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Deutsche ***/Französische ***

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  • Deutsche ***/Französische ***

    Eins vorweg: Ich war ja weder in Frankreich in einem ***er, noch in Deutschland. Aber langsam beschleicht mich das Gefühl, dass unsere Köche mittlerweile die Vorreiterrolle übernommen haben. Ich lese wirklich gern im Forum die entsprechenden Berichte und ich stelle fest:
    Die Gerichte von Bau, Amador, Erfort, Elverfeld und co. klingen spannender, sehen auf den Fotos besser aus und auch die Berichte lesen sich so, als könne man hierzulande qualitativ besser speisen. Nicht so altbacken, nicht so überladen mit Luxusprodukten. Klarer. Eine kontroverse These.

  • #2
    Zitat von bar de ligne
    Die Gerichte von Bau, Amador, Erfort, Elverfeld und co. klingen spannender, sehen auf den Fotos besser aus und auch die Berichte lesen sich so, als könne man hierzulande qualitativ besser speisen. Nicht so altbacken, nicht so überladen mit Luxusprodukten.
    Ihre Beobachtungen decken sich nicht mit meinen Erfahrungen - abgesehen davon, dass es insbesondere auch in Frankreich doch recht grosse Unterschiede unter den *** gibt. Wie gut ein Gericht auf einem Foto aussieht ist für mich defintitiv kein Qualitätskriterium.

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    • #3
      Meine Meinung fußt natürlich nur auf der Kenntnis einer überschaubaren Anzahl von *Restaurants in F und D. Bei mir haben allerdings die französischen Kollegen die Nase vorn. Mir erscheint die Küche selbstbewusster und stilistisch besser abgegrenzt. Die Invasion der Erbsensprossen oder welcher Mode auch immer hat es dort deutlich schwerer. Es ist oft wohltuend weniger Tamtam auf dem Teller, was dem Geschmack nicht schadet. Der größte Unterschied liegt für mich aber immer noch in der Mentalität der Gäste und der Vorteil dabei klar auf Seiten Frankreichs.

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      • #4
        Zitat von cynara
        Der größte Unterschied liegt für mich aber immer noch in der Mentalität der Gäste und der Vorteil dabei klar auf Seiten Frankreichs.
        Das interessiert mich näher. Wie unterscheidet sich die Mentalität der Gäste in Frankreich und Deutschland nach Ihrer Erfahrung (ich selbst habe zuwenig, als dass ich dazu etwas sagen könnte)?

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        • #5
          Eine Antwort fällt mir gar nicht so leicht. Ich versuche dennoch ein paar Beobachtungen aufzulisten, die mir den Unterschied zu Deutschland ausmachen:

          Unter den Gästen sind viel mehr Normalverdiener, die sich den Luxus eines Sternerestaurants erlauben.

          Es werden kaum Gänge ausgetauscht oder „Allergien“ geltend gemacht. Ich denke das liegt auch daran, dass Franzosen im Alltag den Umgang mit spezielleren Produkten (Meeresfrüchte, Innereien, Schnecken usw.) gewöhnt sind.

          Meistens ist die Stimmung lockerer und der Geräuschpegel höher als in vergleichbaren deutschen Restaurants, was vielleicht damit zu tun haben könnte, dass es weniger 2-er Tische gibt. Man geht halt mit Freunden oder der ganzen Familie.

          Ich habe immer das Gefühl, dass Essen und Wein genossen werden, ohne dass jedes Mal die Rechenmaschine mitläuft, ob das Gesamtbudget im Rahmen bleibt.

          Natürlich sind das ganz persönliche Eindrücke, die bitte nicht schwarz/weiß aufgefasst werden sollten. Vielleicht sieht die Welt einen Tisch weiter ganz anders aus.

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          • #6
            Zitat von cynara
            Unter den Gästen sind viel mehr Normalverdiener, die sich den Luxus eines Sternerestaurants erlauben.
            Woran machen Sie das fest, werte Cynara? Woran erkennen Sie den "Normalverdiener", was auch immer "normal" sein mag? Und woher kommt die Erkenntnis, dass es "viel mehr" sind?

            An meiner Fragestellung merken Sie, dass ich Zweifel hege. Ich glaube eher, dass wir uns so gerne den typischen Franzosen vorstellen. Ich fürchte, dies ist genauso ein Klischee wie der Eisbein und Sauerkraut essende Deutsche!

            Beste Grüße, Merlan

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            • #7
              Zitat von merlan
              Woran machen Sie das fest, werte Cynara? Woran erkennen Sie den "Normalverdiener", was auch immer "normal" sein mag? Und woher kommt die Erkenntnis, dass es "viel mehr" sind?
              Natürlich sieht man den wenigsten Menschen ihr Einkommen an. In dem Unternehmen, in dem ich beschäftigt bin, arbeiten viele Franzosen. Und ich weiß von einigen, dass sie zumindest an persönlichen Festtagen Sternerestaurants besuchen. Eine vergleichbare Gruppe gibt es bei den deutschen Beschäftigten nicht. Wir übernachten auch ab und an in Chambres d'hôtes und stellen anhand der Restaurantipps fest, dass die Vermieter durchaus selbst dekorierte Häuser besuchen. All dies und vielleicht auch die ein oder andere falsch gedeutete Äußerlichkeit bringen mich zu meiner Meinung, die sicherlich pauschal geschimpft werden kann. Frankophile Grüße. Cynara.

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              • #8
                Zitat von cynara
                Eine Antwort fällt mir gar nicht so leicht.
                Das ist nachvollziehbar, danke trotzdem. Ihre Einschätzung mit allen ihren Einschränkungen finde ich ebenso nachvollziehbar.

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                • #9
                  Zitat von cynara
                  Natürlich sieht man den wenigsten Menschen ihr Einkommen an. In dem Unternehmen, in dem ich beschäftigt bin, arbeiten viele Franzosen. Und ich weiß von einigen, dass sie zumindest an persönlichen Festtagen Sternerestaurants besuchen. Eine vergleichbare Gruppe gibt es bei den deutschen Beschäftigten nicht. Wir übernachten auch ab und an in Chambres d'hôtes und stellen anhand der Restaurantipps fest, dass die Vermieter durchaus selbst dekorierte Häuser besuchen. All dies und vielleicht auch die ein oder andere falsch gedeutete Äußerlichkeit bringen mich zu meiner Meinung, die sicherlich pauschal geschimpft werden kann.

                  Interessanter finde ich die Frage, ob der Altersschnitt in französischen *** niedriger ist. Ich jedenfalls habe in D fast immer Gäste neben mir sitzen, die deutlich älter sind als ich. Das hat vielleicht etwas mit dem Einkommen zu tun, aber auch mit Wertschätzung. Viele meiner deutschen Freunde würden das Geld eines *-Restaurantbesuchs lieber für eine Jeans ausgeben, deren Herstellungskosten bei maximal 30 Euro liegen. Der anschließenden Preisaufschlag von 600% stört da niemanden, eine Flasche Wein über 40 Euro erfordert weitergehende Überlegungen.

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                  • #10
                    Zitat von malbouffe
                    Ich jedenfalls habe in D fast immer Gäste neben mir sitzen, die deutlich älter sind als ich.
                    Wenn Ihre Profilinformationen zutreffend sind, bin ich ja mindestens noch zehn Jahre lang ein "junger Gast". Das ist ein schönes Gefühl, denn ich habe mich das erste Mal alt gefühlt, als Menschen ins Bundeskabinett berufen wurden, die jünger sind als ich...

                    Zitat von malbouffe
                    Das hat vielleicht etwas mit dem Einkommen zu tun, aber auch mit Wertschätzung. Viele meiner deutschen Freunde würden das Geld eines *-Restaurantbesuchs lieber für eine Jeans ausgeben, deren Herstellungskosten bei maximal 30 Euro liegen. Der anschließenden Preisaufschlag von 600% stört da niemanden, eine Flasche Wein über 40 Euro erfordert weitergehende Überlegungen.
                    Sie sagen es, deswegen ist es eben nur bedingt eine Frage des Einkommens. (Klar, ein gewisses leicht überdurchschnittliches Einkommensniveau braucht es schon, aber ansonsten ist es eine Frage der Prioritätensetzung). Worauf verzichtet man, um sich vielleicht das Hobby Sterneküche und Wein leisten zu können? Ich persönlich auf ein Auto und ausgedehnte Fernreisen. Wenn ich überlege, wie viel Geld Bekannte von mir im Jahr für Konzerte und Festivals ausgeben, dann kommt es am Ende aufs Gleiche raus.

                    Aber das ist vielleicht nur ein Aspekt. Mir persönlich behagt es nicht, wenn Kulturen so über einen Kamm geschoren werden, wie es für diese Diskussion notwendig ist. Verallgemeinerungen und Absolutierung persönlicher Erfahrungen führen schnell zu falschen bzw. schiefen Bildern. Da ich bislang nicht in Frankreich unterwegs war, enthalte ich mich einer Meinung, obwohl ich die Disskussion doch interessant finde.
                    Aber, dass die französische Küche international nicht gerade der Trendsetter ist, haben ja nun schon diverse Kritiker formuliert bzw. die S. Pellegrino-Top-50-Liste bringt es auch zum Ausdruck. Vielleicht ist es eine Frage der Tradition: dort, wo es eine gute und allgemein geschätzte Tradition gibt, sind die Hürden, auch mal andere Wege zu gehen, vielleicht höher.

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                    • #11
                      Nun ja, die S. Pellegrino-Top-50-Liste ist ja auch nicht wirklich aussagekräftig. Das ist ja nur eine Liste der "beliebtesten" Restaurants dazu werden die Meinungen stark im angelsächsischen Raum eingeholt.

                      Ich finde die Frage "schmackt *** in D und F gleich" interessant. Denn auch ich stelle mir oft die Frage ob es nicht *** gibt die in einem anderen Land nur zwei oder 1 Stern hätten.

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                      • #12
                        Was die Liste betrifft, haben Sie wohl recht. Ich wollte sie nur anführen, um darzulegen, dass die hier aufgeworfene These jetzt unbedingt eine extreme Außenseiterposition zu sein scheint.
                        Die von Ihnen aufgeworfene Frage, nach der Bewertung in den verschiedenen Ländernm kann man nach der Ansicht des Films "Die Köche und die Sterne" eigentlich nur mit JA beantworten. Aber wie gesagt, mir fehlt die Vergleichsmöglichkeit.

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                        • #13
                          "Die Köche und die Sterne"... nun ja, da wurde eigentlich überhaupt nichts beantwortet. Nur weil das Noma der Meinung ist, es hätte den dritten Stern verdient kann man ja nicht die Aussage machen, dass die Wertungen unterschiedlich sind. Eigentlich bekräftig der Michelinführer ja, dass man die drei Sterne zur vergibt wenn der Zuständige aus Paris ebenfalls der Überzeugung ist.

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                          • #14
                            Na ja, für mich wurde noch etwas mehr deutlich (nicht, dass man das nicht vorher schon ansatzweise wissen bzw. ahnen konnte): die Zahl der 3-Sterne-Häuser in einer Region hängt zusammen mit der wirtschaftlichen Tragfähigkeit eines Führers. Als Beispiel wurde ja auch die Zahl der 3-Sterne-Häuser in Tokio in Zusammenhang mit dem Erscheinen des Führers für diesen Teil der Welt gesetzt. Aber wir schweifen etwas vom Thema ab, es ging ja weniger um die Bewertungen, als um die Küche und - wie Sie sinnvollerweise aufgeworfen haben - um den "Geschmack".

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                            • #15
                              Zitat von cynara
                              Der größte Unterschied liegt für mich aber immer noch in der Mentalität der Gäste und der Vorteil dabei klar auf Seiten Frankreichs.
                              Nach meiner Erfahrung kann ich dem nur hundertprozentig zustimmen. Das Essen gehen ,ist ein Teil der Lebenseinstellung und dient nicht nur zur Aufnahme von Nahrung bzw. der Befriedigung. Man geht mit Familie/Freunden in Sternetempel, ohne Schwellenangst zu haben.
                              Das hat sich sicherlich in Deutschland auch verbessert, aber ein Besuch ist hier leider immer noch häufig eine Prestigeangelegenheit, die halt nur die Reichen sich leisten können.

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