und habe einem besonders schüchternen Vertreter seiner Zunft meine Begeisterung nach einem Besuch im Foyer beherzt mitgeteilt (dorthin hatte ihn sein gewitzter Sommelier genötigt) - gerade vor dem Hintergrund einer damals aktuellen und mir nicht verständlichen Gault-Millau-Kritik, die sich am Rande eines Verrisses bewegte. Ich wollte ihn einfach wissen lassen, dass es auch noch andere Meinungen gibt, die ihn weiter motivieren mögen, statt sich von der berüchtigten Kohnke'schen Ätze runterziehen zu lassen. Wenn der Berg also nicht zum Propheten kommt...

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              • #8
                Die "Runde" finde ich auch meist etwas krampfig. Aber mir scheint, als ob viele Gäste sie erwarten. Besser finde ich die von QWERTZ erwähnte Shake Hands Variante am Ausgang (funktioniert aber nur für die letzten Gäste) oder die Variante, in der der Service merkt, wenn ein Gast besonders interessiert oder besonders begeistert ist, und in der dann "zufällig" noch ein Rencontre stattfindet.

                Zitat von merlan
                Ja, was soll man da sagen? Lobhudelei ist unangenehm, Kritisches anzusprechen schwierig
                Lobhudelei finde ich gar nicht so unangenehm. Wenn ein Essen wirklich grandios war, sage ich das gerne und den Koch freut es sicher auch. Kritik fällt mir leichter, wenn man dazu eingeladen wird. So z.B. wenn der Service nicht einfach nur fragt, ob es "recht" war, sondern z.B. wie man diese oder jene Kombination fand. Dafür braucht es natürlich auch einen interessierten Service.

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                • #9
                  Zitat von rocco Beitrag anzeigen
                  So z.B. wenn der Service nicht einfach nur fragt, ob es "recht" war, sondern z.B. wie man diese oder jene Kombination fand. Dafür braucht es natürlich auch einen interessierten Service.
                  Das wäre sowieso mal eine eigene Diskussion wert - ich finde, dass hier der Service mehr gefordert bzw. auch von Küchenseite mehr eigebunden werden sollte. Aber das erfordert zugegeben weit mehr Schulungs- und Abstimmungsbedarf als "War's recht?" und "Das gebe ich gern weiter". (Was derzeit noch in den meisten Fällen aus den Antworten der Gäste wird, kann wahrscheinlich jeder aus eigener Erfahrung ableiten).

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                  • #10
                    Zitat von malbouffe Beitrag anzeigen
                    "Das gebe ich gern weiter"
                    keine ideale Entgegenahme eines Lobs, da in der Regel wenig glaubwürdig. Besser erschiene mir da, das Lob selbstbewusst im Namen der Küche entgegen zu nehmen (einfach: "Danke!"). Schließlich ist es primär die Aufgabe des Service, das Restaurant (inkl. Küche) gegenüber dem Gast zu vertreten.

                    Grüße, mk

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                    • #11
                      Zitat von Mohnkalb Beitrag anzeigen
                      keine ideale Entgegenahme eines Lobs, da in der Regel wenig glaubwürdig. Besser erschiene mir da, das Lob selbstbewusst im Namen der Küche entgegen zu nehmen (einfach: "Danke!"). Schließlich ist es primär die Aufgabe des Service, das Restaurant (inkl. Küche) gegenüber dem Gast zu vertreten.
                      Genau das meine ich. Und zwar nicht nur im Falle eines Lobs sondern auch, wenn es dem Gast nicht so gefallen hat.

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