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Wie gut sind unsere Sommeliers wirklich?

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  • Wie gut sind unsere Sommeliers wirklich?

    A., einer meiner Freunde, mag keinen Pinot Noir. Leider - denn ich trinke ihn sehr gerne, was schon mal zu feindlich getrennten Flaschen führen kann, wenn wir gemeinsam irgendwo einkehren. Aber dann neulich im Restaurant: Wir suchen nach einem Rotwein zum Hauptgang und A. erzählt dem Sommelier mal wieder, dass er leider keinen Pinot Noir mag: " Die einzige Flasche, die mir von dieser Rebsorte je geschmeckt hat war ein 05er Johner." - Nun war das in einem Lokal, in dem der 05er Johner (und weitere Jahrgänge) tatsächlich auf der Karte standen. Ich vermute mal, in neun von zehn Fällen würde der Sommelier jetzt auf Nummer Sicher gehen und einfach sagen: "Fein, soll ich Ihnen also den Johner bringen?"

    Nicht so Herr Kiowski... : "Wenn Sie den 05er Johner mögen, kann ich Ihnen gerne einen anderen Pinot bringen, den Sie mit Sicherheit ebenfalls mögen. Wenn Ihnen der nicht gefällt, nehme ich die Flasche gerne zurück." Spricht's, entschwindet, kommt mit einer Flasche aus dem Burgund* zurück und gießt meinem Freund einen Probeschluck ein...

    ...der ihm so gut gefallen hat, dass er inzwischen eine Kiste davon gekauft hat!

    Tolles Erlebnis bei der Weinberatung! Dazu muss ich sagen, dass zuvor bestimmt ein halbes Dutzend Somms an der Aufgabe gescheitert sind, A. einen Pinot zu servieren, den er auch trinkt. Die Erklärung von Herrn Kiowsi war aber relativ simpel: "Sie mögen vermutlich nur fleischige, körperreiche Pinots, und dazu braucht man in der Regel das Burgund und einen warmen Jahrgang."

    Grüße, Mohnkalb


    *2003 Domaine Cachat-Ocquidant Corton Clos des Vergennes Grand Cru

  • #2
    Und ich hatte 'nen Freund, der mochte keinen Fisch.
    Zu hoch, liebes Mohnkalb, sollte man die spleens bzw Phobien einzelner Zeitgenossen nicht hängen. Das eigentliche Problem der Pinots ist doch, daß es, gerade im Burgund, soviel unharmonisches Zeugs gibt. Und daß die Pinots, die einen bezaubern, so saumäßig teuer sind. Dies aber dem Pinot an sich anzulasten, geht zu weit.
    Gruß
    s.
    PS: aber mit dieser Provokation, daß die Pinots, die ich mir leisten kann, üblicherweise Seichtheimer sind, mit der locke ich auch immer die "Somms" * aus der Reserve
    PS II: und K. ist natürlich schon ein Guter
    ___________________________
    * Koppireit mondy

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    • #3
      Mohnkalb spricht da einen interessanten Punkt an. Gute Sommeliers teilen sich für mich in zwei Gruppen: die einen schaffen es, bei der Auswahl des Weins den Geschmack des Gastes zu treffen und schon das ist aller Ehren wert, den Spitzenleuten jedoch gelingt es, den geschmacklichen Horizont des Gastes zu erweitern und so an an seiner Geschmacksbildung mitzuwirken. Letzteres ist freilich (für beide Seiten) mit einem gewissen Risiko verbunden, führt aber in gelungenen Fällen (so wie hier geschildert) zu einer großen Bereicherung.

      Letztlich unterscheiden sich Spitzensommeliers darin nicht von den Spitzenköchen: Sie schenken uns neue Erfahrungen und ermöglichen uns durch ihr Wissen und Können, Vorurteile (gegen bestimmte Speisen, Kombinationen oder eben auch Weine) zu überwinden und geben uns damit neue Maßstäbe.

      Herrn Kiowski vertraue ich mich völlig an. Unvergessen ist mir eine Weinbegleitung zum Bau´schen Menü, die ganz überwiegend aus Moselrieslingen bestand. Das hätte sich selbst nie so ausgewählt, war aber ganz wunderbar!

      Gruß, Spica
      Zuletzt geändert von Spica; 20.05.2014, 06:00.

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      • #4
        Zitat von Spica
        Letztlich unterscheiden sich Spitzensommeliers darin nicht von den Spitzenköchen: Sie schenken uns neue Erfahrungen und ermöglichen uns durch ihr Wissen und Können, Vorurteile (gegen bestimmte Speisen, Kombinationen oder eben auch Weine) zu überwinden und geben uns damit neue Maßstäbe.
        Sehr richtig.

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